Politischer Druck auf Polnisches Theaterinstitut
Zweifelhaftes Verfahren
Warschau, 21. Juli 2018. Die Position von Dorota Buchwald, Direktorin des 2003 von ihr mitgegründeten und bis 2014 von Maciej Nowak geleiteten Polnischen Theaterinstituts in Warschau, ist offenbar gefährdet. Der polnische Minister für Kultur und nationales Erbe Piotr Gliński hat einen Wettbewerb um die Leitungsstelle angekündigt.
Dies vermeldet der Theater-Bibliotheken-und-Museen-Verband SIBMAS (Société Internationale des Bibliothèques et des Musées des Arts du Spectacle / Internationale Vereinigung von Theater-Bibliotheken und -Museen) auf seiner Homepage und ruft zur Unterstützung Dorota Buchwalds und der von ihr geleiteten Institution auf.
Der Vertrag der Direktion wird alle fünf Jahre entweder verlängert oder neu besetzt. Für eine Ablösung Buchwalds bestehe laut kritischen Beobachtern aber keine Notwendigkeit, da Buchwald in Polens Theaterszene breites Ansehen genieße. Befürchtet wird ein politischer Hintergrund. Die erfolgreiche und unter Theaterleuten angesehene Buchwald könnte das Institut in den Augen der konservativen Regierungspartei PiS zu liberal geführt haben.
Das Theaterinstitut in Warschau betreut Polens größte Sammlung theaterhistorischer Dokumente, betreibt eine Bibliothek, einen spezialisierten Buchladen, ein Theater-Studio sowie die Theater-Website www.e-teatr.pl (laut Regisseur Wojtek Klemm das "meistgelesene Medium unter polnischen Theaterleuten") und richtet darüber hinaus das Warschauer Theatertreffen aus.
Zentrum der Debatten
In dem Unterstützerbrief der SIBMAS heißt es: "Das Theaterinstitut ist eine offene, freundliche und vielgestaltige Institution, die allen Theaterleuten dient. Es ist ein extrem wichtiger Ort für das polnische Theater, hier kümmert man sich um sein Gedächtnis, indem das komplexeste und modernste System zur Dokumentation des Theaterlebens in ganz Europa entwickelt wird. (...) Seit vielen Jahren ist das Theaterinstitut nun das Zentrum der Debatten über das polnische Theater und das Zentrum seines intellektuellen Lebens. (...) Der Dialog über Theater und mit dem Theater verbundene Angelegenheiten, der sich am Theaterinstitut entwickelt hat, ist offen für diverse Zirkel, Stimmen und Sichtweisen." Diese Offenheit habe die Institution Dorota Buchwald zu verdanken.
Die Forderung der den Brief unterzeichnenden Theater- und Kulturschaffenden ist es, die Autonomie und Einzigartigkeit des Theaterinstituts zu bewahren, was unter der Leitung von Dorota Buchwald garantiert sei: "This is why we fully support her endeavours to be able to continue work for Polish theatre as head of the Theatre Institute." Neue Unterstützer werden aufgerufen, sich mit einer Mail an popieramit@gmail.com zu wenden.
(ape / miwo)
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