Schlichtweg skandalös?

26. Juni 2019. Das Schauspielensemble des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters wendet sich mit einem Offenen Brief an die designierte Generalintendantin Ute Lemm gegen den künftigen Schauspieldirektor, der 2020/21 seinen Posten antreten soll. Das berichteten die Schleswiger Nachrichten.

"(D)ie Entscheidung für Rolf Petersen, seit vielen Jahren Leiter der Niederdeutschen Bühnen in Schwerin und Flensburg, ist eine Personalie, die schlichtweg als Skandal bezeichnet werden muss", heißt es in dem Offenen Brief, der auch nachtkritik.de zuging (hier im Wortlaut). In Zweifel ziehen die Unterzeichnenden, ob Petersen über die Erfahrung und die Netzwerke verfügt, um das Schauspiel des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters "in aktuellen theatralen, kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Diskursen" zu verorten. Auch in einer eigens einberufenen Spartenversammlung konnte Petersen das Ensemble offenbar nicht von seiner Eignung überzeugen. "Daher fürchten wir um die regionale und überregionale Attraktivität, die das Schauspiel am Landestheater für Publikum, Künstler*innen und Feuilleton bislang hatte", schreiben die die 24 Erstunterzeichner*innen in ihrem Offenen Brief.

Am Donnerstag steht intern ein Gespräch zwischen der designierten Generalintendantin Ute Lemm und einem der Unterzeichner an, wie dieser nachtkritik.de gegenüber äußerte. In einem weiteren Artikel der Schleswiger Nachrichten zeigte sie sich unterdessen "ziemlich überascht, sowohl vom Inhalt, als auch vom Vorgehen, das ich für falsch halte". Weiter zitiert das Blatt Lemm mit den Worten: "Ich regele solche Dinge lieber intern und nicht in der Öffentlichkeit. Sie sei von Petersen "hundertprozentig überzeugt" und beklagt eine Vorverurteilung, da er noch keine Pläne habe vorstellen können: "Er ist meine Wahl und er bleibt es auch."

Über die Unruhe im Schauspielensemble zeigte sich der noch bis Mitte 2020 amtierende Generalintendant Peter Grisebach in den Schleswiger Nachrichten besorgt: "Das Ensemble war teilweise kaum arbeitsfähig", wird Grisebach zitiert, und auch die Proben zu den ersten Premieren der kommenden Spielzeit hätten aufgrund der Debatte gelitten.

(Schleswiger Nachrichten / eph / geka)

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Kommentare  
Offener Brief LT Schleswig-H.: dünkelhaft u. gemein
Wie verletzend, gemein und dünkelhaft gegenüber einem Menschen, der offenbar sein ganzes Leben dem Theater gewidmet hat. Es setzt sich eine Tendenz fort, die wir auch schon in größeren Zusammenhängen beobachtet haben: Aus Salzburg darf man wegen angeblich fehlender Erfahrung nicht nach Köln wechseln. Aus London nicht an ein großes Berliner Haus. Die Theaterlandschaft verliert an Durchlässigkeit, vernichtet Quereinsteiger und potentielle Aufsteiger - und das obwohl viele große Karrieren früher in Städten wie Anklam, Konstanz und Catrop Rauxel begannen...
Offener Brief LT Schleswig-H.: falsche Form
Solche Probleme löst man gemeinhin nicht mit offenen Briefen, wenn man tatsächlich an einer Lösung interessiert ist. Alle nehmen Schaden bei diesen offenen Briefen. Soll die künftige Generalintendantin dann auch mit einem offenen Brief reagieren und dann auch noch Herr Petersen....? Wer an einer kosntruktiven Lösung interessiert ist, sollte das vetrauensvolle Gespräch suchen: das kann dann auch knallhart, kontrovers, polemisch verlaufen. Aber in einem geschützten Raum, der Platz für Lösungen bereit hält. Jetzt ist der Sachverhalt sofort zu einer Machtfrage geworden, die am Ende nur Verlierer kennt. Sehr unklug, sehr ungeschickt gelaufen......
