Presseschau vom 18. Oktober 2019 – In Halle fordern drei Intendanten den Rücktritt eines AfD-Politikers aus dem Aufsichtsrat des Theaters

Gegen geistige Brandstiftung

Gegen geistige Brandstiftung

18. Oktober 2019. In einem Schreiben an den Aufsichtsrat der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle (TOOH) sowie an die Mitglieder des halleschen Stadtrates forderten die Intendanten von Schauspiel, Oper und Puppentheater, Matthias Brenner, Florian Lutz und Christoph Werner, gestern den Rückzug des AfD-Politikers Donatus Schmidt aus beiden Gremien. Das berichtet heute die Mitteldeutsche Zeitung.

Nicht-Anerkennung des Gremiums

Falls Schmidt nicht zurücktrete, sollten "die Verantwortlichen Sorge dafür tragen, dass Schmidt aus diesen Ämtern entfernt wird", heißt es laut MZ in dem Schreiben. Anlass für den Brief der drei TOOH-Intendanten ist das Publikwerden von Schmidts Teilnahme an einem Aufmarsch, an dem auch rechtsnationale und rechtsextreme Gruppen teilgenommen haben sollen, wie es in der Mitteldeutschen Zeitung heißt. Skandiert worden seien bei dem Aufmarsch antisemitische und gewaltbefürwortende Parolen.

"Herr Schmidt gehört zu den geistigen Brandstiftern, die radikal für Gewalt und Ausgrenzung von Teilen der Gesellschaft und für Antisemitismus in Deutschland eintreten", zitiert die Zeitung aus dem Intendanten-Brief. Toleriere das die Stadtgesellschaft, verhöhne sie damit die Opfer des Anschlags vom 9. Oktober in Halle.

Matthias Brenner, Florian Lutz und Christoph Werner erklärten in ihrem Schreiben, den Aufsichtsrat als Gremium nicht anzuerkennen und an keinen Beratungen teilzunehmen, so lange Donatus Schmidt dort Mitglied sei.

Boykott und Verpflichtung

Stefan Rosinski, der Geschäftsführer der TOOH, der gebeten worden war, den Brief ebenfalls zu unterzeichnen, dies aber ablehnte, erklärte auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung, er könne "nicht in dieser Weise das Gremium als Organ der Gesellschaft boykottieren", da er "gemäß Gesellschaftsvertrag zur Zusammenarbeit verpflichtet" sei. Ihm sei der Briefentwurf zudem mit einer Fristsetzung übermittelt worden, seiner Bitte um gemeinsame Überarbeitung nicht stattgegeben worden. "Dies nehme ich zur Kenntnis", zitiert die Mitteldeutsche Zeitung Rosinski.

Die Abberufung des AfD-Politikers Donatus Schmidt ebenso wie die seines Fraktionskollegen René Schnabel aus den Aufsichtsräten städtischer Gesellschaften hatte zuvor schon Hendrik Lange gefordert, Kandidat für das Bürgermeisteramt von Linken, SPD und Grünen, wie am 17. Oktober das Online-Portal für Stadtnachrichten Dubisthalle.de berichtete. Laut Mitteldeutscher Zeitung dankte Lange den Intendanten nach Veröffentlichung des Briefes "für ihre klare Haltung".

(Mitteldeutsche Zeitung / Dubisthalle.de / eph)

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