Schwelender Streit

21. Dezember 2018. Sofortmaßnahmen zur Beilegung des Schweriner Theaterstreits legte der Generalintendant des Mecklenburgischen Staatstheaters, Lars Tietje, den Beschäftigten gestern vor. Das berichtet der NDR. Bei der Personalversammlung lehnte Tietje es offenbar ab, sich einer Vertrauensabstimmung zu stellen, so die neue musikzeitung.

Schwerin LarsTietje 280 SilkeWinkler uDer Schweriner Intendant Lars Tietje © Silke WinklerKonkret stellte Tietje die sofortige Ausschreibung der unbesetzten Stellen des Ersten Kapellmeisters und der Chordirektion in Aussicht, die Wiederbesetzung einer Stelle der theatereigenen Lohnbuchhaltung sowie "ab sofort" regelmäßige Physiotherapie-Behandlungen für das Ballettensemble. Zudem soll es Veränderungen im Spielplan des Jungen Staatstheaters in Parchim geben, das sich dann auch wieder seinem angestammten Abendpublikum zuwenden könne, wie Tietje dem NDR zufolge ankündigte. An der neuen Spielplangestaltung dort hatte es massive Kritik aus der Belegschaft gegeben.

Tietje soll den Mitarbeiter*innen zudem Mitsprache bei der Besetzung von Leitungsfunktionen in Orchester und Chor zugestanden haben, und er möchte sich um eine verbesserte Transparenz und Kommunikation bemühen. Im Fernsehbeitrag des NDR ist auch von einer Rücknahme der Nichtverlängerungen in mehreren Sparten die Rede.

Forderung nach einem Gesamtkonzept

Tietjes Entscheidung, den Chordirektor Joseph Feigl sowie den Balletttänzer und Spartensprecher Dan Datcu nicht zu verlängern, hatte den Unmut der Belegschaft hervorgerufen Anfang November zur Auseinandersetzung mit dem Betriebsrat geführt. Mitte November forderte das Schauspielensemble in einem Offenen Brief an den Betriebsrat von Tietje, die Schauspielsparte nicht länger durch Kürzungen, Stelleneinsparungen und Gastproduktionen zu schwächen sowie ein künstlerisches Gesamtkonzept für das Haus vorzulegen. 

Als Reaktion auf den Offenen Brief verabschiedeten die Gesellschafter des Mecklenburgischen Staatstheaters im Dezember einen Fünf-Punkte-Plan. Intendant Lars Tietje sollte noch vor Weihnachten Maßnahmen benennen, um die Situation am Haus zeitnah zu verbessern. Das entsprechende Papier stellte er gestern intern bei der Personalversammlung sowie öffentlich bei einer Pressekonferenz vor.

Der Betriebsrat zeigte sich vom Vorstoß des Intendanten nicht überzeugt: "Es ist nicht unbedingt besser geworden", sagte der Betriebsratsvorsitzende Andreas Fritsch bei der Pressekonferenz.

Fünf-Punkte-Plan der Gesellschafter

Neben den Sofortmaßnahmen sieht der Fünf-Punkte-Plan der Gesellschafter an der Schweriner Theater gGmbH – das Land Mecklenburg-Vorpommern als Hauptgesellschafter sowie die Landeshauptstadt Schwerin, der Landkreis Ludwigslust-Parchim und die Stadt Parchim – eine Mitarbeiterbefragung im ersten Quartal 2019 vor. Außerdem soll die Führungskräfteentwicklung gefördert werden und sollen die Theaterfördervereine in die Streitbeilegung einbezogen werden. Unterstützt werden sollen diese Prozesse extern, so der NDR über die Forderungen der Gesellschafter.

Für Lars Tietje könnte ein Weiterbestehen des Zerwürfnisses das Ende seiner Intendanz bedeuten, so die Ostsee Zeitung. Offiziell läuft Tietjes Vertrag noch bis 2021.

(NDR / neue musikzeitung / Ostsee Zeitung / eph) 

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