Sinnsuchender

Köln, 9. Oktober 2019. Der Ludwig-Mülheims-Theaterpreis 2019 geht an den Dramatiker Fritz Kater. Der Preisträger ist die Schreibexistenz und das Alter Ego des Theatermachers Armin Petras. Die Theaterstücke von Fritz Kater werden mehrheitlich von Armin Petras uraufgeführt. Der Regisseur selbst spricht über den Autor wie über eine andere Person.

Armin Petras 2 c Arthur ZalewskiArmin Petras © Arthur ZalewskiMehr als 20 Stücke hat der Dramatiker Kater seit 1990 geschrieben. In Love You, Dragonfly. Sechs Versuche zur Sprache des Glaubens, das 2016 am Theater Bonn uraufgeführt wurde, fragt der Autor nach sechs möglichen Auswegen aus der Leere unserer Existenz, wie die Ludwig-Mülheims-Theaterpreis-Jury zusammenfasst. "Er fragt mit großer Ernsthaftigkeit, durch die – wie immer bei Fritz Kater – viel Witz und Klugheit schimmern," heißt es in der Begründung des Auswahlgremiums. Der Autor sei ein "beharrlicher Sinnsuchender, der immer wieder auf die großen Fragen des Lebens zusteuert. Fritz Katers Theaterfiguren sind Unbehauste", betont die Ludwig-Mülheims-Theaterpreis-Jury. "Als Nachgeborene von etwas, das nur noch in der Erinnerung existiert, fliegen sie durch die leeren Räume zwischen Heimat und Moderne."

Preisträger

Armin Petras wurde 1964 in Meschede im Sauerland geboren. 1969 siedelte er mit seinen Eltern in die DDR über, wo er von 1985 bis 1987 Regie an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" studierte. 1988 reiste Petras in die Bundesrepublik aus. Er war an Theatern in ganz Deutschland sowie im deutschsprachigen Ausland tätig. Zuletzt leitete Petras als Intendant das Maxim Gorki Theater in Berlin sowie anschließend das Schauspiel Stuttgart.

Fritz Katers Stück "We are Camera / Jasonmaterial" wurde 2004 von der Zeitschrift Theater heute zum Stück des Jahres gewählt. Die Auszeichnung hatte der Autor bereits 2003 für "zeit zu lieben zeit zu sterben" erhalten, für das ihm auch der Mülheimer Dramatikerpreis verliehen wurde. Inszenierungen beider Texte wurden darüber hinaus zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Für sein Gesamtwerk erhielt er 2008 den Else-Lasker-Schüler-Preis.

Preis und Jury

Der Ludwig-Mülheims-Theaterpreis wurde seit 1991 acht Mal verliehen. Das Preisgeld von 25.000 Euro speist sich aus der Erbschaft des katholischen Schauspielers Ludwig Mülheims, das vom Erzbistum Köln verwaltet wird. 1984 wurde die Vergabe des Preises mit der Hoffnung auf eine verstärkte Hinwendung zu religiösen Themen im Theater durch Ludwig Mülheims und Kardinal Joseph Höffner ins Leben gerufen. Gleichzeitig trug der Preisstifter der Jury auf, den Preis nicht nur für christliche, sondern allgemein für religiöse Dramatik zu vergeben. Heute fördert der Preis eine offene Begegnung mit der gegenwärtigen Theaterlandschaft und ihren Autoren.

Der Jury des Theaterpreises unter Vorsitz des Prälaten Josef Sauerborn gehören an (wir geben die Titel wieder, wie die Website des Ludwig-Mühlheims-Preises sie verzeichnet): Prof. Dieter Borchmeyer, Prof. Gabriele Brandstetter, Prof. Jürgen Flimm, Prof. Gottfried Honnefelder, Prof. Ulrich Khuon, Ministerialrat a.D. Rainer Kunz, Pater Professor Dr. Elmar Salmann, Dr. Daniela Schrader.

Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem der österreichische Dramatiker Ferdinand Schmalz, dessen sinnlichen Sprachstil die Jury 2018 hervorhob, sowie Nuran David Calis, der für seine Trilogie über den NSU-Nagelbombenanschlag an der Kölner Keupstraße bekannt ist. Weitere Preisträger*innen waren Klaus Rohleder, Tankred Dorst, Christoph Hein, Gerlind Reinshagen, Thomas Hürlimann, Dea Loher und Lot Vekemans.

(www.ludwig-muelheims-theaterpreis.de / www1.wdr.de)

 

Mehr dazu: Fritz Kater-Porträt von Christian Rakow (Mai 2008)

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