Die Hälfte der Theaterwelt

Berlin, 30. April 2019. Ab 2020 wird es beim Berliner Theatertreffen für zwei Jahre eine Frauenquote von mindestens 50 Prozent bei den Regiesseur*innen der Zehner-Auswahl geben. Das gaben die Berliner Festspiele heute bei der Pressekonferenz zum Theatertreffen bekannt.

Zur Frauenquote verpflichtet hat sich die Jury des Theatertreffens für die Jahre 2020 und 2021. Regiekollektive werden dabei nach ihrer mehrheitlichen Zusammensetzung gewertet, so die Berliner Festspiele in einer Pressemitteilung.

Yvonne Büdenhölzer, Leiterin des Theatertreffens sagt dazu: "Ich möchte damit auf das drastische Missverhältnis zwischen Regisseurinnen und Regisseuren in der 10er Auswahl des Theatertreffens seit 1964 reagieren. Mit etwa 70 Prozent aller Inszenierungen dominieren immer noch männliche Regisseure die deutschsprachige Theaterlandschaft, das entspricht auch dem derzeitigen Geschlechterverhältnis von Regiepositionen in der 10er Auswahl des Theatertreffens 2019. Es wäre zu einfach, die Verantwortung für Veränderung in Fragen von Geschlechtergleichheit im Theater auf andere Institutionen oder Player abzuwälzen und zu warten, dass sich etwas bewegt. Reine Absichtserklärungen reichen da nicht mehr aus. Die Quote ist für mich mehr als eine Geste für Geschlechtergerechtigkeit, sie ist ein Werkzeug für einen generellen Strukturwandel."

(Berliner Festspiele / eph)

Mehr zum Thema:

Kolumne: Aus dem bürgerlichen Heldenleben – Esther Slevogt kommt um die Frauenquote nicht herum (5/2019)

Meldung: Staatsministerin Monika Grütters gegen Frauenquote beim Theatertreffen (5/2019)

 

Presseschau

Im Interview in der Süddeutschen Zeitung (2.5.2019) erklärt Yvonne Büdenhölzer, dass zwischen 1964, dem ersten Jahrgang des Festivals, und 2019 nur 11,7 Prozent der zum Theatertreffen eingeladenen Inszenierungen von Regisseurinnen stammen. "Das ist ein Missverhältnis, das wir nicht fortsetzen wollen." Und: "Ich finde, dass es eine Aufgabe des Theatertreffens ist, Impulse zu setzen, und nicht nur, die bestehende Situation abzubilden. Ich erhoffe mir von dieser Quote auch, dass sie für Intendantinnen und Intendanten einen Anreiz setzt, Künstlerinnen und Künstler beider Geschlechter gleichermaßen zu fördern." Sie glaube nicht, dass die Regisseurinnen auf die Idee kommen, nicht wegen der Qualität ihrer Arbeit, sondern aus Quotengründen eingeladen zu werden. "Die Quote definitiv mehr als ein reines Symbol." Sie habe die Hoffnung, so Büdenhölzer, dass sich die Strukturen im Theater verändern, etwa bei der im Vergleich zu den männlichen Kollegen schlechteren Bezahlung für Regisseurinnen und Schauspielerinnen.

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (2.5.2019) schreibt Simon Strauss: Das Theatertreffen versuche mit "gesellschaftspolitischen Zugeständnissen" von seiner "dramaturgischen Schwäche und formalen Konventionalität abzulenken".  Das Theater der Zukunft solle "nicht spannender, spielerischer, ideologiekritischer oder unabhängiger", sondern "strukturell vielfältig und geschlechtergerecht" werden. Es scheine, als habe Monika Grütters dem Theatertreffen aufgetragen, ihr zentrales Parteiprogramm umzusetzen. Strauss fragt, ob wir "eine solche Einflussnahme auf die Bewegungsfreiheit der Kunst" ebenso "gefällig" abnickten, wenn dieser Druck von " politisch weniger liebsamen Kräften " sprich: rechtsaußen käme. Alle Fragen der Kunst würden nun verdrängt werden durch die Quoten-Ankündigung, die zugleich auch die Auswahl der Jury entwerte, die ja offenbar mit "falschem Bewusstsein" getroffen worden sei.

Ulrich Seidler schreibt in der Berliner Zeitung (2.5.2019): "So prinzipiell" sei "die Maßnahme" ja gar nicht. Sie sei "erst einmal" auf zwei Jahre beschränkt. Vielleicht erweise sich das Instrument dann als "überflüssig". Vielleicht "sind dann mal andere dran". Auf jeden Fall werde die Jury gezwungen, "vorübergehend den Blick etwas zu verschieben. Mal sehen, was sie dabei entdeckt".

(sik / jnm)

 

 

mehr meldungen

Kommentare  
Regiequote Theatertreffen: Wirklich..
Heißt das dann, das egal wie gut die Arbeiten der Männlichen Regisseure sind, dass es trotzdem garantiert ist, dass die hälfte der Arbeiten die eingeladen werden von männlichen Regisseuren kommen MUSS!?

(Danke für den Hinweis – wir haben das "mindestens" vor den 50 Prozent ergänzt. d. Red.)
Regiequote Theatertreffen: Kunst auf der Strecke
Es ist eine traurige Entscheidung zu Lasten der Kunst, zumal man der bisherigen Jury wirklich nicht nachsagen kann, auf dem weiblichen Auge blind zu sein. Alleine: Warum auch immer, Arbeiten von männlichen Regisseuren haben eben auch in diesem Jahr mehrheitlich überzeugt (oder will irgendjemand den sehr respektablen Jurorinnen etwas anderes unterstellen?). Es bleibt abzuwarten, wann die Diversitäts-Quote folgte und die für Migranten, Homosexuelle, Ostdeutsche usw. - am Ende steht eine quotierte Auswahl im Sinne einer Ideologie, die Kunst bleibt auf der Strecke...
Regiequote Theatertreffen: Quoten-Hoffnung
Finde ich gut; ich hoffe auch auf andere Quoten für die Auswahl - zumindest Sprache, Herkunft, sexuelle Orientierung usw... Vielleicht reichen dann 10 Aufführungen nicht, muss man eben erweitern.
Regiequote Theatertreffen: auf die Wiese
@schauspieler: Der Inhalt des ersten Kommentars lässt sich zurückführen auf die Angst vor Verlust von männlichen Privilegien und damit Macht.
Vielleicht sind die Arbeiten von weiblichen Regisseurinnen auch teilweise einfach mal besser. Die Frauenquote garantiert und ermöglicht Frauen, sich auch auf der großen männlichen Spielwiese auszutoben und nicht vor der Wiese einen Kampf führen zu müssen, um auch mal drauf gelassen zu werden. Und diesen Kampf müssen sie führen nur alleine auf der Tatsache, dass sie auf ihr Geschlecht reduziert werden..
So genug davon, alle weiteren Fragen können Bücher, Artikel oder auch Google beantworten...
Ein Anfang ist getan, Frauenquote top! Und hoffentlich sind mehr als 50% Frauen dabei!
Regiequote Theatertreffen: vorraussagbare Unterstellung
Liebe*r J.,
ihr Kommentar war so vorraussehbar und enthält nicht einen neuen Beitrag zur Debatte um Quoten-Regelungen. Schnell wird mit der Ideologie-Keule zugeschlagen.
Natürlich gibt es Frauen in der 10er Auswahl, die Anzahl der Berücksichtigten schwankt jedoch beträchtlich in den letzten Jahren. Und auch in der diesjährigen Auswahl, gibt es (männliche) Regiehandschriften, die sich im Prinzip zuwenig verändert haben, um eine erneute Einladung als unabdingbar erkennen zu lassen. Ich persönlich würde sie also dieses Jahr nicht vermissen und finde dort gleichzeitig den Spielraum für neue weibliche Handschriften.

Mit dem Satz "Arbeiten von männlichen Regisseuren haben eben auch in diesem Jahr mehrheitlich überzeugt." verschleiern Sie die strukturelle Benachteiligung von Frauen im Theaterbetrieb. Nach wie vor geht der größte Teil an Inszenierungsaufträgen an Männer, wir haben es hier also nicht mit einem ausgeglichenen "Wettbewerb" zu tun.
Deshalb ist das Vorhaben der Jury gut, denn nun müssen Sie sich noch gezielter mit Regisseurinnen beschäftigen, die nicht zur ersten (vornehmlich männliche) Garde gehören. Ich halte es für möglich, dass sie dabei Arbeiten entdecken, die sich nicht vor üblichen Konkurrenz verstecken braucht.
Regiequote Theatertreffen: Erfolg nicht quotierbar
Zum Glück ist Erfolg nicht quotierbar: Welche der eingeladenen Produktionen wie aufgenommen werden, an welche Künstlerinnen-Genies wir uns noch Jahrzehnten erinnern, welche Künstlerinnen die Entwicklung der Kunstgeschichte entscheidend beeinflussen entscheidet letztlich die Zeit. Man kann nur hoffen, dass vor ihr (der Zeit) auch die aufgrund einer Quote eingeladenen Künstlerinnen bestehen... P.S. Eine schöne Pointe der Kunstgeschichte ist, dass viele der männlichen "Genies" sich gegen extreme Ausgrenzung vom Kunstmarkt erst durchsetzen mussten und durchgesetzt haben, siehe z.B. Toulouse-Lautrec, Vincent Van Gogh oder auch der späte Mozart. Mir ist dagegen kein einziges Künstlerinnen-Genie bekannt, dass sich mittels einer Quote behaupten musste (SIGNA, Beier, Kennedy und Co. brauchen keine Quoten), aber inzwischen doch einige Beispiele für längst vergessene Quoten-Wunder...
Regiequote Theatertreffen: ein Anfang...
Ich finde den Wunsch der Jury grundsätzlich begrüßenswert - es wird aber immer die Frage bleiben: "Ist die Arbeit jetzt dabei, weil sie gut war, oder weil die Quote noch erfüllt werden musste". Und ob diese Diskussion nicht mehr schadet?! Gut - jetzt wird man sagen: Die Quote ist nicht perfekt, aber sie ist ein Anfang. Aber die Frage bleibt, ganz ernstgemeint, gestellt: Warum dann nur für Frauen? Gibt es nicht viele andere unterrepräsentierte Gruppen?! Nach welchen Kriterien man hier entscheidet (mir erscheint es jetzt sehr willkürlich) - darauf hat noch niemand wirklich geantwortet.
Regiequote Theatertreffen: Die Hälfte
Cool.
Werden dann gleichviele Arbeiten gesichtet?
Regiequote Theatertreffen: Algorithmus
Schwierige Diskussion!

