"Katastrophe ist nicht darstellbar"

Duisburg, 13. November 2019. Mit scharfer Kritik hat die Betroffenen-Initiative der Loveparade-Katastrophe von 2010, kurz LoPa 2010 e.V., auf die Pläne des Duisburger Kinder- und Jugendtheaters Kom'ma reagiert, im kommenden Jahr ein Stück über die Katastrophe auf den Spielplan setzen zu wollen. Mehrere Medien, darunter die WAZ, hatten darüber berichtet. In einer Stellungnahme auf den Facebook-Seiten des Vereins erklärte dessen Vorstand am gestrigen Dienstag: "Es ist unmoralisch, aus dem schlimmsten Tag der Betroffenen und Hinterbliebenen ein Theaterstück zu kreieren, das von den MITVERANTWORTLICHEN finanziert wird, ohne dass die Möglichkeit einer adäquaten Aufarbeitung gegeben ist."

Auf der Loveparade 2010 in Duisburg waren während eines oft als "Massenpanik" bezeichneten Gedränges unter den Besucher*innen 21 Menschen ums Leben gekommen und 541 weitere verletzt worden. Das Unglück zog einen jahrelangen Prozess um die Verantwortlichkeiten nach sich, der gegenwärtig noch gegen drei Beklagte fortgeführt wird. Im Februar dieses Jahres war das Verfahren gegen sechs weitere Angeklagte und den Kreativdirektor der Veranstaltung eingestellt worden.

"Kein Tabuthema für städtische Unterstützung"

Der Verein LoPa 2010 e.V. nimmt seine Ablehnung des geplanten Theaterstücks auch zum Anlass, die eigene Kritik an der Stadt zu erneuern, der eine "mangelhafte Nachsorge" für die Betroffenen und Hinterbliebenen vorgeworfen wird. "Wieder einmal wird an unserem Unglück verdient und in die eigene Tasche gewirtschaftet", heißt es in dem Statement. Gegenüber dem Portal Ruhr24.de habe eine Stadtsprecherin unterdessen geäußert, dass "eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Loveparade kein Tabuthema für eine städtische Unterstützung sein" dürfe. Eine spezifische Förderung aus städtischen Mitteln sei zudem für die geplante Produktion im kommenden Jahr nicht vorgesehen. Gefördert werde vielmehr das Kom'ma-Theater an sich.

Dieses hat mittlerweile auf seiner Webseite auf die Berichterstattung reagiert: "Uns ist es wichtig, mögliche Missverständnisse auszuräumen und Folgendes klarzustellen: Das Stück wird auf keinen Fall das Unglück vom 24.7.2010 abbilden! Die Katastrophe ist auf der Bühne nicht darstellbar." Man wolle sich stattdessen "kritisch mit der Frage auseinandersetzen, wie es im Vorfeld dazu kommen konnte und wie im Nachhinein damit umgegangen wird."

(LoPa 2010 e.V / WAZ / Ruhr24.de / Kom’ma-Theater / jeb)

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Kommentare  
Protest gegen Loveparade-Stück: Anruf
Warum ruft das Theater nicht zuerst die Betroffenen Initiative an, wenn ein solches Stück geplant wird? Hat das was damit zu tun, dass Theater gut darin sind, über jemanden zu sprechen und eher nicht so gut darin, mit jemandem?
Protest gegen Loveparade-Stück: zutreffend
Zu Ritas 2ter Frage: Ja, davon dürfen Sie aus psychoanalytischer Sicht als zutreffend ausgehen.
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