Mit großer Sorge

Halle / Saale, 6. Februar 2019. Der Orchestervorstand der Bühnen Halle und der Betriebsrat der Staatskapelle Halle sprechen sich gegen die Verlängerung des Intendantenvertrags von Florian Lutz aus. Wie MDR Kultur aus einem Brief an den Aufsichtsrat der Theater GmbH entnimmt, der auch nachtkritik.de vorliegt, halte man einen personellen Wechsel in der Opernintendanz für notwendig. 

Zur Begründung heißt es in dem Brief, die musikalischen Leistungen von Sängern und Musikern verkämen zur Nebensächlichkeit. Das jeweilige Bühnenwerk diene oft als bloße Vorlage für die Vermittlung politischer und persönlicher Botschaften des Regisseurs. Auch hätte ein beträchtlicher Teil der Zuschauer der Oper den Rücken gekehrt – darunter langjährige Abonnenten. "Auch mit Blick auf die Sicherheit unserer Arbeitsplätze bereitet uns diese Entwicklung große Sorge, da finanzielle Defizite und geringe Auslastungszahlen kritische Fragen nach der Sinnhaftigkeit von Oper in Halle provozieren könnten", heißt es weiter in dem Schreiben.

Ende Februar stehen im Aufsichtsrat der Bühnen Halle GmbH Verhandlungen über Vertragsverlängerungen von Opernintendant Florian Lutz an. Lutz war 2016 als Intendant an die Oper Halle engagiert worden, um mit einem zeitgemäßen Repertoire ein jüngeres Publikum für die Oper zu gewinnen. Für seine bisherige Arbeit gab es viel überregionale Beachtung und auch den wichtigsten deutschen Theaterpreis, den FAUST. Zuletzt hatte sich ein Streit um finanzielle Defizite und der Konflikt mit Geschäftsführer Stefan Rosinski zugespitzt.

Update 8. Februar 2019: Auf Nachfrage von nachtkritik.de teilt die Oper Halle für die vergangenen Spielzeiten folgende Besucher-/Auslastungszahlen mit:

2015/16 (Intendanz Axel Köhler): 70.574 Besucher*innen, ca. 80 Prozent Auslastung
2016/17 (Intendanz Florian Lutz): 60.289 Besucher*innen
2017/18 (Intendanz Florian Lutz): 63.216 Besucher*innen
2018/19 (Intendanz Florian Lutz): bislang 57.709 Besucher*innen

(MDR / geka)

 

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Kommentare  
Streit in Halle: Woher bezieht Orchester Informationen?
Die in den Brief anscheinend getroffene Behauptung, an der Oper Halle gäbe es finanzielle Defizite mutet merkwürdig an, hatte doch der Aufsichtsratsvorsitzende, Oberbürgermeister Bernd Wiegand erst kürzlich öffentlich bei einer Podiumsdiskussion erklärt, die Oper würde alle finanziellen Vorgaben einhalten. Und nachdem sich auch in der Vergangenheit in Halle Aussagen über zurückgehende Zuschauerzahlen als Ente erwiesen hatten, stellt sich sehr die Frage, woher Orchestermusiker überhaupt ihre Informationen beziehen? Aus den selben Quellen, die schon früher Unfug verbreitet haben?
Streit in Halle: Kulturkampf
Vielleicht ist es ja gar nicht der Regisseur , der hier "politische und persönliche Botschaften" verbreitet sondern vielmehr Benutzen ein paar gremienaffine Orchestermusiker ihre Position um, um ihre persönlichen Botschaften über zeitgenössisches Musiktheater in die Politik zu tragen. Von außen kann man nur sorgenvoll dreinschauen, wenn Arbeitsplatzargumente auf platte Weise in einen hier aufgemachten Kulturkampf eingeflochten werden. Kommt bitte zur Vernunft!
Streit in Halle: Nachtigall
Nachtigall ick hör dir trapsen, trampeln, rosinskitrappeln ...
Streit in Halle: Unverständlich
Dass sich das Orchester der Oper Halle über politisches, gesellschaftskritisches und entstaubendes Musiktheater echauffiert ist nicht verwunderlich (...) . Erstaunlich ist auch, dass sie ihrer Empörung ebenfalls in der Öffentlichkeit Luft machen, einen Schritt, den sie bei den Intendanten Brenner und Lutz zu tiefst verurteilten. Musiktheater sollte aktueller werden, politischer, kritischer. Es sollte eine öffentliche Plattform bieten, um tagesrelevante Diskurse zu führen und nicht länger als ein Unterhaltungsmedium für eine aussterbende Generation fungieren. Die künstlerische Leitung kann ihren überregionalen Erfolg sehr gerne zugeben. Zumal das Argument der Nebensächlichkeit von Musikern und Sängern sehr schwach ist, wenn man bedenkt welch große Rolle diese, mitten auf der Bühne platziert, spielen. Nah erlebbar für die Zuschauer, für die dieses ein unvergleichliches Erlebnis bietet. Auch während der Händelfestspiele kann sich das Orchester nicht über seine angebliche nebensächliche Rolle beschweren. Es wurde, gerade mit den neuen jungen Mitgliedern, ein lohnendes und applausfangendes SängerInnen-Ensemble zusammengestellt. Ich empfinde sowohl diesen Brief an den Aufsichtsrat, als auch das Breitlatschen dieser internen Befindlichkeiten als anmaßend und höchst unloyale gegenüber der Institution für die sie vertraglich einstehen.