Ohne Quote lassen sich bestimmte patriarchale Strukturen, im Theater wie anderswo, offensichtlich nur schwer aufweichen.

Aber wenn man einmal anfängt zu quotieren, kann man eigentlich nicht beim Geschlecht stehenbleiben. Und dann ersetzt irgendwann ein Algorithmus Diskurs und Geschmacksurteil (und die Theatertreffen-Jury).
Regiequote Theatertreffen: großartig
Einfach großartig!
Regiequote Theatertreffen: Anreiz für Häuser und Freie
Wenn sich über so viele Jahre nix ändert, sind zwei Jahre Test mit Quote auch für diejenigen zu verschmerzen, die nicht nur mit Vorurteilen, sondern durchaus guten und nachvollziehbaren Argumenten gegen eine Quote sind. (ich bin eigentlich gegen eine Quote, egal für was) Man kann dann auswertend sehen, ob auch paritätisch gesichtet wurde oder nicht. Ob sich lediglich andere als bisherige Ungerechtigkeiten als Gewohnheit einstellen oder nicht. - In jedem Fall ist es ein Anreiz für den tt-Ehrgeiz der Häuser und Freien, mehr Frauen auf die großen Bühnen zu holen.
Regiequote Theatertreffen: Glückwunsch
Unsere Gesellschaft hat sich laut Art. 3 Abs. 2 des Grundgesetzes verpflichtet, die Gleichberechtigung von Männern und Frauen zu gewährleisten. Die von der Kulturstaatsministerin Monika Grütters in Auftrag gegeben Studie „Frauen in Kultur und Medien“, sowie weitere Studien vom Bund der Szenografen und dem Fonds Darstellende Künste zeigen jedoch eine deutliche Diskriminierung von Frauen in den darstellenden Künsten auf. Laut Pro Quote Bühne werden 78% der Theater von Intendanten geleitet, 78% aller Inszenierungen auf den großen Bühnen von Regisseuren inszeniert, 75% der inszenierten Stücke von Männern geschrieben. Als Bühnenbildnerin, Journalistin und Berichterstatterin des Deutschen Theaterpreises DER FAUST in der Kategorie Bühne/Kostüm 2018 und 2019 sichte ich an die 50 Inszenierungen pro Jahr bundesweit. Ca 95% dessen, was insgesamt (und der Zahlen oben wegen also überwiegend von Männern) an deutschen Theatern in den Metropolen und den Provinzen produziert wird, ist konventionell (auf unterschiedlichen Niveaus). Überragende und innovative Arbeiten machen höchstens 5% aus. Ob sich daran etwas auf 6% verbessert oder auf 4% verschlechtert, wenn mehr Regisseurinnen inszenieren, mehr Intendantinnen Theater leiten und mehr Inszenierungen von Regisseurinnen beim Theatertreffen ausgewählt werden, weiß ich nicht und finde ich auch nicht relevant. Strukturelle Diskriminierung ist argumentativ nicht vertretbar, auch und erst recht nicht im Namen der Kunst! Deshalb ist die Einführung einer Quote überfällig und ein wichtiges Signal, um auch andere Aspekte der Gender-Gerechtigkeit voranzutreiben (z.B. die Abschaffung des Gender-Pay-Gaps). Vorschlag an Yvonne Büdenhölzer: noch besser als zwei Jahre wären zehn Jahre. Und Glückwunsch und Dank an dieser Stelle an Pro Quote Bühne und das Team von Burning Issues! Eure Arbeit hat sich gelohnt, macht unbedingt weiter so!!! Sonja Kloevekorn
Regiequote Theatertreffen: wirklich wirklich
@schauspielerin mir ist ihr Kommentar oder ihre Lesart ein völliges Rätsel.
Wo und wie lässt sich in meinem Kommentar "Angst vor Verlust von männlichen Privilegien und damit Macht" lesen?
Gut.. "egal wie gut".. lesen Sie anders als gemeint.. oder möglicherweise wäre noch klarer von mir formuliert, wenn ich geschrieben hätte...
"Heißt das dann, das egal wie schlecht (gut) die Arbeiten der Männlichen Regisseure sind, dass es trotzdem garantiert ist, dass die hälfte der Arbeiten die eingeladen werden von männlichen Regisseuren kommen MUSS!?
So ist es hoffentlich allen klar... das bei fünf herrausrageneden Weiblichen Regie-Arbeiten nicht schluss sein darf!
Bitte danke!
Regiequote Theatertreffen: spannendes Experiment
Ein spannendes Experiment. Ich bin begeistert. Die Frage, ob dann nicht bald auch andere unterrepräsentierte Gruppen mit Hilfe von Quoten an Machtpositionen kommen sollten, kann man diskutieren, stellt sich in Anbetracht der zahlenmäßigen Verteilung aber nicht ganz so dringlich. Eine größere prozentual unterrepräsentierte Gruppierung als Frauen gibt es nicht, auf langer, weiter Flur.
Regiequote Theatertreffen: wunderbar und überfällig
Wunderbar, ein Bekenntnis dieses Festivals, künftig mehr auf freie Arbeiten, kleinere Häuser und Bühnen, sowie auch aufs Kinder- und Jugendtheater zu fokussieren. Längst überfällig!
Regiequote Theatertreffen: Entsetzen
Ich habe in all den Jahren gedacht und geglaubt, es geht um die 10 bemerkenswertesten und bedeutendsten Inszenierungen?! Sind denn Inszenierungen von Männern bewusst bevorzugt worden? Das wäre schlimm, das kann ich nicht glauben!Ich finde diese Quote eher peinlich ehrlich gesagt! Das Claudia Bauer wiederholt eingeladen ist freut mich sehr, vor allen Dingen weil diese Einladung ohne Quote erfolgt ist!
Regiequote Theatertreffen: identitätspolitisch verengt
@ Dorothea Marcus. Das ist, mit Verlaub, eine zumindest streitbare These. Schauen Sie mal genau hin, im Theater aber auch sonst im privaten, politischen Leben, dann werden Sie mir vielleicht zustimmen, dass wir in diesem Land noch ein paar andere Repräsentationslücken haben!?

Können, wollen wir die mit Quoten (versuchen zu) schließen? Das ist keine polemische Frage. Ich weiß die Antwort nicht. Ein Versuch für zwei Jahre finde ich nicht grundsätzlich schlecht (und glaube persönlich in jedem Fall, dass das die Auswahl beim TT aus verschiedenen Gründen verbessern wird). Aber so zu tun, als könne man Verteilungsfragen auf das Geschlecht reduzieren, scheint mir dann doch identitätspolitisch verengt und damit durchaus gefährlich.
Regiequote Theatertreffen: Entwertung
@ Sabrina Rose: Zustimmung! Die Quote entwertet von nun an die Einladung weiblicher Erarbeiten, denn natürlich besteht der berechtigte Verdacht, dass die bisher sehr integere Jury jetzt gezwungen sein wird, bestimmte Arbeiten entgegen dem eigenen Urteil zu bevorzugen. Andererseits entwertet sich auch das tt selbst, denn die Diskussion, warum manche Arbeiten nicht eingeladen wurden, hat künftig auch etwas mit der Quotierung zu tun. Der Arbeit von selbstbewussten Künstlerinnen erweist diese Quote einen Bärendienst...
Regiequote Theatertreffen: bittere Konsequenzen
Ab 2020 zeigt das Theatertreffen mindestens fünf bemerkenswerteste Inszenierungen des vergangenen Jahres. Bei weiteren fünf Inszenierungen, die auch eingeladen werden, kann man sich nicht sicher sein. Die Konsequenzen für regieführende Frauen werden bitter sein.
Regiequote Theatertreffen: nächster Schritt
Erstmal ganz toll! Das Theatertreffen sollte endlich auch den längst überfälligen Schritt gehen und nicht mehr nach den bemerkswertesten, sondern nach den durchschnittlichsten Produktionen suchen. Es wäre doch eine gute Frage, was ist denn 0815 auf deutschen Bühnen. Was ist total normal. Einzige Einschränkung natürlich, dass auf der Bühne nicht geraucht werden darf. Da das Theatertreffen ja auch gesellschaftlich auf der Höhe der Zeit ist, sollte man auch über eine klimaneutrale Auswahl nachdenken, bzw. Auswahl mit dem besten ökologischen Fußabdruck. Bei der Frauenquote sehe ich nur die Gefahr, dass der Osten benachteiligt wird, weil da ja alle Frauen weg sind. (...)
Regiequote Theatertreffen: auf den Kopf
Ja, wenn das so ist, wie hier manche prophezeien und eine Quote die unbedingte Konsequenz hat, dass überhaupt keine eingeladene Frau mehr für voll genommen wird (genau wie das ja auch bei allen Grünen-Politikerinnen in den 80ern war, gell, von denen bekanntlich keine einzige ernst genommen wurde, wie wir uns alle erinnern), dann könnte man ja vielleicht einfach für die nächsten zwei Jahre NUR Frauen einladen. Damit hätte sich die Frage dann erledigt.

