Triumph des Kleinmuts

Von Regine Müller

23. Februar 2019. Doch, sie können Theater in Halle, und wie! Die Dramaturgie ist selbst in der Niederlage auf fast gespenstische Weise perfekt, als sich am Freitagabend wenige Stunden nach Bekanntgabe des Votums des Aufsichtsrats der Vorhang ausgerechnet zur Premiere von Richard Strauss’ Oper "Ariadne auf Naxos" hebt. "Träum ich? Wach ich? Leb’ ich? Bin ich bei Sinnen?" ist als Zitat aus Hugo von Hofmannsthals Libretto auf den Vorhang projiziert, und nicht wenige der Premierenbesucher fragen sich wohl, ob die Entscheidung des Aufsichtsrats, Florian Lutz' Vertrag nicht zu verlängern, nicht doch nur ein aberwitziger Traum ist, aus dem man schleunigst aufwachen möchte.

Die Entscheidung hat sich längst herumgesprochen, tatsächlich schnappt man in der Pause ungläubige, betroffene Kommentare auf. Von Premierenbesuchern in den besten, durchaus vorgerückten Jahren, womöglich sogar Abonnenten. Die nämlich keineswegs sich nahezu geschlossen abgewandt haben von den innovativen, oft partizipativen und ja, auch politisch fordernden Neuproduktionen der Ära Lutz. Aber immer wieder hieß es, die treuen Abonnenten seien vergrault worden, die Älteren wanderten ab, dafür käme jüngeres Publikum, aber nicht genug. Spricht man mit Hallenser Kollegen, hört sich das anders an. Es kämen andere Leute, neue Gesichter, auch viele jüngere, aber die älteren seien keineswegs weg, es gäbe sogar glühende Fans unter den Alt-Abonnenten, berichten die Kollegen. Das aber scheint zu komplex für einfache Antworten und spricht gegen die gebetsmühlenartig wiederholten Verlautbarungen vom hochnäsig abgehobenen Experiment ohne Zuschauer.

Kommentar auf den Theaterstreit – und famose Ensembleleistung

Ausverkauft ist die Premiere von "Ariadne" allerdings nicht, aber Strauss' Meta-Oper ist auch kein Kassenschlager wie "Der Rosenkavalier" oder "Salome". Als hätte man's geahnt, geht es in "Ariadne" genau um die zentralen Fragen des Hallenser Theaterstreits: Nämlich um die Freiheit der Kunst und darum, wie weit Geldgeber in die Kunst hineinregieren dürfen. Darum, wie schwer in der Zumutung und tief im Anspruch gute Kunst sein darf, oder ob sie vielleicht doch besser nur unterhalten sollte? Und um die Analogie auf die Spitze zu treiben, geht es in "Ariadne" auch um sozusagen hausinterne Theater-Querelen, um eitle, rampengeile Künstler, selbsternannte Genies, Pragmatiker, knochentrockene Verwalter und um aalglatte, sich den jeweiligen Machtverhältnissen anpassende Vermittler (sprich: Dramaturgen, Presseleute).

AriadneNaxos 1 560 AnnaKolata uInszenierung unter (Meta-)Beobachtung: "Ariadne auf Naxos" © Theater, Oper und Orchester GmbH, Anna Kolata

Und das alles nun wird serviert von Regisseur Paul-Georg Dittrich, ein aktuell ziemlich gehypter Jungregisseur auf der Überholspur, der auf seine Weise für die Ästhetik der neuen und demnächst schon wieder beendeten Hallenser Dramaturgie steht. Dittrich arbeitet stark mit Brüchen, schiebt im ersten Teil historische Filmschnipsel zum Thema Kunstfreiheit ein – von der Strauss-Zeit über Brecht bis Ai Weiwei – und spart auch im zweiten nicht mit Videos. Sebastian Hannak, der auch die beiden spektakulären und umstrittenen Raumbühnen "Heterotopia" und "Babylon" baute, bleibt diesmal zwar brav im Bühnenkasten, setzt aber abgesehen vom angedeuteten Wiener Musikvereinssaal nicht auf Opulenz, sondern auf anspielungsreiche Kargheit.

Dittrich erzählt die konstruierte Handlung kunstvoll auf mehreren Ebenen und mit laufend einander sich überbietenden Brüchen, es ist viel los auf der Bühne, selbst bei den endlosen Ariadne-Monologen ist das übrige Personal aktiv und fängt so die Längen des Werks ab. Eine intelligente, handwerklich makellose Regie-Arbeit, Michael Wendeberg im Graben animiert die Staatskappelle Halle zu rhetorisch lebendigem Spiel und süffigem Wohlklang, die eminent schweren Sängerpartien sind solide bis herausragend besetzt, insbesondere ein Neuzugang, die Sopranistin Liudmila Lokaichuk in der Mount-Everest-Rolle der Zerbinetta ist phänomenal, insgesamt eine famose Ensembleleistung, was ja auch ein Verdienst des Opern-Leitungsteams ist.

Obwohl es sonst bei Premierenabenden, die der "neuen" Ästhetik verpflichtet sind, in Halle häufig auch Protest fürs Regie-Team gibt, ist diesmal die Begeisterung einhellig und demonstrativ. Das in der Struktur gut durchmischte Publikum feiert alle Beteiligten.

Krisen, Kabalen und Katastrophen einer Laufbahn

Nicht unter den Premierengästen (wie immer, wie die Hallenser Kollegen versichern): der Geschäftsführer Stefan Rosinski, erklärter Gegner der Opernleitung, der nun offenbar am Ziel ist (wenn er sich nicht zu früh freut), denn in der (polemisch überspitzten) Stellungnahme der Opernleitung zur Entscheidung heißt es : "Wir bedauern natürlich, dass heute in einer denkbar knappen Abstimmung die Entscheidung in Richtung eines Generalintendantenmodells unter der Leitung von Geschäftsführer Stefan Rosinski gefällt wurde." Wenn man Rosinskis Biographie liest (und innerlich ergänzt um die unerwähnten Krisen, Kabalen und Katastrophen seiner Laufbahn) wird überdeutlich: Dieser Mann fühlt sich für alles begabt und hat sich wohl immer als zu Unrecht verhinderter Intendant empfunden.

Stefan Rosinski 560 Dorit Gaetjen 2Gegner der Opernleitung: Geschäftsführer Stefan Rosinski © Dorit Gaetjen

Doch Rosinskis unverhohlener Machtpoker, den er laut Schauspielchef Matthias Brenner durch "Übergriffigkeit, Vertrauensbruch und Störung des Betriebsfriedens" nun durchsetzte, konnte nur funktionieren, weil Rosinkis Störfeuer allenthalben Ressentiments und politische Instinkte weckte. Wie an jedem Theater ziehen auch in Halle nicht immer alle an einem Strang. Es gab auch innere Widerstände. Unter den traditionell konservativen Musikern, die mit über 100 Köpfen das größte Kollektiv im Haus stellen, soll es nicht wenige AfD-Sympathisanten geben, und jener ominöse Brief an den Aufsichtsrat von Anfang Februar stammt ja nun auch vom Orchestervorstand.

Strategisch und ökonmisch gegen Innovation?

Politische Überlebensinstinkte waren es wohl dann auch, die letztlich das Zünglein an der Waage bei der Abstimmung im Aufsichtsrat zum Ausschlagen brachten. Wobei die Frage erlaubt sein darf, ob eine geheime Abstimmung eines Aufsichtsrats, in dem Vertreter der politischen Parteien, der parteilose Oberbürgermeister und drei Theater-Leute (der Vorsitzende des Gesamtsbetriebsrates, der stellvertretende Ballettdirektor und ein Sänger) sitzen, eigentlich angemessen ist angesichts einer Frage von solcher Tragweite? Warum wird so etwas nicht öffentlich im Stadtrat verhandelt? Welche Leute kommen warum zu der Ehre, in den Aufsichtsrat einzurücken?

Wie auch immer, wie man hörte, gab es zwei Wahlgänge, beim ersten eine Stimmengleichheit, woraufhin eine Unterbrechung beantragt wurde. Bis zum nächsten Wahlgang muss allerhand passiert sein in den Köpfen der dann überraschend Umgestimmten. Florian Lutz steht für innovatives, manchen provozierendes, oft politisches, immer verspieltes, engagiertes Theater. Nichts für Theatergänger mit stramm konservativen Ansichten, die von "werktreuen" Aufführungen der "Klassiker" träumen und keinerlei Eingriffe ins Material wollen.

OperHalle 560 FalkWenzel xOper Halle: Entscheidung für die Kunst? © Theater, Oper und Orchester GmbH, Falk Wenzel

Was von dieser Klientel gewünscht ist, weiß man aus Partei-Programmen und kulturpolitischen Zwischenrufen von AfD-Mitgliedern. Im Mai stehen in Sachsen-Anhalt Kommunalwahlen an. Sowohl die CDU als auch die SPD fürchten erdrutschartige Verluste zugunsten eines weiteren Erstarkens der AfD. Vielleicht lässt sich so erklären, warum man mit einem Entscheid gegen die Innovation im Theater Halle einer potentiellen AfD-Wählerschaft sozusagen "entgegenkommen" möchte.

Das aber ist nicht nur politisch fatal, sondern strategisch und auch ökonomisch völlig verfehlt. Denn es ist keineswegs so, dass Florian Lutz' Oper nur dem Feuilleton gefällt und das Publikum wegbleibt. Das Gegenteil ist der Fall. Schon jetzt, Ende Februar, kann das Haus fast 60.000 Besucher in dieser Saison nachweisen. Dabei kommt mit Peter Konwitschnys Händel-Inszenierung im Mai noch ein sicherer Knüller auf den Spielplan. In der Stellungnahme heißt es ferner: "Mit gut 1.140.000 € Einnahmen wurden nach heutigem Stand 80.000 € mehr Erlöse erzielt als im Wirtschaftsplan vorgegeben." Gemeint ist hiermit allerdings nicht diese laufende Spielzeit, sondern das Geschäftsjahr 2018. Jedenfalls klingt das alles nicht nach Niedergang, sondern eher nach einer Erfolgstendenz. Was für ein Irrsinn!

