Schuldverteilen mit Augenkontakt

von Ralph Gambihler

Leipzig, 18. September 2008. Das Überfallkommando des Leipziger Neu-Intendanten Sebastian Hartmann ist im Spielbetrieb angekommen. Es hat erwartbar einen ersten krachenden Abend hingelegt, der aber ohne das am Schauspiel Leipzig bestens bekannte Türenknallen entnervter Zuschauer über die Bühne ging.

Vorausgegangen waren Wochen und Monate, in denen das neue Ensemble einen neuen Namen verkündete – Centraltheater Leipzig statt Schauspiel Leipzig –, das Wort Stadttheater aus seinem Vokabular strich und auf einem urzeitlich anmutenden Werbeplakat mit Dinosauriern die Losung des Tages ausgab: "Ende Neu". Das kann man unter anderem als Anspielung darauf lesen, dass die Arbeit des abgelösten Intendanten Wolfgang Engel mit der seines Nachfolgers ungefähr so viel zu tun hat wie der erste Merseburger Zauberspruch mit Formel eins.

Soweit, so klar. Das Thema der Eröffnungsinszenierung fällt dann aber doch aus dem Rahmen eines einfach nur heftigen Neubeginns. In seinem Triptychon "Matthäuspassion" setzt sich Sebastian Hartmann (Regie) mit der Ambivalenz des Glaubens auseinander. Anlässlich seiner Wiederkehr in den gottlosen Osten (Hartmann ist gebürtiger Leipziger) ist dies nicht ohne Charme, denn es weitet den Blick auf die Welt.

Schutzengel mit Wackelpopo

Indessen inszeniert Hartmann auf der Nachtseite. Sein Drei-Stücke-Stück ist eine düstere Fantasie, ein wüster Traum, ein klirrender Alptraum. Und spätestens gegen Ende, als Jesus in grotesker Verkehrung der biblischen Überlieferung von Judas "Verräter" geschimpft wird, weil er nicht einsam am Kreuz verenden will, sondern sich von einem Schutzengel mit wackelndem Popo erlösen lässt, muss auch dem Letzten im Saal klar sein, dass der Antinaturalist Hartmann die Welt nicht als Sammlung von Weltnachrichten reflektiert.

Die Zusammenstellung der Stoffe lässt eine Lust am Disparaten erkennen. Der erste Teil adaptiert das Skript von Ingmar Bergmans s/w-Film "Die Abendmahlsgäste" (1963), in dem der Autor über Gottes Schweigen nachdenkt und Zweifel an der Deutung anmeldet, Gott sei einfach ein anderes Wort für Liebe. Der Mittelteil – Henrik Ibsens im italienischen Exil verfasste Pastorentragödie "Brand" von 1866 – ist ein monumentales Werk, das unter seinem Pathos ächzt und volkstümlich auf jambischen Versfüßen einherhüpft. Es ist im Regal gut aufgehoben – zumal in der schwulstigen Übersetzung von Christian Morgenstern. Andererseits ist der fanatische Idealismus in der Spielart des religiösen Rigorismus, den Ibsen in diesem "dramatischen Gedicht" beleuchtet, hochaktuell. Den Abschluss bilden verschiedene Texte zur Leidensgeschichte Jesu Christi, darunter das Libretto zu Bachs "Matthäuspassion" und die beiden unter dem gleichen Namen bekannten Kapitel aus dem Matthäus-Evangelium im Neuen Testament.

Heftig aufwallendes Gefühlstheater

Im Grunde geht es aber nicht um Religion, sondern um die Leiden der Menschen. Das "Gott mit uns", das zunächst auf dem Eisernen Vorhang steht, wirkt schon in den ersten Szenen wie eine überkommene Phrase. Darunter, auf der spärlich möblierten und noch spärlicher beleuchteten Rampe, wird im ersten Teil das Alphabet der Verzweiflungen durchbuchstabiert. Berndt Stübner spielt den innerlich verödeten Pfarrer Tomas, der weder Gott noch seine Verehrerin Martä lieben kann. Hinter seiner pflichtschuldigen Zuversicht ist dieser Mann mindestens genauso lebensmüde wie der neurotische Selbstmörder Jonas, der sich mit der Flinte das Hirn wegpustet.

