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3sat-Preis an Ersan Mondtags "Internat" / kein Theatertreffen-Gastspiel

"Schwierigkeiten bei der Termin- und Spielstättenfindung"

Berlin, 25. März 2019. Der Regisseur Ersan Mondtag erhält für seine Inszenierung Das Internat den mit 10.000 Euro dotierten 3sat-Preis beim diesjährigen Berliner Theatertreffen. Die am Schauspiel Dortmund entstandene Inszenierung wird allerdings "aufgrund von Schwierigkeiten bei der Termin- und Spielstättenfindung" nicht beim Theatertreffen gezeigt. Dies geben die Berliner Festspiele bekannt, die das Festival ausrichten. "Das Theatertreffen und das Schauspiel Dortmund haben gemeinsam alle verfügbaren Optionen geprüft. Die Beteiligten bedauern sehr, dass keine Aufführungen im Festival möglich sind", heißt es in der Pressemitteilung.

Internat3 280 Birgit Hupfeld u"Das Internat" am Theater Dortmund © Birgit Hupfeld Ersan Mondtag schreibt dazu auf Nachfrage von nachtkritik.de: "Ich bedaure die Absage des Gastspiels beim diesjährigen Berliner Theatertreffen sehr. Insbesondere, weil die Arbeit mir persönlich näher geht als andere Arbeiten." Da ihn das Schauspiel Dortmund als Autor, Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner der Produktion in der "Problembehandlung" nicht involviert habe "und mir bis heute eine plausible Erklärung schuldig bleibt", könne er "über die tatsächlichen Gründe der Absage nur spekulieren. Das möchte ich aber nicht tun." Da auch bereits die 3sat-Aufzeichnung vom Schauspiel Dortmund abgesagt worden sei, "wird dieses Weltpremieren gewohnte Theater sicherlich aus wichtigen und richtigen Gründen seine Prioritäten gesetzt haben".

In der Begründung der 3sat-Preis-Jury zur Auszeichnung der Produktion heißt es: "Ersan Mondtag zeigt sich in 'Das Internat' einmal mehr als bildmächtiger Regisseur, der gekonnt mit den Ängsten der Zuschauer spielt. Märchen- und Horrormotive und ihre vielfältigen Assoziationsmöglichkeiten verknüpft er zu einer spektakulären Feier des Unheimlichen. Kongenial verbindet er Regie, Bühne und Kostüm zu einer Installation der Angst, einem Diorama der Unterdrückung." Der Jury gehörten dieses Jahr Shirin Sojitrawalla (Theaterkritikerin und Mitglied der Theatertreffen-Jury), Wolfgang Horn (Redakteur in der ZDF-Redaktion Musik und Theater) und Daniel Richter (Leitender Dramaturg des Theatertreffens) an.

(ape / sd)

 

 

Presseschau

26. März 2019. Der Theaterkritiker Stefan Keim äußert sich in Radio-Interviews mit Deutschlandfunk Kultur und dem WDR zu den Hintergründen der Absage des Theatertreffen-Gastspiels. Keim, der mit Ersan Mondtag und dem Dortmunder Intendanten Kay Voges gesprochen hat, erklärt, das aufwendige Bühnenbild sei nach der Absetzung der Produktion zerlegt und in fünf Containern gelagert worden. Für den Neuaufbau und die Gastspiele während des Theatertreffen hätte eine Spielstätte sieben Tage lang für den regulären Betrieb gesperrt werden müssen. Die Suche nach einer solchen Berliner Bühne sei vergebens geblieben. Im Gespräch mit nachtkritik.de bestätigt Yvonne Büdenhölzer, Leiterin des Theatertreffens, diese Darstellung. 

Das Verhältnis zwischen Ersan Mondtag und dem Schauspiel Dortmund sei allerdings schon während der Proben schwierig gewesen, so Keim. Mondtag habe sich, wie er bestätigt habe, "ganz furchtbar mies verhalten". Grund dafür sei eben jenes Bühnenbild gewesen sein, das die Dortmunder Werkstätten nicht rechtzeitig fertiggestellt hätten. Keim glaubt aber nicht, dass das Schauspiel Dortmund das Gastspiel ihres Regisseurs aus "bösem Willen" verhindert habe – eine Deutung des Falls, die Mondtag in seinem Statement zumindest nicht ausschließt. Keim zufolge gebe es jetzt nur Verlierer.