Aus meiner Sicht trifft Sonja Kloevekorn (#12) den Nagel auf den Kopf, und beendet gleichzeitig das Scheingefecht um all die anderen Quoten, die wir vorgeblich dann auch bräuchten. Unsinn. Ich halte das für ein hervorragendes Signal, und hoffe, dass die Theater sich daran ein Beispiel nehmen.
Regiequote Theatertreffen: Quoten-Quote
Deutschlands Theater schafft sich ab!
Regiequote Theatertreffen: Accelerationsfaktor
Manche Kommentare lesen sich so, als ob aufgrund der Quote zukünftig Inszenierungen zum Theatertreffen eingeladen würden, die dafür irgendwie nicht geeignet seien. Wer das schreibt, hat die Quote nicht verstanden.
Quoten dienen nicht dazu (und haben noch nie und nirgends dazu geführt), daß Menschen in Positionen kommen, für die sie nicht geeignet wären.
Quoten dienen dazu, Menschen in Positionen zu bringen, die sie längst hätten innehaben müssen.
Wenn 50% der am besten geeigneten Menschen strukturell keine Chance haben, in angemessener Weise auf Führungspositionen zu kommen (oder zum Beispiel überhaupt nur in angemessener Weise wahrgenommen zu werden, beispielsweise durch Einladungen zum Theatertreffens), nur weil sie das falsche Geschlecht haben, heißt das logisch zwingend, dass dort statt dessen Menschen sitzen, die dafür weniger geeignet sind.
Das ist kein politisches Programm, schon gar nicht mein persönliches, ich rede hier von Statistik.
Mal platt gesagt: Wer gegen Quote ist, ist für Mittelmaß. Statistisch.
(Und muss sich fragen lassen, wovor er eigentlich Angst hat.)
Es ist sehr simpel: Quoten führen dazu, dass Theater interessanter wird. Toll, oder? Bin ich unbedingt dafür.
Das Tolle an Strukturen ist ja: Wenn man sie ändert, passieren immer völlig unerwartete Dinge - das wird hier genau so sein. Deshalb macht ein solches Spiel ja auch solchen Spaß. Und deshalb ist die Quote ja auch so ein gutes Instrument, um Veränderungen herbeizuführen. Denn: Andere Stukturen ziehen andere Entscheidungen nach sich. Ich finde Quoten schon deshalb toll.
FunFact: Alle Institutionen des öffentlichen Dienstes - und das sind viele Theater - müssen sich übrigens qua Gesetz Gleichstellungspläne schreiben; im gängigen Kaskadenmodell muss der Frauenanteil in einer Stufe dabei mindestens dem in der Qualifikationsstufe darunter entsprechen. Das ist hilfreich, aber auch ein bisschen langweilig. Deshalb: Wenn man schneller Frauen in Spitzenpositionen bringen will, muss ein Accelerationsfaktor hinzukommen. Innovative Institutionen führen genau den ein. Guter Schritt!
Regiequote Theatertreffen: auf dem Platz
Wenn dann das erste Mal beim Theatertreffen ein Sarah Kane Stück mit vier Schauspielerinnen und einem Bühnenbild von einer Frau rausfliegt, weil der Regisseur einen Penis hat und dafür ein Godot von Samuel Beckett mit vier Männern im Bühnenbild eines Mannes reinkommt, weil der Mensch am Regiepult eine Pussy hat, werdet ihr die Wahrheit über diese tolle Regiequote wissen. Da sind ja sogar die Leute vom Fußball klüger. Die unterscheiden nämlich Männer- und Frauenfußball nicht danach, wer auf der Trainerbank sitzt, sondern wer aufm Platz steht.
Regiequote Theatertreffen: ausgewogen?
In einer Auswahl des Besten geht es nie um Gerechtigkeit, sondern ausschliesslich um Qualität.
Eine Quote sollte sich auf die Zusammensetzung der Jury beziehen, um so eine ausgewogene Betrachtung zu garantieren.
Regiequote Theatertreffen: wie in der Kirche
Na es gibt jetzt einfach zwei Theatertreffen, eines für die Frauen, eines für die Männer. Wie früher in der Kirche: die Frauen saßen links, die Männer rechts. Schön, dass sich das aus dem Wunsch der Gleichberechtigung wieder in so eine uralte Trennung entwickelt...
Regiequote Theatertreffen: trotzdem!
Quote ist das einzig Richtige!
Frauen sollen endlich so Mittelmässig wie Männer sein dürfen und TROTZDEM Kariere machen können!!!!
Regiequote Theatertreffen: bewusst schwammig
Erstaunlich viele gehen hier davon aus, dass sich mithilfe einer Jury aus der komplexen Theaterkunst von beinahe 400 Theaterhäusern ganz einfach eine eindeutige Bestenliste stricken lässt. Dass die vielen tausend Inszenierungen eines Jahres "objektiv" beurteilt werden könnten. Das Theatertreffen prämiert "die bemerkenswertesten" Inszenierungen eines Jahres, bewusst schwammig, weil ein zweifelsfreies Qualitätsurteil nunmal nicht zu machen ist. Aus eigener Juryerfahrung habe ich gelernt, dass auch die Verständigung miteinander vor allem über Offenlegung der eigenen Kriterien funktioniert. Aus dieser Mischung der verschiedenen Kriterien einer Jury ergibt sich dann ein möglichst enges Raster. Dabei entstehen aber immer auch blinde Flecken! Von "die Besten" kann also nicht reinen Gewissens die Rede sein. Insofern finde ich, dass das Prestige einer Theatertreffeneinladung ihrer eigentlichen Bedeutung langsam über den Kopf wächst. Und dass eine 50-50 Quote einfach ein weiteres, transparentes Kriterium ist, über das man sich nicht aufregen muss.
Regiequote Theatertreffen: andere Quoten?
@ 21 / Holger Syme
Warum sind denn andere Quoten, z.B. für queere Menschen oder Menschen mit Migrationshintergrund "Unsinn"? Weder Sie noch der von Ihnen zitierte Kommentar 12 begründen das in irgendeiner Weise. Die Frauenquote für das Theatertreffen für 2 Jahre ist ein guter Anfang. Und Quoten andere Quoten sind selbstverständlich und zum Glück kein Argument gegen eine Frauenquote. Aber warum sollten die ebenfalls stark unterrepräsentierten Gruppen der LGBTQI* Menschen oder der Menschen mit Migrationshintergrund nicht ebenfalls mit Hilfe einer Quote gefördert werden?
Und "Unsinn" ist kein Argument.
Regiequote Theatertreffen: bittere Wahrheit
Wirklich seltsam ist auch die Regelung für Performance Kollektive. Gruppen wie SIGNA täten gut daran, sich schnell noch eine weitere Frau ins Duo zu holen wegen der höheren Wahrscheinlichkeit auf eine Einladung. Und Herr Wolff: Natürlich werden jetzt Beiträge eingeladen, die es aufgrund der Qualität bisher nicht geschafft haben. Oder wollen Sie der derzeitigen Jury (der ja auch einige prominente nachtkritiker wie Christian Rakow und zur Hälfte Frauen angehören) allen Ernstes vorwerfen, sie hätten absichtlich zu wenig Frauen eingeladen? Nein: Sie haben gesucht, gesucht, gesucht, aber zu wenig Herausragendes gefunden, das ist die bittere Wahrheit jenseits der Ideologie, die per Quote verschleiert werden soll, nach dem Motto, "es darf nicht sein..."
Regiequote Theatertreffen: nach Qualität
Es sollte immer nach Qualität gehen . Entscheidungen die wegen Geschlecht , Hautfarbe, Religion und sexueller Ausrichtung getroffen werden sind diskriminierend.
Regiequote Theatertreffen: nicht ausgerechnet
@23: Ich bin gegen Quote(n), weil ich ganz prinzipiell gegen Einverständnis mit einer so gezeigten, selbstverständlichen Anerkennung von Ungerechtigkeit bin.
Ich verlange einfach als Mensch unter Menschen, dass gefälligst eine Politik betrieben wird - von ALLEN und ÜBERALL - die eine Quotierung für egal was ad absurdum führt, weil sie eben nicht ausgerechnet Ungerechtigkeit institutionalisiert.

Und ich finde, dass das das Einzigste und Mindeste ist, was man von Theater verlangen sollte, als Forderung unverrückbar in die Gesellschaft zu tragen.
Und zwar dramaturgisch und/oder poetisch.
Und nicht durch Dramaturgen-Kommentare. Vor allem nicht durch nicht solche, die argumentativ Statistik bemühen, um Mittelmäßigkeit in der Kunst beschreiben zu können.
Regiequote Theatertreffen: nk hat's vorgemacht
#25: Aha. Sie meinen ausgewogen zwischen typisch männlichem und typisch weiblichen Kritiker-Blick, oder wie?