 

Regine Müller, Jahrgang 1962, studierte Musik, Germanistik und Philosophie, arbeitete an der Deutschen Oper am Rhein als Pressesprecherin und Dramaturgin. Seit geraumer Zeit freie Kulturjournalistin mit dem Schwerpunktthema Musiktheater u.a. für nachtkritik.de, taz, Welt und WDR. 

 

(Hinweis: Im Text wurden, nach einer Rückmeldung aus dem Theater Halle, zwei Angaben korrigiert – die Theatermitglieder im Aufsichtsrat sowie die Einordnung der Einnahmen, die sich nicht, wie zuvor angegeben, auf die Spielzeit 2018/19 beziehen, sondern auf das Jahr 2018.)

 

Mehr zum Thema: Wir meldeten die Entscheidung des Hallenser Aufsichtsrats u.a. zur Nichtverlängerung von Opernintendant Florian Lutz hier. Mehr zu einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung in Halle über das Verhältnis von künstlerischer Leitung und Geschäftsführung an Theatern hier. Der Theaterstreit dauert seit längerem an: Bereits 2017 sprachen drei Intendanten, darunter Florian Lutz, dem Geschäftsführer Stefan Rosinski das Misstrauen aus.

Mehr zum Thema Kunst und Geschäft: Falk Schreiber untersuchte im Dezember 2018 in seiner Essay-Reportage "Interne Machtkämpfe", warum Intendanz und kaufmännische Geschäftsführung, beispielsweise in Halle, immer wieder aneinandergeraten.

 

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Kommentare  
Kommentar Halle: Ausschreibung?
Wie darf man sich die Ausschreibung für die künftige Intendanz in Halle 2021 vorstellen? "Gesucht wird eine künstlerisch möglichst unambitioniere, mutlose Person, die sich Generalintendant Rosinski bedingungslos unterordnet..."
Kommentar Halle: beinhart konservativ
Ob die Entscheidungsträger in Halle in der Saale damit AfD-Apologeten in den Anus kriechen wollen sei dahingestellt. Fakt ist: Das beinhart konservative Klientel hat sich am Ende durchgesetzt (ich kenne sie leider zur Genüge), die Marschrichtung ist klipperklar. Was für eine Katastrophe für jeden, der mehr von Kunst erwartet als korrekte (langweilige) Werktreue. Einziger Trost: Berlin ist 1 Zugstunde entfernt.
Kommentar Halle: Schwarz-Weiss
Ich kenne beide Seiten, halte aber den Artikel für wenig differenziert und ungenau recherchiert...oder im Auftrag der Intendanz verfasst. Denn...es ist ja nicht so, dass sogenannte Erfolgsstücke (im Gegensatz zu Ardiadne) in Halle während der letzten Jahre gut besucht waren.
Kommentar Halle: Glück für anderswo
Florian Lutz und sein Team haben einiges erreicht und werden bald anderswo ihre künstlerische Heimat finden.
Kommentar Halle: mediales Geschrei
Solche Formen der politischen Diffamierung ganzer Kollektive und des öffentlichen persönlichen Diskreditierens haben nichts mit Journalismus, schon gar nichts mit "Kritik" zu tun, sondern offenbaren eine Haltung, die selber populistisch ist. Egal ob von links oder rechts: eine politische Kultur lässt sich darin nicht mehr entdecken. Man schämt sich der eigenen Branche, die als Kultur selbst keine mehr hat: Jeder, der eine andere Position vertritt, wird zum "Gegner" und als solcher mundtot gemacht durch mediales Geschrei.
Kommentar Halle: Zitat von Hofmannsthal? Wirklich?
Träum ich? Wach ich? Leb ich? Bin ich bei Sinnen? Kontext des Zitats:


Der Kurfürst.
– Nehmt ihm den Degen ab. Er ist gefangen.

Feldmarschall (erschrocken).
Wem?

Der Kurfürst (tritt unter die Fahnen).
Kottwitz! Sei gegrüßt mir!

Graf Truchß (für sich). O verflucht!

Obrist Kottwitz.
Bei Gott, ich bin aufs äußerste –!

Der Kurfürst (er sieht ihn an). Was sagst du?
Schau, welche Saat für unsern Ruhm gemäht!
– Die Fahn ist von der schwedischen Leibwacht! Nicht?
(Er nimmt eine Fahne auf, entwickelt und betrachtet sie.)

Obrist Kottwitz.
Mein Kurfürst?

Feldmarschall. Mein Gebieter?

Der Kurfürst. Allerdings!
Und zwar aus König Gustav Adolfs Zeiten!
– Wie heißt die Inschrift?

Obrist Kottwitz. Ich glaube –

Feldmarschall. – Per aspera ad astra.

Der Kurfürst.
Das hat sie nicht bei Fehrbellin gehalten.

(Pause.)
Obrist Kottwitz (schüchtern).
Mein Fürst, vergönn ein Wort mir –!

Der Kurfürst. Was beliebt? –
Nehmt alles, Fahnen, Pauken und Standarten,
Und hängt sie an der Kirche Pfeiler auf;
Beim Siegsfest morgen denk ich sie zu brauchen!
(Der Kurfürst wendet sich zu den Kurieren, nimmt ihnen die Depeschen ab, erbricht, und liest sie.)

Obrist Kottwitz (für sich).
Das, beim lebendigen Gott, ist mir zu stark!

(Der Obrist nimmt, nach einigem Zaudern, seine zwei Fahnen auf; die übrigen Offiziere und Reuter folgen; zuletzt, da die drei Fahnen des Prinzen liegen bleiben, hebt Kottwitz auch diese auf, so daß er nun fünf trägt.)
Ein Offizier (tritt vor den Prinzen).
Prinz, Euren Degen, bitt ich.

Hohenzollern (mit seiner Fahne, ihm zur Seite tretend).
Ruhig, Freund!

Der Prinz von Homburg.
Träum ich? Wach ich? Leb ich? Bin ich bei Sinnen?
——————

https://books.google.de/books?id=8DpjCAAAQBAJ&pg=PA58&lpg=PA58&dq=träum+ich+wach+ich+leb+ich+bin+ich+bei+sinnen&source=bl&ots=5YWQ7pTO9K&sig=ACfU3U2KHYro1OfhUdpc6Oa7T5XbchErnA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiTlay_wtLgAhVK66QKHbfeDW4Q6AEwA3oECAkQAQ#v=onepage&q=träum%20ich%20wach%20ich%20leb%20ich%20bin%20ich%20bei%20sinnen&f=false
Kommentar Halle: Verklärung
Die jetzt einsetzende inhaltliche Verklärung mit Lutz als Märtyrer wertet den Vorgang künstlich auf. Es geht hier m.E. weder um die Frage der künstlerische Ausrichtung noch um politischen Populismus. Eine persönliche Fehde, bzw. der Unwille oder die Unfähigkeit zur Zusammenarbeit wurde öffentlich ausgetragen. Die dadurch ausgelöste betriebsschädigende Dynamik hat Unruhe am Haus verursacht, die zu dem peinlichen Brief des Orchestervorstandes und dem noch peinlicheren der designierten GMD geführt hat. Meines Erachtens wäre ein beherzter cut das einzig richtige: alle beteiligten Player noch zwei Jahre zur Zusammenarbeit zu disziplinieren und dann gegen ein komplett neu aufgestelltes neues Leitungsteam (inkl. neuem/r GMD) zu ersetzen.
Kommentar Halle: Sachlichkeit
mit der afd das orchester in eine topf zu tun ist echt problematisch, wenn das nur ein gerücht ist - und st. rosinski hat ein leichtes, dadurchdie ansonsten berechtige kritik mitzudiskreditieren (sollte vllcht. aber auch eher still sein, weil er auch gerne mal diskursarm journalisten auf seinem twitterkanal beleidigt wie Herrn Montag von der Mitteldeutschen: "Flaubert hat davon gesprochen, dass es Kritiker gäbe, die rapportieren und solche, die apportieren. Andreas Montag, Kulturchef der Mitteldeutschen Zeitung, sieht sich offenbar als Vertreter der zweiten Spezies."). aber woher kommen diese genau so unseriösen thesen aus dem orchester was "die Leitung der Oper außerhalb des künstlerischen Bereiches" oder "Gründe außerhalb von künstlerischen Fragen" angeht? Oder was Tambosi sagt: der Artikel "im Auftrag der Intendanz verfasst". Gibt's dafür Anhaltspunkte oder Beweise? Ist doch die gleiche Soße wie die afd-unterstellung, wenn die sachen nicht bennant werden, sondern im kommentarbereich bedeutungsvoll gemunkelt wird, als ob jeder bescheidweiß.... SACHLICHKEIT ALLENSEITS???
Kommentar Halle: Hinweis aus der Redaktion
Liebe Diskutant*innen,

bei uns sind Kommentare von Insidern eingegangen, die ihre Sicht auf die Auseinandersetzung mitteilen. Leider können wir diese Kommentare nicht veröffentlichen (bzw. haben sie wieder offline gestellt). Grund ist, dass diese pseudonym getätigten Aussagen für uns ohne Klarnamen nicht zu überprüfen sind und theoretisch auch völlig Unbeteiligte Einsichten über vermeintliche Interna hier veröffentlichen könnten. Derlei unüberprüfbare Tatsachenbehauptungen sind laut unseren Kommentarregeln von der Veröffentlichung ausgeschlossen.