Offener Brief S-H: fehlende Konzepte
Der Brief ist weder gemein noch ehrverletzend geschrieben. Er beschreibt Tatsachen. Und wäre "die Widmung seines Lebens fürs Theater" eine entscheidende Kompetenz, so wäre jeder Angestellte des Hauses geeignet für die Stelle. Es geht nicht nur um fehlende Erfahrung, es geht um fehlenden künstlerischen Willen. Um fehlende Antworten. Um fehlende Konzepte.
Und die Vorstellung, man könne "das Problem" intern lösen ist bei den bestehenden Machtstrukturen innerhalb eines Hauses naiv. (...)
Offener Brief S-H: Kontrapunkt
Die Spieler*innen des Theaters scheinen eine Rolle rückwarts im Angebot der Schauspielabteilung zu befürchten. Eine Angst, die sehr wohl nachvollziehbar ist. Denn: Was für ein Signal sendet denn die Ernennung des Leiters der niederdeutschen Bühne als Schauspieldirektor an Abonnent*innen und Theatergänger*innen? Offensichtlich konnten die Bedenken bei internen Treffen nicht ausgeräumt werden. Auch die Begeisterung der lokalen Politiker*innen scheint sich in Grenzen zu halten. Verständlicher Weise, denn Schleswig Holstein braucht keine zweite niederdeutsche Bühne, sondern einen kulturellen Kontrapunkt dazu. Die Ernennung Rolf Petersens sendet andere Signale.
Offener Brief S-H: Optionen
Ich war selbst 7 Jahre in Flensburg engagiert, kenne die Häuser sehr gut. Über die Form der Auseinandersetzung kann ich mich nur wundern wie #2.
Frau Lemm, die Herrn Petersen ja aus Schwerin kennt, bleibt nur, auf ihn zu verzichten oder ihn durchzusetzen mit der Konsequenz, alle Unterzeichner des Briefes zu entlassen. Oder, wie es beschönigend heißt, die Verträge nicht zu verlängern. Egal wie sie handeln wird, ihre erste Nagelprobe in der neuen Funktion hätte sie nicht bestanden.
Offener Brief S-H: Allgemeinplätze
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Den Brief hätte man Frau Lemm persönlich übersenden können und nicht die Wäsche in der Öffentlichkeit waschen. Und damit will ich mich auf keine Seite schlagen. Ich kenne die Arbeit von Herrn Petersen nicht und kann daher zu seiner Eignung keine Meinung haben. Der Brief jedoch strotz vor genau so vielen Allgemeinplätzen wie sie Herrn P. an Unkonkretheit vorwerfen. Und das nach einem ersten Treffen Dinge noch im Allgemeinen bleiben, ist doch vollkommen normal. Er kann ja schlecht Regienamen nennen, mit denen er noch keine Verträge hat. Und dann das große Stichwort überregional ... über die Stadtgrenzen hinaus oder ist damit deutschlandweit gemeint??? Klingt soo toll, kann alles heißen. Wenn es ersteres heißen soll, dann ist das jawohl das mindeste für ein Landestheater, wenn es zweiteres heißen soll, dann nehmen die KollegInnen den Mund vielleicht doch etwas voll.
Aber ich schließe, eh ich mich noch in einer Textanalyse ergehe und fruchtbar aufrege. (...)
Offener Brief S-H: mit vollem Namen
Ich finde es sehr bedauerlich, wenn man seine Meinung äußert und nicht mit vollem Namen dahinter steht. Die Unterzeichner des offenen Briefes haben alles riskiert. Ich glaube kaum, dass man so handelt, wenn es nicht ein echtes Anliegen gibt. Ich kenne die Mitglieder des Ensembles zum Teil sehr lange und ich schätze sie sehr für ihr Engagement für ein engagiertes, aktuelles Theater. Ich danke Euch allen für Eure tolle Arbeit und weiß, dass ihr auch in der letzten Spielzeit unter P. Grisebach alles geben werdet.