nk hat doch in den letzten zwei Jahren einiges vorgemacht: Das Betrachten von Regisseurinnen-Arbeiten bestimmt anteilig im letzten Jahr etwa 50 Prozent der Arbeiten. Und es sind dadurch viele Damen-Namen auf dem Aufmerksamkeitsschirm aufgetaucht, die man sich jetzt eher merken kann wegen einer Kontinuität in der Leistung! So ist die Damen-Konkurrenz vergleichbar geworden. Untereinander. Eine Quote kann auch u.a. dazu führen, dass die Regisseurinnen mit dem am besten gewohnt männlichen ästhetischen Leistungs-Besteck hantieren, zum Theatertreffen eingeladen werden. Und dann andere, weniger spektakuläre Ästhetiken z.B., wieder ausgeschlossen werden?? Eigentlich gefällt mir der Vorschlag von Holger Syme ganz besonders: Statt einer Quote festzulegen, für zwei Jahre einmal ausschließlich Frauen-Arbeiten vergleichend zu burteilen und erst danach das wieder zu mischen. Die tollsten Regisseure mit einer Anwartschaft auf tt-Einladung können zwei aufgeschobene Jahre für sich bestimmt verkraften. Es gibt bestimmt Frauen, die mit Anwartschaft durch ihre Leistung schon zwanzig Jahre auf kontinuierliche fachkompetente Aufmerksamkeit und öffentlich ausführliche Beurteilung warten, nicht nur begabte, gut ausgebildete junge, nachrückende Regisseurinnen...
Regiequote Theatertreffen: Personenkult
Ich begrüsse dieses Vorhaben, da es das Theatertreffen womöglich zu seinen Ursprüngen zurückbringt. Dem Westberliner Zuschauer zu zeigen, was denn so in den schwer erreichbaren anderen Bundesländern auf der Bühne läuft. Die Hypekultur der deutschen Theaterszene und ihre eigentümliche, vor allem männlich fixierte Genieverehrung führte zu einer Veränderung des Theatertreffens. In den letzten Jahren ging es vor allem darum, wer eingeladen wird, warum, und wie man diese zahlreichen Einladungen loben oder bashen konnte. Deutsches Theater beherrscht zwei Dinge sehr gut: den Beteiligten loben oder kritisieren, erheben oder erniedrigen: ein Relikt altertümlicher Erziehungskultur. Darüberhinaus ist es weniger innovativ. Eine Quote führt vielleicht dazu, dass es beim Theatertreffen wieder um eine Schau der deutschlandweiten "bemerkenswertesten" Arbeiten geht, von Frau, Mann und hoffentlich auch mal Transgender-RegisseurInnen inszeniert. Schön wäre, wenn wieder Inhalte und Formate im Fokus stehen könnten und nicht der seit Jahren zelebrierte fragwürdige Personenkult, oder die Entdeckung des nächsten männlichen ach so tollen Nachwuchsregisseurs... derzeit ist das ganze doch nichts anderes als ein von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommener, schick dekorierter Stellenmarkt.
Regiequote Theatertreffen: Bitte aufklären!
Die gegenwärtige Jury des Theatertreffens besteht aus vier Frauen und drei Männern. Bedeutet, was Yvonne Büdenhölzer "möchte" und wozu sich die Jury für 2020 und 2021 verpflichtet hat, dass die weibliche Mehrheit in der gegenwärtigen Jury Frauen diskriminiert hat? Oder liegt das Manko daran, dass sie den Auftrag ernst genommen hat, die ihrer Meinung nach "bemerkenswertesten Inszenierungen" zu nominieren? Ich bitte um Aufklärung. Bei nachtkritik.de gibt es ja Mitarbeiter*innen, die Bescheid wissen.
Regiequote Theatertreffen: Einladung wg. Busen?
Ich fühle mich hier als Frau absolut diskriminiert. Geht es hier um Kunst oder geht es darum, dass man mich eventuell einlädt, weil ich einen Busen habe? Es tut mir leid, aber ich komme mir vor, wie ein Opfer, denn es wird nicht mehr meine Arbeit bewertet, sondern mein Geschlecht. Ich bin entsetzt!
Regiequote Theatertreffen: Historische Gerechtigkeit
Na, das Theatertreffen, was ja eh nicht die besten, sondern nur die bemerkenswertesten Aufführungen präsentieren will, will jetzt Weiblichkeit als besondere Form von Bemerkenswert herausstellen.
Männlichkeit scheint im Moment nicht so bemerkenswert zu sein.
Wenn dem nun so ist, dann doch bitte alle 10 Aufführungen von Frauen! Und zwar ausschließlich von Frauen. Das ist schon deshalb historisch gerecht, weil in Griechenland das Theater vor über 2000 Jahren ausschließlich von Männern gemacht und erfunden wurde! Und in der Hochzeit der Renaissance auf Shakespeares Globe Theatre haben auch nur Männer gespielt, geschrieben und angeleitet(Regie gab es noch nicht!Was für grauenhafte Zeiten!!).
Also: Männer raus aus dem Theater! Macht endlich ganze Sache. Eine halbe Revolution ist keine. Wir brauchen mehr weibliche RobespierreINNEN, die dem Guten und Bemerkenswerten endlich zu seinem Recht verhelfen. Alle Menschen werden Frauen!
Regiequote Theatertreffen: nach Jahren des Kampfes
Das ist schon alles gut so! Bei diesen Festivals wird viel zu sehr auf Inhalte geachtet. Aber Formen, Formate und Geschlecht sind nicht zu verachten. Ich begrüße, dass sich Frau Büdenhölzer nach Jahrzehnten des Kampfes um Gleichberechtigung jetzt endlich durchgesetzt hat. Und das in einer Zeit, wo dieses Thema gesellschaftlich so gut wie totgeschwiegen ist. Immer nur ertrunkene Geflüchtete, Inklusion, die Schere zwischen Arm und Reich. Gähn! Diese Probleme hat das Theatertreffen doch schon in den letzten Jahren gelöst!
Regiequote Theatertreffen: Zukunft ausprobieren
Meiner Meinung nach ist das einzige "Problem", das sich die Jury mit dieser – öffentlich gemachten – Selbstverpflichtung schafft, dass sie zum ersten Mal in ihrer Geschichte nicht ausschließlich nach selbst gewählten Kriterien vorgehen kann, sondern ein von außen vorgegebenes Merkmal beachten muss. Das wird in der Schlussdiskussion zu einer neuen Situation führen, mit der man umgehen wird müssen. Aber dann geht man eben damit um.

Um auf #35 einzugehen: Ich habe überhaupt nicht den Eindruck, dass mit dieser Entscheidung ein Diskriminierungsvorwurf an die bisherige Jury einhergeht. Da geht es nicht darum, die Vergangenheit negativ zu bewerten, sondern für die Zukunft etwas auszuprobieren, was in erster Linie motivierend für die Theater, die Regisseurinnen und die Regisseure gedacht ist. Wenn sich in den kommenden zwei Jahren herausstellt, dass es aus welchen Gründen auch immer in der Praxis nicht funktioniert, macht man es eben wieder anders.
Regiequote Theatertreffen: doppelzüngig
"Da geht es nicht darum, die Vergangenheit negativ zu bewerten"? Yvonne Büdenhölzer: "Ich dachte lange, es geht auch ohne Quote. Aber ich habe einfach gemerkt: Es ändert sich nichts." Wenn es ohne Quote mit einer mehrheitlich mit Frauen besetzten Jury "nicht funktioniert" hat - wie, wenn nicht als Vorwurf, soll man das verstehen? Fürs Ausprobieren und Andersmachen, wenn es nicht funktioniert, kann ich mich erwärmen. Erstaunlich nur, dass dieser liberale Standpunkt kaum geäußert wurde, als man in der DDR eine Quote für Kinder aus Nicht-Akademiker-Familien beim Zugang zu Hochschulen "ausprobierte". Wer unterprivilegierten Kindern verweigern will, was er Regisseurinnen zugesteht, erscheint mir - sorry - als doppelzüngig.
Regiequote Theatertreffen: Veränderungsinstrument?
Eine wesentliche Vorfrage scheint mir: Ist es Aufgabe einer Kunstpreis-Jury, Politik zu machen oder eine Wirklichkeit abzubilden? Ich hatte das tt bisher eher als Bestandsaufnahme denn als Strukturveränderungsinstrument wahrgenommen.

Nur als Hinweis: Laut Frau Büdenbender stammen 30% der Inszenierungen auf deutschen Bühnen von Frauen (DLF-Interview).
Regiequote Theatertreffen: Lobbyarbeit
Ich möchte gerne viele gute Inszenierung von Frauen sehen, Ehrenwort, auch wenn ich manchmal Zweifel hege, weil sich einige Frauen im Theater ungefähr so verhalten, wie diejenigen, die ich früher für Macker hielt. Doch der Fehler in der Grundannahme besteht schon darin, dass es jährlich zehn, immer genau zehn bemerkenswerte Arbeiten geben soll. Wohl aber gibt es zehn finanzierte Positionen. Das ist ein Unterschied. Man stelle sich nur vor, jemand hätte entschieden, es gäbe pro Jahr nur sieben bemerkenswerte Aufführungen?! Was für ein Dilemma! Dann könnte es jährlich wechselnd auch nur drei männliche und vier weibliche Arbeiten geben, die bemerkt würden.

Was für ein Unfug!

Man stellt vor ab fest, wer Siegerin, wer Sieger sein könnte und kennt auch schon die Anzahl, weil sich zehn durch zwei teilen lässt. Es wird in jedem Fall fünf männliche und fünf weibliche Sieger geben, soviel steht vor ab fest.

Von den knapp dreißig Prozent Frauen im Regieberuf sollen circa zehn Prozent im Kinder- und Jugendtheater arbeiten, heißt es. Man korrigiere mich, wenn meine Zahlen all zu falsch sind.

Dann werden also demnächst zwanzig Prozent aller Regisseurinnen zu fünfzig Prozent im Wettbewerb vertreten sein. Das nenne ich eine wirklich gute Lobby-Arbeit. Und man konnte diese Netzwerkerinnen die letzten Jahre geradezu öffentlich dabei beobachten, wie sie ihr Ziel erreichten. Und wie selbstverständlich sind sowohl Menschen aus der Redaktion, wie auch vom Festival an dieser Entscheidung stets beteiligt gewesen.

Respekt!

Sie haben es geschafft, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Sie konnten zu großen Teilen die Siegerinnen feststellen, bevor sie überhaupt antreten.

Und alle kennen und förderten das Dutzend Frauen, die sich nun sicher sein können dort auftreten zu dürfen. Soviel Transparenz war nie. Wir werden nicht überrascht werden. Wir kennen sie schon alle.

Das gleiche Spiel wie jedes Jahr. Nur diesmal mit Quote. Ich nehme ab sofort Wetten an.
Regiequote Theatertreffen: der deutsche Theatermann
Es ist einfach nicht zu fassen. Fazit Baucks und met-a-girl: Frauen sind nur mit ca. 30 % im Regieberuf vertreten, also sollen sie gefälligst auch nicht zu 50 % beim Theatertreffen vertreten sein. Das zeigt geradezu überdeutlich, wie der deutsche Theatermann tickt. Frauen weg von den Männerpfründen. Lobbyarbeit ist nur Männern erlaubt. Warum Frauen in männerdominierten Berufen unterrepräsentiert sind, interessiert Mann überhaupt nicht. Von einigen Kommentatoren werden sie sogar mit unterprivilegierten Minderheiten gleichgesetzt, für die es dann ja auch eine Quote geben müsste. Was für eine Fehlwahrnehmung der Ursachen, die sich in jämmerlichem Whataboutismus offenbart. Liebes Theatertreffen, ich bitte ebenfalls für eine auf mindestens 5 Jahre befristete 100%-Quote, damit dieser Unsinn endlich mal aufhört. Bei den nächsten 2 Jahren mit 50%-Quote wird sich nun hoffentlich die strukturelle Ungerechtigkeit bestens offenbaren und so manchem Theaterintendant die Schamesröte ins Gesicht getrieben.
Regiequote Theatertreffen: Nachfrage
#42 Martin Baucks: Warum äussern Sie sich so abfällig über Kinder- und Jugendtheater?
Regiequote Theatertreffen: und Bayern?
Wo bleibt die Quote für Bayern?
Ich wurde lebenslang in sämtlichen Theaterkantinen diskriminiert, sobald ich es gewagt habe, mit einem Kollegen jedweden Geschlechts im heimatlichen Idiom zu sprechen. Noch heute bin ich tief traumatisiert, aber das interessiert ja wieder keine S..
Regiequote Theatertreffen: fehlgelenkte Empörung
Herr Bock, dass können Sie gerne so durchboxen. Nur dann ist es kein Wettbewerb mehr. Bon Chance!

Aber bitte Anerkennung Sie den Unterschied zwischen Anstellung an einem Theater und der Produktion von bemerkenswerten Abenden, wenn Ihnen das noch in Ihrer fehlgelenkten Empörung möglich ist. Und bitte legen Sie mich nicht auf ein Geschlecht fest, wenn es recht ist.
Regiequote Theatertreffen: endlich
Endlich! Endlich! Endlich!

Wenn ich diese Kommentare lese, dann merke ich, es ist noch ein laaanger laaanger Weg...