(miwo)

 

nachtkritik.de hat beim Intendanten des Schauspiels Dortmund Kay Voges nachgefragt, was die Hintergründe für den Gastspiel-Ausfall und welche Rolle die Konflikte hinter den Kulissen gespielt haben – zum Interview.

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Kommentare  
Internat Theatertreffen: Warum?
Kritik an der Theatertreffenleitung und den Kritikern der TT Jury scheint überfällig zu sein. Eine "Chaosproduktion", die "zahlreiche Verletzungen bei den Mitarbeiter.n" des Theaters Dortmunds ausgelöst (Fazit, 25.3.) und keinerlei Publikumsinteresse gefunden hat, bekommt den 3Sat-Preis. Wie ist das möglich? Bereits bei TT17 und TT18 konnten "groß-artige" Inszenierungen in Berlin nicht gezeigt werden. Warum? Nichtreproduzierbarkeit auf Grund von Regiegrößenwahn und Egozentrik oder Überforderung der Theatertreffenleitung? Ich bitte um eine Antwort der Verantwortlichen.

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Liebe Pia Baum,
das Zitat "zahlreiche Verletzungen bei den Mitarbeiter.n" können wir in der Aufzeichnung der Fazit-Sendung nicht finden.
Verletzungen hat es laut Stefan Keim aber offenbar gegeben. Hier der Link zum Nachhören: https://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2019/03/25/zu_komplexes_buehnenbild_warum_ersan_mondtags_das_drk_20190325_2316_4cb9e43b.mp3
Viele Grüße aus der Redaktion
Internat Theatertreffen: Link
https://www1.wdr.de/kultur/kulturnachrichten/3-sat-preis-ersan-mondtag-100.html
Internat Theatertreffen: Rundfunkbeitrag
In Fragen der Preisvergabe und Preisrahmensetzung (Geldsumme in höhe von 10.000€ finanziert durch unseren Rundfunkbeitrag) fehlt der Jury im Fall von "Das Internat" eine bereitzustellende audio-visuelle Aufzeichnung der Inszenierung, die die hohe Preissumme auch an die zahlende Gesellschaft zurückbindet. Meiner Meinung nach ist die Vergabe des durch Rundfunkgebühr finanzierten Preises an Ersan Mondtag aus diesem Grund wenig gesellschaftlich legitimiert.
Beste Grüße
Internat Theatertreffen: mieses Verhalten
Nur um hier einmal festzuhalten, was mit „miesem Verhalten“ klar benannt wird: Keim berichtet im WDR-Beitrag von Schauspielschülern/*innen, die seit den Proben mit Mondtag den Schauspielberuf aufgeben wollen. Beleidigungen, cholerische Ausfälle, das Werfen von Flaschen auf die Bühne...

Und dieses Verhalten wird nun mit 10.000 Euro honoriert. Hach.

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Lieber Lothar H.,
es mag spitzfindig klingen, aber der Präzision zuliebe hier eine kleine Korrektur: Herr Keim berichtet von einer Begegnung mit einer an der Produktion "Das Internat" beteiligten Schauspielstudentin, die gesagt habe: "Wenn das Theater ist, höre ich mit dem Beruf auf, bevor ich überhaupt angefangen habe." Ob diese Schauspielstudentin den Beruf wirklich aufgegeben hat, ist nicht bekannt.
Viele Grüße aus der Redaktion
Internat Theatertreffen: spitzfindig
Es ist wirklich verblüffend wie spitzfindig die Nachtkritik Redaktion hier Kommentare verbessert . Es ist doch schon schlimm genug das Sie in Ihrem eigenen Beitrag missbräuchliches und gewalttätiges ( oder was bitte ist ein Flaschenwurf sonst?)Verhalten des Regisseurs für nicht erwähnenswert halten.
Ist Metoo jetzt schon so lang vorbei?