Offener Brief S-H: mutiger Vorgang
Ich finde es endlich einen mutigen Vorgang eines Ensembles sich gegen eine Personalie zu wehren. Wenn man mal in einem Ensemble engagiert war, weiß man wie wenig Gespräche im geschützten Raum erfolgreich sein können, weil der Intendant/Intendantin immer am längeren Hebel sitzt und das Ensemble, das letztendlich mit diesem Menschen zusammenarbeiten muss, kein Mitspracherecht hat. Es wird von oben verordnet und damit basta. So sieht die Realität aus und deshalb ein Kompliment diesen harten und steinigen Weg eines öffentlichen Briefes zu gehen, der nun die Machtverhältnisse ein wenig verändert hat. Und außerdem zu dem Vorwurf, man würde die Quereinsteiger nicht mehr hochkommen lassen. Wir reden doch hier von Quereinsteigern in der Preisklasse eines Peter Zadek (Ulm), Armin Petras (Nordhausen) und, und, und. Das sind/waren Visionäre mit Ideen, die für etwas standen. Aber die Personalie jetzt... Nichts davon. Tut mir leid. Und der Salzburger auch nicht. (...)
Offener Brief S-H: durch Reaktion legitimiert
Zitat: "Am Donnerstag steht intern ein Gespräch zwischen der designierten Generalintendantin Ute Lemm und einem der Unterzeichner an, wie dieser nachtkritik.de gegenüber äußerte." - Man möchte nicht in der Haut dieses Kollegen stecken. - Keine Ensembleversammlung? Rolf Petersen nicht anwesend? Also bei aller berechtigten Kritik an der Vorgehensweise des Ensembles - die Reaktion der designierten Theaterleitung legitimiert den offenen Brief im Nachhinein als offenbar einzig möglichen Weg.
Offener Brief S-H: Mut
Die Zeiten ändern sich.
Ich finde es sehr mutig, dass sich die Künstler nicht mehr alles gefallen lassen. Sie stehen dafür ein, mit ihrem Namen. Das beweist Mut. Und macht deutlich, dass es ihnen ernst ist und um die Sache geht. Diese Diskurse müssen endlich öffentlich geführt werden.
Offener Brief S-H: mehr gebraucht als Mut
"Die Zeiten ändern sich.
Ich finde es sehr mutig, dass sich die Künstler nicht mehr alles gefallen lassen. Sie stehen dafür ein, mit ihrem Namen. Das beweist Mut. Und macht deutlich, dass es ihnen ernst ist und um die Sache geht. Diese Diskurse müssen endlich öffentlich geführt werden."

Ich, lieber Pierre, fände es gut, wenn auch Künstlerinnen mitreden dürften. Und wenn KünsterInnen nicht gleich zur Diskreditierungsmaschine greifen würden. Und wenn sich "die Öffentlichkeit" wirklich für Theaterinterna interessierte. Und wenn es jemandem im Theater tatsächlich mal um "die Sache" ginge. Mit ihrem populistischen Stuss hat das alles jedenfalls nichts zu schaffen.
Offener Brief S-H: vor die Nase
Pirre
Mit den Künstlern am Haus hat aber niemand geredet, so lese ich den Brief. Und sie mal gefragt, was für Theater sie machen wollen. Vielmehr wurde Ihnen einfach ein neuer Schauspieldirektor vor die Nase gesetzt. Und mit dem sind sie unzufrieden. Ohne eine Öffnung nach aussen wird ihr Anliegen kein Gehör finden. Das wissen Sie genauso gut wie ich.
Schade das sie da von populistischem Stuss reden.
Ich finde das Anliegen klingt sehr verzweifelt, obwohl auch ich den Schreibern etwas mehr Zurückhaltung empfohlen hätte.
Trotzdem muss sich hier die designierte Leitung hinterfragen. Nicht das Ensemble.
Offener Brief S-H: Adrenalin
Nachtrag: also, ich kann nichts Diskreditierendes finden. Die Person Rolf Petersen wird nicht angegriffen, es wird beschrieben, dass das Ensemble (plus Dramaturgie und Theaterpädagogik) von einem Schauspieldirektor bestimmte Qualitäten erwartet, diese konnten sie bei Rolf Petersen nicht wahrnehmen. Seine Verdienste um das niederdeutsche Theater werden hervorgehoben, das sind aber andere, der Meinung der Briefautoren hier nicht relevante Qualitäten! Es wird eine Differenz kenntlich gemacht - folgerichtig formulieren die Kollegen zu Beginn: die ENTSCHEIDUNG für Petersen sei ein Skandal. Denn in der Personalentscheidung für einen absolut profilierten Theatermacher verbirgt sich die Entscheidung für ein Profil des Schauspiels. - Ungeachtet dessen hätte ich den Weg des Gespräches mit der designierten Generalintendantin richtiger gefunden, der Öffentliche Brief muss das letzte Mittel sein. Möglicherweise hat Zeitdruck einen zu hohen Adrenalinspiegel im Ensemble verursacht, das nicht ohne Klärung in die am Wochenende beginnenden Ferien gehen wollte?
