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Theater Ulm kontert AfD-Anfrage

Vorbestraft?

4. Juli 2019. Das Theater Ulm hat mit einer kreativen Aktion auf die kleine Anfrage der AfD-Fraktion im baden-württembergischen Landtag nach der Herkunft von Künstler*innen an den Theatern des Landes reagiert. In ihrer Anfrage hatte die AfD das Kunstministerium des Landes dazu aufgefordert, die Staatsangehörigkeiten und Ausbildungsorte der an Baden-Württembergs staatlichen Theatern tätigen Tänzer*innen, Orchestermusiker*innen und Sänger*innen offenzulegen (siehe die Presseschau vom 26. Juni 2019).

Das Theater Ulm reagierte auf seiner Facebook-Seite mit einer Gegenanfrage, die sich zum viralen Hit entwickelte und inzwischen allein auf Facebook über 4000 Mal geteilt wurde. In seiner Anfrage will das Theater Ulm u.a. wissen, wie viele Mitglieder des AfD-Landesverbands vorbestraft sind, wie viele einen Schulabschluss besitzen und wo sie ihn erlangt haben.


Vor dem Ulmer Theater hatte sich bereits andere Theater- und Kulturschaffende kritisch zur Kleinen Anfrage der AfD geäußert. Die Staatsoper Stuttgart veröffentlichte ein Statement mit dem Titel "Kunst kennt keine Grenzen". Der Generalintendant des Badischen Staatstheaters Karlsruhe Peter Spuhler stufte im Radiointerview mit dem SWR 2-Magazin "Journal am Mittag" die parlamentarische Anfrage der AfD als Missbrauch eines wichtigen demokratischen Kontrollinstruments ein.

Laut Bericht der Stuttgarter Zeitung veröffentlichte der Stuttgarter Stiftskirchenpfarrer Matthias Vosseler in Reaktion auf die AfD-Anfrage eine Analyse seiner eigenen DNA in sozialen Netzewerken. "36 Prozent als Skandinavier, 28 Prozent als Italiener, knapp 10 Prozent als Deutscher und zu 1,3 Prozent als Nigerianer sei das Ergebnis." Dazu schrieb Vosseler: "Als 'schwedischer Italiener' erkläre ich mich solidarisch mit den vielen Menschen aus so vielen verschiedenen Herkunftsländern, die hier auf den Bühnen des Landes Kultur zum Blühen bringen."

(www.facebook.com/Theater.Ulm / stuttgarter-zeitung.de / chr)

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Kommentare  
Ulm kontert AfD: Zusatz
Das ist die absolut richtige Reaktion!
Fehlt noch die Frage nach
- Übergewicht,
- Körpergröße
- Augenfarbe und natürlich
- Stammbaum.


PS Gibt´s schon eine AfD Antwort darauf?
Ulm kontert AfD: Anfrage sinnlos
Die Anfrage ist sinnlos. Wenn du einen Analphabeten um eine schriftliche Antwort bittest, wirst du keine bekommen.
Ulm kontert AfD: unsouverän
Wenn eine Partei mit Dreck schmeißt und man Mist zurückwirft, entsteht nichts weiter als eine Schlammschlacht. Die Kampagne des Theaters Ulm gießt Öl ins Feuer anstatt zu löschen. Sehr dumm und ziemlich ärgerlich.
Ulm kontert AfD: Im Gegenteil
UNSOUVERÄN? Ganz im Gegenteil: wach, humorvoll und pointiert ist die Reaktion des Theaters Ulm auf die AFD Anfrage
Ulm kontert AfD: lenkt vom Wesentlichen ab
Alles schön und gut, aber...
Was ist jetzt mit den angeforderten Listen? Liefern die betroffenen Theater die angeforderten Informationen? Wenn ich das Interview von Spuhler richtig verstanden habe, kann man dies zumindest für Karlsruhe mit ja beantworten, wenn auch mit der für Spuhler offensichtlich wichtigen Einschränkung, dass nicht die konkreten Länder benannt werden die da bei den jeweiligen Künstler*Innen im Pass steht.
Sollte dies der Fall sein, und die Theater kommen der Anfrage nach, sind alle weiteren Aktionen nichts als Augenwischerei, die davon ablenken soll, dass man nachgegeben hat.
Bitte einfach nur einmal laut aussprechen, was da gerade stattfindet. In Deutschland 2019 stellen manche Theater Listen zusammen in denen markiert wird wieviele ihrer Künstler*Innnen keinen deutschen Pass besitzen, weil eine rassistische Partei eine Anfrage gestellt hat
Ulm kontert AfD: Pflicht
@5. Soweit ich weiß, sind die Regierungen verpflichtet, Kleine Anfragen aus dem Parlament zu beantworten (es ist ja an sich ein wichtiges Kontrollmittel der Opposition). Und die Theater müssen als öffentliche Betriebe die von den Ministerien entsprechend angefragten Informationen für die Beantwortung der Anfragen bereitstellen.
Ulm kontert AfD: Vorreiterrolle
@6. Wenn geltendes Recht für Unrecht gebraucht wird, gilt die moralische Verpflichtung gegen das Recht zu handeln.

Und es wäre mehr als wünschenswert wenn kulturelle Institutionen da eine Vorreiterrolle einnehmen.
Ulm kontert AfD: keine Frage der Moral
@5 Und es wäre mehr als wünschenswert, wenn hier nicht so ein Theater um das Zusammenstellen von Listen gemacht würde, als ob es noch nie und nirgends innerhalb der Theaterbetriebe Statistiken gegeben hätte. Wichtig wäre aber, dass die Theater denjenigen, die solche Anfragen stellen die Maske der Scheinheiligkeit herunterreißen! Dazu müsste man die Statistik schon herausrücken, selbstverständlich ohne namentliche Nennungen, und ganz offensiv dazu sagen, dass man stolz auf die Vielzahl der Nationen ist, die sich in Deutschlands Kunstbetrieben tummeln. Sollte die AfD damit ein Problem haben, soll sie ihr Problem dann bitte konkret formulieren und nicht von hinten durch die Brust ins Auge schießen. Oder sie schweigt und freut sich mit - was leider ziemlich unwahrscheinlich ist...
Es ist keine moralische, sondern eine sachliche Frage wie man mit der AfD-Anfrage umgeht.
Ulm kontert AfD: Schreibweise
Bei voller Sympathie für die Antwort des Theaters: Besonders ein Theater sollte die Rechtschreibung beherrschen. "AfD-Landesverband" wäre richtig. Gleich 5x falsch. Und "Sie" ist auch falsch. Bei allem Furor: Wer die Sprache vernachlässigt, vernachlässigt das Denken.

PS: #4 tut es der Theaterleitung gleich: "AfD-Anfrage" wäre richtig.

PPS: nk kann es. Beide oben markierten Begriffe tauchen in den Texten oben korrekt auf. Danke!
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