Wider die Konkurrenzerei

Wien, 13. April 2019. In der vergangenen Nacht wurde Wilke Weermann für seinen Stückentwurf "Angstbeißer" mit dem Hans-Gratzer-Stipendium 2019 ausgezeichnet.

Die aus Edith Draxl (Leiterin Drama Forum von uniT Graz), Tobias Schuster (Leitender Dramaturg Schauspielhaus Wien) und Tomas Schweigen (Künstlerischer Leiter Schauspielhaus Wien) bestehende Jury entschied sich unter 103 Bewerber*innen einstimmig für Weermann. Hans Gratzer Stipendium 2019 Foto Hubert WeinheimerDie Juror*innen: Edith Draxl, Tomas Schweigen, Tobias Schuster und Wilke Weermann © Hubert WeinheimerVirtuos verdichte Weermann in seinem Stück das Lebensgefühl seiner Figuren zu einer atmosphärisch starken, abgründigen Geschichte, schreibt das Schauspielhaus zur Begründung. Der durch eine Abstimmung der Zuschauer*innen vergebene Publikumspreis ging an die Autorin Annika Henrich.

Bewerber*innen

Die Kandidat*innen der Endrunde Svenja-Viola Bungarten, Simon-Philipp Gärtner, Annika Henrich, Johannes Koch und Wilke Weermann wurden zu einem Workshop am Schauspielhaus Wien unter der Leitung des Schriftstellers Nis-Momme Stockmann eingeladen.

Studierende des Wiener Max-Reinhardt-Seminars präsentierten gestern abend die Entwürfe der fünf Autor*innen in szenischen Lesungen. Wilke Weermanns Stück "Angstbeißer" wird 2020 am Schauspielhaus Wien zur Uraufführung gebracht. Unmittelbar nach der Preisverleihung gaben die Autor*innen bekannt, das Preisgeld zu gleichen Teilen untereinander aufteilen zu wollen. "Wir verstehen diesen Entschluß als Experiment dazu, wie wir selbst Förderstrukturen mit breiter Spitze gestalten würden", teilten die Autor*innen in einer gemeinsamen Erklärung mit.

Preisträger*innen

Wilke Weermann, geboren 1992 in Emden war 2012 / 2013 Regieassistent am Deutschen Theater Göttingen, studierte von 2013 bis 2014 Komparatistik und Philosophie an der FU Berlin, und bis 2018 Regie an der Akademie für darstellende Kunst Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Aktuell nimmt er am Lehrgang Forum Text am Drama Forum von uniT Graz teil. Mit "Abraum" war er für den Retzhofer Dramapreis 2015 nominiert und gewann 2016 den Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik an den Kammerspielen.

Annika Henrich, geboren 1990 in Gießen, studierte Szenische Künste an der Universität Hildesheim und Dramaturgie an der Akademie für Darstellende Kunst in Ludwigsburg. Sie assistierte und hospitierte am Stadttheater Gießen, Schauspiel Hannover, bei der Produktion Das 1. Evangelium in der Regie von Kay Voges am Schauspiel Stuttgart und im Suhrkamp Theaterverlag. In Ludwigsburg war sie beteiligt an der Leitung des internationalen Theaterfestivals Furore. Mit der Spielzeit 2019 / 2020 beginnt sie als Dramaturgieassistentin am Schauspiel Hannover.

Stipendium

Das Hans-Gratzer-Stipendium ist ein Projekt des Schauspielhauses Wien in Zusammenarbeit mit der Literar Mechana, dem österreichischen Pendant zur deutschen Verwertungsgesellschaft VG Wort. Das Preisgeld in Höhe von EUR 5.000 wird gestiftet von der Literar Mechana.

(Schauspielhaus Wien / jnm)

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Kommentare  
Hans-Gratzer-Stipendium: später Nachtrag
Schade bloß, dass die gemeinsame Erklärung der Autor*innen erst so spät den Weg in den Artikel gefunden hat. Das teilen des Preises ist ein wichtiges Zeichen und über seine Hintergründe sollte gesprochen werden. So jedoch geht diese kleine Rede wahrscheinlich unter.

(Lieber ArneB., die Mitteilung, das sich die Autor*innen das Geld teilen, war von Anfang an eine Kerninformation unserer Meldung, die ja sogar in ihrem Titel von der Rede inspiriert ist. Herzlichen Grüsse aus der Redaktion, sle)
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