Offener Brief S-H: Walburg
Ich bin der Auffassung, dass auch ein Landestheater im Sinne Lars-Ole Walburgs Theater machen sollte. Ich glaube, dass das Schauspielensemble diesen Auftrag in Gefahr sieht. Ich hoffe auf eine Lösung, die in Zukunft kritisches Theater garantiert. Theater der Zeit; Jahrgang 2019; Heft 06/2019 "Die Unbestechlichen: … Das Schauspiel Hannover unter der Leitung von Lars-Ole Walburg hat sich in den vergangenen zehn Jahren immer wieder in diesem irisierenden Bereich zwischen Fiktion und Wirklichkeit, Kunst und Agitprop, Bildungsauftrag und politischem Ungehorsam aufgehalten. Es war ein eingreifendes Theater, sperrig, niemals anbiedernd, das sich, so Walburg, immer den Vorteil erarbeiten wollte, den gesellschaftlichen Entwicklungen einen halben Schritt voraus zu sein. Fast gespenstisch, wie oft das auch gelang. …"
Schauspieldirektor verhindert: Zweifel
Ich kann mich hier nur den Positionen in #2, 5 und 6 anschließen. ob sie nun mit voller "Klarnamennennung" erfolgt sind oder nicht. Ich finde es irgendwie ziemlich wahrscheinlich, daß Herr Petersen über mehr Kompetenzen verfügt als ihm im offenen Brief behauptend zugestanden werden, allemal aber wahrscheinlicher dürfte dies jedenfalls sein als eine kompetente Einschätzung der Personalie seitens des Ensembles, das sich mit Herrn Petersen gewiß vermutlich weniger befasst hat als dieser es vice versa getan hat, auch wenn er in den vergangenen 20 Jahren kein ausgesprochener Landestheatergänger gewesen sein mag. Die Wortwahl "Skandal" ist schlicht verheerend und läßt kaum ein sachliches Gespräch zu; allerdings hoffe ich, daß die Intendantin sich noch einmal aktiv zu diesem Vorgang äußern wird, denn "Skandal" suggeriert schließlich implizit, daß nun auch Frau Lemm die Konsequenzen zu ziehen hätte, oder wie soll "Skandal" anders aufgefasst werden ? Es ist wirklich nicht leicht nachzuvollziehen, wieso gleichsam mit einem offenen Brief "ultima ratio" gespielt werden mußte. Als hier auf Nachtkritik die Meldung der Nachfolgeintendanz durch Frau Lemm kam (25.1.2019) , gab es jedenfalls keine auch nur im Ansatz vergleichbare Reaktion seitens der heuthiesigen Zeichner des offenen Briefes; gegenüber Frau Lemm schienen vergleichbare Bedenken nicht bestanden zu haben (sie ist ua. ja auch als Autorin für "Theater der Zeit" in Erscheinung getreten, aus der # 14 zitiert hat und in der es einenen regen Betrieb gibt zu den aktuellsten Entwicklungen an Theaterformen), auch wenn im "Rücktrittsthread" zur selben Causa die Posterin #9 zu Behauptungen in dieser Richtung sich ermutigt gefühlt hat (sic !). Worin liegt, besser ?!?: lag der "Skandal", wenn Frau Lemm aus langjähriger Bekanntschaft und wohl auch Zusammenarbeit mit Herrn Petersen diesen sehr wohl für geeignet gehalten haben mag; das bliebe erst noch (ihr gegenüber) zu erörtern. Gerade die Stimmungslage zugunsten einer stärkeren Ensemblebeteiligung bei Personalentscheidungen, gerade der verstärkte Ruf nach Transparenz und Wettbewerb bei Stellenbesetzungen (Stichwort: Findungskommission ; allerdings ging es hier nicht um eine Intendanz !) hat meineserachtens das Feld geweitet, einen anderen Ton anzuschlagen als den des "Aktionismus", und leider schließt der offene Brief auch keineswegs explizit an diese Vorgängervorgänge an; insofern ist hier unnötig Porzellan zerschlagen worden, denke ich, und einer -meineserachtens- nötigen Diskussionstendenz ein Bärendienst geleistet, vergleichbar jenem, der das plötzliche Schweigen von Köln gesehen hat, als dann alles zurück auf Bachmann gedreht wurde, was die "Skandal, Skandal"-Rufer, die weit rabiater waren, zarte Seelen wie die Jelinek und der Kermani darunter, keineswegs intendierten (jedenfalls nicht offiziell). Aktivisten, das lernte ich desletzt beim "Hamburger Menetekel", sprechen von einer 3,8 %- Regel ..., um einen ganzen Raum von der Menschen auf "Linie" bringen zu können, nun ja, und bei Herrn Schmedemann muß natürlich hinter so vielen Unterschriften unbedingt viel dahinterstehen: zwingend ist das wahrlich nicht für den, der gruppendynamische Prozesse ein wenig aus eigener Erfahrung kennt, denke ich, und die Motive, die sind oft sehr unterschiedlich ... .