Für die Psychologie eines Ingmar Bergman hat die Regie kaum etwas übrig. Hartmanns heftig aufwallendes Gefühlstheater negiert generell jedes Bedürfnis nach Identifikation. Es ist mehr Attacke als Ansprache, mehr Weltschmerz als Weltkommentar. Mit aller Wucht verkörpert dies im zweiten Teil das Energiebündel Thomas Lawinky, dessen einstiger Griff nach dem Stadelmaierschen Spiralblock symbolhaft für eine Theaterauffassung steht.

Als Ibsens Pfarrer Brand ist Lawinky ein rasender Savonarola, verblendet, tyrannisch, blindwütig bis zum Abwinken. Der Wahlspruch "Alles oder nichts" wurde ihm zwar gestrichen, den Wahn hat man ihm aber gelassen, das totale Scheitern am eigenen Aufopferungswillen. Die Unerbittlichkeit ist das Grab, in das Brand seine Mutter, seine Frau und sein Kind fallen sieht. Eigentlich wie im Lehrbuch, hier aber mit extra viel Drama und Krawall. Mit Ibsen macht die Inszenierung große Töne und verpoltert sich, weil sie den fanatischen Furor der Titelfigur nicht ergründet.

Ist gerettet, ist gerichtet

Die Himmel sind beständig finster auf der schwarzen und weitgehend leeren Bühne von Susanne Münzner. Bis auf das Gerippe eines Gebäudes ist kaum etwas zu sehen. Im Schlussteil leuchtet dann von hinten ein Kreuz und schwere Nebel hängen rot angestrahlt im Raum. Der Jesus-Darsteller Peter René Lüdicke verkündet das Leid der Welt in direkter Ansprache an einzelne Zuschauer. Es ist eine Anklage, ein Schuldverteilen mit Augenkontakt. Bald saust der Holzhammer krachend auf das Bühnenholz. Gottes Sohn erlebt seine wundersame Errettung durch besagten Schutzengel und endet trotzdem in Elend und Wahnsinn. Blutüberströmt würgt er das himmlische Geschöpf. Mit solch manisch verfremdeten und umgestülpten Bildern zieht Hartmann einen Strich zwischen sich und dem Wort Gottes. Es bleibt ihm bei so viel selbst collagiertem Unheil nichts anderes übrig.


Matthäuspassion
Triptychon: "Die Abendmahlsgäste" von Ingmar Bergman
"Brand" von Henrik Ibsen (Übertragung: Christian Morgenstern)
Matthäuspassion nach dem Neuen Testament und anderen Texten
Regie: Sebastian Hartmann, Bühne und Kostüme: Susanne Münzner, Musik: Arno Waschk.
Mit: Matthias Hummitzsch, Thomas Lawinky, Peter René Lüdicke, Emma Rönnebeck, Berndt Stübner, Barbara Trommer, Henrike von Kuick, Anita Vulesica, Arno Waschk, Cordelia Wege.

www.centraltheater-leipzig.de

 

Mehr über Sebastian Hartmann erfahren Sie etwa in der Kritik, der Kritikenrundschau und all den Kommentaren zu seiner Romeo und Julia-Inszenierung in Wien – was übrigens der meist gelesene Beitrag auf nachtkritik.de ist.

 

Kritikenrundschau

In der taz (22.9.) fügt Torben Ibs nach, dass es "sich nach diesem Auftaktabend wieder lohnen" könnte, "in Leipzig ins Theater zu gehen. Und das ist doch schon mal was." Hartmann habe ein "theatrales Triptychon zum christlichen Glauben" geschaffen, und die Inszenierung handele dabei zugleich die "Theaterformen der letzten 30 Jahre im Schnelldurchlauf ab". Um den Pfarrer Tomas, der seinen Glauben verloren hat, "organisiert die Regie ein leichtes, aber ernstes Kammerspiel", das, abgesehen von ironischen Verfremdungen, geradezu klassisch minimalistisch die Bühne entlangschnurre. Nach der Pause folge mit Henrik Ibsens "Brand" ein ästhetischer Quantensprung in Richtung 1990er-Jahre. In "Matthäuspassion", dem letzten Teil des Abends, "greift Hartmann tief in die Kiste des Performance-Theaters. Musik, Licht, Körper und der noch mal nach hinten verlängerte Raum greifen ineinander und werden zu einer theatralen Plastik".