(Werte Aida, ein Halbsatz Ihres Kommentars wurde nachträglich gelöscht, weil er nicht den Kommentarregeln entsprach. Unüberprüfbare Behauptungen werden diesen Regeln entsprechend nicht veröffentlicht. Freundliche Grüsse aus der Redaktion, Esther Slevogt, 24.2.2019)
Streit in Halle: kalkulierte Panikmache
Kaum wahrscheinlich, dass irgendein/e OrchestermusikerIn von sich aus auf die Idee käme, ihr Arbeitsplatz hängt an ein paar Prozentpunkten mehr oder weniger Einnahmen. Eigentlich weiß doch jeder, dass sich Theater ganz anders finanzieren und aus ganz anderen Gründen subventioniert werden. Das der neue künstlerische Erfolg der Oper Halle nicht nur deutschlandweit wahrgenommen wird, sondern durchaus auch in Rathaus und Ministerium Eindruck machen, haben Kulturminister und OB mehr als einmal geäußert.
Aber das Angstmachen haben die StimmungsmacherInnen im Hallenser Orchester scheinbar als wirksames politisches Instrument für sich erkannt und schrecken nun gezielt die KollegInnen auf, indem sie die Albernheit vom Arbeitsplatzverlust durch falsche Regiearbeiten herausposaunen. Diese Propagandastrategie erinnert an finisterste andere Akteure. OrchestermusikerInnen von Halle, fallen Sie da nicht drauf rein! Die im Rüskpiegel nun angeblich erfolgreicheren früheren Zeiten in der kulturellen Provinz haben Sie in keiner Weise vor den nun zum Abschluss gekommenen Sparmaßnamen (Strukturreform) geschützt. Das sollte auch der Orchestervorstand wissen!
Streit in Halle: Theater ohne Publikum?
Vielleicht muss man in der Welt des Feuilletons auch mal zur Kenntnis nehmen, dass es nicht so darauf ankommt, wer wo was schreibt, sondern was in der Interaktion zwischen Bühne und Publikum passiert. Und da passiert in Halle nicht mehr so viel. Mangels Publikum. Und auch die Kommunikation abseits der Bühne lässt zu wünschen übrig. Es ist dem Team Lutz nicht gelungen, das Publikum mitzunehmen. Immer nur zu rufen „wir sind so erfolgreich“ und dabei auf überregionale Kritiken zu verweisen und mit einem bedeutungslosen Preis zu wedeln macht nicht das Theater voll. Und Theater ohne Publikum ist sinnlos. Vielleicht wäre es auch mal Zeit für etwas Selbstkritik im Hause Lutz. Wenn es nicht zu spät ist.
Streit in Halle: Zahlen und Fakten
Bevor hier weiter orakelt wird, ob weniger Publikum, ob jünger oder älter wäre doch ein Blick in die Besucherstatistik sinnvoll, um hier objektiv und sachlich zu diskutieren.
Nach Aussage von OB Wiegand sind die Zuschauerzahlen, die im Wirtschaftsplan stehen, erreicht, und auch der Wirtschaftsplan ist eingehalten. Da geht das Argument des Orchesters, hier würde ein Theater leergespielt, ins Leere.
Übrigens lese ich auch gerne und mit Gewinn die Mitteldeutsche Zeitung aus Halle. Da wird für meinen Geschmack ausgewogen berichtet. Die Kritiken sind oft positiv. Hier gibt es also auch ein regionales Feuilleton, das die neue Ausrichtung der Oper beobachtet und ihr gute Seiten abgewinnen kann. Insofern ist dieses ewige Argument vom überregionalen Feuilleton wirklich ein reines Scheinargument.
Noch was: Ich finde auch nicht alles gut, was Lutz macht. Er könnte noch etwas mehr den alten Geschmack bedienen. Trotzdem finde ich es gut, daß er neuen Schwung in die Bude bringt. Schade, dass es jetzt mit IM STEIN nicht in dieser Spielzeit klappt. Aber toll, daß Konwitschny im Frühling nochmal einen Händel macht. Es war ja eine große Zeit in den 80ern, als Konwitschny Händel neu erfunden hat. Diese Traditionspflege auf heutige, moderne Weise, die Lutz hier initiiert hat, steht der Händelsstadt Halle gut zu Gesicht!
Streit in Halle: Witz
Dass die Mitteldeutsche Zeitung, zumindest die Lokalausgabe Halle, ausgewogen berichtet, ist nun wirklich ein Witz. Das betrifft im Übrigen nicht nur das Feuilleton.
Streit in Halle: Boulevard
Besser als das Ohnsorg-Theater (und das ist schon ziemlich gut)!
Wir sind gespannt auf den nächsten Akt!
Mehr davon!
Vielleicht könnte der Pförtner jetzt noch eine Empfehlung abgeben.
Endlich wieder richtiges Theater!
Streit in Halle: bitte nicht zurück
Das Programm der Oper Halle ist nicht mehr nur gefällig und nur zum Wohlfühlen angetan - und das ist gut so. Oper und Theater, Kultur überhaupt, sollte uns doch anregen, erregen und aufregen. Ich gehöre nicht zum jahrezehntelangen Publikum und habe die Oper erst in den letzten Jahren für mich entdeckt und noch nie wurde soviel in meinem Freundeskreis und meiner Familie über die Stücke und Inhalte diskutiert. Ich finde das toll und wünsche mir eine Fortsetzung der Intendanz von Lutz. Es macht mich aber traurig, diese Stimmung im Orchester wahrzunehmen. Ich hoffe, dass die Lebendigkeit fortgesetzt wird und es nicht zurück zur wohlgefälligen Provinzialität geht.
Streit in Halle: Besucherstatistik
Liebe Kommentator*innen, auf Nachfrage werden uns aus der Oper Halle folgende Zahlen genannt:

(Zahlen der Oper incl. Ballett und Koproduktionen mit dem Schauspiel wie die "Dreischgroschenoper"):

2015/16 noch unter Köhler: 70.574 Besucher*innen, ca. 80% Auslastung
2016/17 Lutz: 60.289 Besucher*innen
2017/18 auch Lutz: 63.216 Besucher*innen
2018/19 bis jetzt: 57.709 Besucher*innen

Mit freundlichem Gruß
sd/Redaktion
Streit in Halle: Unding
Es ist aber auch ein Unding: Da erdreistet sich doch tatsächlich ein Opernintendant, auf seiner Bühne politische Botschaften und persönliche Meinungen äußern zu lassen.
Streit in Halle: Hoffnung
Liebe Redaktion, vielen Dank für die Zahlen. Das sieht aus, als ob sich da ein tolles Team sein Publikum aufbaut. Bleibt nur zu hoffen, dass sie die Chance wenn nötig an anderer Stelle erhalten, diese spannende, inspirierende Arbeit fortzusetzen!
Streit in Halle: Zahlen
Liebe Redaktion,
die Besucherzahlen in der Oper mit seinen Musiktheateraufführungen, wäre die korrekte Anfrage. Sich mit seinen Zahlen hinter Ballett, Schauspiel und Kindertheater zu verstecken, ist nicht sehr nobel, oder Preisverdächtig!

Zitat Jesus: "Selig sind, die nicht sehen und doch glauben."
Streit in Halle: versteckt?
Lieber Opa, liebe Oma,

Wenn die Oper mit anderen Sparten koproduziert, sind sie Teil der Aufführungen. Und das Ballett ist Teil des Musiktheaters und sogar in Opernaufführungen auf der Bühne (habe ich mit eigenen Augen gesehen).
An Kindertheater finde ich im Spielplan ausschließlich Ballett- und Musikproduktionem.
Schauspiel nur im Rahmen der Raumbühnen-Projekte.