An die Absender*innen: Wenn Sie bereit sind, unter Ihren Klarnamen zu posten, veröffentlichen wir Ihre Kommentare sehr gerne. Schicken Sie uns in diesem Falle bitte auch eine Mail an redaktion@nachtkritik.de, um den namentlich gezeichneten Kommentar zu verifizieren.
Herzlichen Dank,
Die Redaktion
Kommentar Halle: Klarname
Im Übrigen möchte ich anfügen, dass in einem anderen Bereich (Orchester in Halle stellt sich gegen ...) folgendes zu lesen ist:

"Dass sich das Orchester der Oper Halle über politisches, gesellschaftskritisches und entstaubendes Musiktheater echauffiert ist nicht verwunderlich angesichts der Tatsache, dass die Hälfte der dortigen Mitarbeiter sich im "gutbürgerlichen" Afd-Kreis bewegt."

Wie sich dieses Tatsachenbehauptung mit den Kommentarregeln vereinbaren lässt, genau wie die Hälfte des obigen Artikels von Frau Müller will sich mir nicht so recht erschließen.


(Werter Musiker,
vielen Dank für den Hinweis. Die von Ihnen inkriminierte Stelle haben wir aus dem entsprechenden Kommentar entfernt. Sie entspricht nicht unseren Regeln, da haben Sie Recht. Die Kommentarregeln beziehen sich allerdings nicht auf redaktionelle Beiträge (auch wenn Sie Vorgänge und Ereignisse kommentieren.) Für den obenstehenden Artikel und seinen Inhalt steht hier auch kein*e anonyme*r Autor*in sondern eine Journalistin mit ihrem Klarnamen ein. Freundliche Grüsse aus der Redaktion, Esther Slevogt).
Kommentar Halle: Nachfrage
@9:
Aha - wenn Frau Müller schreibt, unter den Musikern solle es „nicht wenig AfD-Sympathisanten geben“, dann ist das in Ordnung, weil sie ihren Namen nennt - aber nicht den ihres Informanten?! Das ist für mich ebenso unüberprüfbar, als wenn ein „Musiker“ oder „Komiker“ (erinnere mich nicht genau, ist ja gelöscht) schreibt, es seien nicht viele AfD-Anhänger im Orchester. Oder ein SPD-Fraktionsmitglied sei im Orchestervorstand. (Das sollte überprüfbar sein?!) Grundsätzlich finde ich ja „AfD Nicht-Sympathisant“ (anonym, gelöscht) weniger diffamierend als „AfD-Sympathisant“ (Ihre Autorin mit anonymer Quelle, nicht gelöscht)... Eine Frage der Perspektive.
Kommentar Halle: Machtgelüste?
Wenn man die öffentliche Berichterstattung der letzten Wochen verfolgt, scheint in der sogenannten "Schlammschlacht" Dreck nur in eine Richtung geworfen worden zu sein. Hier dem Geschäftsführer gleichwohl anzukreiden, ein "erklärter Gegner der Opernleitung" zu sein, ist eine Verleumdung. Ebenso eine versuchte Schädigung wie die geschickt lancierte, Fakten verdrehende Pressemitteilung der Opernleitung (man hätte sich am Freitag "in Richtung eines Generalintendantenmodells" entschieden) dazu zu benutzen, Stefan Rosinski aus beruflichem Mangel resultierende Machtgelüste mitsamt düsterer Zukunftsprognosen (sprich: Drohungen) auszusprechen. Ist es der Autorin nicht peinlich (...) so etwas öffentlich zu äußern? (...) Sie kann sich aus diesen Abgründen heraus offenbar nicht dazu aufraffen, sich zumindest (auch nur innerlich) einzugestehen, dass dieser (von ihr zur Zielscheibe erkorene) Mann ganz offensichtlich zu weit mehr begabt ist als das Schaffen anderer, Begabterer, zu diskreditieren.

Der Höhepunkt ist aber, die Entscheidung des Aufsichtsrates als eine hilflose Reaktion auf politische Schieflagen darzustellen. Das nenne auch ich die Entmündigung von Andersdenkenden. Die eigentlichen Entscheidungsträger sollen ohnmächtig agiert haben, um letztlich ihre politische Position zu sichern, egal welcher Art diese gewesen sein soll? Damit wäre auch die behauptete Machtposition des Geschäftsführers obsolet, denn was könnte er in einer solchen Gemengelage überhaupt noch ausrichten, geschweige denn inhaltlich oder künstlerisch beeinflussen?

Die Kurzschlussthese, Lutz nicht zu verlängern hieße "gegen die Innovation im Theater Halle" zu stimmen (ebenso wie die These, der Intendant sei deshalb nicht verlängert werden, weil der Geschäftsführer selbst Intendant sein möchte), ist derart grobschlächtig, dass sie nur verstören oder amüsieren kann. Aber nicht überzeugen.

--
Liebe Claudia Verneshagen,
wir haben Ihren Beitrag gekürzt, da er in Teilen nicht unseren Kommentarregeln entsprach. Bitte diskutieren Sie sachlich.
Vielen Dank,
Die Redaktion
Kommentar Halle: Triumph des Kleinmuts
Lutz als eine märtyrerhafte Jesusgestalt zu überhöhen, die aus Boshaftigkeit, Spießigkeit, Neid, politischer Einflussnahme, Einfluss dubioser Mächte, Opernmitarbeitern vom rechten Rand, [nach Gusto eintragen] rausgemobbt wurde, wird leider nicht der schnöden Wirklichkeit gerecht, auch wenn Stefan Rosinski mit seiner rüden Hemdsärmeligkeit den perfekten Archetyp eines Bösewichts liefert, der alles überschattet. Wenn Rosinski aber mal rausgerechnet wird, sieht die Sache etwas anders aus.

Lutz ist exzellent, sich und seine Ideen in die Mitte der Aufmerksamkeit zu stellen und bei Kritik die Opferrolle einnehmen (was ja nichts anderes ist), aber alles andere wofür er gelobt wird (musikalische Auswahl und Leistung, Bühne...) hatten andere zu verantworten, er ist an seinen (Über)Ambitionen gescheitert, da er die Grundlagen nicht erfüllt hat, wie Teamfähigkeit, Respekt und Augenhöhe vor der Leistung Anderer, die ihm künstlerisch auf Augenhöhe begegnen, wenn nicht sogar weit überlegen sind, plus ein professioneller Umgang mit der alltäglichen Banalität, daß Geld nicht vom Goldesel kommt oder vom Himmel regnet wie bei Schneeweisschen und Rosenrot, so wenig Strom aus der Steckdose kommt oder Milch vom Milchmann.

Lutz hatte sich vertraglich verpflichtet, 80.000 Besucher zu erreichen, doch auch im dritten Jahr waren es nur 57.000. Entsprechend sind die Einnahmen der Oper im Vergleich zum Vorgänger zurückgegangen: um knapp 300.000 Euro. Der Intendant des Puppentheaters, die neue Generalmusikdirektorin und der Geschäftsführer sprachen sich gegen eine Verlängerung von Lutz aus, der Schauspielintendanten dafür: klare Verhältnisse, nämlich 3:1 gegen den Kollegen. Lutz wurde im Aufsichtsrat vorgeworfen worden, er halte es mit der Wahrheit nicht so genau. Das mag sein, denn alle Beteiligten bestritten, dass es in der Sitzung am 22. Februar eine Beschäftigung mit dem Thema „Generalintendanz“ gegeben habe - ganz anders also als wie vom Leitungsteam der Oper in deren Pressemitteilung behauptet. Schade, dass die Kritik von Ariane Mathiakh und anderer führender Künstler nicht deutlicher herausgestellt wurde, so würde deutlich wie sehr seine exzellent selbstvermarktete Aussendarstellung (Chapeau!) als verkanntes Genie, bei genauerer Betrachtung, von seinen tatsächlichen Leistungen abweicht.

Theater ist eine Traumwelt, aber es gibt immer eine richtige Welt ausserhalb davon, die diese bedingt. Wer glaubt, diese ignorieren und nur in der einen leben zu können, fällt irgendwann unbarmherzig mit den Hintern auf dem Boden der anderen und das ist Lutz passiert. Das und nichts anderes.
Kommentar Halle: tragischer Zufall?
Trotzdem kann ganz objektiv und nachweislich festgestellt werden, dass an allen Orten, an denen Herr Rosinski wirkt und wirkte, früher oder später eine vergleichbare Situation mit dazugehöriger aus dem Ruder laufender „Diskussion“ entstanden ist ... vielleicht ein tragischer Zufall ... vielleicht.
Kommentar Halle: Dilemma
Liebe Redaktion!

Besten Dank für die teilweise Veröffentlichung meines Kommentares. Ich verstehe natürlich das Dilemma.
Dass von Ihrer Seite nicht überprüfbare Andeutungen gelöscht werden ist verständlich.
Als Angestellter der TOOH darf ich mich öffentlich über Details nicht äußern und werde mich bemühen, diese Aussagen in Zukunft zu vermeiden.

Ich habe allerdings versucht, das Orchester beispielhaft anhand einer überprüfbaren Situation in einer halböffentlichen Probe gegen die nicht weniger als ehrverletzenden Aussagen der Autorin - von wem sie auch immer ihre Informationen bezieht - zu verteidigen.

Dass diese Passage gelöscht wurde empört mich nach wie vor.