Danke, Frau Büdenhölzer. Danke.
Regiequote Theatertreffen: nicht am Ende ansetzen
zu #43: Stefan Bock, Sie haben meinen Kommentar einfach nicht verstanden, fürchte ich. Mein Problem mit dieser Quote ist, dass sich das tt in totaler Selbstüberschätzung verhebt. Das tt ist doch kein Instrument, um Frauen an Theatern zu fördern, sondern eine subjektive Leistungsschau dessen, was in der vergangenen Saison lief. Dass das verkannt wird, fürt zu den Paradoxien, die hier in vielen Beiträgen moniert wurden.

Anders gesagt: Wenn man eine Quote will, dann muss man vorn ansetzen, zB durch eine Vorgabe an öffentlich geförderte Theater, dass sie Frauen zu soundsoviel Prozent berücksichtigen müssen. Man kann dann aber nicht am Ende des Prozesses ansetzen und sagen: So, die Hälfte aller bemerkenswerten Inszenierungen kamen von Frauen. Das kann sein. Muss aber nicht sein.

Auf einen Effekt durch das tt zu hoffen, dass Intendanten jetzt massiv Frauen fördern, um einmal zum tt zu kommen, halte ich für eine ziemliche Selbstüberschätzung. Und selbst wenn‘s so wäre, würde ich keine Intendanten wollen, die ihre künstlerischen Entscheidungen von einer tt-Jury abhängig machen.
Regiequote Theatertreffen: überfällig
Vielen Dank! Eine notwendige und mutige und schon lange überfällige Entscheidung. Schade, dass es eine Frau sein musste, die dies umsetzt. Wenn ich die Kommentare hier lese, dann bestätigt sich das alles selbst.
Regiequote Theatertreffen: affirmative action
@ 35. Lieber Thomas Rothschild, ich kann diese Frage nur persönlich beantworten, also nicht für die Theatertreffen-Jury 2016 bis 2018 im Ganzen, der ich angehörte, und schon gar nicht für die neue Jury, in deren Entscheidung für die Frauenquote ich keinen Einblick habe. Das Theatertreffen kann nur so gut sein wie die Szene, die es beobachtet. Dazu vorweg geschickt: Zu einem "bemerkenswerten" Theaterabend muss sehr viel zusammenkommen, das wissen Sie: nicht nur eine herausragende Regie mit einem anspruchsvollen Konzept, sondern vor allem große schauspielerische oder performative Fantasie, natürlich ein Gegenstand, der die Auseinandersetzung lohnt (sei er frei entwickelt oder als Text/Drama bereits vorhanden), ein stimmiges Raum- und Kostümdenken. Und für all das die entsprechenden Produktionsmittel. Die beste Regie ist ohne Team und Mittel gar nichts. Ich glaube, hier liegt der Ansatzpunkt: Der Ist-Zustand in Sachen Geschlechtergerechtigkeit im Theater ist bekannt. Unter 30 Prozent Frauen finden sich in Regiepositionen, davon viele in den Nebenspielstätten größerer Häuser oder an kleineren Häusern. Von den Orten hängt vieles ab, was Besetzung, Produktionsetat und öffentliche Wahrnehmung angeht. Die Chancen, "Bemerkenswertes" zu produzieren oder als bemerkenswert aufzufallen, sind an zentraleren und gut ausgestatteten Häusern höher, da muss man sich nichts vormachen. Wenn das Theatertreffen jetzt die Frauenquote einführt, dann nehme ich das als "affirmative action" wahr. Man probiert, die Produktionsbedingungen von außen zu beeinflussen, indem die Anreize erhöht werden, Regisseurinnen auf zentrale Positionen zu bringen, mit den ersten Spieler*innen der Häuser zu verbinden und den Rahmen für das Wirken entsprechend zu verbessern.
Regiequote Theatertreffen: 3 Beobachtungen
Drei Beobachtungen: 1. Kaum ein anderes Thema hat hier soviel Wirbel ausgelöst. Das spricht klar dafür, dass die Entscheidung für die Quote, was immer man zu ihr inhaltlich meinen mag, strategisch richtig war. 2. Eine Quote bei der Auswahl ist nicht neu. Neu ist, dass man sich öffentlich dazu bekennt. Aber es gab immer schon erkennbar eine informelle Quotierung, die dazu führte, dass verschiedene Regie-Stile, verschiedene Häuser, Städte, etc. berücksichtigt wurden. 3. Dem Theatertreffen wird eine Bedeutung beigelegt, die es längst nicht mehr hat. Es war das einzigartige Schaufenster der deutschsprachigen Bühnenlandschaft, als es noch kaum andere große Festivals gab, als man nicht von allem, was läuft, im Netz Ausschnitte sehen konnte und als noch eine kleine Clique von Großkritikern zusammen mit einer kleinen Clique von Bühnenvereinsgranden den Betrieb beherrschten. Das ist alles vorbei. Jetzt ist es eine unter vielen Zusammenstellungen von mehr oder weniger konsensfähigem guten Durchschnitt. Also: Etwas weniger Aufregung!
Regiequote Theatertreffen: richtet Schaden an
Das ist und bleibt ein Bärendienst für die künftig eingeladenen Regisseurinnen. Quoten können helfen, wenn sie "unten" ansetzen, also wenn sie den Zugang zu Berufen regeln. Wenn ich aber "oben" ansetze, dann erzwinge ich, dass eine Gruppe, die zahlenmäßig (möglicherweise oder ziemlich sicher zu Unrecht!) unterrepräsentiert ist, plötzlich überrepräsentiert abgebildet sein wird. Es ist eine Milchmädchenrechnung: Angenommen 33 % aller Regisseur*innen sind Regisseurinnen. Dann werden im Schnitt auch 33 % aller "bemerkenswertesten" Aufführungen von Regisseurinnen stammen. Ziehe ich diese Zahl künstlich auf 50 hoch, dann wird mit Sicherheit die Diskussion beginnen, dass die eine oder andere Regisseurin nicht nach Verdienst, sonderen nach Quote dabei ist. Nur die Regisseure werden so gestärkt: Sie haben sich trotz der Quote durchgesetzt. Man wird den Männern zujubeln, den Frauen wird man mit Vorbehalt gegenüberstehen. Danke! Sehr schlau! Einen größeren Schaden hätte man den Regisseurinnen nicht zufügen können: Sie werden qualitätsmäßig demontiert. Das ist einfach nur traurig!
PS Was ist mit Transgender-Männern? Mir ist mindestens ein Fall bekannt, in dem eine scheinbar weiblich geborene Regisseurin äußerlich an ihr gefühltes männliches Geschlecht angeglichen wurde. Er ist Mitglied einer krassen Minderheit, wird aber nun aufgrund der neuen Regelung benachteiligt. Warum hat Herr Oberender eigentlich nicht die Leitungsposition mit Frau Büdenhölzer getauscht? Das wäre ein ehrlicher Schritt gewesen. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr kann ich mich über diese Maßnahme aufregen. Sie tut so, als setze sie an den Strukturen an, aber das Gegenteil ist der Fall. An der der Struktur wird sich NICHTS ändern, aber die Kunst, die in unserer Gesellschaft eh schon auf dem Rückzug ist, wird immer weiter entwertet. Bevor ich unflätig werde, beende ich diesen Kommentar. Zornige Grüße Кирилл
Regiequote Theatertreffen: Ergänzung
Noch eine Ergänzung, weil ich gerade Rakows Kommentar lese: Wie lächerlich ist denn die Annahme, dass der Reiz für ein Stadttheater erhöht wird, Regisseurinnen zu beschäftigen, weil das Theatertreffen eine Quote einführt? Das Theatertreffen ist Nabelschau einer Leuchtturm-Performance-Kunst und hat mit der Realität des Stadttheaters so viel zu tun wie Donald Trump mit einem deutschen Stadtverordneten. Dann wird halt in Zukunft fünfmal Susanne Kennedy eineladen - na und? Was ändert das für das Theater in Krefeld? Das klingt jetzt misogyn, aber das Gegenteil ist der Fall: Die Arbeit muss an der anderen Seite beginnen. Das Theatertreffen ist der falscheste, der allerfalscheste Ort. Bitte, bitte, entwertet nicht die Arbeit unser herausragenden Künstlerinnen. Wäre ich Andrea Breth, ich würde eine Einladung zum Theatertreffen unter diesen Bedingungen ablehnen. Und das meine ich ganz ganz ernst.
Regiequote Theatertreffen: richtige Diskussion
Ich denke, dass das Theatertreffen mit dieser Entscheidung genau die richtige Diskussion losgetreten hat.
Bei Unternehmen wird ja auch die Frauenquote auf Führungsebene diskutiert und zunächst nicht die Quote des gesamten Betriebes. Das hat zur Folge, dass mehr Frauen gefördert werden. Die alten Strukturen können nur verändert werden, wenn wir eine Quote einführt. Wenn es normal wird, dass Frauen gleichviel verdienen wie Männer. Wenn es normal wird, dass es gleichviel Intendantinnen gibt wie Intendanten. Durch solche Entscheidungen werden Prozesse beschleunigt. Taten statt Worte.
Ob die Entscheidung, welche überfällig ist, den selben Effekt haben wird bezweifle ich auch, aber sie führt zumindest dazu, dass wir diskutieren.
Man kann hoffen das jetzt die Häuser umdenken und nicht wegen des Theatertrfeffens sondern aus Fairness mehr Frauen fördern und sie nicht nur immer nur das Märchen inszenieren dürfen. Bei uns am Haus führen wir diesen Diskurs und er hat bewirkt, dass mehr Frauen inszenieren.