Insofern kann ich nicht sehen, wer sich da hinter wem versteckt.
Ich sehe nur einen bei Leitungswechseln nicht unüblichen Verlust von Publikum und langsame Eroberung neuer Zuschauer.

Eure Enkelin
Streit in Halle: die Lösung
Liebe Enkelin,
neben dem Sprechtheater hat sich das Musik-, das Tanz- und Figurentheater entwickelt. Alle profitieren voneinander.Trotzdem sollte man differenzieren. Das Problem:Das Publikum in Halle nimmt die Inszenierungen des Leitungsteams nicht an. Und es wären ohne den Streit mit dem GF auch nicht mehr gekommen. Die Lösung:weg mit dem Image der selbstverliebten Opernrebellen, hin zu all umfänglicher,verantwortungsvoller Teamarbeit. Dafür gibt es auch Geld. Aber das ist offensichtlich zu anstrengend.
Streit in Halle: zu den Zahlen
@14: Die Zahlen stammen von der Geschäftsführung (also Stefan Rosinski), nicht von der Opernleitung; wir hatten die Auslastungszahlen der Sparte Musiktheater angefragt.

Mit freundlichen Grüßen, Georg Kasch / Redaktion
Streit in Halle: wieso geschönt? wieso geht es bergab?
Liebe Großeltern,

leider kann ich Eurer Argumentation nicht folgen. Die Zahlen (von Herrn Rosinski!) weisen laut Formulierung
"Oper incl. Ballett und Koproduktionen mit dem Schauspiel wie die "Dreischgroschenoper" aus.
Es sind offensichtlich keine reinen Schauspielproduktionen oder Gastspiele eingerechnet, daher sehe ich immer noch nicht, wo diese Zahlen geschönt sein sollen.
Runde 60.000 Zuschauer sind für mein Dafürhalten außerdem zu viel, um davon zu sprechen, dass die Aufführungen "von den Hallensern" nicht angenommen werden.
Interessant finde ich die subjektiven Einschätzung vom "selbstverliebten Opernrebellen", was auch ein wenig ihre Interpretation der Zahlen erklärt. Ich bin sicher, dass Lutz in den Vorstellungsgesprächen relativ klar gemacht hat, für was für ein Theater er steht und dafür ist er von der Stadt engagiert worden. Nun herrscht plötzlich eine Hektik, als hätte er die Zuschauerzahlen halbiert und es würde dauernd weiter bergab gehen.
Ich persönlich sehe darin eher die Tendenz, Leitungsteams, die auf der Suche nach zeitgenössischen künstlerischen Ausdrucksformen sind, durch permanent nach außen getragene Querelen das Leben schwer zu machen. Als ich vor über 25 Jahren angefangen habe, im Theater zu arbeiten, habe ich noch gelernt, dass genau das Suchen nach aktuellen gesellschaftlichen Themen und zeitgemäßen künstlerischen Ausdrucksformen unser städtisch oder staatlich subventionierter Auftrag sei.
Aber wahrscheinlich ist diese in vielen Kommunen zu beobachtende Verschiebung hin zum störungsfreien Unterhaltungsbetrieb auch nur ein weiteres Symptom einer allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung, die mich sehr traurig stimmt.
Streit in Halle: gute Neuigkeiten
Sehr erfreulich zu hören, dass das Theater langsam auf das Publikum hören muss und nicht nur der kleinen Schicht Möchtegern-Kulturintellektuellen seinen Hunger auf endsverblödeten Schwachsinn stillt (freilich nur dank der ganzen Subventionen, die stehen dieser narzisstischen Regiesseurbagage ja aber in deren Sicht ohnehin zu).