Bezüglich des Vorsitzenden des Orchestervorstandes:

Dieser ist mit zwei Klicks im Internet zu finden, einmal auf der Liste der Orchestermusiker auf unserer Homepage unter "Orchestervorstand" und dann auf halle.de unter Mitglieder der SPD Fraktion im Stadtrat Halle.
Kommentar Halle: Nebelkerzen und Intrigen
Wenige Menschen haben in einem denkbar intransparenten Verfahren über die Zukunft eines wichtigen Teils der Kultur in Halle entschieden. (Neben allem anderen auch ein Lehrstück in Sachen Privatisierung). Schaut man auf die Vorgeschichte, so fällt auf, dass z.B. Meldungen über „wegbrechende Besucherzahlen“ immer wieder in Artikeln und Pressemeldungen auftauchen, obwohl sie längst korrigiert wurden (z.B. https://www.deutschlandfunk.de/opern-streit-in-halle-gute-kritiken-oder-zufriedene.691.de.html?dram:article_id=440724). „Nun tobt ein Streit um Geld“ schrieb der „Tagesspiegel“ im Januar und dass wegen künstlerischen Misserfolges „die Eigeneinnahmen in den Keller gingen“. (https://www.tagesspiegel.de/kultur/offener-brief-spricht-von-destruktiver-energie-im-theater-halle-eskaliert-ein-streit-zwischen-intendanz-und-geschaeftsfuehrung/23880066.html)
Haben hier Journalisten unsorgfältig gearbeitet oder steckt mehr dahinter? Die Vermutung dass Leute, denen die ganze Richtung nicht passt, sich hinter Falschbehauptungen verstecken und solche lancieren, liegt zumindest nahe. Die immer instruktiv und korrekt berichtende MZ ist dagegen ein Dorn im Auge des Geschäftsführers Stefan Rosinski, wie er auf Twitter kundtat: „Flaubert hat davon gesprochen, dass es Kritiker gäbe, die rapportieren und solche, die apportieren. Andreas Montag, Kulturchef der Mitteldeutschen Zeitung, sieht sich offenbar als Vertreter der zweiten Spezies.“ (https://twitter.com/schwejk7/status/1086357050869907457) Übrigens: Schaut man sich weiter im Twitter-Account von Rosinski um, so fällt ins Auge, dass er die Arbeit des Theaters und der Oper Halle für nicht erwähnenswert hält. Irgendwie merkwürdig.

Merkwürdig auch: In der letzten Zeit war immer wieder die Rede davon, „zwei der vier Spartendirektoren“ hätten sich gegen den Geschäftsführer gewandt. Also nur die Hälfte? Tatsächlich gibt es in der Spielzeit 2018/19 nur drei Spartendirektoren, die Position des/der GMD ist nicht besetzt. Als Josep Caballé-Domenech noch im Amt war, im Sommer 2017, hatten drei der vier künstlerischen Leiter der TOOH Stefan Rosinski das Misstrauen ausgesprochen. (https://www.deutschlandfunkkultur.de/stefan-rosinski-in-halle-misstrauen-ausgesprochen.265.de.html?drn:news_id=760541) Die Gründe für die Nichtverlängerung des Vertrages von Josep Caballé-Domenech liegen im Dunkeln. Die designierte Nachfolgerin auf dem GMD-Posten, Ariane Matiakh, eingestellt durch den Geschäftsführer Rosinski, hat sich am 21. Februar in einem Brief an den Aufsichtsrat gewendet, in dem sie sich gegen eine Vertragsverlängerung von Florian Lutz ausspricht. (https://www.mz-web.de/kultur/schluss-mit-lutz-vertrag-mit-halles-opern-intendanten-wird-nicht-verlaengert-32087128) Nun fragen sich viele, wieso sie den Vertrag unterschrieben hat und wieso sie eingestellt wurde, wenn ihr das Konzept der derzeitigen künstlerischen Leitung nicht passt. Viele, sehr viele fragen sich außerdem, warum ein erfolgreiches und bei vielen Zuschauer*innen beliebtes Opernprojekt in dieser Weise zerschlagen wird.
Kommentar Halle: verharmlosender Unfug
Sehr geehrte Frau Müller,

ich bin Stadträtin der LINKEN in Halle, bin überdies Mitarbeiterin der Linksfraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt,jenem Landtag, in dem die AfD seit 2016 mit 24 Prozent sitzt. Ich erlebe täglich in Magdeburg, was das bedeutet. Jede/r der/die mich kennt, weiß, dass ich die AfD abgrundtief verachte.

Dass Sie hier in dieser Causa die AfD-Keule schwingen, ist gelinde gesagt starker Tobak, falsch und gefährlich.

Die Polarisierung an der Person und Oper von Florian Lutz zieht sich hier in Halle quer durch den politischen Gemüsegarten. Im Übrigen auch quer durch alle Altersgruppen. Wenn auch in Ihrem Artikel nicht explizit so behauptet, funktionieren zwei gern in der Gesamtdebatte bediente Schubladen definitiv nicht: Alle Befürworter von Florian Lutz seien links und eher jung und alle Gegner seien konservativ bis rechts und eher alt.

Mich befremdet, wie Sie Arbeitnehmer*inneninteressen vom Tisch wischen. Der Vorgang als solches wird nur noch vom Argument getoppt und das Orchester von Ihnen pauschal zum AfD-Haufen deklariert. Echt jetzt? Ich meine, da kann man auch mal über eine Entschuldigung nachdenken.

Mich macht diese AfD-Kiste wirklich wütend. Weil sie leichtfertig verharmlost, was die AfD hier kulturpolitisch wirklich will. Weil sie Menschen diffamiert. Weil sie böse davon ablenkt, wo die AfD als politisch zu bekämpfende Gefahr tatsächlich lauert.

Mit freundlichen Grüßen
Kommentar Halle: Presse und Aufsichtsrat
Wenn man so wie Bess nichts Genaues weiß, sondern Vermutungen oder falsche Behauptungen in die Welt setzt, sollte man lieber schweigen. Dazu in aller Kürze:

1. Wer behauptet, dass die "Mitteldeutsche Zeitung" "immer instruktiv und korrekt" berichtet, kennt dieses Blatt in Wahrheit nicht. Gerade die Kulturberichterstattung war in letzter Zeit sehr tendenziös zugunsten von Herrn Lutz und fällt für mich unter die Stichworte "Meinungsmache" und "betreutes Denken". Das gilt sowohl für Andreas Montag, als auch für Christian Eger und Joachim Lange.
2. Für die Einstellung, Verlängerung bzw. Nichtverlängerung von Intendanten ist allein der Aufsichtsrat zuständig und nicht der Geschäftsführer Stefan Rosinski, der im Aufsichtsrat über kein Stimmrecht verfügt. Dass der frühere GMD Josep Caballé-Domenech 2017 nicht verlängert wurde, hatte vor allem mit internen Streitigkeiten, seinem Verhältnis zum Orchester etc. zu tun und es war eine Entscheidung des Aufsichtsrates. Für Ariane Matiakh als Nachfolgerin votierte sowohl das Orchester mit großer Mehrheit, als auch der Aufsichtsrat. Wenn hier nun behauptet wird, Frau Matiakh sei quasi eine GMD von Rosinskis Gnaden und wenn insinuiert wird, sie habe sich deshalb mit einem Brief gegen Florian Lutz gestellt, so ist dies eine Unverschämtheit und glatte Lüge.

Fassen wir zusammen, wer sich alles gegen Herrn Lutz ausgesprochen bzw. gegen ihn gestimmt hat: der Geschäftsführer, die GMD, der Orchestervorstand und Betriebsrat der Staatskapelle, die Mehrheit des Aufsichtsrates. (...) Und da frage ich jetzt alle Lutzianer:

Sind denn alle von mir genannten Personen blöd und von allen guten Geistern verlassen? Gehören alle diese Personen der AfD an oder sympathisieren mit ihr, so wie dies in dem unsäglichen Artikel von Regine Müller insinuiert wurde? Wofür halten sich die Lutzianer überhaupt, dass sie mit einer solchen Unverfrorenheit und Demagogie gegen die Kritiker von Herrn Lutz auftreten???

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Lieber Hinz,
Ihr Kommentar wurde leicht gekürzt veröffentlicht, weil er nicht überprüfbare Tatsachenbehauptungen enthielt.
Viele Grüße,
Die Redaktion
Kommentar Halle: andere Gründe
Luise Paul wirft in ihrem Kommentar ein bisschen wild mit Zahlen um sich und stellt die Behauptung auf: "Der Intendant des Puppentheaters, die neue Generalmusikdirektorin und der Geschäftsführer sprachen sich gegen eine Verlängerung von Lutz aus". Seit wann entscheiden Sparten-Kollegen und Geschäftsführer (insofern sie keine Generalintendanten sind) über Vertragsverlängerungen? Das ist natürlich einerseits völliger unsinnig, anderseits trifft der scheinbar bei Frau Paul entstandene Eindruck, die Sache durchaus auf den Kopf. Nur bei den Gründen könnte es anders aussehen, als Frau Paul vermutet.

Puppenchef Werner hat mit Lutz keine bekannten Berührungspunkte. Und mit Stefan Rosinski? Der darf wenigstens in Werners Puppentheater ab und zu mal seine künstlerischen Ambitionen ausleben (z.b. in dieser Spielzeit: buehnen-halle.de/stefan_rosinski).
(Anmerkung der nachtkritik-Redaktion: Stefan Rosinski hat in dem von Christoph Werner inszenierten "Hamlet", Premiere im Okt.2017 die Musikauswahl verantwortet, mehr nicht.)

Anderseits ist das ein Geben und Nehmen. Christoph Werners Gattin wurde von Rosinski zur Abteilungsleiterin der Theaterpädagogik befördert. (siehe auch: https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=16007:streit-um-kuendigung-an-den-buehnen-halle&catid=126:meldungen-k&Itemid=100089 )
(...)
Kommentar Halle: Triumph des Kleinmut
Claudia Varneshagen und Luise Paul treffen den Nagel so ziemlich auf den Kopf.

Frau Müller unterstellt uns Aufsichtsräten mit unserer Entscheidung der AFD entgegenkommen zu wollen. Ohne Kenntnis der Details und der Personen wird hier auf's böswilligste diffamiert. Sie unterstellt allen Opernfreunden, die ihr Glück jenseits der Lutzschen Ästhetik suchen automatische Nähe zur AFD.
Ja darf denn bei Nachtkritik jeder jeden Kokolores schreiben?
Das erfüllt doch locker den Tatbestand der Beleidigung.
Ich bitte um Stellungnahme der Redaktion. Ist dieser Wust an Intoleranz und böser Unterstellung von Frau Müller ihr gepflegter journalistischer Stil?