Schauspieldirektor verhindert: Armutszeugnis
#15: Frau Dr. Lemm hat in einem NDR-Interview ihr Ungehaltensein über den Vorgang und ihren festen Glauben an diese Personalentscheidung öffentlich geäußert [siehe Presseschau-Hinweis].
Darin wird auch klar, dass es weder ihr noch Herrn Petersen im Vorfeld gelungen ist, ihr "Konzept" oder ihre künstlerischen Vorstellungen so zu skizzieren, wie es das Ensemble in dem Brief vermochte. Das ist ein Armutszeugnis für jemanden, der so ein Haus leiten möchte und von dem diese Menschen letzten Endes abhängen werden (und der von der Personalie so überzeugt ist).
Die Unveränderlichkeit ihrer Haltung, wie sie Frau Dr. Lemm beim NDR an den Tag legt, zeigt, wie nötig eine deutliche Wortwahl und der Weg über die Öffentlichkeit waren. Und sie zeigt, dass die überkommenen Machtverhältnisse am Theater keineswegs in Aufweichung begriffen sind. Frau Dr. Lemm hat sie im Gegenteil beglaubigt.
Schauspieldirektor verhindert: Dank dem Ensemble
Wer die letzte Aufführung des Schauspielensembles am Freitag den 28.6.2019 in Flensburg in der Spielzeit 2018/19 gesehen hat "Schade das Sie eine Hure war", weiß wie engagiert und motiviert das Ensemble spielt. Selbst die letzte Aufführung wurde hochkonzentriert und mit vollem Einsatz gespielt. Dies wurde am Ende vom Publikum mit begeistertem Applaus gedankt. Dieses Ensemble lebt für ein engagiertes und aktuelles Theater und ich hoffe, dass es dem Landestheater erhalten bleit. Ich freue mich auf die Spielzeit 2019/20 mit diesem hochmotivierten, engagierten Schauspielensemble.