Peter Laudenbach, der für die Süddeutsche Zeitung (20.9.) nach Leipzig gefahren ist, findet zwar das Motto des Abends "Gott mit uns", das er "in alter, schwerer Schrift" über der Bühne geschrieben sieht, als "selbstironischen Stoßseufzer zu Beginn einer Intendanz" anfangs "schon mal nicht schlecht": Die Inszenierung selbst aber verreißt er dann als "konfuses Theater der leer laufenden Forciertheiten", dessen kraftmeierischen und "effektsüchtigen Nümmerchen" sich selbst genügten. Am Thema dieses Tryptichons über "die Suche nach Glaubensgewissheiten" und seine neurotischen Seiten habe sich Sebastian Hartmann gewaltig verhoben. Teil eins inszeniere er "wie eine unfreiwillige Parodie auf das ganz alte, immer etwas zu feierliche Theater der großen Pathos-Gesten". In Teil zwei, einer Kurzfassung von Ibsens Schauspiel "Brand", drehe sich Titelheld Thomas Lawinky nur hochtourig um sich selbst, während er "sich und seine Figur in dem üblichen Tobsuchtsanfall-Simulations-Theater" verliere. Teil drei kann Laudenbach dann nur noch "unfreiwillig komisch" finden.

"Es war trotzdem nicht alles schlecht", befindet dagegen Matthias Heine in der Tageszeitung Die Welt (20.9.), "es gab Momente" und Bilder, die Heine nicht so leicht vergessen kann. Auch hatte der Abend aus Heines Sicht "einigermaßen verheißungsvoll begonnen". Denn in Teil eins setzte Hartmann "seine gefürchteten Mittel noch recht sparsam ein". Heine findet die nach Ingmar Bergmann erzählte Geschichte eines Pfarrers (Berndt Stübner), "den das Schweigen Gottes zermürbt", geradezu "kammerspielhaft konventionell erzählt". Doch dann folge zwei Stunden Thomas-Lawinky-Gebrüll, und weil "alle anderen ebenfalls immer lauter mitschreien" würden, Heine aber von Ibsens Reimen (deutsch von Christian Morgenstern) trotzdem kein Wort versteht, wird dieser Mittelteil für ihn zum "Schmerzenskernstück der Leipziger Zuschauerpassion". Der Schlussteil sei dann "nur noch der gnädige Lanzenstoß".

"Letzte Fragen bei der ersten Begegnung: So klärt man Verhältnisse!" bringt Andreas Hillger in der Mitteldeutschen Zeitung (20.9.) den Clash von Bibel, Leipzig und seinem neuen Intendanten auf den Punkt. Hillger hat an diesem Abend manches bewegt und beeindruckt, aber auch einiges genervt. Er schreibt von "berückend schönen Bildern" aber auch von kontrapunktischen "grellen Einfallsblitzen", "einschlägigen Kunstgriffen aus dem Handbuch der Dekonstruktion" und "esoterischem Geschwurbel", die aus dem Unternehmen für Hillger manchmal eher "eine krude Privat-Passion unter Klanggewittern und in blickdichten Nebelschwaden" machen und den Abend eher überschatten als erhellen. Auch Hillger stört sich an Thomas Lawinkys fallhöhenarmem Brachialtheater. Doch ein Anspruch sei immerhin formuliert, der Neue sei sich treu geblieben.

"Es ist nicht zum Aushalten, es ist furchterregend brachial, aufdringlich, verblasen, im Grunde auch simpel, durchsichtig und gleichzeitig von wildester Wirrheit", stöhnt Dirk Pilz in der Berliner Zeitung (20.9.) "Doch darin ist es gut." 'Matthäuspassion' nenne sich der Eröffnungsabend, den sich Hartmann selbst auf die Bretter seiner neuen Wirkungsstätte geknallt habe. An seinem Ende stehe "ein nackter, blutbesudelter Jesus mit einem wuchtigen Hammer auf der leeren, dunklen Bühne und malträtiert den Boden, auf dass das ganze Haus wackle." Das versteht Pilz ziemlich symbolisch direkt: In Leipzig sei das "Hammer-Reich der Donnerworte" angebrochen. Denn Sebastian Hartmann, der "Regisseur mit dem Vorschlaghammer" beginne seine Intendanz "im gottfernen Osten mit einem Drei-Stück über den Glauben"– und trete "wie der Erweckungsprediger vor eine offenbar nach Erlösung aus alten Theaterzeiten dürstende Gemeinde".