Detlef Wend, SPD, Mitglied des Aufsichtsrates der TOOH

PS: Dies ist nicht nur ein Kommentar sondern eine ernst gemeinte Anfrage an die Redaktion!

(Sehr geehrter Herr Wend -
nein, der Kommentar unterstellt wahrlich nicht allen Opernfreunden eine politische Nähe zur AfD, wirklich nicht. Sondern sucht eine Erklärung für die Aufsichtsrat-Entscheidung. Wenn Sie diese für zu kurz gegriffen halten, ist dies ihr gutes Recht. Aber was genau daran diffamierend sein soll, müssten Sie genauer erklären.
Die nachtkritik-Redaktion)
Kommentar Halle: Rostock
Als ich in Rostock an der Uni studierte, gab es damals am Theater Krach mit Rosinski. Die Medien berichteten... Nun arbeite ich in Halle und wieder gibt es Unfrieden. Wie kann das sein?
Kommentar Halle: Unfrieden
@ Sascha

Ja, warum gab es wohl Unfrieden? Was intern gelaufen ist, kann niemand absolut objektiv beurteilen. In der Öffentlichkeit kam jedenfalls durch zahlreiche Presseberichte und eine erst vor Kurzem initiierte Podiumsdiskussion in der Oper Halle der Eindruck an, dass es in der TOOH gewaltig kracht. Rosinski hielt sich öffentlich sehr zurück, während von Seiten der Intendanten medial ein großes Fass aufgemacht wurde - bis hin zu der Drohung, die Intendanz niederzulegen, sofern Rosinski Geschäftsführer bleibe und es keine Veränderung der Kompetenzen innerhalb der TOOH gebe. Dieses öffentliche Agieren entspricht nicht den Gepflogenheiten, die in einem Betrieb üblich sind, egal ob es sich nun um einen "gewöhnlichen" Betrieb oder um eine Kultureinrichtung handelt. Es gab einen überregionalen Aufruf zugunsten von Lutz, dem sich zugegebenermaßen auch bekannte Theaterleute anschlossen. Aber warum das Ganze? Etwa, um die zu geringe regionale Unterstützung auszugleichen und durch die Prominenz einiger Unterzeichner Druck auf den Aufsichtsrat auszuüben?

Ich könnte mir vorstellen, dass all das im Aufsichtsrat nicht gut ankam und (neben anderen Faktoren) die Entscheidung negativ beeinflusst hat. Offensichtlich überschätzten die Intendanten ihre Macht und den öffentlichen Rückhalt, den sie zu mobilisieren versucht hatten. Brenner kam mit einem blauen Auge davon. Lutz hat es getroffen.
Kommentar Halle: Austausch
@hinz Da ist aber jemand zutiefst getroffen. "Betreutes Denken"?, Was für ein Schwachsinn, gerade in Richtung Andreas Montag, den ich als sehr differenzierten Beobachter schätze. Ich mag nicht beurteilen, ob der genannten Entscheiderkreis "blöd" ist, eine "blödsinnige" Entscheidung ist es für mich allemal. Interne Probleme (die am Theater übrigens normal sind) lassen sich anders lösen als auf diese Weise. Mir als "Endverbraucher" aber sind solche Querelen sowas von sch...egal, lediglich: interessiert mich das, was da zu sehen ist, oder nicht? Ist das alles relevant? Redet mensch darüber? IST ES! Seit dem Intendantenwechsel wird, zumindest in meinem Umfeld, wieder über Produktionen der Oper geredet, mitunter erfrischend gestritten (was für die Produktionen der anderen Sparten übrigens nicht gilt). Am Ende wird nicht nur Lutz ausgetauscht – Sie und ich wissen, dass damit das Leitungsteam gefeuert wird nebst künstlerischer Agenda.
Kommentar Halle: AFD, SPD
In der MZ (https://www.mz-web.de/halle-saale/buehnen-halle-opern-chef-lutz-soll-gehen--fordert-ein-brief-aus-dem-orchester-32000738) wird aus dem anti-Lutz Brief des Orchestervorstandes Borggrefe (SPD) zitiert: „von ‘schwerwiegenden Eingriffen in die textliche bzw. musikalische Faktur der Werke‘ ist die Rede, davon dass ‚die musikalischen Leistungen der Sänger und Musiker zur Nebensächlichkeit‘ gerieten in Aufführungen, die ‚die Grenze zum multimedialen Spektaktel‘ überschritten hätten, die als ‚bloße Vorlage für die Vermittlung politischer und persönlicher Botschaften des Regisseurs‘ dienen würden.“

Der SPD-Mann aus dem Orchestervorstand zieht in seinem Schreiben Bilanz über die Gesamtanmutung der Opernsparte. Die großen Opernproduktionen der ersten 3 Spielzeiten wurden inszeniert von Tatjana Gürbaca, Jochen Biganzoli, Thirza Brunken, Johannes Kreidler, Thomas Goerge/Lionel Somé, Tobias Kratzer und Paul-Georg Ditrich sowie den Leitungsmitgliedern Florian Lutz und Michael v. zur Mühlen. Es folgt Peter Konwitschny.

Irgendwie klingt das gar nicht nach SPD-Kulturpolitik (wie in Berlin oder München praktiziert), sondern eher wie die Schönschriftversion einer Rede von AFD-Mann Tillschneider (im Landtag von Sachsen-Anhalt. 14. Sitzungsperiode // 22.6.2017 // TOP 37: https://www.landtag.sachsen-anhalt.de/plenarsitzungen/14-sitzungsperiode/#/?accordion=2&accordionPlenar=6&accordionVideo=2), in der es heißt:

„Aber was in Halle an der Oper[…] auf die Bühne gebracht wird, ist unter aller Kanone. Verantwortung dafür trägt neben anderen ein gewisser Florian Lutz, der im Jahr 2016 zum Intendanten der Oper gemacht wurde - eine gravierende Fehlentscheidung.

In seiner Tannhäuser-Inszenierung am Theater Lübeck im Jahr 2014 wurde - um Ihnen ein Beispiel seines Wirkens zu geben - Tannhäusers geliebte Elisabeth zu Angela Merkel, Zuschauer mussten auf der Bühne herumalbern und im Hintergrund hingen Logos von Dax-Unternehmen.

Und so verfährt dieser Florian Lutz mit allem. Er treibt die krampfhafte Aktualisierung bis zur unfreiwilligen Selbstkarikatur, je schwachsinniger, desto besser. Florian Lutz ist jemand, der unter Garantie jedes Opernstück, das ihm unter die Finger kommt, gnadenlos verhunzt.

Das Erschreckende aber ist, dass er nicht trotzdem, sondern gerade deshalb eingestellt wurde. Und zwar waren es Politiker, die ihn ausgesucht haben, nämlich die Vertreter der Stadtratsfraktion von Halle im Aufsichtsrat der Theater GmbH.“

Da hat der Herr Borggrefe im Namen des Orchesters mit seinem Brief jetzt aufräumen helfen. Ach SPD, wo bist du gelandet!
Kommentar Halle: Inszenierungen
@ Opernzuschauerin

Bitte bleiben Sie sachlich. Halten wir uns an die Fakten: Florian Lutz wurde vom Aufsichtsrat u.a. deshalb zum Intendanten gewählt, um den Besuch der Oper zu verbessern. Er traute sich dies zu, kannte den finanziellen Rahmen und die Struktur der TOOH und nahm die Aufgabe an. Es gelang ihm zwar, überwiegend jüngeres neues Publikum in die Oper zu ziehen. Dies geschah jedoch zu Lasten des bisherigen Publikums, das seine Abos zu einem beträchtlichen Teil kündigte. Unter dem Strich steht ein Minus. Rechnet man die überwiegend erfolgreichen Ballett-Vorstellungen, die Lutz nicht zu verantworten hat, und die "Dreigroschenoper" heraus, sieht die Bilanz noch schlechter aus. Egal ob Sie die Kritik an den Inszenierungen für gerechtfertigt halten oder nicht bzw. Kritik mit der AfD-Keule zu erschlagen versuchen, bleibt die Tatsache, dass Zuschauer einen beträchtlichen Teil des Kernrepertoires äußerst negativ kommentierten: Wütende, teils gruppenweise vorgebrachte Buh-Rufe (vor allem bei "Fidelio"). Verlassen der Vorstellung, demonstratives Türenknallen. Zwischenrufe während der Vorstellungen. Leserbriefe an die lokale Zeitung. Abokündigungen.

Herr Lutz hatte seit seinem Amtsantritt fast drei Jahre Zeit, um darauf zu reagieren und seine Konzeption anzupassen. Genügend Kritik bzw. Anregungen aus dem Kreis der Mitarbeiter, Zuschauer und teilweise auch in der Presse gab es ja. Dennoch ist kaum etwas passiert. Wenige Tage vor der entscheidenden Aufsichtsratssitzung schrieb Herr Lutz dem Aufsichtsratsvorsitzenden Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand nun folgenden Brief (nachzulesen auf der Facebookseite von Dr. Wiegand):

„Für die nächsten Jahre schwebt mir eine Arbeit von Oper und Ballett in Halle vor, welche die künstlerische Qualität und Relevanz, das Innovationspotential und die kontinuierliche fachliche Anerkennung der letzten Jahre mit einem deutlich größeren Erfolg bei einem breiten Publikum und weiteren Teilen der halleschen Stadtgesellschaft verbindet. Viele der künstlerischen Impulse und kulturpolitischen Akzente, die zu einem positiven Aufbruch beigetragen haben, sollen fortgeführt werden und andererseits sollen Spielplanentscheidungen, die sich in der Vergangenheit bei Publikum und Mitarbeitern nicht bewährt haben, überdacht und revidiert werden, sodass die Oper Halle in den nächsten Jahren noch stärker zu einer Kulturinstitution in der Mitte der Stadtgesellschaft wird, die von den unterschiedlichsten Zielgruppen und Gesellschaftsschichten als zentraler und identitätsstiftender Kulturort in Halle angesehen und regelmäßig besucht wird.“

Frage: Für wie glaubwürdig halten Sie eine solche im letzten Moment verfasste Absichtserklärung nach fast 3 Jahren "Augen zu und durch"? Ich weiß nicht, wie der Aufsichtsrat darauf reagierte, aber ich meine, dass Herr Lutz den Zeitpunkt für eine Neuorientierung seiner Opernarbeit verpasst hat. So kam es dann (neben anderen Gründen) zu der bekannten Entscheidung.