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Lieber Werner,
die redaktionelle Anmerkung dient dazu, den Kenntnisstand so genau wie möglich wiederzugeben.
Die Interviews haben wir im Text verlinkt, als Angebot an Interessierte, sich detaillierter mit dem Fall auseinanderzusetzen.
Viele Grüße aus der Redaktion
Internat Theatertreffen: Was ist Thema?
Worum geht es hier jetzt eigentlich? Darum, dass das Schauspiel Dortmund und das Theatertreffen, es nicht einmal gemeinsam schaffen, eine nicht besonders aufwendige und von einer unabhängigen Jury ausgewählte Inszenierung nach Berlin zu holen? Dass sich der Regisseur Mondtag angeblich auf den Proben daneben benommen haben soll? Oder, dass ein Preisgeld einen direkten Nutzen für den Rundfunkgebühr-Zahler haben muss?
Internat Theatertreffen: Präzisierung
Darf ich bei all diesen Verbesserungen fragen, wie der leicht verkürzende Satz in dem Artikel gemeint ist, der lautet:

"Mondtag habe sich, wie er bestätigt habe, "ganz furchtbar mies verhalten"."

Was bestätigt Mondtag?

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Lieber Gerald,
Stefan Keim sagt im Interview mit DLF-Kultur wörtlich: "Ersan Mondtag, das hat er mir selber auch erzählt und bestätigt, hat Leute beleidigt, hat Flaschen auf die Bühne geworfen, hat sich ganz schrecklich aufgeführt, weil er, wie er sagt, vom Theater nicht die Bedingungen bekommen habe, die er vertraglich vereinbart hatte ...", siehe https://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2019/03/25/zu_komplexes_buehnenbild_warum_ersan_mondtags_das_drk_20190325_2316_4cb9e43b.mp3 (ab 3:00)
Viele Grüße aus der Redaktion
Internat Theatertreffen: Fairness
@#6

Für mich geht es um Fairness:

1) Kritik an der Jury: Gegenstand des Preisgeldes sollte allen zugänglich sein und diskursivität ermöglichen. Da geht es um Demokratiepolitische Sicherung der Meinungsvielfalt durch die Möglichkeit zu einer Meinungsbildung. Es ist ja auch ein "Beitrag" keine "Gebühr”.

2) Kritik an Herrn Mondtag: Schlechtes Verhalten gegenüber den Schauspielerinnen und Schauspielern.

3) Was tun?

3sat sollte sich der Frage stellen wie es mit diesem unbequemen Thema umgehen will. Der Schutz der Schauspieler*innen gehört zu den Fürsorgepflichten eines Theaters. Hier sollte ein Null-Toleranz Prinzip gelten. Zu klären ist jedoch, wo genau destruktives Verhalten beginnt und welches Verhalten noch als informell akzeptabel gilt. 3sat sollte kläre, wie mit Beschwerden an der Preisvergabe umgegangen wird und welche Maßnahmen geeignet sind. Stefan Keim ist eine sehr anerkannte Quelle. Ich weiss nicht ob es "besser" wird das es sich "nur" um eine Schauspielstudentin handelte. Die Botschaft: "Wiedermal eine junge Frau am Theater entmutigt. Belohnung: 10000€." Das ist ziemlich unfassbar. Solches Verhalten auch in Zeiten von #MeToo zu tolerien, verursacht sowohl sichtbare als auch zum jetzigen Zeitpunkt unsichtbare Kosten für die Glaubwürdigkeit des Theaters. Dies zu ignorieren wäre für die richtungsverantwortlichen Theatertreffen/3sat ein enormes Risiko.
Internat Theatertreffen: Belohnung?
Versteh ich das richtig? Die Einladung zum Theatertreffen ist eine Belohnung für gutes Benehmen, nicht für eine Inszenierung, die eine Jury, wie immer fehlbar, für aufführenswert hält? Heißt das, dass sich die Juroren künftig, wie einige Kommentatoren auf dieser Seite, als moralische Kontrolleure und Richter betätigen sollen? Ein Ekel ist ein Ekel (und sei es nur vom Hören-Sagen), und ein Theatertreffen ist ein Theatertreffen.
Internat Theatertreffen: Let's face it
@ #6