Kommentare  
Hartmanns Matthäuspassion: Toller Anfang!
Ein Abend, auf den Leipzig gewartet hat und für den sich das Warten gelohnt hat. Toller Abend, toller Anfang.
Hartmanns Matthäuspassion: Auftakt macht Lust auf mehr
Schade, dass der Kritiker so wenig auf die sehr guten schauspielerischen Leistungen eingegangen ist. Wunderbar wie Hartmann es verstanden hat, alte und neue Ensemblemitglieder zu einem einheitlichen Ganzen zusammenzuführen. Ein Abend, den man gesehen haben muss und den man sich zwei mal ansehen sollte.
Hartmann und seine Truppe machen Lust auf mehr und die Spannung bleibt.
Hartmanns Matthäuspassion: In Leipzig geht wieder was
Ich glaube wieder ans Theater! Eine tolle Eröffnung, eine total unaufgeregte, aber selbstbewusste und offene Atmosphäre im Haus. In Leipzig geht wieder was! Seit gestern! ...Und weiter gehts!
Hartmanns Matthäuspassion: Kraftmeierei zwei drei
wie schön zu sehen, dass man hier einer volksbühnenkopie und luftblase aufsitzt, dass nur laut genug geschrien werden muss, um gehört zu werden, dass es hier so wenig um musik geht, im sinne der sinne und musikalität, wie man es sich nur denken kann. kraftmeierei zwei drei.
Hartmanns Matthäuspassion: Heiko der Hausmeister
Bei soviel Jubelpersern, wie zb Heiko der Hausmeister, muss man ja das Allerschlimmste befürchten.
Hartmanns Matthäuspassion: 12 Minuten Applaus
Eine absolut gelungene und krachende Aufführung.
Genau das, was Leipzig mal wieder braucht.
12 Minuten Applaus das gab es lange bei keiner Premiere
mehr.
Hartmanns Matthäuspassion: Wie es klingt
klingt wie "fetischtheater"
Hartmanns Matthäuspassion: Geist der Dekonstruktion
Ich kann mich den meisten meiner Vorredner nur anschließen: ein gelungener Auftakt! "Darf der das?", werden sich nun einige fragen. "Hier seine eigenen Inszenierung loben?" Ja, er darf! Wenn man bedenkt, wie ungehobelt und geistlos in der Vergangenheit auf mir und meiner Kunst herumgetrampelt wurde, dann ist es nur recht und billig, noch einmal persönlich das Wort zu ergreifen. Ich denke in Leipzig beginnt etwas, das von vielen Menschen sehnsüchtig erwartet wurde: eine Renaissance, ja, eine Geburt der Tragödie, aus dem Geiste der Dekonstruktion. Die Form, wie wir sie bisher kannten, ist tot (ähnlich Gott). Der Inhalt, der Kern, lebt. Wie erfrischend, wie erwünscht! Man spricht wieder eine gemeinsame Sprache! Pfingsten. Die Schreiberlinge Pilz und Laudenbach verschätzen sich: "Der Stein der Weisen sieht dem Stein der Narren zum Verwechseln ähnlich" (Friedrich Schorlemmer). Den netten Fürsprechern hier rufe ich hingegen zu: lasset die Kindlein zu mir kommen!
Hartmanns Matthäuspassion: In Leipzig entsteht was
Allein, dass Hartmanns Kunst einen so inspirierten Alias gebiert, ist schon ein Qualitätssiegel. Und – darf man nachtkritik schon zur Messlatte erheben? – wann hat eine Inszenierung aus Leipzig eigentlich bisher mal Forumseinträge angestoßen? In Leipzig entsteht was, ganz gleich, was einige reisende Kritiker unken. Allerdings, bester „Hartmann“: Dekonstruktion immer gut, close reading besser. Pilzens Besprechung erscheint doch nur auf den ersten Blick mürrisch und leidvoll „ächzend“. Genau betrachtet findet er wohl das Berserkertum der Inszenierung gelungen und ihr Programm überfällig für das in den letzten Jahren im Dornröschenschlaf dahin dämmernde Haus.
Hartmanns Matthäuspassion: Lieber Basti
Lieber Basti, begib dich in psychiatrische Behandlung, hoffe es hilft, dein toter gott