Im Übrigen finden sich kritische Anmerkungen zur Opernarbeit von Herrn Lutz und seines Teams - u.a. zur plumpen Politisierung einiger Werke - auch in wohlmeinenden Kritiken, ja selbst in der Berichterstattung von "Lutzianern" wie Christian Eger und Joachim Lange ("Mitteldeutsche Zeitung"). So war in Joachim Langes Kritik zur "Afrikanerin" (Meyerbeer) von "Agit-Prop-Theater-Stil" zu lesen (MZ, 18.1.2019). Christian Eger bemerkte in einem insgesamt positiven Artikel (MZ, 19.2.2019), dass "das neue hallesche Musiktheater das - auch aufdringliche - Aufkleben von didaktischen Positionen liebt".

Klingt ein bißchen wie der von Ihnen zitierte AfD-Mann Tillschneider, stimmt´s? Sie können ja gerne einmal bei Herrn Lange und Herrn Eger anfragen, ob auch sie im Banne der AfD-Kulturpolitik stehen - was ich übrigens nicht glaube. Oder noch besser: Rufen Sie mal in der Opernleitung an und fragen Sie nach, ob dort das Wort "Selbstkritik" bekannt ist.
Kommentar Halle: Diffamierung
Eine Meinung deshalb zu kritisieren, weil sie - in gröberer Ausdrucksweise - jemand, der einer bösen Partei angehört, irgendwann irgendwo geäußert hat, verunmöglicht echte Auseinandersetzung und ist eine wohlbekannte Methode aus anerkannterweise weniger demokratischen Zeiten: wegen angeblicher geistiger Verwandtschaft jemanden (eine unliebsame Person oder Meinung) in die Ecke stellen, mit einem Verbot-Aufkleber versehen und damit ein Sprechverbot erteilen (diskreditieren). Bloß nicht: sich inhaltlich auseinandersetzen.
Und mit Blick auf die allgemeine Diskussionskultur einer Gesellschaft sei hinzugefügt: solche Ausgrenzungsverfahren machen Parteien und Diskussionsteilnehmer erst böse!
Kommentar Halle: @Opernzuschauerin
Was ich von der AfD-Kiste halte, hab ich weiter oben bereits geschrieben.
@Opernzuschauerin
Ganz ehrlich, das geht hier grad in eine ganz perfide Richtung und ich frag mich, ob hier manch einer den Schuss nicht gehört hat. Nochmal: Schaut, wo die AfD wirklich lauert und was sie wirklich will. Was meinen Sie denn, wen Sie und alle, die diese Theorie hier grad verbreiten, in die Hände spielen? Sie bestätigen grad die AfD darin, dass sie eine Wirkmacht hätte. Ich krieg gleich einen Schreikrampf, sorry!
Kommentar Halle: Konsequenzen
Die Vertragsverlängerung von Brenner beinhaltet doch sicher die Nichtverlängerung von Rosinski, sonst hättet ja Herr Brenner der Verlängerung wohl nicht zugestimmt, oder ?.... ;-)
Kommentar Halle: Politik durch Personalentscheidung?
@Hinz

"Falsche Behauptungen" oder „eine glatte Lüge“ haben Sie mir nicht nachgewiesen, Vermutungen habe ich in der Tat angestellt, aber diese fallen ganz gewiss nicht vom Himmel. Ich habe u.a. die Frage formuliert, wieso eine GMD eingestellt wird, die das Konzept der künstlerischen Leitung der Oper ablehnt.

Nun sagen Sie, dass bei „Einstellung, Verlängerung bzw. Nichtverlängerung von Intendanten (…) allein der Aufsichtsrat zuständig (sei) und nicht der Geschäftsführer Stefan Rosinski.“ Das kommt mir doch sehr lebensfremd vor. Ich gehe davon aus, dass der Geschäftsführer keine Stimme im Aufsichtsrat braucht, um wesentliche Weichenstellungen bei einer solchen Personalentscheidung vornehmen zu können. Wer hat wohl die Kandidatin vorgeschlagen? Gab es weitere Kandidat*innen? Hat es eine Abstimmung mit der künstlerischen Leitung der Oper gegeben, da diese eng mit der GMD wird zusammenarbeiten müssen?
Kommentar Halle: am Kern vorbei
Wenn man alle nachtkritik-Berichte der Vergangenheit zusammen fasst wird deutlich, wie der TOOH Aufsichtsrat für zwei Jahre nicht imstande war die künstlerische Autonomie der Intendanten Brenner und Lutz vor den vielen Übergriffen Rosinskis zu beschützen...und wie der Bühnenvereinspräsident auf der Diskussionsrunde gesagt hat, die Schlichtungsversuche des Bühnenvereins wurden abgelehnt. Brenners und Lutz Ultimatum "Er oder Wir" ist doch nichts anders als ein letzter Hilferuf gewesen, der mit den Personalentscheidungen jetzt wiedermal unbeantwortet bleibt, selbst wenn Rosinski nun proforma zurückgepfiffen wird. (...) Wie Brenner so schutzlos noch viele Jahre weiterarbeiten soll ist ein Rätsel dieser Stadt. Es wirkt vollkommen auf der Hand, wie R. eine eigene Agenda verfolgt, die Konträr zu den künstlerisch Verantwortlichen steht, die hätte verhindert werden müssen, wenn es am Ende im Kunst gehen soll.

PS: Die Lügenpresse-Light Vorwürfe einiger anscheinend Mitarbeiter: ganz schlechter Stil
Kommentar Halle: Shakespeare ist nichts dagegen
Herr Rosinski war nicht nur bei HAMLET vom Puppentheater vertreten, er hat auch VOM ABENDLAND (Premiere 2017) einen kompletten Schlussmonolog zum Stück verfasst und mit Herrn Werner auf der öffentlichen Premierenfeier angestoßen. Frau Werner wurde Abteilungsleiterin, ihre von Herrn Lutz ausgewählte Kollegin musste das Haus verlassen, ebenso wie die Leiterin von Presse und Öffentlichkeit, die eng mit der Opernleitung zusammenarbeitete, der GMD...jedem, der dort Einblick hat, schlackern die Ohren. Wunderbare Vorlage für ein Shakespeare-Königsdrama....und das mit echtem Namen schreiben? Da kann ich Herrn R. meine eigene Nichtverlängerung gleich zur Unterschrift hinlegen.
Das hat alles mit Zahlen oder Kunst herzlich wenig zu tun.
Kommentar Halle: Lesehilfe
Sehr geehrte Redaktion,
wenn Sie tatsächlich nicht erkennen können, was an Regine Müllers Text diffamierend ist, dann hilft keine Erklärung sondern nur noch eine Brille ;-)
MfG
Detlef Wend, SPD
Kommentar Halle: toller Tausch
Und wieder füllt sich die Kommentarspalte mit seltsam anmutenden Beiträgen, da werden immer wieder dieselben Argumente hervorgeholt.
Ich finde, die Kulturpolitik hat in Halle einen sehr fähigen Theatermann leider abserviert. Mit Sicherheit wird das Leitungsteam woanders weitermachen können. Halle hingegen hat jetzt einen Generalintendanten, der an seinen bisherigen Stationen nur verbrannte Erde hinterlassen hat. Toller Tausch.
Kommentar Halle: Organisierte Buh-Rufe!
@ Hinz: Zu ihrem ersten Absatz hat Aufsichtsratsvorsitzender OB Wiegand heute in der Mitteldeutschen Zeitung
(https://www.mz-web.de/halle-saale/debatte-um-oper-intendanten---das-war-gnadenlos--32093680) interessantes Insider-Wissen beigetragen. Wiegand spricht davon, dass die Raktionen auf die neuen Ideen des Intendanten "gnadenlos" gewesen seien. Wiegand wörtlich: „Konflikte wurden zugespitzt, falsche Tatsachen verbreitet, Buh-Rufe organisiert - das volle Programm, wenn es darum geht, Unfrieden zu stiften.“

Zu ihrem letzte Absatz: Es ist doch ein Unterschied, ob Kritiker begründete Kritik an einzelnen Inszenierungen üben (die auch ich teile), oder ob ein Orchestervorstand pauschal das gesamte künstlerische Programm eines Opernintendanten diffarmiert und dabei bestimmte ästhetische Ressentiments für seine kulturpolitischen Zwecke einspannt.

@ Theodor Spyra: Ich finde es wirklich sehr beängstigend, dass Sie es auch noch für normal halten, dass Orchestervorstand Borggrefe in etwa mit denselben ästhetischen Urteilen für die Staatskapelle Politik macht, wie Hans-Thomas Tillschneider von der AfD. Hier sind wir tatsächlich unterschiedlicher Auffassung.
Kommentar Halle: Aufsichtsratmitglied Wend
Herr Wend, Sie stimmen in ihrem Kommentar Frau Paul zu. Die führt als Argument zu der von Ihnen getroffenen Entscheidung an: "Der Intendant des Puppentheaters, die neue Generalmusikdirektorin und der Geschäftsführer sprachen sich gegen eine Verlängerung von Lutz aus, der Schauspielintendanten dafür: klare Verhältnisse, nämlich 3:1 gegen den Kollegen".