Danke Theatertreffen, die beste Entscheidung die ihr seit langem getroffen habt.
Regiequote Theatertreffen: Infragestellen des Ist-Zustands
Diese Quotierung ist Identitätspolitik. Ja, und? Die bestehenden Strukturen vgl. Kommentar Rakow sind auch Identitätspolitik. Die bestehenden Strukturen favorisieren Männer in der Regie. Diese strukturelle Bevorzugung ist weder naturgegeben noch genuin künstlerisch. Sie ist menschengemacht. Und sie kann historisch gut analysiert und beschrieben werden. Es ist immer wieder verstörend zu erleben wie die Diskussion über künstlerische Qualität ins Ungefähre wegwabert, während Künstler*innen ansonsten immer messerscharf die Historizität von jeder Art von Normierung oder Standardisierung durchschauen... Das Theatertreffen tut gut daran ein Zeichen zu setzen. Seine Bedeutung hat das Theatertreffen in den letzten Jahren nicht mehr einzig durch interessante Theaterarbeiten behaupten können, sondern auch durch inhaltlich-dramaturgische Impulse. Gutes Theater gibt es mittlerweile bei sehr vielen Festivals. Eine konsequente Auseinandersetzung mit Themen wie Diversität, Blackfacing, Werkbegriff/Autor*innenschaft und eben jetzt Quote kam bei Theatertreffen häufiger vor, als bei anderen Festivals. Und das ist auch gut so. Und angemessen. Für irgendwas muß die Plattform ja gut sein. Fürs Starabfeieren brauchen wir das Theatertreffen weniger. Ein Infragestellen des Ist-Zustands, des bestehenden Machtdispositivs halte ich - auch in Form von prototypischem Handeln - für deutlich wertvoller. Also: Danke TT! Gut gemacht. Ein solches Experiment ist wertvoll und bietet viele Möglichkeiten zum Nachdenken und befördert einen wichtigen Diskurs.
Regiequote Theatertreffen: Schade, schade . . .
Schade, dass ab 2020 nur noch die fünf bemerkenswertesten Inszenierungen des Jahres zu sehen sind.
Regiequote Theatertreffen: biologischer Begriff?
Wie biologisch wird der Geschlechtsbegriff denn nun gefasst?
Regiequote Theatertreffen: Fall Schiff der Träume
Spannend wird sein, zu beobachten, wie die im kommenden Jahr mühsam zusammen gesuchten mindestens fünf weiblichen Positionen zu dem Rest der Veranstaltung stehen. Man kann so tatsächlich auch Künstlerinnen beschädigen, denn die Beobachter werden sehr wohl erkennen, wer aufgrund einer künstlerischen Leistung und wer aufgrund einer imaginären oder tatsächlichen Quotierung ein Ticket bekommen hat. Bei "Schiff der Träume" in der Regie von Karin Beier klang vor einigen Jahren schon einmal diese Diskussion an, ein Teil der Jury distanzierte sich, ein andere Teil berief sich auf die Notwendigkeit einer weiteren Frau, genutzt hat es der Sache nicht...
Regiequote Theatertreffen: Toller Sturm von -ung
Ehrlich gesagt möchte ich mich hier gar nicht so weit aus dem Fenster lehnen wie die Meisten hier und über die Quote an sich urteilen. Es gibt Fürs und Widers und wer hierbei Recht behält, wird nur die Zeit zeigen. In diesem Forum tummeln sich eine ganze Menge selbsternannter Propheten, das steht schon mal fest.
Toll ist, was diese Entscheidung für einen Sturm von Entrüstung und Begeisterung hervor ruft; toll ist, wenn ein solches Forum es schafft, gesellschaftliche Impulse zu setzen und einen so mächtigen Diskurs zu entfachen, der offensichtlich lange überfällig war. Toll ist, wenn dadurch solche Themen weiter in den Fokus der Theaterlandschaft gerückt werden und die Beteiligten gezwungen sind, sich dazu zu verhalten, statt der immergleichen Beweihräucherung der selben (meist männlichen) Protagonisten (Montag, Rasche, usw.) beizuwohnen.
Ob die Entscheidung selbst zu einer längst überfälligen Verbesserung der Stellung von Frauen am Theater führt, wird sich zeigen. Es gibt fundierte Argumente dafür und dagegen.
Aber einen Versuch ist es ja wert
Regiequote Theatertreffen: Begriff missbraucht
Was wäre, wenn es bei der ganzen Entscheidung gar nicht um Feminismus ginge? Was wäre, wenn dabei nur ein Begriff bemüht und missbraucht würde, um eine kleine Gruppe immer mehr in den Vordergrund zu schieben? Denn der Effekt auf den Betrieb dürfte denkbar gering sein, wen im Monat Mai ein paar Tage lang Theater gespielt wird.
Regiequote Theatertreffen: behutsam aufgefangen...
Es wäre aber wichtig, dass dann die Jury in ihrer Begründung nicht extra darauf hinweist, im Sinne: Diese Produktion ist jetzt wegen der Quote noch mit reingekommen. Das darf nicht veröffentlicht werden und sollte auch beim Fachpublikum nur hinter vorgehaltener Hand ausgetauscht werden. Aber wenn nächstes Jahr einfach alle so tun, als ob die Produktion der Grund war und nicht die Quote, dann kann das auch ein schönes Theatertreffen werden für die, die über die Quote mit hineingerutscht sind. Und man kann ja beim Sekt auch über was anderes reden. In der familiären Athmosphäre des Teffens wird das sicher behutsam aufgefangen. Außerdem hat das Theatertreffen ja mutig extra jetzt schon darüber informiert, dann ist das bis nächstes Jahr bestimmt schon vergessen. Oder anderer Vorschlag: könnte man für die anderen Eingeladenen sich nicht auch eine Quote überlegen. Dann wäre es wieder gerecht. Denn da kann ich @23 unbedingt zustimmen: „Quoten führen dazu, dass Theater interessanter wird.“
Unbedingt, man denke nur an die Einschalt—Quote. Zu welch spannenden Entscheidungen hat sie nicht im Fernsehbereich geführt.
Regiequote Theatertreffen: (un)verdient
Eins jedenfalls hat die Ankündigung einer Quote bewirkt: Alle reden vom Theatertreffen. Mehr und erregter als über jede dort gezeigte Produktion. Und wenn jemand auf die Idee käme, dass das Theatertreffen, mit oder ohne Quote, so viel Aufmerksamkeit nicht verdient? Nicht für seine Verdienste um das Theater der Gegenwart und erst recht nicht für seine Verdienste um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Frauen?
Regiequote Theatertreffen: Chancengleichheit
Werter Herr Baucks, es geht tatsächlich nicht um Feminismus, sondern um gleiche Chancen. Sie schreiben schon wieder die Regisseurinnen per se in eine "kleine Gruppe", ohne auch eine Minute darüber nachzudenken, warum diese Gruppe nur um die 30 % hat. Und genau deswegen, wird diese Quote jetzt festgeschrieben, damit es zu diesem Nachdenken in den Institutionen kommt. Was Sie persönlich denken, ist dabei relativ zweitrangig. Wer sich von Frauen bedroht fühlt und Feminsimus lediglich als negatives Schlagwort benutzt, dessen Meinung ist hier auch nicht wirklich relevant, auch wenn Sie nicht auf ein Geschlecht festgelegt werden wollen. Insofern könnte es Ihnen doch sowieso egal sein. Und auch Wettbewerbe und Leistungsschauen brauchen mitunter eine geregelte Chancengleichheit. Daran wird auch die Kunst nicht zu Grunde gehen.
Regiequote Theatertreffen: Aggression und Anfeindung
@ 63 Nur zur Korrektur : Mit „kleiner Gruppe“ war das letzte Dutzend gemeint , dass auch hier im Forum ständig nach vorne geschoben wird und nicht die Gesamtheit aller weiblicher Regisseurinnen . Auf die restlichen Konstruktionen lohnt es nicht weiter einzugehen .

Nur soviel: Es geht in dieser Debatte auch ganz stark um Aggression und falsche Anfeindungen , aus der einige Diskutanten, aber auch Macherinnen dieser Entscheidung ihre Energie ziehen. Schade.
Regiequote Theatertreffen: Zweites Kriterium
Das Problem ist doch, dass durch die Quote ein zweites Auswahlkriterium zu dem auch hier immer heiß diskutierten „bemerkenswert“ hinzukommt. Dadurch wird die Vergleichbarkeit, und die Begründung für die Einladung oder Nichteinhaltung erschwert. Hätte das Theatertrffen viele verschiedene Bewertungs und Begründungskriterien (wie etwa eine Spielplangestaltung die verschiedensten Ansprüchen genügen muss) wäre es eine andere Sache, da z.B eine gewisse Ausgewogenheit (auch aber nicht nur der Geschlechter) eine Rolle spielenden würde.
Bei nur einem anderen Kriterium, welches bewusst nicht rationalisierbar, sondern komplex und unscharf bleibt (das darf man gern kritisieren!), bekommt die Quote eben ein anderes Gewicht.
Bei Leitungspositionen und der Auswahl der RegisseurInnen für eine Spielzeit bin ich ein Vertreter der Quote, da durchaus der Strukturelle Aspekt der Benachteiligung zu beachten ist, und es keinen Grund gibt warum Frauen das schlechter können sollten, und deshalb seltener tun dürften, als Männer. Bei einer Leistungsschau mit nur einem Kriterium - bemerkenswert - führt es zu einer Verzerrung der Auswahl und Aufweichung des Wertes „bemerkenswert“ und damit der Aufweichung der Anerkennung eingeladen zu sein.
Regiequote Theatertreffen: Abwehrmechanismen
Herr Baucks, was soll das jetzt? Welches Drittel von Kommentatoren wird hier "nach vorn" geschoben? Sie sind doch ständig vorne mit dabei. Der letzte der Aufrechten, oder wie soll ich das verstehen? Das ist eine ebenso haltlose Verschwörungstheorie, wie die vom bösen Feminismus und der Frauenlobby. Und da habe ich Sie sicher nicht falsch verstanden. Das steht etwas weiter oben. Oder wer macht jetzt die "gute Lobbyarbeit", damit "zwanzig Prozent aller Regisseurinnen zu fünfzig Prozent im Wettbewerb vertreten" sind? Das haben Sie doch geschrieben. Und da Sie nicht darauf eingehen wollen, dass ich Ihnen daraufhin vorgeworfen habe, die Frauen im Regieberuf kleinzureden, ohne wirkliche Gründe gegen die Quote beizubringen, sondern von Aggression schreiben, legt das nur den üblichen Abwehrmechanismus gegen Frauenförderung offen. Wenn Sie keinen oder nur einen prozentual überschaubaren Frauenanteil in ihrer Berufsgruppe haben wollen, dann wechseln Sie den Beruf doch und werden Schlosser, Maurer oder Hufschmied. Auch das kann eine Kunst sein.
Regiequote Theatertreffen: und der eigene Betrieb?
Lustig ist ja, daß sich die Festspiele nun ein Repräsentationsmäntelchen umlegen, indem sie den Burning Issues Menschen Räume anbieten und eine Frauenquote für die TT - Auswahl dekretieren.
Überzeugender wäre, wenn die Festspiele erst selbst eine Frauenquote in ihrem Betrieb einführen würden, bevor sie sich als Avantgarde der Frauenrechte abfeiern.
Ist auch lustig zu sehen, mit wieviel Eifer die Kommentator/innen nach dem geframten Knochen schnappen.
Regiequote Theatertreffen: Wie Frauen WM
Dass die Jury zukünftig die gesichteten Arbeiten "in zwei Kategorien" einordnet, es also eine Frauen-Auswahl und eine Männer-Auswahl geben wird, sagt auch Festivalleiterin Büdenhölzer. Auf die Frage, ob es dann eben nicht mehr um die zehn bemerkenswertesten Inszenierungen geht, sondern um zweimal fünf muss sie merkwürdig passen (https://www.deutschlandfunkkultur.de/theatertreffen-will-regisseurinnen-foerdern-quote-gegen.1013.de.html?dram:article_id=447610). Es ist wirklich ein Jammer, denn es droht ein Zustand wie beim Sport, Männer WM... und naja quotierte Frauen WM, die natürlich auch alle ganz toll finden.
Regiequote Theatertreffen: vom Zentralorgan diktiert
Sprechen wir es doch ruhig einmal aus: Nachdem eine mehrheitlich weibliche Jury in diesem Jahr nicht das gewünschte Quotenergebnis erzielen konnte, hat nun die Festivalleitung von oben herab das Ergebnis vorbestimmt. Das ganze nennt man Diktatur ausgehend von einem zentralen Organ. Das Gremium hat das gewünschte Ergebnis nicht erreicht, dann korrigieren wir also das gewünschte Ziel per Dekret.