Hartmanns Matthäuspassion: Die Drecksarbeit den Psychiatern
Lieber Gott!
Das ausgerechnet DU mir eine Überweisung in ärztliche Obhut empfiehlst, kann ich nur als bittere Bestätigung meiner lang gehegten Vermutungen sehen. Was für ein jämmerliches Versagen! Gott selbst frönt der Subsidiarität, überläßt die Drecksarbeit den Psychiatern und Seelsorgern. Wo warst Du, als mir mein Romeo um die Ohren gehauen wurde? Wie sah Deine Hilfe aus, als sie meine Räuber vernichteten? Was hattest Du zu sagen, als der Pöbel für Stadelheimer populistisch Partei ergriff? Und jetzt das! Nein, Gott, auch in meiner Brust schlägt das Herz eines Republikaners! Ich brauche Dich nicht mehr. Geh, Du hast Deine Schuldigkeit getan. Zukünftig werde ich, mit oder ohne Psychiater, meinen Weg alleine gehen. Und wenn dann die Einladungen zum Theatertreffen auf mich einprasseln, dann wirst Du nicht mehr im Programmheft stehen. Wenn sie mich fragen, "wie hast Du das bloß wieder hinbekommen?", dann werde ich Lächeln und Schweigen.
Frank habe ich bereits verloren, jetzt Dich...Traurig, traurig
Hartmanns Matthäuspassion: Ein paar Subventionen zuviel
"Oh Mann, wie langweilig", "Ich kann nicht mehr, das Stück nervt" und "Außer Krawall fällt dem Hartmann auch nichts mehr ein - ist wie Boulevard - Fernsehen" wurde in den Sitzreihen getuschelt. "Drei Stunden hätten auch gereicht", "Leid, Leid und nochmals Leid ist als Message einfach zu dünn" und "Hier haben doch nur die besten Freunde des neuen Ensembles geklatscht" hörte man an der Garderobe. Ich persönlich fand das ganze Spektakel so überflüssig wie einen Kropf. Und nun hat das Centraltheater verständlicherweise auch noch schlechte Presse. Kein Wunder, dass der Hartmann sich hier im Forum auch noch selbstmitleidig Eigenlob zusprechen muss. Wie erbärmlich. Das neue Schauspiel Leipzig fördert bisher nicht die Theaterkultur, sondern alleinig den Gedanken, dass hier eindeutig ein paar Subventionen zu viel fließen.
Hartmanns Matthäuspassion: Mehr Jesus, weniger Hartmann
Hartmann ist da. Das war die große Botschaft dieses Abends, und sie wurde gehört. Man bestellt das Ensemble von Grund auf neu, man nennt sein Theater um, man öffnet den Vorhang mit einem 400-Minuten-Spektakel. Denn alle sollen es verstehen: Hartmann ist da. Ein Neuanfang mit der Brechstange.
So kommt man nicht umhin drei völlig autonome Stücke aneinanderzuklatschen, die in ihrer Qualität derart auseinanderfallen, dass am Ende bloß ein brauner Kloss im Gedächtnis bleibt. Ein schönes Kammerspiel, dann ein peinliches "Intermezzo" (Thomas Lawinky spielt einen langweiligen Knacker im Konflikt mit gar nichts - wen interessiert sowas? - er dreht sich stundenlang im Kreis und röhrt wie ein blöder Hirsch, anstatt das zu tun, worauf er sich versteht, worauf alle Leipziger so dringend warten: Bambule, Randale, Skandale!)
Schön anzuschauen: Henrike von Kuick in Stück 3. So bildschön, sogar nackt, sie könnte Barbie spielen. Doch das süße Blondchen wird zur Mephista, frech, verführend, gefährlich, unberechenbar.
Henrike hat dem Hartmann den Abend gerettet.
Schöne Brüste gab es so zu sehen. Kluge Worte waren kaum zu hören. Hartmann muss aber Sinn und Sinnlichkeit verbinden, nicht gegeneinander ausspielen. Sonst gucken sich die Leute ihren Porno halt im Internet an. Das gibt es nämlich jetzt auch in Leipzig.
Im übrigen soll Hartmann nicht so viel von der Form schwafeln, sondern die Sache selbst anpacken: Sein Hausphilosoph möchte ihm Adorno - und so - erklären.