Ersan Mondtag hat sich nicht nur "angeblich" daneben benommen. Soviel sollte inzwischen klar sein.
Internat Theatertreffen: Signal
Als öffentlich-rechtlich initiierte Jury versteht man doch schnell das hier etwas politisches umgeht, die Idee öffentlich-rechtlicher Gelder, ist im spiel. "Ein Theatertreffen ist ein Theatertreffen", dass ist vage. Das ist eine Argumentationsweise die produktive Konflikte verhindert, weil sie rein tautologisch ist. Da müssen Sie erstmal mehr Substanz liefern und nicht unverbindlich argumentieren. Dann beantworten sie doch vielleicht folgende Fragen: Sollen sich die Arbeitsweisen der Künstler moralisch immer weiter nach unten anpassen und das ist egal, wenn es um öffentliches Geld geht, ist das dass Signal was die Jury senden will? Soll sich da überhaupt mal was im Umgang mit Schauspielern ändern? Soll Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen gestärkt werden? Was will der 3sat Preis erreichen, wem will der was zeigen, warum wird da wohl so viel Geld zu Verfügung gestellt?
Beste Grüße
Internat Theatertreffen: Faustens Bühne
Wurde nicht voriges Jahr das Bühnenbild von Faust wiederhergestellt? Es müsste ein wenig teurer gewesen sein.

(Anm. der Redaktion: Das Bühnenbild von "Faust" wurde seinerzeit eingelagert. Dazu die Stellungnahme der Theatertreffen-Leiterin Yvonne Büdenhölzer: https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=15325:kurz-gefragt-zum-teuren-gastspiel-faust-in-der-regie-von-frank-castorf-beim-berliner-theatertreffen&catid=53&Itemid=83)
Internat Theatertreffen: wirklich so aufwendig?
Und die Wiederaufnahmeproben: Fanden sie nicht ausserhalb der Volksbühne statt? Ich hatte nicht den Eindruck, dass das Bühnenbild vom Internat so fürchterlich „aufwendig“ war. Nun ja.
Internat Theatertreffen: früher
Mein Gott! Früher haben die Lehrer auch Kreide und Schlüsselbund nach uns geworfen.
Internat Theatertreffen: Eklat, bevor es losgeht
Ich würde einerseits Herrn Rothschild schon zustimmen wollen, dass hier kein Benehmen prämiert wird, sondern eine künstlerische Leistung. Wie die zustande gekommen ist, ist eine ganz andere Frage, der man hier andererseits aber von allen Beteiligten möglichst aus dem Weg gehen will. Im Zeitalter der sozialen Medien (in denen Ersan Mondtag als eifriger Protagonist recht gut zu Hause ist) bauscht sich so ein Vorfall aber auch recht schnell hoch und eine sich sonst so ehrenwert gebende Institution wie das Theatertreffen droht Schaden zu nehmen, da sie nun plötzlich einen in zweierlei Hinsicht nicht mehr vorzeigbaren Preisträger hat. Dem hätte man auch hinsichtlich des Beitrags von Herrn Keim, der doch recht gut informiert scheint, von Seiten des Theaters Dortmund mit einer geschickteren Informationspolitik entgegenwirken können. Immerhin schmückt man sich auch mit der Einladung zum Theatertreffen. Nun hat man den Eklat, bevor es überhaupt richtig losgegangen ist. Ziemlich peinlich für alle Beteiligten.
Internat Theatertreffen: Gründe nennen
Das Ganze ist doch ein bemerkenswerter Vorgang. Das Stück war offensichtlich dermaßen erfolglos (und möglicherweise auch innerhalb des Hauses ungeliebt), dass es trotz longlist, dann shortlist des Theatertreffens abgespielt wurde und man nicht wirklich von Einlagerung des Bühnenbildes sprechen kann. Warum, darüber kann man nur spekulieren. Aber wenn überhaupt noch Bühnenelemente in Dortmund vorhanden wären, könnte man dort ja schon mal vorsortieren und dann mit geordneten Puzzleteilen in Berlin anlangen; und dort dann sicherlich auch innerhalb von 5 Tagen diese Bühne wieder errichten. Im Repertoirebetrieb in Dortmund ging es ja auch.
Wenn ein Haus wie Dortmund, in dem man sich sicherlich eigentlich über Theatertreffeneinladungen freut, so verfährt, wäre es spannend die Gründe zu erfahren.
Internat Theatertreffen: Ponyhof-Debatte
@#9 Thomas Rothschild:

Herr Rothschild, ich möchte gerne Stellung zu Ihrer Äußerung nehmen. Ich haben oben (unter #7) auch schon nachgefragt, welches "miese" Verhalten Herr Mondtag einräumt. Laut Stephan Keim räumte er ein, "Leute beleidigt, Flaschen geworfen, sich ganz schrecklich aufgeführt" zu haben.
Wenn er das schon selbst einräumt, ist das nicht nichts. Und de facto nähern wir uns hier der "Theater ist kein Ponyhof"-Debatte um Michael Laages und den Ensemble-"Aufschrei" am Burgtheater an. Nur dieses Mal aus der anderen Richtung.

Kurz gesagt: unser Theater-System ermutigt junge Funktionsträger, sich wie Ekel zu verhalten. Und wodurch? Sehr einfach: indem es sie für solches Verhalten belohnt. Ist das eine Frage von Moral? Na klar. Und steht die Kunst notwendig über der Moral? Lieber nicht.

Ich schreibe das als jemand, der in einer Epoche groß geworden ist, als Machtmissbrauch und Mackertum an den deutschen Stadttheatern groß geschrieben wurden. Ich möchte uns alle ermutigen, besser zu werden. Hören Sie nicht auf Leute, die behaupten: in der guten schlechten alten Zeit hat der Lehrer auch mit dem Schlüssel nach uns geworfen.

Das ist der Weg zur Selbstabschaffung.
Internat Theatertreffen: Nachrücker
Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass eine 11. Inszenierung nachrutschen sollte, falls ein Stück (aus welchen Gründen auch immer) nicht beim TT gezeigt werden kann.

Dass 3sat den Preis nun ausgerechnet an das Stück (bzw. dessen Regisseur) verleiht, das gar nicht gezeigt wird, ruft bei mir Kopfschütteln hervor.
Und: bei den ans Licht gezerrten Vorfällen auf den Proben ist es umso fragwürdiger, ob der Preis an den richtigen Mann geht.
Internat Theatertreffen: die Redaktion
Sehr geehrte Diskutant*innen, bitte haben Sie Verständnis, dass wir Anwürfe ad personam, unüberprüfbare Tatsachenbehauptungen, Spekulationen zu Karriereabsichten verschiedener Theatermacher*innen, thematisch lose mit der Meldung Verbundenes sowie Redundanzen bei bereits geäußerten Vorwürfen nicht veröffentlichen. Wir möchten weder eine KAMPAGNE gegen einzelne in der Kritik stehende Personen lostreten, noch ihr Vorschub leisten. Es geht uns dabei nicht darum spezielle EINZELNE Personen zu schützen, andere dagegen nicht.
Mit freundlichen Grüßen, jnm / für die Redaktion
Internat Theatertreffen: Fakt is...
wie man im Ruhrgebiet sagt, dass Voges ein erfahrener Intendant ist, der das Schauspiel Dortmund nach vorn gebracht hat, der kein Experiment und Risiko scheut und sicher auch die Grenzen des Theaterbetriebs und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter ausreizt. Aber vielleicht nicht überreizt. Wenn so ein Mann ein Theatertreffen-Gastspiel absagt, weil Dortmund es nicht schafft, sollte man es ihm glauben, toll ist es für ihn bestimmt nicht. Wird ja Gründe haben, dass es in den Proben Probleme mit dem Bühnenbild gab, wie Mondtag selbst sagt. Man sollte dss akzeptieren und Spekulationen und Andeutungen unterlassen, auch Stefan Keim und Ersan Mondtag.
Internat Theatertreffen: Faux-Pas
Wo bleibt die klare Stellungsnahme Dortmunds zu dem Thema?