Warum eine mehrheitlich weibliche Jury das Ziel nicht erreichen wollte oder konnte, diese Analyse sparen wir aus, wohlwissend , dass es nicht an der Kompetenz der Jury scheiterte.

Wir korrigieren die Bedingungen solange, bis wir das gewünschte Ziel erreichen, so die Haltung der Festivalleitung. Ein Schelm, der dabei Böses denkt!
Regiequote Theatertreffen: auch für Veganer
Gute Idee: ein Theatertreffen für Männer und eins für Frauen!
Und ein Theatertreffen für Ossis und eins für Wessis
Und ein Theatertreffeffen für Homosexuelle und eins für Heterosexuelle
Und ein Theatertreffen für Menschen mit und eins für Menschen ohne Migrationshintergrund
Und natürlich je ein Ü20, Ü30, Ü40 und Ü50 -Festival
Ich denke nach Haarfarbe muss man nicht differenzieren, man muss es ja nicht übertreiben.
Aber unbedingt muss es natürlich ein Theatertreffen für Allesesser und eins für Veganer geben, da kann man sicher ganz neue Sichtweisen erleben.
Regiequote Theatertreffen: zementierte Rollenbilder
Merkwürdigkeit am Rand dieser Diskussion: Während ich mich auf den Bühnen in den letzten Jahren zunehmend mit Inszenierungen konfrontiert sehe, in denen eine Auflösung der Geschlechterrollen überdeutlich ins Bild gesetzt wird (Männer im Kleid o.ä., ich kann es ehrlich gesagt nicht mehr sehen...), werden diese Unterschiede vor/neben den Bühnen durch solche Diskussionen und erst recht durch Quotenregelungen geradezu zementiert.
Regiequote Theatertreffen: andere Sichtungs-Routen
zwei Anmerkungen:
1. eine Quote ist ein politisches Instrument und kein künstlerischer oder sozialer Befund. So ein Intrument führt vor allem im Vorfeld von Auswahlprozessen zu anderen Strategien, z.B. zu anderen Reise- und Sichtungsrouten und legitimiert diese eben auch. Mach aus meiner Sicht Sinn, wenn es darum geht ein diverseres Feld in die Jury-Diskussion zu bringen.
2. Der prozentuale Anteil von Männern, die in diesem Stream gegen die Quote lamentieren ist aufschlußreich.
Regiequote Theatertreffen: 6 zu 4
Leute, ihr könnt alle nach Hause gehen! Wenn im nächsten Jahr 6 Regisseurinnen und 4 Regisseure eingeladen werden, kann sowieso niemand mehr meckern.
Regiequote Theatertreffen: Methodenwahl
Entsprechend der hierarchischen Autoritätsordnung dekretierte Gleichberechtigung ist die Kilobytes Datenspeicher nicht wert, die diese Debatte hier (und also auch mein Beitrag) kostet. Im Übrigen gibt es immer einen deutlichen Überhang einladenswerter Aufführungen, warum nicht einen solchen Filter einziehen? Es dürfte die Entscheidungen einfacher machen.
Regiequote Theatertreffen: 100 Prozent
Nun lasst mal die Kirche im Dorf!
Es geht ja nur um einen zweijährigen Testlauf.
Allerdings finde ich diese Quote halbherzig. Wenn man hier etwas erreichen will, dann sollte es (temporär begrenzt!) eine 100% Frauenquote geben.
Regiequote Theatertreffen: die Anderen
@74 "Im Übrigen gibt es immer einen deutlichen Überhang einladenswerter Aufführungen"
Vielleicht gibt es den ja wirklich, eingeladen werden aber überwiegend die Anderen.
Regiequote Theatertreffen: Gendergerecht
Fairerweise sollte gendergerecht dann aber immer auch ein div.geschlechtlicher eingeladen werden.
Regiequote Theatertreffen: Wieso diese Machtfülle?
Woran auch die Quote nichts ändern wird, ist die völlig übersteigerte Bedeutung des TT für die Branche und die Karieren im Theaterbetrieb!!
Durch eine Quote wird es Frauen natürlich leichter, an die grossen Töpfe kommen und auch mehr Bedeutung zu erlangen, aber an dem viel zu grossen Einfluss, den eine kleine Gruppe von Kritikern und ein vornehmlich berlinerisches Fachpublikum auf den ganzen Theaterbetrieb hat, ändert das leider gar nichts!!!!
Dies aber, scheint mir das viel grössere Problem als irgend eine Quote.
Wieso biligen jedes Jahr tausende Künstler und Theaterschaffende einigen wenigen Kritikern diese Macht zu?
Wieso unterwirft sich eine ganze Brache immer wieder deren Urteil und gibt ihnen diese Machfülle!!
Weil wir auch ganz OBEN stehen wollen!!
Weil wir auch das KRÖNCHEN haben wollen!!!
Es muss doch einen/eine BESTE geben....

Lächerlich.
Ach.....
Regiequote Theatertreffen: für die Kunst verloren
@78

Es ist ja nicht nur die Frage der Macht, es ist vor allem die Sorge um den leichtfertigen Umgang mit der Freiheit, in diesem Falle der Freiheit der Kunst, die so schwer errungen wurde und nun so fahrlässig geopfert wird. Ob nun sieben Frauen und drei Männer hin oder her, was oder wer bestimmt überhaupt wie, dass eine Arbeit männlich oder weiblich sei (?), alles darf sein in der Kunst, nur bitte nicht verordnet. Kein politisches Instrument zur Regulierung und Steuerung der Kunst ist legitim oder legal. Wem man die Instrumente zeigt und sie wecken in ihm oder ihr nicht einen heiligen Zorn, der ist schon für die Kunst verloren.
Regiequote Theatertreffen: Quote Trend
Die Berlinale will durch eine Quote den Anteil von Frauen in der Filmindustrie doch ebenfalls erhöhen und hat das bereits im Februar mitgeteilt. Kosslick unterzeichnete die Erklärung "5050 x 2020", die zu mehr Geschlechtergerechtigkeit auf dem Festival und im Markt beitragen soll.
Scheint also generell Trend zu sein?
Regiequote Theatertreffen: höhere Quote
Wenn die nächste Jury peinlich genau 50 zu 50 nominiert, sollte man das als knallharten Sexismus diffamieren. Es müssen mindestens 60 zu 40 Prozent zugunsten der Regisseurinnen werden, alles andere ist nicht hinnehmbar.
Regiequote Theatertreffen: Quote oder Struktur?
In der Diskussion über die Quote wird fast immer die Struktur nicht mitbesprochen:
Frauen kommen immer mehr vor im deutschen Stadttheater, aber zu komplett anderen Bedingungen. Die grossen Budgets und prominenten Ensembles stehen Männern zur Verfügung. Wenn wir uns umsehen, dann gibt es keine vergleichbare Inszenierung einer Frau in den Ausmassen von Castorf, Stone oder Rasche. Frauen, die inszenieren bekommen auch nicht den Raum, auch noch Bühne und Kostüm und Autorenschaft mit zu übernehmen, was es im männlichen Fach auch gibt. Wenn Frauen also vorkommen dürfen, aber nicht zu denselben Bedingungen, dann ist das doch auch schräg, oder?
Regiequote Theatertreffen: flaues Gefühl
Den ersten Teil des #72 geposteteten Beitrages begrüßte ich sehr, da dieser noch einmal in beispielhafter Kürze in Erinnerung rief, daß es sich bei dieser -für zwei Jahre angesetzten- Regiequote um ein politisches Instrument handelt, währenddessen der zweite Teil eben jenes #72 geposteten Kommentares in ähnlicher Kürze meineserachtens leider selbst bezeichnend dafür geworden ist, wie doppelgleisig und zuweilen vergiftet es hier und im parallelsträngigen Kolumnen-Thread ("Starbakterium") Frau Slevogts zuging (wofür leider einige pauschale Einlassungen Frau Slevogts aus ihrer Kolumne selbst zu stehen gekommen sind, die, sollten sie dann doch noch ironisch gemeint gewesen sein, eher schwach als ironisch gekennzeichnet, um es vorsichtig zu formulieren, dahersegelten). Dabei stelle ich zunächst erst einmal fest, daß die entschiedene Mehrheit der Kommentare sich im Grundtatbestand, um den es für meine Begriffe gegangen ist, einig ist: Es gibt eine strukturelle Benachteiligung von Frauen (mindestens im Rahmen der Landes-, Stadt- und Staatstheater) im für das TT relevanten (siehe Reiseroute, ebenfalls #72) "Theaterdeutschland". Wo ich schon bei der "Reiseroute" bin, die sich durch jene Regelung ändern soll, ich würde hierzu wirklich äußerst gerne konkretere Einschätzungen beziehungsweise Angaben lesen. Wie waren diese Reiserouten bislang, wie werden sie sich vermutlich ändern, und wie steht es um die prozentualen Verhältnisse ?? Fragen wie die vorhergegangenen beschäftigen sich mit soetwas wie einem FILTER. Ein solcher FILTER kann ja zu verschiedenen Zeitpunkten angesetzt werden; auch einige Striche von den Kommentaren Herrn Baucks lassen sich in diesem Sinne reformulieren, ohne daß der An- oder Vorwurf bezüglich auf den Schlips getretener Männer allzuviel für sich hätte, denke ich. Es muß hier in einem solchen Thread noch möglich sein, so denke ich desweiteren, sich zu jenem politischen Instrument kritisch zu verhalten, ohne sogleich im Stile #72s subsumiert zu werden unter "aufschlußreich" ! Was ist an Kirills (#52 und #53) grundsätzlicher Skepsis gegenüber dem "Instrument von oben" einzuwenden ?, ist der Einwand bezüglich der Diversgeschlechtlichen beispielsweise wirklich einfach so obsolet und am Thema vorbei gar, daß dieser keine Antwort verdient, sondern gar eher die Tendenz zu pauschaler Anfeindung bzw. Subsumption unter #72 (2) die Aufschlußreichen ?? Ich gebe zu, daß es zu der Frage nach der recht neuen Rechtslage hinsichtlich des "3.Geschlechtes" schnell ein flaues Gefühl im Magen gibt, etwas, was in Richtung "Nepper,Schlepper,Bauernfänger"-Syndrom geht, aber das mag sich auch nur meinem juristischen Unverstand verdanken. Was ich damit meine, ist, daß es auch anderen PosterInnen ganz ähnlich gehen könnte wie mir, wenn man grundsätzlich den 2-Jahres-Versuch durchaus nicht generell ablehnt (wie ich) oder gar bejaht (wie zahlreiche andere Stimmen hier), daß "man" keine "schlafenden Hunde" zu wecken gedenkt, will sagen, daß man nicht einem Personenkreis Mittel (Waffen) an die Hand oder in die Hand reichen/geben möchte, juridisch-spitzfindig (vielleicht) die (aus ganz anderen Gründen hier und da ) ungeliebte oder "leidige" Quote aus dem Weg zu schaffen. Vermutlich hat sich aber Frau Budenhölzer eingehend juristisch beraten lassen, so daß ich an dieser Stelle dann eben doch einfach einmal in den Raum frage: "Woher hat das TT eigentlich die Daten, die jeweilige Regie einer der nunmehr drei "geschlechtlichen" Gruppen zuzuordnen ? Wie muß ich mir das vorstellen : Gibt es da eine jeweils zur neuen Spielzeit zu aktualisierende Liste etwa vom Deutschen Bühnenverein, auf der alle (??) möglichen Regie führenden Personen mit ihrem jeweiligen Geschlechtsstatus verzeichnet sind ?? Müssen seitens des TT diesbezüglich Informationen eingeholt werden etwa ???

