Alles beim Alten

9. Juli 2019. Ferdinand von Schirachs "Terror" war auch in der Spielzeit 2017/18 das am häufigsten inszenierte Gegenwartsstück, der meistgespielte Autor ist William Shakespeare, die meistinszenierten Gegenwarts-Autor*innen sind Lutz Hübner und Sarah Nemitz, das lässt sich der neuen Werkstatistik des deutschen Bühnenvereins entnehmen, die heute erschienen ist.

Das meistgespielte Stück überhaupt ist Goethes "Faust" (25 Premieren), das Schirachs "Terror" damit von Platz eins verdrängte (23 Premieren). Im vergangenen Jahr war "Terror" noch mit 40 Inszenierungen Spitzenreiter. Robert Koalls "Tschick"-Bearbeitung wurde 20 mal inszeniert.

Sehr weiter Weg

In den Top Ten der meistgespielten Autor*innen tauchen als Frauen nur Sarah Nemitz und Elfriede Jelinek (Platz 8) auf. Noch ärger seht es beim Musiktheater aus. Unter den insgesamt 321 Komponist*innen, die 2017/18 auf deutschsprachigen Bühnen uraufgeführt wurden, sind 298 Männer, 18 Frauen und fünf Kollektive.

Werkstatistik1718 3Auszug aus der Werkstatistik 2017/18 Der Bühnenverein schreibt in seiner Pressemiteilung knapp, dass der Weg zu einem geschlechtergerechten Repertoire noch weit ist. Marc Grandmontagne, der Geschäftsführende Direktor des Bühnenvereins, stellt dazu fest: "Diese Zahlen zeigen, dass es noch ein weiter Weg ist, bis gesellschaftliche Veränderungen in den Spielplänen der Theater auftauchen: Das gilt sowohl für die Geschlechtergerechtigkeit wie für das Zugehen der Theater auf neue Publikumsschichten, aber auch für den Umgang mit enttäuschten Abonnent*innen. Eine Weiterentwicklung der Theaterspielpläne wird unumgänglich sein."

Für die Werktstatistik meldeten inklusive Schweiz und Österreich insgesamt 464 Theater ihre Spieldaten.

(buehnenverein.de / sik)

 

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Kommentare  
Werkstatistik 2017/18: Musiktheater-Jammern
Natürlich kann man jammern, dass das Musiktheater mit dem Repertoire aus 18. und 19. Jahrhundert immer noch nicht gendergerecht programmiert, aber ich finde es ja auch skandalös dass die ganzen nicht existenten und sowieso längst toten Komponistinnen nicht wiederauferstehen und endlich posthumes Repertoire Schreiben, das dann bitte auch so gut ist wie von Herrn Mozart.
Werkstatistik 2017/18: anachronistisch
So eine anachronistische und dilettantische Studie! So ein Quatsch! Natürlich werden auch neue AUTORINNEN gespielt, und zwar sehr oft! Und vor allen hauptsächlich WEISSE (ob Männer oder Frauen).
Werkstatistik 2017/18: echt dumm?
Statistiken können manchmal echt dumm sein. Robert Koalls Tschick-Bearbeitung läuft einfach überall (wahrscheinlich sein einiziger Text) und er kommt dann auf die Liste der meistgespielten Autore/Innen??!


