Überwältigende Übergänge

9. November 2018. Ist das "postmigrantische Theater" eine Erfolgsgeschichte? Und wie erlebten jüdische Bühnenkünstler*innen Deutschland nach ihrer Rückkehr aus dem Exil? Im Theaterpodcast #9 schauen Susanne Burkhardt und Elena Philipp auf einschneidende Übergänge und erinnern an den verstorbenen Theaterkritiker und Mitgründer von nachtkritik.de, Dirk Pilz.

Der Theaterpodcast, Folge 9 – die Themen:

Gesellschaftlich wirksames Theater – gibt es das? Im Falle des "postmigrantischen Theaters": Ja. Wer "deutsch" ist, wird anders oder bunter gesehen als noch vor zehn Jahren. Und das Anliegen, die Vielfalt der Gesellschaft auf den Bühnen abzubilden, ist mittlerweile Mainstream, wenn auch in den Ensembles noch nicht Wirklichkeit. Zehn Jahre postmigrantisches Theater: Als Gast haben Susanne Burkhardt und Elena Philipp die Schauspielerin Sesede Terziyan eingeladen. Sie spielte am Kreuzberger Ballhaus Naunynstraße in der Inszenierung "Verrücktes Blut" (2010), mit der das postmigrantische Theater seinen Durchbruch feierte. Seit 2013 ist Sesede Terziyan Ensemblemitglied am Berliner Maxim Gorki Theater. Dort richtet Shermin Langhoff als erste türkisch-stämmige Intendantin eines deutschen Stadt- oder Staatstheaters ihr Augenmerk auf die diversen, in vielerlei Weisen von Migration geprägten deutschen Identitäten – auf die Geschichte(n) aller.

Als "Postexilanten" könnte man die jüdischen Theaterschaffenden bezeichnen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Emigration nach Deutschland zurückkehrten. Über die Schicksale von 200 Remigrantinnen und Remigranten schreibt die Literaturwissenschaftlerin Anat Feinberg in ihrem Buch "Wieder im Rampenlicht". Von der Konkurrenz zwischen Dagebliebenen und Rückkehrenden berichtet Anat Feinberg dem Theaterpodcast-Duo, von fortdauerndem Antisemitismus und zerbrochenen Leben, aber auch Erfolgen. Den Willen zum kulturellen Neubeginn gab es 1945 auf dem Theater – vor allem aber viel Verschweigen: Auf der Bühne standen nicht selten jüdische Überlebende neben NS-"Staatsschauspielern". Was das Gegenüber während der Nazi-Herrschaft getan hatte, wollten oft beide Seiten nicht so genau wissen. Es ging ums Weiterleben. (Ab Minute 17'37)

Verabschieden musste sich der Theaterbetrieb Anfang November von einer seiner wichtigen Stimmen: der Kritiker, Redakteur und Hochschullehrer Dirk Pilz, Mitgründer von nachtkritik.de, ist mit nur 46 Jahren verstorben. An ihn und seine Verdienste, um die Theaterkritik wie die Debattenkultur, erinnern Susanne Burkhardt und Elena Philipp gemeinsam mit Nikolaus Merck, Kollege und Freund von Dirk Pilz. (Ab Minute 33'17)

 

Ein Podcast in Zusammenarbeit mit Deutschlandfunk Kultur

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