Das Ende des Landestheaters kommt näher

6. Dezember 2018. Der Linzer Gemeinderat hat am Donnerstag den Ausstieg aus dem Theatervertrag mit dem Land Oberösterreich beschlossen. Der Ausstieg soll im Jahr 2020 wirksam werden. Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) habe zugesagt, das Bruckner Orchester im Brucknerhaus werde von diesen Vertragsänderungen nicht betroffen sein. Das meldet die Zeitung Die Presse auf ihrem Internetportal (online 16:26 Uhr).

Die Kündigung sei von SPÖ und FPÖ befürwortet, von ÖVP, Grünen, Neos und KPÖ abgelehnt worden. Auch die 21.603 Unterschriften, die das Landestheater Linz gegen den Ausstieg gesammelt hatte, konnten den Mehrheits-Beschluss nicht abwenden.

Stadt will mehr Geld vom Land

Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) habe den Schritt mit einer "Schieflage" bei den Transferzahlungen zwischen Stadt und Land begründet. Der Theatervertrag zwischen Stadt und Land sieht vor, schreibt die Presse, dass Linz rund 14 Millionen Euro an die Theater und Orchester GmbH (TOG) des Landes - zu der Landestheater und Bruckner Orchester gehören - bezahle. Dafür überweise das Land Oberösterreich rund sieben Millionen an die städtische LIVA, Trägergesellschaft des Brucknerhauses, des Veranstaltungszentrums Posthof und der Tips-Sportarena. Selbst wenn man noch den 1,2-Mio.-Euro Zuschuss, den das Land an das städtische Ars Electronica Center leistet, einrechne, bleibe unter dem Strich ein Minus von gut 5,5 Mio. Euro, habe Luger argumentiert. Die Kündigung des Theatervertrages habe keinen kulturpolitischen Hintergrund, sondern sei eine Notwehrmaßnahme, weil dies der einzige Vertrag sei, den die Stadt derzeit einseitig lösen könne, zitiert Der Standard aus Wien den Bürgermeister der Donaustadt.

Positionen der Parteien

Auch die Grünen hielten es für nötig, über den Finanzausgleich zwischen der Landeshauptstadt und dem Land zu diskutieren, die Grüne Stadträtin Eva Schobesberger sah in der Kündigung des Theatervertrages jedoch ein "katastrophales kulturpolitisches Signal". Der Vorsitzende der SPÖ-Gemeinderatsfraktion Stefan Giegler verteidigte den Schritt seiner Fraktion, schreibt Die Presse, und habe an den für Finanzen und Kultur zuständigen Landeshauptmann (Ministerpräsidenten) von Oberösterreich Thomas Stelzer (ÖVP) appelliert, einen "Transfergipfel" einzuberufen, um mehr Gerechtigkeit bei den Ausgleichszahlungen zu erreichen.

Während der Vizebürgermeister der FPÖ Detlef Wimmer mitteilte, es sei Zeit zu handeln" und den "ungerechten" Vertrag zu beenden, befürchtete der Vizebürgermeister der ÖVP Bernhard Baier, dass die Kündigung dem Ruf der Stadt schaden werde. Der Ausstieg sei "verantwortungslos und kurzsichtig".

Online-Petition

Die Betriebsräte des Landestheaters Linz, die die Petition #Linzliebtseintheater auf den Weg gebracht und online wie offline über 21.000 Unterschriften gesammelt hatten, argumentierten, das Linzer Landestheater und das Bruckner Orchester Linz würden bei Wegfall der Transferzahlungen massive Einschnitte "beim Theater– und Konzertangebot in Hinblick auf Programm, Niveau, Qualität und Quantität" erleiden.

(Die Presse / jnm)

Mehr dazu: 

Petition gegen Kündigung des Theatervertrags Linz, Meldung vom 23. November 2018

Stadt Linz will Theatervertrag kündigen - Meldung vom 8. November 2018

 

mehr meldungen

Kommentare  
Theatervertrag Linz: zu erwarten
Na klar, das kommt eben dabei heraus,wenn sich die SPÖ mit der FPÖ ins Bett legt.
Sonderlich erotisch ist das allerdings nicht, zumal zu erwarten ist, dass das wahrscheinlich nicht die letzte "Miesgeburt" gewesen sein wird.
Armes Linz
Theatervertrag Linz: Geschichte
Herr Stelzer von der ÖVP (mit seiner Regierung verantwortlich für die Zerstörung sozialer Kultureinrichtungen und der Freien Kunst Szene in Oberösterreich) hatte übrigens mittlerweile seinen großen Auftritt: Das Land OÖ übernimmt für 19/20 die Kosten durch den Ausfall der Stadt Linz. Da liegen sie alle miteinander im Bett: Die ÖVP, die SPÖ und die FPÖ.
Wer Bildung und Kultur für den Schuldenabbau aufgibt, wird verhältnismäßig wenig Schulden abbauen und verhältnismäßig viel Radikalismus, Rassismus, Armut, Chauvinismus, soziale Verrohung und Desolidarisierung produzieren. Lernen Sie Geschichte!
Kommentar schreiben