Ulmer Erklärung zur Freiheit der Kunst
Fokus Meinungsfreiheit
Ulm, 21. Februar 2019. Das Ulmer Theater hat unter dem Titel "Haltung zeigen!" eine Ulmer Erklärung zu den Überzeugungen der Theaterarbeit am Haus veröffentlicht. Die Erklärung des von Intendant Kay Metzger geleiteten Dreispartenhauses setzt sich als eigenständige Formulierung von der dezidiert gegen völkisch-nationalistische Propaganda gerichteten Erklärung der Vielen ab, die derzeit von zahlreichen Theatern in Deutschland unterzeichnet wird (hier die Website der Kampagne).
Verpflichtung ist keine souveräne Antwort
"Wir denken, dass ein Problem des aufkommenden Populismus darin besteht, dass Überlegungen, Aussagen und Diskussionen verflacht und vereinfacht, auf Schlagworte ('Frames') heruntergebrochen werden", erläuterte Chefdramaturg Christian Katzschmann auf Nachfrage von nachtkritik.de. "Die Erklärung der Vielen ist in unseren Augen kein Beitrag, der dem etwas entgegensetzt. Das affirmative 'wir verpflichten uns' scheint uns keine souveräne Antwort zu sein", so Katzschmann.
Mit der eigenen Erklärung wolle man "ausdrücken, dass eine Gefahr für die Demokratie und das freiheitliche Gemeinwesen nicht nur von einer Seite ausgeht, sondern Demokratiefeinde aus vielerlei Richtungen und radikalen Anschauungen kommen, ob das nun religiöse oder politische sind." Die Ulmer Erklärung sei "aus dem Gefühl heraus formuliert, dass wir in unserem demokratischen Gemeinwesen, so wie die Kollegen und ich es verstehen, prononcierte, uns entgegengesetzte Meinungen aushalten müssen, solange sie durch das Grundgesetz gedeckt sind. Gegen jegliche sonstige Überzeugungen und Handlungen verteidigen wir uns aber, das ist selbstverständlich in einer wehrhaften Demokratie", so Katzschmann.
Offen für extreme Ideen und Utopien
In der Ulmer Erklärung (hier im vollständigen Wortlaut) heißt es: "Jeglichen Formen ideologischer Bevormundung, menschenverachtender Propaganda und extremistischer Bedrohung unserer freiheitlichen Gesellschaft treten wir entschieden auch mit künstlerischen Aussagen entgegen." Und weiter: "Die Freiheit der Meinungsäußerung ist eine der wichtigsten Errungenschaften und Voraussetzungen unseres Gemeinwesens. Sie gilt gerade auch für die Künste. Indoktrination gleich welcher Art wehren wir ab. Unterschiedliche, auch provozierende Ästhetiken, extreme Ideen und Utopien sind unabdingbar für die künstlerische Entfaltung, und sie sind Bestandteil unseres gesellschaftlichen Konsenses." Das Theater werde sich "mit den Mitteln der Kunst" gegen "die Diffamierung Andersdenkender und rassistisch motivierte Gewalt, gegen jegliche Formen von Zensur und die Unterdrückung religiöser oder politischer Anschauungen, sexueller Orientierungen, sowie des Rechts der freien Meinung" positionieren.
(Theater Ulm / chr)
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