Neue Chance

17. April 2019. Stephan Märki wird Intendant und Operndirektor am Staats­theater Cottbus. Wie das Brandenburger Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur bekanntgibt, hat der Stiftungsrat der Brandenburgischen Kulturstiftung Cottbus-Frankfurt (Oder) ihn auf seiner heutigen Sitzung zum Nachfolger des Interimsintendanden René Serge Mund gewählt. Mund übernahm die Leitung des Hauses im Juli des letzten Jahres, nachdem Generalintendant Martin Schüler nach Auseinandersetzungen um seinen Generalmusikdirektor Evan Christ zurückgetreten war.

Vor der Abstimmung hatte eine Findungskommission unter Vorsitz der Stiftungsratsvorsitzenden, Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch, zwei Kandidaten vorgeschlagen. "Stephan Märki ist ein ausgewiesener Fachmann mit langjähriger Erfahrung als Intendant und großen Erfolgen an unterschiedlichen Häusern. Sowohl in Bern als auch in Weimar ist es ihm gelungen, die Theater sowohl organisatorisch als auch künstlerisch zu stabilisieren und voranzubringen", kommentiert Münch die Entscheidung. Der neue Intendant wird sein Amt voraussichtlich zur Spielzeit 2020/21 antreten.

Ein Mann mit Vorgeschichte

Stephan Märki, 1955 in Bern geboren, besuchte von 1980 bis 1984 die Schauspielschule in München. 1993 wurde er zum Intendanten des Hans Otto Theaters in Potsdam berufen. Im Jahr 2000 wechselte Märki als Generalintendant an das Deutsche Nationaltheater und Staatskapelle (DNT) in Weimar. In den Jahren 2011 und 2012 führte er das Berner Symphonieorchester und das Staatstheater zu einem Vierspartenhaus zusammen. 2012 übernahm er die Direktion des Konzert Theaters Bern, trat im Sommer des letzten Jahres aber zurück. Der Grund: Märki war eine Beziehung mit Sophie-Thérèse Krempl eingegangen, (Leiterin Kommunikation und Künstlerische Leitung Kooperations- und Sonderprojekte). Eine Beziehung zwischen Leitungspersönlichkeiten aber widerspreche "einer vorbildlichen Governance", der sich das KTB verpflichtet fühle, so die damalige Erklärung.

Während seiner Berner Intendanz gab es immer wieder vorzeitige Personalwechsel auf der Leitungsebene. Nach nur einem halben Jahr trennte sich das KTB von Schauspielchefin Stephanie Gräve. Ihr Nachfolger Cihan Inan kündigte nach nur zwei Jahren – offenbar im Konflikt mit Märki wegen der Personalie Sophie-Thérèse Krempl. Im Mai 2018 wehrte sich das Berner Ensemble öffentlich gegen Leitungsquerelen.

(Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg / miwo)

Presseschau

"Vor allem die Musiker sind nun froh über die Grundsatzentscheidung, dass der neue Chef auch Operndirektor ist – was aber befremdlich ist, weil genau diese doppelte Abhängigkeit der Musiker und Sänger das Haus in die Krise geführt hat", sagt die Cottbuser Kulturjournalistin Sylvia Belka-Lorenz im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur über die Entscheidung für Märki. "Aber genau so wird es wieder sein. Märki wird in Personalunion Intendant und Operndirektor." Und über Märkis Persönlichkeit und Geschichte: "Er ist streitbar, legt sich an mit Netzwerken, mit Filz, mit der Politik. Also, es dürfte keinesfalls langweilig werden."

 

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Kommentare  
Märki nach Cottbus: Viel Erfolg
Da treffen mit Märki und Fabian zwei starke Macher aufeinander. Hoffentlich vertragen die sich. Fabian hat sich ja gut eingelebt in Cottbus und das Schauspiel wieder flott gemacht. Die Oper muss eigentlich auch nicht unbedingt vorangebracht werden. Die ist gut aufgestellt. Bliebe für Märki nur, den internen Frieden in der Opernsparte wieder herzustellen und einen neuen Generalmusikdirektor zu bestellen. Viel Erfolg dabei.
Märki nach Cottbus: bestürzend
(...) Nach allem, was er und seine Entourage sich in Bern geleistet haben. In Cottbus liest man offensichtlich nicht, was dort passiert ist. (...)
Märki nach Cottbus: gratuliere
Tolle Entscheidung! Viel Erfolg, das freut mich sehr.
Märki nach Cottbus: super
Das wird spannend! Das ist genau, was wir Cottbuser jetzt brauchen. Eine Leitung, die die Lager wieder zusammenbringt. Ich finde, Stefan Märki hat das in Bern toll bewiesen, wie das geht, ein Theater zu einen!!!
Märki nach Cottbus: wozu Opernhäuser?
Musiker sollten sich eigentlich erst dann freuen, wenn mal wieder ein Musiker die Geschicke eines Opernhauses leiten würde. Solange der Musikchef dem Opernchef als eine Art Gegner, oder zumindest nicht als ebenbürtig kompetentem, aber dennoch im Machtgefälle überlegenem Mitarbeiter entgegentreten muss, kommt über kurz oder lang die Musik (wieder) unter die Räder, nicht nur in Cottbus. Und wofür dann überhaupt noch Opernhäuser?
Märki nach Cottbus: Sehnsucht nach Autorität
(...)

Eine jüngere, kraftvolle Opernfachfrau mit musikalischen Kennnissen wäre sicher die bessere Wahl gewesen. Aber im Osten Deutschlands haben Frauen kaum eine Chance, eine Intendanz zu bekommen. Die strukturellen Voraussetzungen in den kommunalen und ministerialen Behörden sind hierfür viel zu eingeschränkt, die Sehnsucht nach männlicher Autorität ist bedauerlicherweise noch immer viel zu groß - 30 Jahre nach dem Fall der Mauer.
Ich bin sehr skeptisch und hoffe, dass seine Kollegen ihn vor dem nächsten Theaterskandal in Folge - Potsdam - Finanzen; Weimar - Brezelaffäre; Bern - schlechte Personalarbeit und Beförderung der Geliebten - bewahren mögen.
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