Presseschau vom 4. Oktober 2019 – Im Bremer Weserkurier erinnert sich der Dramatiker Moritz Rinke an den Choreografen Johann Kresnik

"Sie sind ja ein Berg"

"Sie sind ja ein Berg"

4. Oktober 2019. Im heutigen Weserkurier aus Bremen schreibt Moritz Rinke, der in der Nähe von Bremen, in Worpswede aufwuchs, einen Erinnerungstext an den Tänzer und Choreografen Johann Kresnik, der lange in Bremen gearbeitet hat. Der Text ist nicht online, wir schreiben ihn hier mit eigenen Worten zusammenfassend nach.

Johann Kresnik, der Tänzer und Kommunist aus St. Margarethen wird heute in Kärnten begraben, wo er vor 79 Jahren geboren wurde. Der Dramatiker Moritz Rinke, der ihn schon kannte als der körperlich eher kleine Kresnik dem Kind Rinke noch wie ein Berg erschien, vermisst den Mann, der einst häufig mit wechselnden "Liebesfreundinnen" im Rinkeschen Garten in Worpswede zu Gast war.

Das Kresnik-Tanztheater, schreibt Rinke, habe immer gegen eine Kriegsszene "angekämpft", die Kresnik als Junge im Krieg erleben musste: als slowenische Partisanen seinen Vater, der Kommunist wie diese Partisanen war (und später auch Kresnik der Tänzer)  erschossen, weil der Kresnik senior gerade zur Wehrmacht eingezogen und in den entsprechenden Uniformrock gekleidet worden war. Das alles sei vor dem Kresnikschen Elternhaus passiert, wo es viel später der Tänzer Kresnik auch dem nachmaligen Dramatiker Rinke und dessen Vater bei einem Besuch beim Familienfreund sehr leise erzählte.

Das Tanztheater von Kresnik sei Rinke später, der herangewachsen ihm in der Volksbühne in Berlin assistierte, zu "kämpferisch, zu eindeutig, zu agitierend" vorgekommen. Er habe es deshalb kritisiert und Kresnik dies nicht mehr so gern gemocht wie einst den kleinen Moritz im Rinkeschen Garten. Als er, der Dramatiker Rinke aber in diesem Jahr bei den Salzburger Festspielen zwischen all den "zurechtgepuderten und verschönten Menschen" saß, zwischen all dem "Protz, Gehabe, Geld, Geld, Geld", da sei ihm die Sehnsucht gekommen "nach jener Kärtner Kraft, nach diesem kämpferischen Mann, nach diesem Kommunisten, der im Grand Jeté durch unseren Garten bis ins Gewissen dieser Salzburgmenschen springt".

(jnm)

 

 

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