Herr Wend, was machen Sie da eigentlich im Aufsichtsrat? Spielen wirklich die Urteile von anderen Spartenleitern bei Ihrer Entscheidung eine Rolle? Ist das seriös? Und das Urteil des Geschäftsführers beachten Sie auch? Dann ist er ja tatsächlich schon Generalintendant!
Angemerkt sei, dass Sie ganz ruhig geblieben sind, als sich 3 von 4 Spartenleitern gegen Rosinski aussprachen. (https://www.deutschlandfunkkultur.de/stefan-rosinski-in-halle-misstrauen-ausgesprochen.265.de.html?drn:news_id=760808). Da war es nix mit Spartendemokratie.
Im Januar schlossen Sie sich mit Ihrer SPD einer unheilvollen Allianz von DIE LINKE und CDU/FDP an, die einen demokratischen Meinungsbildungsprozess zum Thema TOOH Struktur verhindern wollten https://www.mz-web.de/halle-saale/offener-brief-intendanten-brenner-und-lutz-erhalten-unterstuetzung-im-tooh-streit-31879334
Heute veröffentlicht die MZ von Ihnen einen Leserbrief. Sie schreiben: "Zudem hat der Aufsichtsrat sehr wohl begriffen, dass eine Diskussion über die Leitungsstrukturen in der TOOH Sinn macht und plant diese in Angriff zu nehmen.“ Erst so, jetzt so. (...)
Kommentar Halle: lebensfremd
Liebe Bess,

lebensfremd scheinen Sie nicht zu sein, aber mit Ihren Fragen offenbaren Sie eine fundamentale Unkenntniss über einfachste Abläufe in Kulturbetrieben wie der Oper oder der Staatskapelle. Ich frage mich, aus welchem Grund Sie hier mitdiskutieren...
Wenn ich hier direkt auf Halle Bezug nähme, würde der Kommentar nicht veröffentlicht werden.
Damit auch dieser nicht gelöscht wird, antworte ich auf Ihre Fragen ganz allgemein, mal sehen, ob ich es so schaffe:

Generell gibt es in den meisten Orchestern bei der Suche nach einem/einer GMD ein Auswahlverfahren aus mehreren Kandidat*innen, welches sich über Monate, wenn nicht Jahre hinziehen kann.

Dabei werden sowohl Dirigent*innen berücksichtigt, mit denen das Orchester bereits zusammengearbeitet hat wie auch fremde, die durch gute Kritiken, Bewertungen und Empfehlungen aus anderen Orchestern positiv aufgefallen sind.

Meist wird nach Vordirigaten im Opern- und Konzertbereich die Meinung des Orchesters in Form von Stimmzetteln eingeholt. Im Opernbetrieb auch von den anderen Beteiligten.

Nach Abschluss dieses langwierigen Prozesses spricht das Orchester eine Empfehlung aus. Meist wird dieser gefolgt, wenn der Bewerber/die Bewerberin im Gespräch mit denjenigen, die den Vertrag letztendlich unterschreiben den Eindruck hinterlässt für den Betrieb eine Bereicherung zu sein.

Das gleiche gilt bei den Verlängerungen der Verträge.

Auch hier wird oft von der Belegschaft (Orchester, Chor, Solisten) eine Meinung eingeholt um den Gremien, welche nicht zwangsläufig aus Fachleuten bestehen müssen und tagtäglichen Einblick in den Betrieb haben, eine Entscheidungshilfe geben zu können.

In der Hoffnung, Ihre Fragen zur Zufriedenheit beantwortet und mich hinreichend allgemein und unverfänglich ausgedrückt zu haben, verbleibe ich

Ihr

Musiker aus der Staatskapelle Halle (kein AfD Mitglied oder Sympathisant)
Kommentar Halle: weit auseinander
@ Bess

Wie ich Ihnen bereits in einem früheren Posting schrieb, sollte man sich mit Einschätzungen zurückhalten, wenn man die lokalen Verhältnisse nicht kennt. Es ist niemandem mit der Verbreitung von Vermutungen oder falschen Behauptungen gedient.

1. Der bzw. die GMD ist in Halle im Gegensatz zu anderen Häusern nicht dem Opernintendanten unterstellt, sondern in Personalunion auch Chefdirigent der Staatskapelle. Der Opernintendant in Halle hat dem GMD gegenüber weder Personalhoheit, noch Weisungsbefugnis.

2. Die neue GMD Ariane Matiakh wurde dem Orchester weder vorgesetzt, noch vom Geschäftsführer Stefan Rosinski aufgedrängt, sondern sie war die Wunschkandidatin des Orchesters. Bereits 2012 gehörte sie in einem langwierigen Auswahlverfahren zum engeren Kreis derjenigen, die sich das Orchester nach zahlreichen Abstimmungen als Chef vorstellen konnte. 2017/18 hat sie sich ebenfalls unter mehreren Kandidaten nach Abstimmungen im Orchester durchgesetzt.

Dass sich der/die GMD mit dem Opernintendanten über den künftigen Spielplan, Besetzungen, Regisseure etc. verständigen muss, ist klar. Dass der/die GMD dabei eigene, vor allem musikalische Vorstellungen einbringt und sich einem Nichtmusiker im Amt des Opernintendanten nicht bedingungslos unterordnen muss, ist auch klar - zumindest für mich. Offenbar gingen die Vorstellungen sehr weit auseinander. Das legen die Äußerungen der GMD in ihrem Brief an den Aufsichtsrat nahe.
Kommentar Halle: eine zentrale Frage
@Musiker

In der Tat gehöre ich keinem Orchester an, danke also für die ausführliche Nachhilfe. Eine zentrale Frage bleibt jedoch: Wurde die Opernleitung in die Entscheidung einbezogen? Eine Antwort darauf erwarte ich nicht (Interna...). Allerdings kann ich es mir aufgrund des Ergebnisses kaum vorstellen.
Kommentar Halle: Gespräch mit Matthias Brenner
Nach der Aufsichtsratssitzung in Halle und der Nicht-Verlängerung von Florian Lutz sprach Susanne Burkhardt auf Deutschlandfunk Kultur mit Schauspielchef Matthias Brenner:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/buehnenstreit-in-halle-matthias-brenner-bleibt.2159.de.html?dram:article_id=441916
Kommentar Halle: mediale Präsenz
Die Behauptung, Stefan Rosinski sei oder wolle "Generalintendendant" der Oper Halle werden, ist eine bloße Behauptung, die im Kontext der Nichtverlängerung von Florian Lutz eingeworfen wurde, um von den eigentlichen Gründen der Nichtverlängerung abzulenken und statt dessen niedere Beweggründe des Geschäftsführers zu unterstellen. Bitte belegen Sie diese Behauptung; fragen Sie bei der Theaterleitung oder beim Aufsichtsrat an.

Weitaus interessanter als die Beziehungen z.B. zwischen der leitenden Theaterpädagogin und dem Intendanten des Puppenspiels in Halle (die hier bereits erörtert wurden) sind meines Erachtens die Beziehungen zwischen der Autorin des Kommentars und dem Vater von Florian Lutz, Frieder Reininghaus (renommierter Opernkritiker und Kulturkorrespondent) sowie dem Kritiker Detlef Brandenburg, der viel über Inszenierungen von Florian Lutz schreibt. Vielleicht erklärt das ein wenig den Hintergrund dieser Art von Journalismus, über die ich mich schon weiter oben geäußert habe.

Frieder Reininghaus und Regine Müller arbeiten zusammen:
https://www.nmz.de/online/das-letzte-stuendlein-eines-delinquenten-alban-bergs-wozzeck-in-duesseldorf

Frieder Reininghaus und Detlef Brandenburg, der über weitgehend alle Inszenierungen von Florian Lutz berichtet, arbeiten zusammen:
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=idn%3D984151478

So auch die Berichterstattung von Detlef Brandenburg über die Nichtverlängerung im ganz ähnlichen Duktus wie Regine Müller:
https://www.die-deutsche-buehne.de/zur-nicht-verlaengerung-von-florian-lutz-intendantenvertrag-der-oper-halle

(Sehr geehrte Frau Verneshagen, die Aussage zur Generalintendanz ist im Text deutlich mit Verweis auf die Quelle (Statement der Opernleitung) und der Einschätzung unserer Autorin ("polemisch überspitzt") versehen. Zu den Verwicklungen, die Sie mit Ihren Link-Hinweisen insinuieren: In dem letztlich überschaubaren Feld von professionellen Opern- und Theaterkritik*erinnen kennt man sich natürlich, und es kommt immer wieder zu Projekten und Zusammenarbeit. Das lässt sich bei der vorhandenen Arbeitskraft nicht vermeiden. Daraus eine hernach unverrückbare Meinungshomogenität abzuleiten, durch die alle (Jahre später) folgende Kritik quasi im Vorfeld formatiert wäre, ist unrealistisch und unterschätzt das notorisch starke Selbstbewusstsein der Kritiker*innen. Da bildet sich schon jede/r selbst gern jedes Mal aufs Neue seine/ihre eigene Meinung und schreibt seine/ihre Sicht der Dinge auf. Dass es mitunter zur Überschneidung in den Meinungen unterschiedlicher Kolleg*innen kommt, ist so ungewöhnlich nicht. Die Liste derer, die die Opernarbeit in Halle wertschätzten, ließe sich problemlos über die hier Genannten hinaus erweitern. Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow / Redaktion)
Kommentar Halle: Abhängigkeiten?
@Kommentare Claudia Verneshagen und Chr. Rakow