Wie kann es sein, dass man anhand eines interviews darüber Schlüsse zieht, was das Problem sei für das Nicht-Aufführen dieses Stücks.
Ein Regisseur ist nach der Premiere absolut ausgenommen aus der Organisation von Wiederaufnahmen und Gastspielen. Mit gutem Grund. Denn die Produktion gehört jetzt dem Theater und geht nach bestem Recht und Gewissen mit dem Stück um.

So also auch in Dortmund?
Die Aussage zu der Problematik fehlt.
Versteht das Haus darin keine Auszeichnung das Stück in Berlin aufzuführen?
Das muss noch in Dortmund geschehen (und ist auch klare Aufgabe des Hauses)
Wieso ist kein Platz dort für eine derartige Erfolgsproduktion?

Ein Haus muss, egal in welchem Verhältnis es zu einzelnen Stücken steht, an die Außenwirkung und Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit denken. Alles andere scheint arrogant oder schlimmer.

Der Preis darf keine Verleihung an ein Stueck sein, was nicht mehr zu sehen ist. Diese Inszenierung bedarf weiterhin einer öffentlichen Meinungsbildung.
Gerade etwas derartig polarisierendes wie DAS INTERNAT.

Die Arbeit DAS INTERNAT anhand daran zu beurteilen wie es entstanden ist und in welchem Tonfall, ist tödlich für die Kunst. Mehr kann man zu den absurden Vorwürfen nicht sagen.

Durch das Interview mit Keim hat sich Ersan Mondtag verletzlich gemacht. Ich kenne wenige andere Regisseure, die ähnlich offenherzig und selbstkritisch über sich öffentlich sprechen.
Internat Theatertreffen: wie immer
"Spekulationen zu Karriereabsichten verschiedener Theatermacher*innen"

--- und doch lassen Sie eben immer wieder eben genau diese TheatermacherInnen HIER unwidersprochen zu Wort kommen.

Das hat dann nichts mit Schutz zu tun sondern ist seinerseits Teil einer mehr als seltsamen Haltung.

-------------------------
Liebe*r wie immer,
wir versuchen alle "seltsamen Haltungen" zu vermeiden oder zu erklären. Was meinen Sie mit wir ließen "immer wieder dieselben TheatermacherInnen hier zu Wort kommen"?
Wer sind denn "immer dieselben"?
In meiner Wahrnehmung sind die TheatermacherInnen außerordentlich zurückhaltend mit öffentlichen Statements zu Bedingungen, Umständen oder Voraussetzungen ihrer Arbeit. Ersan Mondtag ist da eine Ausnahme.
Morgengruß
jnm
Internat Theatertreffen: ein paar Hintergründe
Ich möchte ein paar Dinge ergänzen. Es handelt sich nicht nur um eine Schauspielstudentin, sondern mehrere am "Internat" beteiligte Studierende, die sich in einer öffentlichen, von mir moderierten Diskussion über "MeToo am Theater" im Theater Rottstr. 5 in Bochum ähnlich geäußert haben. Ich habe Ersan Mondtag in einem Gespräch vor seiner "Räuber"-Inszenierung in Köln darauf angesprochen. Er hat offen und direkt darauf reagiert. Originalzitate findet ihr in meinem Porträt aus der Welt am Sonntag NRW
https://www.welt.de/regionales/nrw/article190820469/Theaterregisseur-Ersan-Mondtag-Ich-hatte-keine-Lust-der-Quotentuerke-zu-sein.html

