Preis der deutschen Theaterverlage 2018 geht nach Gera/Altenburg
Erfolgreiche Wiederentdecker
26. Oktober 2018. Der Preis der Deutschen Theaterverlage "für die Gestaltung innovativer Spielpläne und die besondere Förderung des zeitgenössischen Schaffens" geht in diesem Jahr an Theater&Philharmonie Thüringen. Das teilt das Theater per Presseaussendung mit.
Jährlich wechselnd verleiht die Stiftung des Verbandes Deutscher Bühnen- und Medienverlage einem Schauspiel- oder Opernhaus aus dem deutschsprachigen Raum den Preis. Nachdem der Preis 2017 ans Deutsche Theater Göttingen ging, ist dieses Jahr wieder das Musiktheater dran. In der Jurybegründung wird die "über Jahre hinweg konsequent umgesetzte Spielplanpolitik" von Kay Kuntze gelobt, der die Häuser in Gera und Altenburg seit 2010/11 leitet. Kuntzes Spielplanpolitik arbeite "der zunehmenden Verengung des Repertoires auf vermeintlich publikumswirksame Titel systematisch entgegen" und habe dem Theater große Anerkennung gebracht. "Nicht nur von Seiten der Medien und der Politik, sondern vor allem auch von Seiten des Publikums, das den Kurs von Theater&Philharmonie Thüringen mit stetig wachsenden Auslastungszahlen bestätigt."
Ein wichtiger Schwerpunkt liege auf der Beschäftigung mit Komponisten des 20. Jahrhunderts, denen die Wirkung aufgrund politischer und ästhetisch-ideologischer Gründe versagt blieb. "Bei den erfolgreichen Wiederentdeckungen, Erst- und sogar Uraufführungen von Werken Weinbergers, Haas', Braunfels', Sommers, Tals, Gnesins u.a. sorgte die Kooperation mit Deutschlandfunk Kultur für überregionale Verbreitung und Nachhaltigkeit. Mit Weinbergs 'Die Passagierin', Udo Zimmermanns 'Weiße Rose', Sieberts 'Untergang der Titanic' und der Wiederaufnahme von Enescus 'Oedipe' bekennt sich das Theater Altenburg-Gera in der aktuellen Saison zur historischen Verantwortung deutscher Kulturschaffender im gegenwärtigen europäischen Kontext."
Der Jury gehörten die Autoren Rebekka Kricheldorf und Lutz Hübner, der Komponist Prof. Manfred Trojahn sowie die Bühnenverleger Thomas Maagh (Verlag der Autoren) und Frank Harders-Wuthenow (Boosey & Hawkes) an. Die Preisverleihung wird am 10. Februar 2019 in Gera im Rahmen der Wiederaufnahme der Oper "Oedipe" von George Enescu stattfinden.
Über eine weitere Neuigkeit aus dem Theater berichtet die Thüringische Landeszeitung: Die Trägergesellschaft soll umbenannt werden. Statt "TPT Theater & Philharmonie Thüringen" soll sie künftig "Theater Altenburg Gera gGmbH" heißen und damit wieder die Namen der Städte beinhalten.
(Theater und Philharmonie Thüringen/Stiftung des Verbandes Deutscher Bühnen- und Medienverlage/sd)
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(Vielen Dank für den Hinweis auf die Bildunterschrift, wir haben den Fehler korrigiert. d. Red.)
(Lieber Jago,
das ist nur bedingt richtig, bitte hier:
https://nachtkritik.de/index.php?option=com_alphacontent&view=detail&catid=224&Itemid=106
und hier:
https://nachtkritik.de/index.php?option=com_alphacontent&view=detail&catid=225&Itemid=106
Gruß
jnm)
Das Theater Altenburg/Gera macht sich seit Jahren stark für eine lebendige Erinnerungskultur.
Letztes Jahr wurde z. B. zusammen mit palestinensischen und israelischen Jugendlichen ein Stück entwickelt über die Vertreibung einer jüdischen Altenburger Kaufmannsfamilie, immer wieder werden z.T. völlig unbekannte Opern von NS-verfolgten Komponisten aufgeführt, beeindruckend war auch die Puppentheater-Produktion „Die große Reise“ über Jorge Sempruns Deportation ins Konzentrationslager.
In der Reihe „Wider das Vergessen“ hatten gerade „Cabaret“ und die „weiße Rose“ Premiere. Demnächst folgen „Kaiser von Atlantis“ und „Die Passagierin“ - alles Stücke, in denen Ursachen und Folgen des Nationalsozialsismus eine zentrale Rolle spielen.
Mit dieser Spielplanpolitik hat sich das Theater nicht nur Freunde gemacht. Das Thügida-nahe Altenburger Bürgerforum hetzt massiv gegen das Theater und hat sogar in sehr aggressiver Form zum Theaterboykott aufgerufen. Eine große Debatte entzündete sich im vergangenen Jahr zum Beispiel an der Frage, ob man dem Hauptmann von Köpenick mit einem Farbigen besetzen darf (der prompt für seine schauspielerische Leistung für den FAUST-Preis nominiert wurde).
Es ist gut, dass sich das Theater davon nicht schrecken lässt und dieser Preis vielleicht ermutigt, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.
Theater wie in Altenburg-Gera, die schon vom AfF-nahen Altenburger Bürgerforum mit einem Bann belegt wurden, könnten dann gerade wegen ihrer durch diesen Preis gewürdigten, kosmopolitischen Ausrichtung zunehmend auf dem Prüfstand stehen.
Wünschen Sie es sich anders?
Natürlich ist es gut und hochverdient, dass der Preis nach Gera-Altenburg geht.
https://m.otz.de/web/mobil/kultur/detail/-/specific/Preis-der-deutschen-Theaterverlage-in-Gera-an-Theater-Philharmonie-Thueringen-1222423151?zgtforceua=mobile&service=amp