Kulturpolitiker Hilmar Hoffmann gestorben
Begnadet im Amt
Frankfurt am Main, 2. Juni 2018. Im Alter von 92 Jahren ist am Freitag der ehemalige Frankfurter Kulturdezernent und Präsident des Goethe-Instituts Hilmar Hoffmann gestorben. Das meldet unter anderen die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Hilmar Hoffmann, geboren am 25. August 1925 in Bremen, war Fallschirmjäger im Zweiten Weltkrieg. 1951 wurde er mit 26 Jahren Direktor der Volkshochschule in Oberhausen. 1953 gründete er die Internationalen Westdeutschen Kurzfilmtage in Oberhausen, die er bis 1970 leitete. Von 1965 bis 1970 war Hoffmann Kultur- und Sozialdezernent der Stadt Oberhausen, von 1970 bis 1990 Dezernent für Kultur und Freizeit in Frankfurt am Main. Er war der bekannteste Vertreter einer Generation sozialdemokratischer Kulturpolitiker, zu der neben Hoffmann etwa Hermann Glaser in Nürnberg oder Richard Erny in Bochum zählten.
Frankfurt die Kulturstadt
Unter der Ägide von Hilmar Hoffmann entstand in Frankfurt am Main in den siebziger und achtziger Jahren das Museumsufer, wofür zu den bestehenden zehn Häusern weitere fünfzehn Museen und Ausstellungshäuser neu errichtet oder eingerichtet wurden. Die Alte Oper wurde wieder aufgebaut, das erste Kommunale Kino entstand 1971, am Schauspiel Frankfurt unterstützte Hoffmann die Versuche eine Mitbestimmung einzuführen, seine Programmschrift "Kultur für alle" galt als Leitfaden für die Demokratisierung von Hoch- und städtischer Kultur.
Der Sozialdemokrat Hilmar Hoffmann blieb - eine außerordentliche Seltenheit - in den siebziger und achtziger Jahren auch unter wechselnden CDU-Oberbürgermeistern Kulturdezernent, obschon es keine Koalition von CDU und SPD in Frankfurt gab. In Frankfurt, schreibt die FAZ, "wurden in Hoffmanns Amtszeit allein von 1975 bis 1990 in die kulturelle bauliche Infrastruktur 1,4 Milliarden DM investiert. Der Kulturanteil im städtischen Haushalt betrug 11 Prozent, damit stand Frankfurt bis 1990 an der Spitze aller europäischen Kommunen."
Repräsentant und Kämpfer
Von 1990 bis 1994 fungierte Hoffmann als Geschäftsführer der von ihm gegründeten "Stiftung Lesen", bis 1997 war er Vorstandsvorsitzender der Stiftung. Von 1993 bis 2002 wirkte Hoffmann als Präsident des Goethe-Instituts, das die deutsche Kulturarbeit im Ausland betreibt, und kämpfte gegen die tief greifende Mittelkürzung der rot-grünen Regierung von Gerhard Schröder und Joschka Fischer.
(Frankfurter Allgemeine Zeitung / jnm)
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