(Liebe Sarah - als Zusatz-Info: "Tschick lag schon 2015/16 weit vorne: https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=14191:werkstatistik-des-deutschen-buehnenvereins-2015-16-tschick-liegt-weiterhin-vorne&catid=126&Itemid=100089
Insofern haben Sie recht, dass es vermutlich überall, zumindest fast, gespielt wird. Mit dreißig Premieren ist man einer der meistgespielten Autoren, zwanzig mal davon "Tschick". Jelineks "Am Königsweg" wurde in der Saison uraufgeführt und vier mal nachinszeniert. Ob die Statistik dumm ist? Aussagekräftig ist sie jedenfalls schon.
die nachtkritik-Redaktion / Simone Kaempf)
Werkstatistik 2017/18: Winnetou
Dass relative nonames wie Michael Stamp, Jochen Bludau oder Marco Bahr und die Hicks mit ihren Freilichtaufführungen um Störtebeker oder Winnetou gleich nach Shakespeare die Plätze 2, 3 und fünf bei den Autoren mit den meisten Zuschauern belegen, zeigt doch eigentlich erschütternd wie es um unsere Theater und Zuschauer steht.
Glückwunsch.
Werkstatistik 2017/2018: @Sarah
@Sarah: Statistik ist nicht dümmer als ihre Nutzer, kann Wirklichkeit aber nur bedingt abbilden, das sollte bekannt sein. Trotzdem wird sich diese Publiukation bald überholt haben und sich selbst abschaffen, wie es ihr Herausgeber gerade auch tut.
Werkstatistik 2017/18: An Herrn Grandmontagne
Schön, dass Herr Grandmontagne eine Erkenntnis hatte, eine Erkenntnis, die aus sämtlichen Statistiken der letzten Jahre, Jahrzente, Jahrhunderte oder durch aufmerksames Durch-die-Welt-Gehen und durch Anerkennen der eigenen Privilegien schon längst hätte da sein können bzw. müssen.
Anstatt wieder einmal auf das alte weiße Abonnent*innen-Publikum zu schauen, das es sehr wahrscheinlich auch nicht interessiert, wie viele Menschen in der Theaterlandschaft diskriminiert und ausgeschlossen werden und die sich auch nicht für das Publikum interessiert, das nicht vorhanden ist, weil es sich auf Bühnen und dahinter nicht repräsentiert sieht, könnte der Fokus durchaus auf anderem liegen. Und vielleicht auch mal die Leute fragen oder ran lassen, die sich in diesen existierenden Strukturen schon bewegen und gegen sie ankämpfen und deren Stimmen noch immer nicht gehört werden.
Wie wäre es also mal mit Lösungsvorschlägen zur Veränderung, Herr Grandmontagne?
Ein Beispiel, werden Sie sich Ihrer Privilegien bewusst, nehmen Sie den "weiten Weg" selbst auf und treten Sie (einen oder mehrere Schritte) zurück und machen Sie endlich Platz für andere Leute, die nicht nur feststellen, sondern auch handeln.
Es gibt sie! Und es werden mehr!
Werkstatistik 2017/18: Gegenwart
Bei Inszenierungszahlen lebender Autoren 2 Frauen, 2 Männer - man könnte das durchaus auch positiv formulieren. Aber der Vergangenheit vorzuwerfen, dass sie anders gedacht hatte ... Na gut, ist der Trend, Vergangenheit heutigen Normen zu unterwerfen.
Werkstatistik 2017/18: guter Trend
Die Normen waren in der Vergangenheit schon veraltet, einfach mal googlen, wie Normen entstanden sind.
Selbst wenn es ein Trend ist, es ist ein guter Trend.
Es geht um Reflektion und darum, dass alle Menschen fähig sind, selbst zu denken und zu entscheiden, welche Normen sie sich wünschen.
Werkstatistik 2017/18: Heidewitzka
Heidewitzka, wenn schon die Erkenntnis als Zumutung empfunden wird, wo soll denn dann die Besserung herkommen?
Werkstatistik 2017/18: Nachfragen
Ich nehme an, dass die Informationen der Häuser hergeben, die Statistik aufzuschlüsseln: Das Ganze mal getrennt nach Regisseurinnen und Regisseuren und/oder Intendantinnen und Intendanten. Plakativ: Was inszenieren Frauen? Was setzen Frauen auf den Spielplan?

Und "meistgespielt" ist nicht exakt, oder, wenn es nur um Premieren geht? Wiederaufnahmen aus vorigen Spielzeiten sind nicht eingerechnet?
Werkstatistik 2017/18: Armutszeugnis
So viel Einfallslosigkeit! Erschütternd. Immer die gleichen Pappnasen. Immer die gleiche Anbiederung beim Abonnent*innenpublikum mit dem 100-tausendsten Faust und den immer gleichen "Erfolgsautor*innen". Die hier veröffentlichte Statistik ist ein Armutszeugnis!
Werkstatistik 2017/18: Winnetou & die Top 50
@4
Diese Statistik finde ich interessant, sie ist so, wie sie ist. Wie sollen Repertoiretheater, und das sind die Stadttheater mit ihren Autoren nunmal, jemals zu den 10 "meistgespielten" vordringen? Das will doch wirklich keiner.
Also entweder man zählt den Bereich der Stadttheater separat oder man erweitert auf die besten 50. Dann erhält man vielleicht ein Bild, das hier wirklich Fragen beantwortet.
Werkstatistik 2017/18: wie seit 40 Jahren !
Ich verstehe die Aufregung nicht über diese Werkstatistik !
Seitdem ich am Theater bin, ist es in jedem Jahr derselbe Anblick.
Da hilft auch kein Jammern und Zürnen.
Welches Stadttheater kann es sich sich schon leisten, nur auf Uraufführungen zu setzen .
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