Ich kenne einige junge Menschen unter 20 Jahren, gehöre sogar selbst zu ihnen, und weiß, dass sich unter ihnen auch noch viele Opern- und Kulturbegeisterte finden lassen. Begeistert ist von denen aber genau gar niemand über die Anmaßungen und Frechheiten, die sich die Regie heute glaubt heraus nehmen zu können. Ja, ich kenne sogar viele, die das Geld für eine Karte genau aufgrund des Blödsinns, den man heute auf unseren Bühnen zu ertragen bereit sein muss, einfach nicht aufbringen wollen. Dass der Versuch "JuNGeS pUbLikUM füR DiE oPeR BeGEiStErN zU WoLleN" eben das genaue Gegenteil erreicht, dürfte wohl eine der tragischsten Aspekte des im englischen Sprachraum längst als "Operacide" (in Anlehnung an "Suicide") bekannten Phänomens des fortschreitenden Untergangs der wohl besten und höchsten Form der Unterhaltung (im positiven kulturellen Sinne) sein.

Und wer sich gerne abartige Sachen angucken will - für den hält das Internet inzwischen alles bereit. Ich hingegen brauche keinen Hans Sachs der im Schlafanzug genüßlich eine Beethoven-Statur vergewaltigt und anschließend das Publikum mit Scheiße bewirft.
Streit in Halle: bisheriges Publikum mitnehmen
Die hohe Kunst besteht darin, bei Veränderungen das bisherige Publikum zu überzeugen und mitzunehmen und neue Zuschauerinnen und Zuschauer zu gewinnen. Das ist wie die Quadratur des Kreises, die aber versucht werden
muss. Und Neuerungen brauchen Zeit. Ob sie nur anders oder besser sind, darüber lässt sich streiten. Letztendlich entscheidet das Publikum.
In Halle ist man einem Irrtum aufgesessen, als man glaubte, viele Studierende gewinnen zu können. Ich arbeitete stets an Theatern in Universitätsstädten, der Anteil von Studierenden, einmal abgesehen von solchen der Musikhochschule, war gering. Wer studiert, ist nicht automatisch auch an Kunst und speziell an Musiktheater interessiert, leider.
Streit in Halle: Dringende Bitte ...
Liebe Hallenserinnen und Hallenser! Niemand (NIEMAND!) an Theaterhäusern will das Publikum, das dankenswerterweise auch schon bisher ein Haus getragen hat, NICHT "mitnehmen"; JEDE und JEDER will im Falle von Erneuerungsbedarf (der praktisch immer besteht) Brücken schlagen zwischen dem, was war und was sein wird/soll, mit und in dem, was ist. Darauf sind sind Künstlerinnen und Künstler aus. Auf nichts sonst. Dafür arbeiten sie. Und das unterscheidet sie eben leider sehr oft von blanken GeschäftsführerInnen ohne schöpferische Ader. Deshalb, liebe Hallenser und Hallenserinnen, vertraut bitte nicht denen, die einem Kultur-Verwalter nach dem Mund reden, der schon an früheren Arbeitsplätzen (in Rostock, in Berlin ...) vor allem verbrannte Erde und Scherben hinterlassen hat. Konkret: animiert Eure Politiker, dass sie das Engagement von Stefan Rosinski umgehend und ohne Zögern beenden, der den Bühnen in Halle Schaden zufügt, weil er weder Gespür hat für den adäquaten, konsensualen Umgang mit Personal noch für die zielgerichtete Arbeit am Qualitätsstandard der Produktionen aller Sparten. Den Ruf der Bühnen Halle schädigt niemand mehr als er. Eine(n) Bessere(n) als ihn findet Ihr überall. Folgt stattdessen lieber mit kritischem Verstand den leitenden Künstlerinnen und Künstlern, Florian Lutz und Michael von zur Mühlen, Henriette Hörnigk und Matthias Brenner. Mit ihnen, glaubt's mir, wird's besser; und sicher auch gut!
Streit in Halle: darf nicht sein
Danke, Herr Lange, für Ihre Kassandrarufe aus Kompetenz und Empathie
Es darf nicht sein, dass Rosinski diese Künstler verdrängt.
Streit in Halle: supersympathisch
Keine Ahnung von Halle, aber dass sich ein Kritiker einmal so namentlich ganz persönlich ins Zeug legt, ohne sich hinter irgendwelchen ästhetisierenden Schablonen zu verstecken, find ich supersympathisch!
Streit in Halle: geistern und begeistern
