Orte der Vielfalt stärken

Wien, 8. Oktober 2019. Mit einem Zehn-Punkte-Forderungskatalog an die Kulturpolitik haben sich am gestrigen Montag 15 kleine und mittlere Wiener Theater zur Plattform "Pakt Wien" zusammengeschlossen. "Pakt Wien" versteht sich als "Vereinigung öffentlich geförderter, gemeinnütziger Veranstaltungsbetriebe auf dem Gebiet der zeitgenössischen darstellenden Kunst". Zu den Mitgliedern zählen unter anderem das Tanzquartier Wien, das Theater Drachengasse, WERK X, brut Wien und das Rabenhof Theater.

Forderungen der Häuser

Zentrale Forderung des Bündnisses ist eine bessere finanzielle Absicherung der Häuser. Derzeit erhalten die 15 Bühnen 13,3 Millionen Euro Basisförderung von der Stadt Wien und 920.000 Euro vom Bund. "Durch fehlende Valorisierungen" habe sich in den vergangenen zehn Jahren jedoch "ein Fehlbetrag von mindestens 6,3 Millionen Euro angestaut", heißt es auf der Internetpräsenz des Bündnisses. Daher fordern die Unterzeichner*innen unter anderem eine einmalige Anhebung der Fördermittel als Ausgleich und eine automatische Valorisierung aller Fördervereinbarungen der Mitgliedsbühnen. "Wir sind die Orte der Vielfalt. Wenn ihr uns kaputtspart, spart ihr auch Wien kaputt", erklärten die Initiator*innen auf einer Pressekonferenz.

Bereits vor sieben Jahren hatte sich unter dem Namen "Plattform zeitgenössischer Theater- und Tanzhäuser" ein ähnliches Bündnis zusammengeschlossen, das sich allerdings bereits nach einem Jahr wieder aufgelöst hatte.

Forderungen der IG Freie Theaterarbeit

Die IG Freie Theaterarbeit, die derzeit mehr als 1.500 Akteur*innen der freien darstellenden Kunst vertritt, ergänzte in einer eigenen Presseaussendung die Forderungen von Pakt Wien: Ergänzend zu den von Pakt Wien präsentierten Forderungen nach einem Fair Pay Modell für Mitarbeiter*innen der Häuser, "ist es notwendig, den Blick auf die Künstler_innen selbst zu richten". Oft genug trügen die Künstler*innen, die an den HÄusern produzierten oder koproduzierten selbst das finanzielle risiko. Für die bessere Absicherung der Künstler*innen, bedürfe es eines detaillierten Fragenkataloges an die Häuser, um die Transparenz der eingesetzten Mittel zu gewährleisten. Weiters müsste eine Transparenz hinsichtlich der Aufgaben einzelner Häuser hergestellt werden.

(www.paktwien.at / Wiener Zeitung / jeb / jnm)

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Pakt Wien: Solidarität
Statement der Wiener Perspektive

Wir unterstützen die Initiative von PAKT WIEN.Im Folgenden unser STATEMENT zu ihren 10 Forderungen.
Wir freuen uns auf eine fruchtbare Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung des kulturellen Lebens in Wien.

Wir verstehen die Punkte 1 und 2 in dem Sinn, dass sie sich auch auf die KünstlerInnen und Gruppen der freien Szene beziehen. Wir schließen uns der Forderung nach einer inflationsangepassten automatischen Erhöhung des Gesamt-Budgets für Kunst und Kultur in Wien an, wie auch der einmaligen und ebendann automatischen Erhöhung der Förderungen für Künstlerinnen und Gruppen.
Wir unterstützen seit Beginn von Wiener Perspektive die Implementierung eines „Fair Pay“ Modells. Dieses kann als Grundlage für vergleichbare faire Löhne und Honorare für angestellte und freischaffende KünstlerInnen und Kulturschaffende dienen (Punkt 3).

Im Weiteren unterstützen wir die Forderung, dass Umbauten und Instandsetzungen der gebauten und strukturellen Infrastruktur der Häuser und Theaterorganisationen eigens finanziert werden so dass die Budgets für künstlerische Produktion von diesen Ausgaben vollkommen unabhängig bleiben (Punkt 4).

Wir verstehen die Punkte 7 und 8 als Ruf nach mehr Transparenz und erweiterte und nachhaltige Gestaltungsmöglichkeiten für uns, KünstlerInnen und Kulturschaffende, als Partner in diesem Prozess. In diesem Sinne möchten wir uns am offenen Evaluierungsprozess der Häuser beteiligen.

Zudem wünschen wir uns transparente „Missions Statements“ bzw. programmatische Profile der Häuser, die eine Orientierung für Künstlerinnen in der Stadt und den möglichen Kooperationen mit den Häusern erleichtern würden.


Mit den besten Grüßen
Wiener Perspektive

Wiener Perspektive ist eine Plattform mit ca 300 (darstellenden) Künstler*innen der freien Szene in Wien und besteht seit April 2017. Wiener Perspektive versteht sich als solidarischer Aktions-und Resonanzraum der freien Szene der Künste aus dem heraus politisches Handeln ensteht.
Kontakt wienerperspektive@gmail.com
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