Akute Gefahr, dringender Handlungsbedarf

14. Januar 2019. In einem Offenen Brief stellt sich eine lange Reihe prominenter Theaterschaffender im Konflikt zwischen Geschäftsführung und künstlerischer Leitung der Bühnen Halle hinter die künstlerische Leitung. "Halle (Saale) ist seit Beginn der Opernleitung von Florian Lutz, Veit Güssow und Michael v. zur Mühlen in der Spielzeit 2016/2017 und durch das seit acht Jahren kontinuierliche und mutige Wirken von Matthias Brenner und Henriette Hörnigk im neuen theater zu einem außergewöhnlichen Leuchtturm der Mitteldeutschen Kulturlandschaft mit bemerkenswerter deutschlandweiter Strahlkraft avanciert, von dem zukunftsweisende Impulse für die deutsche Stadt- und Musiktheaterlandschaft ausgehen", heißt es in dem Schreiben, das die Münchner Kammerspiele als Pressemitteilung verschickten. "Mit größter Sorge" verfolge man "die jüngste Zuspitzung des Konfliktes zwischen den künstlerischen Leitungen der Oper und des neuen theater auf der einen und der Geschäftsführung der TOOH auf der anderen Seite." Anfang Dezember hatten die Intendanten der Sparten Theater und Oper in Halle, Matthias Brenner und Florian Lutz, die Verlängerung ihrer Verträge von der Personalie des Geschäftsführers Stefan Rosinski abhängig gemacht.

Die freie Entfaltung der Kunst sei nicht nur eine Frage der Spielplanautonomie in jeglicher Hinsicht, sondern hänge vor allem auch von der Fairness und dem Wohlwollen der kaufmännischen Abteilung ab, diese nach innen wie außen zu ermöglichen, heißt es nun in dem Offenen Brief. "Leider gibt es in jüngster Zeit zahlreiche Beispiele die zeigen, welch destruktive Energie und welch nachhaltiger Schaden für eine Kulturinstitution entstehen kann, wenn die Machtverhältnisse und Organisationsstruktur im Hause und die Repräsentation gegenüber den Aufsichtsgremien die Kunst aus den Augen verlieren." Die aktuellen Entwicklungen in Halle zeugten "von einer akuten Gefahr für das Theater und uns scheint dringender Handlungsbedarf der entsprechenden Aufsichtsgremien in Stadt und Land geboten, die künstlerische Arbeit der derzeitigen Intendanten in Halle zu schützen." Der Offene Brief (hier im Wortlaut) hat in der Pressemitteilung 81 Unterzeichner*innen, unter ihnen Matthias Lilienthal, Barbara Mundel, Jürgen Flimm, Hasko Weber, Nicolas Stemann und Erika Fischer-Lichte. Weitere Unterschriften werden online gesammelt.

(Münchner Kammerspiele / sd)

Mehr zum Konflikt zwischen Geschäftsführung und künstlerischer Leitung in Halle, aber auch an anderen Häusern, in diesem Beitrag von Falk Schreiber vom Dezember 2018:

Interne Machtkämpfe – Warum Intendanz und kaufmännische Geschäftsführung immer wieder aneinandergeraten

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