Mehr Jesus, weniger Hartmann! Für ein subversives Schauspiel! Rote Pralinen statt Knallbonbons.
Hartmanns Matthäuspassion: schon seit 10 Jahren vorbei
wiedermal ein vom bürgermeister jung langsierter, der denkt wenn er alles gegen den strich bügelt ist das schon theater.das was aus den spärlichen informationen zu entnehmen ist, entspricht eigentlich einer mehrzweckhalle.leipzig braucht aber ein schauspielhaus!
blut -und wasserschlachten wie in der matthäuspassion sind doch vor 10 jahren schon vorbeigewesen.
Hartmanns Matthäuspassion: Rumgesaue mit Kohlköpfen
War auch in der Premiere am Donnerstag. In erster Linie aus Neugier und in grosser Erwartung. War gespannt auf das zuvor so viel erwähnte "Neue". Die Vorstellung wurde dann durchaus zu einer Überraschung. Zudem war es das erste Mal, dass ich überhaupt eine Inszenierung von Hartmann sah.
Na ja..... ich habe ehrlich gesagt, kaum etwas verstanden - war irgendwie "abgedreht". Das soll jetzt nicht negativ wertend gemeint sein. Wahrscheinlich war das künstlerisch eine großartige Leistung. Ich kann das leider nicht beurteilen, da ich mich weder im theaterwissenschaftlichen Bereich auskenne noch sonderlich viel von und über Bergman und Ibsen weiß.
Habe mich u.a. gefragt, warum so viel rumgebrüllt werden musste im zweiten Teil?! Und warum die Frauen nackt und auf Highheels rumsprangen habe ich auch nicht verstanden. Und das Rumgesaue mit dem Blut, Wasser und den Kohlköpfen fand ich ein wenig unschön (die armen Bühnenarbeiter die das alles wieder sauber machen müssen...*g*).
Egal, davon abgesehen will ich nichts Schlechtes über ihn sagen. Steht mir auch gar nicht zu. Der hat wohl einiges auf dem Kasten und ist wohl ein Könner den auch noch so etwas wie eine Mission vorantreibt.
Ich hoffe nur, dass die Spielzeit sich nicht zu sehr zu einer Art der persönlichen Selbstverwirklichung Hartmanns und seiner eigenen Sicht der Dinge entwickelt. Und dass es auch mal Stücke gibt, denen eine möglichst grosse Anzahl der Theaterbesucher geistig folgen können.
Hartmanns Matthäuspassion: Luft im Theater brennt
danke dem schönen jüngling für seine tiefen brüste-bemerkungen, immer wieder schön sowas zu lesen.
und danke herrn hartmann und dem ensemble für den berührendsten, aufrührendsten und im besten sinne schockierendsten theaterabend seit knapp 4 jahren. und der erfahrung, in leipzig in einem vollen theater zu sitzen in dem die luft brennt.
prima. wir freuen uns auf mehr!
Hartmanns Matthäuspassion: epigonal
wieder ein castorf-epigone, der imitiert ohne auch nur ansatzweise an die qualität seines vorbildes heranzureichen, ärgerlich!
Hartmanns Matthäuspassion: nicht epigonal, aber ein Erlebnisraum
Keine Ahnung, woher immer wieder dieses Bild kommt, Hartmann sei ein Castorf-Epigone (und Castorf der unverrückbare Stern am Himmel - von welchem Castorf sprechen wir eigentlich).
Das war meine 1. Hartmann-Arbeit, die ich gesehen habe, und in der Tat hat mich der Sound an manchen Stellen an beste Arbeiten in der Volksbühne erinnert. Aber es war für mich so offensichtlich (und auch so inspirierend), dass Hartmann zwar Anleihen nimmt bei Castorf, aber eine ganz eigenständige Handschrift entwickelt hat, die so gar nicht auf Castorf zu reduzieren ist. Und was der Abend geschafft hat, war Theater als eigenständiges Medium wieder ins Zentrum zu rücken - ein Erlebnisraum, den ich so nicht in Film, Fernsehen etc. finde. Dafür mein Respekt.
Hartmanns Matthäuspassion: Rokoko
Hartmann ist ein Spielleiter des Rokokos, alles maßlos, alles pathetisch, aber nie ohne Leidenschaft.