In etwas mehr als fünfzig Jahren Berufspraxis, werte Frau Vernershagen, insbesondere durch die Tätigkeit als Herausgeber wissenschaftlicher Handbücher oder eines Fachblattes wie der Österreichischen Musikzeitschrift (Wien), kommt man wohl mit den meisten in Kontakt, die in der überschaubaren Branche des seriösen Musikjournalismus sowie der Musik- und Theaterwissenschaft kompetent in deutscher Sprache schreiben. Detlef Brandenburg gehört ebenso dazu wie Regine Müller. Beide waren und sind gelegentlich auch in von mir redigierten Publikationen vertreten – wie etwa dreihundert weitere FachkollegInnen. Angesichts der sehr bescheidenen oder seit Jahren nicht mehr möglichen Honorierung bei solchen Publikationen ist die Annahme, dass sich durch freie Autorschaft Abhängigkeiten ergeben, realitätsfern oder bösartig.
Kommentar Halle: Publikumsgeschmack
Nein, die Ausschreibung sollte in etwa so lauten:
Gesucht wird eine kompromissbereite Person, die in der Lage ist, zu erkennen, dass ein Theater, dem die Zuschauer abhanden kommen, keine Wirkkraft hat, und die deshalb bereit ist, zumindest bei der Hälfte seiner/ihrer Inszenierungen dem allgemeinen Publikumsgeschmack Rechnung zu tragen und so mitzuhelfen, das Theater wieder auf finanziell gesunde Füße zu stellen.
Kommentar Halle: Besucherzahlen
Zu den Auslastungszahlen: Wie schon an anderer Stelle berichtet, teilte die Oper Halle vor wenigen Wochen als die vom Geschäftsführer Rosinski herausgebenen Besucher-/Auslastungszahlen mit:
2015/16 (Intendanz Axel Köhler): 70.574 Besucher*innen, ca. 80 Prozent Auslastung
2016/17 (Intendanz Florian Lutz): 60.289 Besucher*innen
2017/18 (Intendanz Florian Lutz): 63.216 Besucher*innen
2018/19 (Intendanz Florian Lutz): bislang 57.709 Besucher*innen
Kommentar Halle: aus dem Aufsichtsrat
Sehr geehrter Herr Hals,
tja was machen wir da im Aufsichtsrat?

Wir lassen ganz bestimmt nicht die Spartenleiter und den Geschäftsführer abstimmen, aber natürlich hören wir uns Ihre Meinungen an.

Es ist doch sinnlos und unprofessionell diese Konflikte in der Öffentlichkeit auszutragen. Ich war zu jedem Zeitpunkt für alle Konfliktparteien ansprechbar.

Es war eine glatte Scheinheiligkeit mitten im Konflikt diese Diskussion über Kunst und Kommmerz anzuzetteln und wir waren der Ansicht, dass kein Mitglied des Aufsichtsrates teilnehmen sollte, auch nicht dessen Vorsitzender. Die Diskussion hat ja wohl keiner verboten, oder?
Was soll denn Ihre falsche Unterstellung wir wollten einen demokratischen Meinungsprozess unterbinden? Ist doch billig!

Glauben Sie allen Ernstes, dass wir erst diese Podiumsdiskussion brauchten um zu erkennen, dass diese TOOH natürlich strukturelle Vor- und Nachteile hat?

Dass ich mich als Mitglied des Aufsichtsrates überhaupt zu Wort melde, hat mit der Tatsache zu tun, dass hier eine unendlich hysterische und jedes Maß verlierende Debatte angezettelt wurde. In der jeder, der Herrn Lutzens Sichtweise nicht teilt als reaktionärer Blödkopp abgestempelt wird.
Insbesondere dieser Artikel von Frau Regine Müller, der hinsichtlich der Verunglimpfung von Teilnehmern dieses Entscheidungsprozesses den Vogel abschießt.

Ich denke kein Aufsichtsratmitglied hat sich die Entscheidung leicht gemacht. Und wohin uns die in Halle getroffene Entscheidung führt, können wir vermutlich in all ihren Auswirkungen erst in einigen Jahren beurteilen. Dennoch bitte ich denen, die sie jetzt treffen mussten, nicht permanent die dümmsten und niedersten Beweggründe zu unterstellen.
Und damit ist mein Mitteilungsdrang in diesem Forum beendet.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Detlef Wend, SPD
Mitglied des AR der TOOH
Kommentar Halle: Argumente
1. Zum Argument der beeinträchtigten Akkustik:
auch in herkömmlicher Situation (Orchestergraben/Guckkastenbühne) hat man lediglich auf wenigen Plätzen im Zuschauerraum ein ausgewogenes Klangerlebnis. Daher sind die Plätze 1.Rang Mitte auch die teuersten.
2. Zum Argument der Beeinträchtigung des Musiktheater-Erlebnisses:
Da es sich bei der Gattung Oper um ein „Gesamtkunstwerk“ handelt (Musik, Darstellung, Bildende Kunst) wäre die optische Einschränkung ebenso anzumerken. Wenn ich im 4.Rang auf den Stehplätzen, oder z.B. extrem seitlich platziert, wesentliche Teile der optischen Darbietung nicht verfolgen kann, ist das somit ebenfalls eine wesentliche Beeinträchtigung meines Rezeptionsvermögens.
3. Zum Argument des Eingriffs in das Material des Werks: nahezu jede Aufführung bedient sich solcher Eingriffe. Häufig den konkreten Umständen geschuldet (zB. Sänger, die bestimmte Arien nicht singen können, oder deren Partie gekürzt werden müssen, weil sie sonst auf halber Strecke schlapp machen. Chöre, die nicht adäquat besetzt werden können, orchestrale Besetzungsmankos und so weiter.
Manche Strichfassungen sind bereits vom Komponisten vorgeschlagen, andere haben sich in der Aufführungshistorie bewährt. Möchte man „das Werk“ in Gänze zur Kenntnis nehmen (zumindest musikalisch) hilft da nur, sich eine „historische Aufführungspraxis“-Aufnahme zu besorgen. Und auch hier: das es „Das Werk“ nicht gibt, Dirigent und Orchester also immer die komminizierenden Vermittler sind, wird man riesige Unterschiede festellen können.
4. Zum Argument, die Leitung würde in jeder Aufführung Videos verwenden:
Nun ist das Bild - auch das bewegte Bild - als Ebene im Theater/Musiktheater seit Anbeginn wesentlicher Bestandteil der Aufführungsgeschichte. Das geht bereits bei den aufwendig konstruierten Umzugsmaschinen von Leonardo da Vinci los, zieht sich über die hochkomplexe Bühnenmaschinierie des Barocktheaters über die neuartigen „Laterna Magica“-Effekte, wie sie z.B. Richard Wagner in Bayreuth verwendet hat (u,a. zum Walküren-Ritt, damals der neueste Schrei in Sachen Technik) oder zu Beginn des 20.Jahrhunderts in den monumentalen Aufführungen von Piscator, mit Massenchören, diversen Bühnenebenen und ACHTUNG: Filmeinsätzen. Prominentes Beispiel von Filmeinatz im Theater des 20.Jahrunderts: die Atomexplosion im FAUST, Gustav Gründgens Hamburger Schauspielhaus 1957. Ende des 20.Jahrunderts begann Frank Castorf mit der Verwendung von Video-Kameras zur Simultan-Erweiterung des Bühnenerlebnisses mit dem Backstage-Bereich. Seither kommt das Bildelement „Video“ auf der Bühne global - und in höchst unterschiedlicher Funktion - zum Einsatz.
Daher ist das Argument, die Verwendung von „Videos“ würden eine Beeinträchtigung“ der Werkrezeption bedeuten, haltlos. Inwieweit man den konkret zum Werk verwendeten Videos zustimmt, ist eine andere Sache. (Ich fand die Videos von Shirin Neshat in ihrer AIDA-Inszenierung der Salzburger Festpiele 2017, in denen unter anderem syrische Flüchtlinge in schicken Klamotten und kunstvoller Choreografie die ästhetischen Hintergrundfolie für Anna Netrebkos Auftritt lieferten, ein kunstgewerbliches Verbrechen am Werk.
Kommentar Halle: Link-Hinweis
Interview mit Aufsichtsratsmitglied:

https://radiocorax.de/der-geschaeftsfuehrer-hat-sich-korrekt-verhalten-detlef-wend-spd-zur-absetzung-der-opernintendanz/
Kommentar Halle: Statement des OB
Wurde bei nachtkritik auf das Statement des Oberbürgermeisters hingewiesen. Lesenswert wie dieser sich zu der Sache positioniert:

https://www.mz-web.de/halle-saale/debatte-um-oper-intendanten---das-war-gnadenlos--32093680?fbclid=IwAR25zK3-yRTJtxM6aUpdfYJrfg_J4k86YaxN0s-XHGMve4W5gV3JOfXiKs0
Kommentar Halle: schlechter Stil
SPD Mitglied Detlef Wend beschwert sich über die „polarisierende Kritk“ an der Entscheidung des Aufsichtsrats. Seinerseits schwächt er die durchaus differenzierte und breit gefächerte Kritik, indem er ihr den Stempel der vereinfachenden Polemik aufdrückt. Er wünsche sich hingegen „eine sachliche Diskussion“ und dann das:
im Interview mit Radio Corax diskreditiert er die - nicht seiner privaten Einschätzung entsprechende - positive überregionale Berichterstattung über das Hallenser Leitungsteam der Oper. Diese sei durch private Kungeleien des Vaters von Florian Lutz erwirkt. (Achtung: Lügenpresse!)
Er geht sogar noch weiter: auch die Auszeichnung der künstlerischen Leistung in Form des renommierten Theaterpreises DER FAUST beruhe nicht auf einer ausgewogenen Beurteilung, sondern sei durch interne Machenschaften, bei denen sich Netzwerke gegenseitig auf Positionen hieven, zustande gekommen.
Das ist nicht nur schlechter Stil, das ist ein erschreckendes Beispiel für die starke Erosion der Demokratie.
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