Schauspieldirektor verhindert: Hitzigkeit überrascht
# 16 und 17
Offen gestanden mahlen meine Mühlen hier immer wieder langsamer, und so ist mir nicht unwesentlich Erscheinendes immernoch sehr unklar. Zunächst sehe ich im oben angezeigten Interview mit Frau Lemm, meiner Lesart zufolge, weniger die Ungehaltenheit über den Vorgang als die Enttäuschung bzw. Überraschung über diesen; das erscheint mir zunächst einmal nachvollziehbar, menschlich-persönlich, genauso im übrigen wie die Tatsache, daß sie wohl schlecht so stoßartig von ihrer Überzeugung, den richtigen Mann für den Schauspielleiterposten zur Seite zu haben, jetzt: gehabt zu haben, Abstand nehmen kann. Ganz ehrlich, das ginge dann schon eher in Richtung Skandal, wenn eine Generalintendantin so wetterwendisch wäre. Fast klingt es in dem einen oder anderen Kommentar, als sollte sie genau zu dieser Einsicht bereits gelangt sein: das ist ziemlich absurd. Der Zyniker würde an dieser Stelle vermutlich den Einschub machen:"Warum regen die sich jetzt da in SH so auf ? Käme ein Schauspielleiter mit großem eigenen Netzwerk, mit über Jahrzehnte gewachsenen Arbeits- und Vertrauensverhältnissen zu einer ganz und gar für ein Ensemble hinreichenden Schauspielerinnen- bzw. Schauspielergruppe, so würde dieser, bis auf die Unkündbaren, die es wohl gibt, jedenfalls sehe ich einige Spielerinnen und Spieler dort auch schon (oft gerne) eine längere Zeit, vermutlich nicht zögern, wirklich recht Übliches zu tun, nämlich tatsächlich tabula rasa zu machen !" Frau Dr. Lemm und Herr Petersen haben aber doch wohl weitestgehend mit diesem Ensemble geplant, wollten auf dieses Ensemble und wohl auch auf eine gewisse Kontinuität hin aufbauen beziehungsweise zurückgreifen, nun ja, und das wäre wohl auch besser einmal so gesagt worden, hm., umso überraschender prima facie also die plötzliche Hitzigkeit ! Menschlich fällt es mir schwer, ganz ehrlich, mir vorzustellen, daß das Ganze jetzt erst mit der Nennung Herrn Petersens so hochkochen soll, ohne daß es nicht schon im Vorfeld irgendwie gegärt hat, allerdings sehe ich -in meiner zugegeben begrenzten Kenntnis- noch nicht so recht, wann , wo und zu welcher Gelegenheit sich das entzündet haben mag. Als NK am 25. Januar die Generalintendanz meldete, da gab es lediglich einen (sehr positiven !) Kommentar von "Johannes Beckmann", der in seiner Zugewandtheit denjenigen Kommentaren Rainer Schmedemanns zum Ensemble sehr ähnelt(e). Seit dieser Zeit, von Beginn an, habe Frau Lemm, so besagtes Interview, ihre jederzeit bestehende Offenheit für Nachfragen signalisiert. Gab es solche Nachfragen ? Nun ja, meiner Kenntnis entzieht sich das; was ich dagegen aus den Artikeln im Flensburger Tageblatt vom 27. und 28.6. bzw. dem Interview erfahre ,ist, daß ein Gespräch mit dem Ensemble (es ist wohl im Interview auch jene Spartenversammlung vom 28.6., 9 Uhr gemeint, oder ?) mittlerweile stattgefunden hat, von dessen "Ausgang" in den beiden Threads zur Causa bzw. aus sonstigen Medien nichts bekannt ist (ob das nun aus einer Geschlossenheit der Veranstaltung resultiert oder einer Nachdenklichkeit in den verschiedenen Redaktionen oder auch einer gewissen Gleichgültigkeit mag befragt werden) -vielleicht kann NK nachhaken- und daß dem ersten SHZ-Artikel mit der Stellungnahme Frau Dr. Lemms ein zweiter offener Brief (Wortlaut ??) gefolgt war, dem wiederum die Ladung zum Spartentreff am Folgetag folgte. Schade, daß ich am 28.6. nicht in Flensburg sein konnte, aber noch bedauerlicher, nicht mehr vom 28.6. in Rendsburg erfahren zu haben. Post scriptum: Daß die NDR-Interviewerin , siehe Brieglebartikel in der Süddeutschen (an so was könnte eine Journalistin anschließen), nicht eine Probe aufs Exempel gemacht hat und die Gelegenheit genutzt, Frau Dr. Lemm nach den Lübecker Ereignissen zu befragen (vielleicht wäre die Antwort ja überraschend kompetent ausgefallen), ist desweiteren darüberhinaus zu bedauern, finde ich..
Schauspieldirektor verhindert: Ablauf
#18. Zur Information: Wie Sie dem offenen Brief entnehmen können, fand vor seiner Veröffentlichung ein Ensemblegespräch mit Herrn P. statt, in dem Nachfragen gestellt wurden. Darin konnte der Schauspieldirektor sein Konzept für seine Sparte nicht vermitteln, daher der Brief.
Der zweite offene Brief schildert diesen Vorgang, er wurde von den KN veröffentlicht. Natürlich fragt ein Ensemble nicht die Generalintendantin, ob sie ihre Entscheidung doch nochmal überdenken würde und natürlich ist die Generalintendantin "enttäuscht", wenn die Fragwürdigkeit ihrer Entscheidung öffentlich wird.