Zwar kennen wir alle den Kalauer, Leidenschaft die Leiden schafft, dennoch ist er bei Hartmanns Passion besten aufgehoben. Wie in guten alten Volksbühnenzeiten muss man manches kleine Päuschen einlegen, vielleicht im Hefte blättern, vielleicht die Formen der Damen betrachten, aber das Erwachen lohnt dann immer wieder. Hartmann gelingen Bilder, jenseits der Sprache, welche für alles entschädigen (können), so man noch dabei ist.
Ein maßloser Auftakt,ein Beben, jetzt ganz langsam steigern. Schwer wird's.
Matthäuspassion: Warum Schauspielerinnen Unterwäsche tragen
Lieber Lautreamont (ich nehme an, männlich nicht weiblich), dann weiß ich jetzt ja endlich, warum bei Castorf, Hartmann etc. die Jungschauspielerinnen gerne in Unterwäsche präsentiert werden: damit der Zuschauer was zum Gucken hat, wenn er sich langweilt. Und ich dachte, diese Art von 'Kostüm' diene zur Befriedigung der (Alt)Männerphantasien von Regisseuren...
Matthäuspassion: Kohlköpfe müssen noch kein Castorf sein
an frau anonyma, sein eigenes unverständnis immer gleich auf die möglichst größte sexuelle verwirrung zu schieben ist ein wenig albern. danke an lautreamant für die kundige kritik, ab und zu hier noch konstruktive sachen zu lesen ist sehr aufmunternd. ansonsten klar, immer pfui, dieses schreien, blut und nackte frauen, aber nur weil kohlköpfe rollen muss es noch kein castorf sein. und wenn die nacktheit auf der bühne so von vorgestern ist, warum empören sich dann immer alle darüber? ich habe das stück gesehen und war überrascht und erfreut, eben kein unsinniges nackigmachen zu sehen. und sehr klare, starke frauenrollen, nicht diese trauerspiel-girlie-mädels, sondern einfach sehr überzeugende schauspielerinnen.
Matthäuspassion: Religion, Wahnsinn, Erneuerung!
Die bürgerliche Kunstrezeption hat schon immer ein doppeltes Spiel gespielt. Einerseits empört man sich über Nacktheit, andererseits holt man sich heimlich vor dem Computer einen runter. Moralische Verlogenheit auch was die Gewaltfrage betrifft. Das Radikale, Grenzüberschreitende auf der Bühne (meiner meistens) wird angeprangert. Zuhause verprügelt man seine Frau. Es ist an der Zeit, diesen spätkapitalistischen Bigotterien zu Leibe zu rücken. Religion! Wahnsinn! Erneuerung! Das centraltheater - näher am Menschen!
Matthäuspassion: Tittytainment und machtimmanente Scheiße
Lieber S.H, für Ihre nackten Ausbeuterphantasien mittels Tittytainment empfehle ich Ihnen einen guten Autor, der diese abgestandene Halbvergewaltigung von jungen Schauspielerinnen im Deckmäntelchen der großen Kunst bereits vor Jahren als machtimmanente Scheiße decouvriert hat: René Pollesch.
Matthäuspassion: ungestört im Theater?
Lieber Sebastian Hartmann,
wie soll denn ungestörtes runterholen im Theater gehen?
Ungestört geht es doch nur vor dem Computer oder anderswo!
Ich finde, das eine hat mit dem anderen überhaupt nix zu tun!
Viel Glueck!
Matthäuspassion: alles blinde Schafe
Ich hatte den Eindruck, dass die Schauspiellerinnen es sogar genossen haben, sich selbst so zu erleben und zu präsentieren und dass sie sich ziemlich bedeutend vorkamen. Wahrscheinlich merken sie gar nicht, auf welche Art und Weise sie sich reduzieren und benutzen lassen.
Eine Vorschreiberin fragte nach der Empörung. Empört bin ich z.B. nicht und gegen Nacktheit habe ich überhaupt nichts. Im Gegenteil - sehen doch sehr attraktiv aus, die jungen Mädels. Meines Erachtens diente diese Form der Darstellung (genauso wie die High Heels) aber eher zum Ausleben individueller Fetische und Vorlieben. Die Schauspielerinnen sind lediglich die blinden Schafe, die das Ganze zum Wohlgefallen des Machers, bzw. der Macher ausführen.
Matthäuspassion: Wille zur Gestaltung