Es geht mir keinesfalls darum, etwas zu skandalisieren. Ich wusste auch nicht, dass am Tag nachdem mein Text erschien, die Aufführungen in Berlin abgesagt würden Nun haben wir es mit zwei Dingen zu tun: Der Frage, wie weit man bereit ist zu gehen, um einem hochinteressanten und extremen Künstler zu dienen. Und einer für alle Beteiligten sehr unangenehmen Situation. Ich glaube, dass sich alle sehr bemüht haben, die Gastspiele und die 3sat-Aufzeichnung zu ermöglichen. Es hat nicht geklappt. Schuldzuweisungen finde ich schwierig. Wie so oft gibt es hier weder schwarz noch weiß, sondern eine Menge Grautöne.
Internat Theatertreffen: Klare Aussage
@20: Den diversen Meldungen war zu entnehmen: Aufbau und Wiederaufnahmeproben brauchen sieben Tage, in Berlin stehen nur fünf zur Verfügung, dann ist das unseriös. Wie klarer soll es werden? Die Einladung zum Treffen ist nicht an die Möglichkeit des Gastspiels gebunden (erinnere an Carlos / Burgtheater vor ein paar Jahren, das ging auch technisch nicht) und nicht an das Wohlverhalten aller an der jeweiligen Produktion Beteiligten. Was nicht bedeutet, dass über Wohlverhalten nicht debattiert werden soll - möglicherweise ist das aber in Dortmund geschehen.
Internat Theatertreffen: Verlagerung der Aufarbeitung
Schön zu beobachten ist eine Kette der Verlagerungen: ein Produktionsproblem tritt auf. Es wird nicht zielführend unter den Verantwortlichen (Theater Dortmund, Regisseur) besprochen. Ärger entsteht. Der Frust wird erwartungsgemäß bei denen abgeladen die erstens am Verletzlichsten sind und zweitens nun überhaupt nicht am eigentlichen Problem beteiligt sind. Jetzt sitzt der Ärger nachhaltig dort, weil offensichtlich keine verbindliche Aufarbeitung angeboten wurde (ebenfalls Aufgabe der Verantwortlichen). Ein Ventil wird erst beim Nachgespräch einer Podiumsdiskussion in einer anderen Stadt gefunden (immerhin). Eine direkte Entschuldigung der Verantwortlichen (Theater Dortmund, Regisseur) bei den Leidtragenden gibt es -zumindest nach bisherigem Kenntnisstand - nicht. Der Regisseur äussert sich zeitversetzt in der Öffentlichkeit, und auch erst als er darauf angesprochen wird weil es derselbe Journalist ist, der sich (immerhin) als bisher einziger verantwortlich erachtet. Jetzt sitzt der Ärger in der Öffentlichkeit. Er entlädt sich in alle Richtungen (teils wieder an denjenigen die erstens am Verletzlichsten sind und zweitens überhaupt nicht am eigentlichen Problem beteiligt sind).
Internat Theatertreffen: Nachfrage
@#25:

Wer genau ist mit „die Verletzlichsten“ gemeint?
Internat Theatertreffen: nicht schockierend
Dass Produktionen unter anstrengenden Bedingungen entstehen und so konfliktreich sind, dass manchmal nicht der Bock da ist, für ein Gastspiel alle und alles nochmal zusammenzutrommeln oder zusammenzukommen, finde ich jetzt nicht wirklich einen schockierenden Vorgang. Und dass Theater-Leute regelmäßig mit dem Theater aufhören wollen, eigtl. auch nicht. Über die Cola Flasche könnte man diskutieren...Aber sonst...
Internat Theatertreffen: aus den Augen
@26 damit meinte ich in diesem Zusammenhang die Studierenden. Zum einen rein hierarchisch, weil Flaschen in der Regel nicht nach Intendanten geworfen werden. Zum anderen juridisch: die Gruppe hatte bestimmt einen Vertrag, befindet sich dennoch zwischen allen Stühlen. Diese Leute waren nur kurzzeitig am Haus, stehen noch nicht einmal im Beruf. Wer wird da aktiv mit Namen Klärung einfordern, wer eine Beschwerde einlegen. Wären es Festangestellte hätte sich für die Verantwortlichen die Notwendigkeit eines deeskalierenden Nachgespräches vor Ort eher ergeben. So scheint es eben: aus den Augen, aus dem Sinn.
Internat Theatertreffen: kündbar
@#28
verstehe,
allerdings bleibt fraglich, ob sich festangestellte Künstler entsprechend aus dem Fenster lehnen (können) um eine Klärung einzufordern. Im Normalfall haben sie einen NV-Solo Vertrag; der ist jederzeit "aus künstlerischen Gründen" kündbar. Damit sind sie sehr abhängig vom Wohlwollen der Intendanz.
Daher überlegen sich viele Darstellende zweimal, ob sie öffentlich oder auch nur hausintern mit einer Beschwerde über einen von der Presse gelobten Regisseur auffallen wollen.
Internat Theatertreffen: Faust-Frage
Ohne vorherige Kommentare gelesen zu haben, frage ich mich nur warum sich wie im Fall Des Faust von Castorf nicht Herr Oberender und Herr Lederer zusammentun und eine halbe Million in die Hand nehmen, Pardon in diesem Fall hätten wahrscheinlich 10 Prozent davon schon für ein neues Bühnenbild adaptiert auf einen Bühnenraum in Berlin gereicht...weitere 10 % für x Tage Einnahmenausfall und Umdisposition in einer Spielstätte in Berlin...und 10 % Prozent des Engagements und der Generösität das Oberender, Lederer und der Intendant Kay Voges, der demnächst die Volksbühne bespielt zeigen hätten müssen für einen jungen BERLINER Künstler mit dieser Begabung aus künstlerischen wie politischen Gründen! Was sagt uns das? (...)
Internat Theatertreffen: hinreißend
Ersan Mondtag, hinreißend: „Ich bin ausgeflippt. Das ist Teil meiner Identität“