Schauspieldirektor verhindert: mit Verlaub
Lieber Alexander, auch wenn es ein wenig nach Belehrung klingt, daß Sie hier noch einmal die Genese der beiden Briefe skizzieren und gleichsam den groben Hauptzug aus dem 2. Brief, danke ich Ihnen für diesen, so werte ich es, Versuch einer Klarstellung. Ich denke schon, in den Umrissen verstanden zu haben, was die SHZ-Blätter die vergangene Woche hindurch an Zügen und Gegenzügen, wenn Sie so wollen, berichtet haben. Als ich in Klammern nach dem Wortlaut des zweiten Briefes fragte, war es mir vor allem darum zu tun, ob nicht NK auch diesen noch einmal verlinken könnte mitsamt einer Schilderung der fortlaufenden Ereignisse, die das Interview andeutet und die SHZ am 27.6. und 28.6. berichtete (die Folgen des 2. offenen Briefes). Mein Hauptaugenmerk gilt der Zukunft, und um diese Zukunft wird es doch wohl in jener im Interview zitierten Versammlung, zu der Frau Lemm angereist war, gegangen sein; das Interview suggeriert zumindestens im Subtext, daß dieses Gespräch konstruktiver ausgefallen sein könnte, konstruktiver jedenfalls, als jetzt noch so zu tun, als hätte es aus diesem Gespräch nicht neue Aspekte gegeben oder so, als hätte sich Frau Lemm bislang zu den Vorgängen nicht gestellt. Hier aber bricht die Erzählung bislang ab, und ich erlebte schon so manche andere, die dann auch nicht mehr anhob, und da setzt eigentlich zunächst mein Kommentar an -das ist auch die Stoßrichtung des Beitrages im Nachbarthread-: Wie soll es weitergehen ? Gab es etwas über ein Procedere zu hören ?? Wenn auch das Gespräch, auf das sich Frau Lemm im Interview bezieht, ähnlich unbefriedigend geblieben sein sollte, auch dann müßte es jetzt doch weitere Stimmen und Züge Beteiligter geben, so oder so.
Für mich sieht der Vorgang bis jetzt immernoch so aus, daß Frau Lemm wie Herr Petersen -offenbar wiederholt, im Falle Herrn Petersens, es soll ja vor dem ersten offenen Brief zwei längere Runden, darunter eine Spartenversammlung, gegeben haben, es heißt ja, er habe eine Woche Zeit gehabt sich vorzubereiten vor der den 1. Brief auslösenden Versammlung- massiv die Dringlichkeit unterschätzt haben, die seitens des Ensembles zu bestehen schien (so lese ich auch die einräumenden Passagen aus dem Interview) bzw. heute noch scheint, eine Dringlichkeit zudem, die offenbar sogar so groß ist, daß aktuelle Probenprozesse dadurch (gemäß Intendant Grisebach) stark in Mitleidenschaft gezogen worden sind -auch das berichtete die SHZ in diesem Zusammenhang, daß Herr Grisebach die Sache zur Unzeit aufkommen sieht (ist das ein zu vernachlässigendes Detail ?), obschon Frau Lemm überhaupt erst in der Spielzeit 2020/2021
übernehmen soll. Woher die Unduldsamkeit bzw. auch nicht wirklich professionell erscheinende Gefährdung der aktuellen Arbeiten ? Es hieß doch auch im Artikel nach dem ersten Brief, daß es bereits seit der Nennung Herrn Petersens im Ensemble gärte, fragt sich dann, wirklich noch einmal ein wenig den Ablauf zurückblickend, ob diese Gärung bereits vor dem ersten Termin mit Herrn Petersen bestand oder erst quasi durch sein Auftreten evoziert wurde. Ist eine solche Dringlichkeit zur Darlegung konkreter künstlerischer Programme bei der Vorstellung einer Personalie und so früh vor ersten Strichen zur Spielplanaufstellung wirklich üblich und unbedingt zu erwarten ? Ist es ein Kriterium, wieviele Inszenierungen ein künftiger Schauspielchef in dem betreffenden Theater bislang gesehen hat ?? Das klingt mir auch ziemlich provinziell mit Verlaub, wenn dem so wäre. Ich sehe insofern immernoch nicht so recht durch. lg aus Kiel
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