Intendant Schulz bleibt bis 2026 in Düsseldorf
Die Dekade des Stadtheaterspezialisten
5. Februar 2019. Der Vertrag von Wilfried Schulz und Claudia Schmitz als Generalintendant und Kaufmännische Geschäftsführerin am Düsseldorfer Schauspielhaus wird bis 2026 verlängert.
Rheinische Post bereits vor fünf Tagen und wir haben es verschlafen.
Dies hat der Aufsichtsrat des Theaters beschlossen, die Entscheidung wurde vom Rat der Stadt Düsseldorf bestätigt. Das meldete dieHerumgekommen im Betrieb
Der 1952 in Berlin geborene Schulz studierte Theaterwissenschaft, Politikwissenschaft und Germanistik in Berlin und an der Pariser Sorbonne. Von 1976 bis 1981 arbeitete er als Hochschulassistent an der Hochschule der Künste Berlin, danach wechselte er als Dramaturg zu Intendant Peter Stoltzenberg ans Theater Heidelberg, wo er den Stückemarkt miterfand. 1986 bis 1988 war er als Dramaturg am Staatstheater Stuttgart unter Intendant Ivan Nagel, ab 1988 als Chefdramaturg zuerst am Theater Basel, ab 1993 am Deutschen Schauspielhaus Hamburg unter der Intendanz von Frank Baumbauer tätig. Von 2000 bis 2009 war Schulz Schauspiel-Intendant und Geschäftsführer des Niedersächsischen Staatstheaters Hannover, von 2009 bis 2016 Intendant des Staatsschauspiels Dresden, das er in den den Auseinandersetzungen mit Pegida und rassistischen Kräften als liberale Bastion positionierte.
Düsseldorfisches
2016 in Düsseldorf angekommen, fand Schulz sein Schauspielhaus vom Bauvorhaben Kö-Bogen II blockiert. Der Spielbetrieb am Gründgens-Platz musste suspendiert, Ausweichspielstätten bezogen werden. Laut Rheinischer Post ging Schulz der Düsseldorfer "Stadtspitze und Politikern solange auf Nerven, bis sie ihm Sonderzahlungen in siebenstelliger Höhe" für die Ausweichspielstätten zusicherten. "Schulz und sein Team fanden Alternativstandorte wie das Theaterzelt am Corneliusplatz oder das Dreischeibenhaus. Sie erfanden mobile Formate wie 'Nathan to go', das durch Gotteshäuser tourte." Außerdem setzte der Intendant durch, sukzessive immer öfter das Schauspielhaus selbst öffnen zu dürfen. Dafür müssen die Bauarbeiten im Umfeld ruhen.
Die Geschäftsführerin
Die wesentliche Rolle der Kaufmännischen Direktorin Claudia Schmitz bei der Renovierung des Schauspielhauses würdigt die Rheinische Post mit folgendem Satz: "Sie hat neben ihren eigentlichen Pflichten die undankbare Aufgabe, die Sanierung am Stammhaus zu managen, was sie, wie man hört, exzellent erledigt." Die 1970 in Viersen geborene Juristin Schmitz begann ihre Theaterkarriere 1996 als Referentin des Generalintendanten des Mannheimer Nationaltheaters Ulrich Schwab. Später hatte sie Leitungstätigkeiten am Musiktheater des Essener Theaters und am Deutschen Theater Göttingen inne, außerdem organisierte sie die Gründung des Jungen Ensemble Stuttgart. 2011 wechselte sie als Verwaltungsdirektorin und stellvertretende Generalintendantin ans Staatstheater Braunschweig. Seit der Spielzeit 2016/17 ist Claudia Schmitz Kaufmännische Geschäftsführerin am Düsseldorfer Schauspielhaus. In dieser Funktion verantwortet sie die Bauarbeiten im Schauspielhaus. In der Sanierungsphase bietet die Direktorin jeden Monat äußerst publikumswirksame Führungen über die Baustelle an und gibt Auskunft über die Geschichte, Architektur und den Stand der Arbeiten.
(Rheinische Post / wikipedia / Theater der Zeit / www.dhaus.de / Westdeutsche Zeitung / jnm)
Wir halten Sie auf dem Laufenden
Wir sichten täglich, was in Zeitungen, Onlinemedien, Pressemitteilungen und auf Social Media zum Theater erscheint, wählen aus, recherchieren nach und fassen zusammen. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrem finanziellen Beitrag.
mehr meldungen
meldungen >
- 24. April 2024 Deutscher Tanzpreis 2024 für Sasha Waltz
- 24. April 2024 O.E.-Hasse-Preis 2024 an Antonia Siems
- 23. April 2024 Darmstadt: Neuer Leiter für Schauspielsparte
- 22. April 2024 Intendanz-Trio leitet ab 2025 das Nationaltheater Weimar
- 22. April 2024 Jens Harzer wechselt 2025 nach Berlin
- 21. April 2024 Grabbe-Förderpreis an Henriette Seier
- 17. April 2024 Autor und Regisseur René Pollesch in Berlin beigesetzt
- 17. April 2024 London: Die Sieger der Olivier Awards 2024
neueste kommentare >
-
Neue Leitung Darmstadt Gegenfrage
-
Intendanz Weimar Skizze
-
Neue Leitung Darmstadt Welche Legenden?