(Anm. der Redaktion: Der Ausspruch steht im Welt-Artikel, der in Kommentar #23 verlinkt ist.)
Internat Theatertreffen: weniger Cola
Nun mag er es als seine Natur zu begreifen, auszuflippen. Dennoch wäre ja anzumerken, ob das Ausflippen nun in die Richtung ging, die das verursacht hat oder ob er nicht seine Wut in Richtung derer kanalisierte, die sich schlecht wehren können, seine Schauspieler. Wenn er sich schon öffentlich dazu äußert, kann er doch auch mit den Betroffenen darüber sprechen und in Zukunft weniger Cola trinken.
Internat Theatertreffen: Forschen!
Das ist alles hier ein guter Ansatz.
Es fehlt eine Stellungnahme des Theaters, richtig.
Bitte nachliefern.
Oder besser noch von jemand, der sowohl am Theater beschäftigt, als auch bei der Produktion dabei war. Alexander Kerlin. Der kann doch schreiben, Er soll sich hinsetzen und seine Wahrheit darstellen. Nicht?
Sonst nimmt sich dessen ein findiger Journalist an, sichernicht Stefan Keim, und dann verlieren die (ganzen) shooting Stars ihre weißen Westen.
Bei dieser Gelegenheit auch gleich mitrecherchieren: Wieviel wurde geprobt? Wie verhalten sich die Gagen dazu? usw usw
Erst wenn der letzte Ersan Montag Euch noch aufrütteln kann, werdet Ihr merken, dass Ihr Eure Selbstgewissheit nicht essen könnt. Oder so.
Internat Theatertreffen: Technik
Wie Kay Voges bereits angemerkt hat, ging es um 5 Tage Aufbauzeit für das Internat. Am 6ten Tag wäre gespielt worden und am 7ten abgebaut.
Jetzt wird anscheinend diskutiert, warum ein Bühnenbild nicht mit entsprechender Vorbereitung schneller aufgebaut werden kann.
Ich möchte dabei anmerken, das es nicht ausschliesslich um das Bühnenbild alleine geht. Video, Licht und Tontechnik sind beim Internat auch sehr aufwendig und hätte sicherlich auch seine Einrichtungszeit gebraucht.
5 Tage Aufbau, wäre schon sehr sportlich gewesen.
Internat Theatertreffen: Aufbauzeit von Faust
https://www.youtube.com/watch?v=mhZ5u0iXT5M




im vorfeld haben eine menge köpfe über dem M.C.Escher puzzel "Climbing and Dating" gebrütet,wie dies logistisch durchführbar sei,
der "U-Bahnhof Stalingrad", inc. abteil stand hinten links,(in dem video nicht zu sehen).

als technischer mitarbeiter der volksbühne am rosa luxemburg platz, war es für mich ,eine der letzten möglichkeiten,aufzuzeigen was dieses theater konnte.
motivation der sklaven zum sklavenauftand!
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