Läuse im Pelz?

29. Juni 2018. Wie halten sie’s mit den Produktionsbedingungen, die Stadttheater und die freien Gruppen? In der Juni-Ausgabe des Theaterpodcasts mit Susanne Burkhardt und Elena Philipp geht es um das Verhältnis von festen Häusern und Freier Szene, um eine strittige Inszenierung in Berlin und darum, wie sich Theater gegen Übergriffe von Rechts wappnen können.

Elena Susanne 560 AnjaSchaefer uElena Philipp (nachtkritik.de) und Susanne Burkhardt (Deutschlandfunk Kultur) © Anja Schäfer

 


Folge 6 – die Themen:

Warum erwähnt niemand die Freie Szene, die das Arbeiten auf Augenhöhe seit Jahrzehnten praktiziert? Diesen Hinweis twitterte eine Hörerin nach der letzten Ausgabe des Theaterpodcasts, in der es einmal mehr um Machtmissbrauch an Stadttheatern ging. Ihren Vorschlag haben Susanne Burkhardt und Elena Philipp aufgegriffen – und sie haben die Hörerin, Katja Grawinkel-Claassen vom Forum Freies Theater in Düsseldorf, kurzerhand eingeladen zum Gespräch.

In Folge 6 des Theaterpodcasts steht mithin das Verhältnis von festen Häusern und Freier Szene im Fokus: Inwiefern öffnen sich die Stadt- und Staatstheater bereits für Produktionsweisen und Ästhetiken der freien Gruppen? Was unterscheidet die beiden Systeme und ist es sinnvoll, sie gegeneinander in Stellung zu bringen?

Gescheitert sind Versuche, Stadttheater und Freie Szene zu verbinden, zuletzt öffentlichkeitswirksam in München, Berlin und Wien. Etwas stiller, aber erfolgreich werden Kooperationen umgesetzt am Theater Dortmund oder auch in der Residenzspielstätte des Schauspiels Leipzig. Neuen Anlauf nehmen nun der Regisseur Milo Rau und sein Team am belgischen NTGent.

Ihre erste Spielzeit starten sie mit einem großen Aufschlag – dem Genter Manifest, einer steilen Selbstverpflichtung mit zehn Punkten zu ihren eigenen Produktionsbedingungen (tourbare Produktionen, Mehrsprachigkeit, keine Klassiker, öffentliche Proben und Recherchen in Kriegs- oder Krisengebieten). Regel Nummer 1 formuliert Milo Raus Anspruch: "Es geht nicht mehr nur darum, die Welt darzustellen. Es geht darum, sie zu verändern." Über das Genter Modell diskutieren Susanne Burkhardt und Elena Philipp gemeinsam mit Katja Grawinkel-Claassen.

Außerdem geht es in der Juni-Ausgabe des Theaterpodcasts – als Kurzthema zum Einstieg – um die umstrittene Inszenierung "In Stanniolpapier" von Sebastian Hartmann am Deutschen Theater Berlin. Zeigt er einen misogynen Opferporno, der die weibliche Hauptfigur und die Schauspielerin Linda Pöppel entmündigt? Das war nach der Premiere während des Uraufführungsformats "Lange Nacht der Autoren" in den Medien zu lesen. Hat sich der Regisseur am Text von Björn SC Deigner vergriffen? In Rücksprache mit Verlag und Autor nannte das DT Berlin Hartmanns Inszenierung eine 'Fassung', keine Uraufführung. Skandal!? Nachdem die Aufregung abgeklungen ist, wirft das Team des Theaterpodcasts einen zweiten Blick auf die Inszenierung – und kommt zu einer anderen Einschätzung.

Und last but not least wird der Theaterpodcast kurzzeitig zum Ratgeberformat gegen Rechts – aus gebotenem Anlass: Wie (und vor allem: bei wem) können sich Theater und freie Gruppen erkundigen, welches Vorgehen bei Übergriffen oder 'Interventionen' von recht(sextrem)en Gruppierungen sinnvoll ist? Zwei Tipps: die Broschüre "Wir lassen uns das Wort nicht nehmen! "Wir lassen uns das Wort nicht nehmen! Empfehlungen zum Umgang mit rechtsextremen Besucher/innen bei Veranstaltungen" der Initiative Mobile Beratung gegen Rechts und Vernetzung mit dem Aktionsbündnis Die Vielen, das im Mai 2018 die Glänzende Demonstration in Berlin mitorganisierte.



Ein Podcast in Zusammenarbeit mit Deutschlandfunk Kultur

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