warum nur ist eine fordernde kontroverse auf der opernbühne in der form unerwünscht? warum soll oper nicht wagen (wagnern tunse eh schon) dürfen und sich auch von opern-konventionen entfernen? wollen wir mundgerechte musik-häppchen, wo bleibt das theater beim musiktheater? muss ich mich auch mal konfrontieren lassen (im sinne von: in eine situation bringen, die zur auseinandersetzung zwingt? will ich immer nur einen konsens? lasst doch bitte die mutigen geister dort weiter geistern und begeistern, oper als ort der emotion.
nun, ich spreche natürlich mit aller parteilichkeit, denn ich habe ja selbst am haus verschiedene projekte umgesetzt. ein sänger, der vorm grill und einer wurstopf-bank auf der fleißig die würste gestopft werden, wagner singt, ja warum denn nicht, marx meets wagner (war im operncafe, warn auch paar leute da)? wir wollen eine oper bauen, wir sind noch mittendrin. oder wie der alte rienäcker, gott hab ihn selig, in der raumbühne der oper halle sagte: oper muss beweglich sein im sinne eislers, das niedere neben dem hochgeistigen. nun kann man fragen, was ist denn was, aber beweglich im herzen und im geiste sollten wir sein. danke an die oper halle, die das seit lutz und v.z.mühlen versucht(!). und hoffentlich weiter die chancen bekommt.
Streit in Halle: Ich liebe die Zumutungen
ich kann mir diese stadt ohne diese oper gar nicht vorstellen. danke michael laages, danke clemens meyer - und all die anderen. vor allem danke florian lutz, michael zur mühlen, veit güssow. ich liebe die zumutungen, ich gehe so gerne abends noch in die oper, mit den kolleg/-innen der #reihe10, die studierenden gehen in die oper, wir diskutieren, die oper entzündet, this must be the place. all das andere gibt es ja auch: musical, händelfestspiele, sinfonien. wagner, verdi, meyerbeer. hier treffen welten aufeinander - wie gut für diese stadt!
Streit in Halle: neben der Tuba
Es scheint zwar um vieles anderes zu gehen, aber mitnichten um Musik. Was man schon daran erkennt, mit welchem Selbstbewusstsein Nichtmusiker - ob nun Intendant oder Chefdramaturg oder auch hier Kommentatoren - sich erdreisten, der Welt zu erklären, dass Oper am besten sei, wenn deren Musik mehr oder weniger zerstört wird. Und nur weil das Kritikern gefällt, denkt man, das zieht automatisch ein sog. "jüngeres" Publikum an? Warum sind eigentlich ältere Opernliebhaber minderwertige Zuschauer? Also wenn ich Oper ohne Musik möchte, kann ich ja ins Kino gehen, oder ins Sprechtheater. Aber wenn ich Oper mit Musik möchte, möchte ich die auch hören dürfen, und zwar auf höchstmöglichem Niveau, und nicht von dummen Videos zerteilt, wie etwa im Fidelio von Herrn Lutz. Und auch nicht von einem Orchester aufgeführt, das so antimusikalisch wie beim Tannhäuser platziert wird, dass man weder vernünftig musizieren kann, noch irgendetwas Brauchbares hören? Ja, ich musste neben der Tuba sitzen. Nein, ich habe sonst nichts gehört. Und kaum etwas gesehen. Und ja, ich habe mein Abo (auch) gekündigt. Und ja, das finde ich auch traurig. Bis Lutz geht, zumindest.
Streit in Halle: Opern-Musicals
#27 Könnte es sein, dass es inzwischen ein neues, ernstzunehmendes Genre, das des Opern-Musicals gibt und keiner hat es so richtig bemerkt?
Könnte es sein, dass inzwischen gut zwei Generationen herangewachsen sind, für die abgemixte Musik so selbstverständliche Hör-Erfahrung ist, dass es für die Musik-Anwender dieser Generation nicht mehr ohne Anstrengung denkbar ist, dass es ein Musizierproblem geben könnte, wenn z.B. ein Posaunist neben einem Bratschisten sitzen muss? Also, wenn nicht gerade Jazz, sondern Opern-Klassik gespielt werden soll...
Streit in Halle: Nichtverlängerung
Das war's, Florian Lutz wird nicht verlängert, Halle vergibt die Chance auf eine moderne und lebendige Kulturlandschaft. Interessanter Artikel dazu: https://www.mdr.de/kultur/halle-theater-vertragsverlaengerung-100.html?fbclid=IwAR0TN88kvVY1l-ovjk2f2VD0GSf3dpBO5hPNEbVjLSUIaa_ZHq-0Yv49FXE
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