Müssen "Häuser", welche am TT teilnehmen wollen, um teilnehmen zu können, jetzt den TT-KritikerInnen darüber von Einzelfall zu Einzelfall auf Anfrage Angaben machen, oder unterliegt der Strang vom Haus zum TT grundsätzlich dem Datenschutz, so daß ja auch die jeweilige Regieperson befragt werden müßte, ob sie-er-div das Merkmal nun nennen möchte oder nicht ? In einem solchen Fall käme eine Weigerung, sich geschlechtlich zu "outen", beinahe einer Absage an TT-Chancen gleich !? Im Alltag mag das nicht unbedingt virulent werden, schließlich gab es schon einige TTs, aber deswegen muß so ein Einwand nicht von vornherein unter den Tisch fallen; ist die Rechtslage viel klarer, als es sich in meinen Fragen andeutet, warum nicht zum eigenen Vorteil, auch zur "Rechtssicherheit" in verleichbaren Fällen davon erfahren ?; ich hoffe ja auch, daß die TT-Quotenregelung nicht so wacklig ist, daß es im Belieben eines jeden Hardcorechauvinisten stünde, jederzeit (ua. sehr kostspielige) Prozesse dagegen anzustrengen und ... wohlmöglich auch noch zu gewinnen ! Enphatische bzw. euphorische Kommentare zur Quotenregelung verstehe ich, ehrlich gesagt, nicht. Ein Mißstand soll behoben werden, ein Instrument, das auch scheitern kann !, wird versucht, und der gesellschaftlichen Tendenz, daß Geschlechtliches bei derlei Entscheidungen im Grunde obsolet zu sein hätte, wirkt dieses Instrument nun in der Tat entgegen, und insofern ist es eher eine Frage im Tonfall von Begriffen wie "Güterabwegung" und "Kompromiß", was hier zu verzeichnen sein dürfte; teilweise aber grenzt das, was ich hier lese, an "Triumphgetöse", zumindestens aber häufiger an offene, pauschal an "das Männliche" adressierte "Häme" im (zuweilen) "Rachegestus ausgleichender Ungerechtigkeit", und das droht dann allemal kontraproduktiv auszufallen !
Was ich zudem auch registriere, ist, daß von entschiedenen Gegnern einer Quotierung keineswegs alle nur irgendmöglichen "Argumente" ins Feld geführt werden, die immerhin möglich wären; auf den Schlips getretene Personen neigen dagegen recht häufig dazu, irgendwelche Gründe, die ihre Absicht unterstützen könnten, aufzusuchen; das sehe ich aber weit und breit hier nicht, obschon die Befragung der außerordentlichen Wichtigkeit der Regieposition in einer Frage, die mitnichten nur Regie betrifft, in meinen Augen sogar geboten wäre, zumal die Zuspitzung nach Marktgesetzen auf die solitäre Regieposition immer wieder auch als Grund dafür genannt wird, daß es im Theaterwesen noch zu viele Geniepatronen jedweden Geschlechtes gibt, Autokratismus im "Führungsstil", gar Schauspielerfeindlichkeit (siehe Hinrichsartikel). Analytische Problemwegerklärungsbeispiele sind ebenfalls, auch das mag ein wenig gegen die Schlipsthese sprechen, nicht zu beobachten, obschon natürlich gefragt werden kann, was eine Inszenierung beispielsweise von John von Düffels "Rom" in einer "Westromversion" einer Regisseurin mit 6 männlichen Darstellern gegenüber einer "Ostromversion" eines Regisseurs, der 6 Spielerinnen auftreten ließe, als irgendwie "weiblicher" profilieren könnte; zu der Zementierung der Regiewichtigkeit müßten sich, denke ich, aber vor allem Spielerinnen und Spieler selbst äußern..
Regiequote Theatertreffen: toll und traurig
im interview zum tt sagte lilienthal, dass sich die stadttheater umstellen werden, wenn sie weiter am tt teilnehmen wollen und frauen mehr engagieren und zu besseren bedingungen, das wäre toll und gleichzeitig traurig....wenn theater sich nur verändert, wenn der erfolg in aussicht gestellt wird. also quote ja, wenn es sich lohnt, finde ich immer ein wenig traurig.
könnte man sich eine rasche-inszenierung eigentlich von einer frau vorstellen?
schauspielerinnen, die marschieren?
gibt es diese unterschiede?
Regiequote Theatertreffen: TT entwertet sich selbst
Qualität wird sich (wie auf jedem Markt) durchsetzen, sprich, wenn drei bis vier wichtige Positionen zu Gunsten der Quote fehlen, ist das peinlich, noch peinlicher wird es, wenn die Quoteneinladungen erkennbar sind (und das werden sie sein)... Das TT bildet dann eben nicht mehr ab, sondern entwertet sich selbst. Das ist bestimmt kein Vorteil für die talentierten Regisseurinnen...
Regiequote Theatertreffen: toxisch unmenschlich
@ Lilienthalzuhörer: Schauspielerinnen, die marschieren, inszeniert von einer Frau? Geht alles. Ich persönlich meine, dass es ganz klar individuell unterschiedlich ist, wie Menschen inszenieren. Es hängt nicht vom Geschlecht ab. Ich nenne mal als Beispiel Pollesch, Rasche und Mondtag. Keine Ahnung, wer bzw. ob jemand von den Dreien homo- oder heterosexuell ist, weiss sind sie alle. Rasche inszeniert toxische Männlichkeit, und in meiner Wahrnehmung ästhetisiert er stark: Schöne Männerkörper repräsentieren toxische Männlichkeit. Mondtag geht da anders vor, er zeigt, dass auch Frauen toxische Männlichkeit repräsentieren können, aber nicht müssen. Er zeigt, dass in jedem Mann auch eine Frau steckt, würden die Väter ihre Söhne mehr lieben. Pollesch inszeniert vor allem und gern Frauen - auch lesbische Frauen. Bzw. inszenieren diese Frauen sich bei Pollesch wohl eher selbst.
Regiequote Theatertreffen: künstlerische Masche
Dass ausgerechnet diese Männer genannt sind: Pollesch, Mondtag, Rasche ist wirklich gut, denn sie sind derzeit supererfolgreich und könnten unterschiedlicher nicht sein. Das ist das großartige am deutschen Theater, dass diese unterschiedlichen Ästehtiken möglich sind. Interessant ist auch, dass man genau weiß, was Polleschs Ästhetik und Sprache ist und man ist nicht mehr überrascht, über jeden neuen Pollesch-Abend, man weiß, man man bestellt hat und bekommt es auch: jedesmal BESSER. Rasche genauso: Laufbänder, gigantischer Stahlbau, Unterhosenmänner, die im triolischen Rhythmus den Text (in Wien wird es die Kinderlose Bi Ba Butzemann mit den Sängerknaben, wie man durchsickern hört), man weiß exakt, was kommt, keine Überraschung. Diese Männer haben ihren Stil gefunden und ziehen den verfeinernd durch. Gibt es das Äquivalent zu Frauen? Haben Frauen diese eine Masche? Diese eine Methode? Ist das männlich?
Regiequote Theatertreffen: Struktur-Problem
In jeder Frau steckt auch ein Mann, das wollte ich sagen. Alles steckt in uns allen. Das Problem sind die Strukturen. Kooperation ist wichtiger als Geschlecht.
Regiequote Theatertreffen: weibliche Handschrift
@ Lilienthalzuhörer: Nein, das ist nicht männlich. Inszenierungen von weiblichen Regisseuren gleichen sich auch in ihrer Ästhetik. Und das ist doch auch irgendwie klar. Denn weder frau noch mann kann ohne sich sebst inszenieren, sprich: Ohne die individuelle subjektive Perspektive.
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