-
Intendanz Weimar Nachfrage
-
Neuer Leitung Darmstadt Freude
-
Bachmann an der Burg Wo ist das Junge Theater?
-
Intendanz Weimar Kompliziert
-
Medienschau Alexander Scheer Keine Nebelkerzen
-
Intendanz Weimar Eigentor
-
Intendanz Weimar Faktenlage
nachtkritikcharts
dertheaterpodcast
nachtkritikvorschau
Wer in diesem Land solch eine Weiterbeschäftigung annimmt (gleich in welchem Bereich!, also auch im Theater- und Kunstbetrieb und ganz gleich wie erfolgreich bis dahin!), wo eine so übergroße Anzahl junger, gut bis hochqualifizierter Menschen prekär im Niedriglohnsektor und bei gleichzeitiger behördlicher Sanktionierung der obligaten Sozialhilfe unter dem Existenzminimum lebt, sollte sich schlicht schämen. - Nichts für ungut ganz unbekannterweise, Herr Schulz... Raus!
Dem Rentenargument kann man wenig entgegnen, außer: gilt das dann auch für SchauspielerInnen, RegiesseurInnen, etc.? Es gibt kein Arbeitsverbot ab 67, sondern die Möglichkeit, aufzuhören. Den Platz erobern müssen die Jüngeren schon selber.
umgekehrt wäre wahrscheinlich sinnvoll: Niemand sollte vor dem erreichen des vierzigsten, nein, fünfzigsten Lebensjahr eine Regie erhalten! Was halten Sie davon? Was weiß die Jugend schon vom Leben zu erzählen, außer ein wenig Hitze.
Und ja, ich freue mich schon auf die nächste Regie von Clint Eastwood! Haha!!!
Und nein, es gilt - mit Einschränkungen - nicht für SchauspielerInnen, weil ein Ensemble, das ein wirkliches Ensemble sein will, auch ältere SchauspielerInnen braucht.
Es gilt für Funktionen: Politische Mandate, Behörden-, Universitäts- und Institutionsleitungen, Ministerposten, KanzlerInnen und BundespräsidentInnen, Intendantinnen und Intendanten, Chefs von Unternehmen mit Staatsbeteiligung wie Flughafengesellschaften, Bahn- und Post-AGs, für entsprechende Beraterverträge usw.usw.
Ja, das ist möglich, das die Jüngeren sich den speziellen Platz erobern müssen. Es wäre aber auch möglich, dass die Älteren aus freien Stücken und politischer Verantwortung abgeben in die nächste Generation... Unvermeidliche Generationskonflikte müssen schließlich nicht zwangsläufig in einer Art innergesellschaftlicher Kriegsführung enden...
Interessant und irgendwie bescheuert ist es, wenn man in dieser Ausgangslage in Düsseldorf 2016 jemanden für die Situation bestellt, der in vier Jahren nach seiner ersten Amtszeit das Renteneintrittalter erreicht hat ohne Verpflichtung, in der Zeit für eine adäquate Nachfolge gesorgt zu haben!
PS:
Ja, das ist schön, was die abgehängten Jüngeren so alles selber müssen - die Älteren müssen dann allerdings auch etwas selber tun: Sie müssen sich ihre zukünftig erforderlichen Pflege-Dienste schon entweder durch erhaltene Fitness sparen oder durch intakte Familien-/Freundschaftsbeziehungen, die auf Gegenseitigkeit beruhen, selber organisieren, statt einfach den gesamten Arbeitsmarkt zu erobern und die Jüngeren oder Einwanderer dafür zu versklaven - Das geht nun wirklich vom konkreten Fall Intendanzverlängerung Düsseldorf weg - aber ich habe ja nicht mit "Achje"-Verächtlichkeit angefangen...
Peter Brook hätte auch viel früher aufhören sollen! Und Ariane Mnouchkine erst! Oder Giorgio Strehler und Heiner Müller! Aber die sind ja wenigstens schon tot...
Finde weiterhin, das Alte und Junge viel voneinander lernen können. Herzlich, Thomas Bockelmann
Liebe Kolleg*innen,
also: >kreativ sein darf man bis Ultimo, aber den Laden leiten sollen die "Jungen"
Es gibt Berufsbereiche in Deutschland, in denen jetzt schon Leute über das Renteneintrittsalter weiterarbeiten (müssen), weil es nicht genug gut ausgebildete Leute für die Stellen gibt.
Diversität auch in Fragen des Alters halte ich für ein Gebot auch für Theater. Dass Generationen gegenseitig voneinander lernen ist doch eine Binse, oder?
Es Intendant*innen zur Aufgabe zu machen, für Nachfolge zu sorgen, geht doch ins Leere, bestimmen doch diese nicht ihre Nachfolger. Aber natürlich müssen sie in ihren Häusern für eine gute Personalpolitik sorgen.
Die Debatte um die nichtloslassenwollenden alten Männer mag in vielen Fällen angebracht sein - in Düsseldorf, wo Schulz den Theaterstandort faktisch gerettet und ein großartiges Ensemble aufgebaut hat, ist sie unsinnig.
Am 9. Februar 2019 ist Wilfried Elste (https://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_Elste) 80 Jahre alt geworden.
Die Rede findet sich hier:
https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=7956:leserkritiken&catid=331&Itemid=100084#comment-80090