Warum gehen wir ins Theater? Sicher auch um zu staunen, zu leiden, zu lachen und vielleicht ein wenig verändert dieses zu verlassen. All das versucht der ungestüme Hartmann, mit oft tollen, manchmal peinlichen Mitteln. Mich beeindruckt immer wieder der starke Wille zur Gestaltung seiner Phantasien. Er bleibt dabei stur, denn eine Kürzung der Passion wäre sicher für die populäre Rezeption ein Gewinn und die differenziertere Interpretation von Ibsens "Brand" auch für mich wünschenswert. Hartmann aber bleibt konsequent bei seiner manchmal unerträglichen Schreierei, und plötzlich entsteht durch die vorangegangene leise, dunkle Spielweise eine Verwirrung, welche in der Kunst oft der erste Weg zur Erfahrung ist. Ein Anfang!
Matthäuspassion: Billige Nacktheit
Herr Hartmann ist ja längst für seine Frauenfeindlichkeit bekannt, kein Wunder dass er mal wieder seine Schauspielerinnen zu nackten Stöckelschuh- Puppen degradiert. Schon mal was von Laura Mulvey und der Skopophilie gelesen, Mr. Hartmann? Wahrscheinlich nicht. Derart billige Nacktheit wie in der Matthäuspassion allerdings als 'radikal' und 'grenzüberschreitend' zu lobhudeln, ist einfach nur pubertär. Wem künstlerisch nichts einfällt, der verkauft sich halt als 'provokativ'. Zu dumm, dass diese Banalität nun auch noch jedem aufgefallen ist, nicht wahr, Herr Hartmann?
Matthäuspassion: Also, lieber Herr Hartmann
Also lieber Herr Hartmann, fassen wir das von den hier sachdienlich argumentierenden Kritikern Gesagte doch einmal in wohlmeinende Ratschläge zusammen:
Bitte in Zukunft Herrn Lawinky das Schreien verbieten und dem übrigen Ensemble eine gedämpfte Stimme empfehlen, schließlich kann bei übermäßigem Lärm ja keiner richtig schlafen. Die Schauspieler und im besonderen die Schauspielerinnen zukünftig in Trainingsanzügen und Schnürschuhen auftreten lassen, auf Theaterblut und -exkremente bitte verzichten, stattdessen könnten ja, sagen wir, Gänseblümchen gestreut werden. Last not least bitte keine Überlänge, 80 Minuten tun es auch, schließlich gibt's ja samstags noch das Sportstudio zu sehen, oder?
Matthäuspassion: Wo sind denn jetzt die Inhalte?
dieses hyperventilieren wegen eines über vier stunden konsequent durchgehaltenen energielevels erscheint mir ganz schön genügsam - wo sind denn jetzt die angekündigten inhalte (ich meine eben nicht zu aufführung geronnene slogans, sondern geschichten oder wenigstens anderweitig verwertbare informationen) - ich geh nicht ins theater um mich an einer form zu berauschen (es sei denn sie ist wirklich interessant und modern)
das undifferenzierte, grobe spät-achtziger-theater von hartmann ist einfach unnötig
und überhaupt: religion, glauben,"ich hasse die schulmedizin" etc. interessieren mich auf dem theater wie ein kropf - dieses eso-geschwurbel finde ich peinlich
Matthäuspassion: Nur lauwarm
währt ihr doch heiß, oder wenigstens kalt, aber ihr seid nur lauwarm
Matthäuspassion: Verstehe die Beiträge hier nicht
ich habe die inszenierung von hartmann inzwischen 2mal gesehen - so richtig kann ich die beiträge hier nicht verstehen - es ist ein zorn und eine abneigung zu lesen - ob das der hartmann will, weiß ich nicht - aber einige hier scheinen ihn ja zu kennen und hauen mal hinten rum auf die fresse, peinlich
drei klar in ihrer eigenheit strukturierte teile, die in sich, sowohl im zusammenhang inhalt vermitteln
das interessante für mich, diese vermittlung findet auf emotionaler, wie auch auf intellektueller ebene statt - selten. (das intellektuelle vergnügen erklärt sich für mich aus dem wissen um die jeweiligen ausgangsstoffe, aber wer liest denn heut zu tage noch - schade) es ist ein umgang mit form im wissen um ihre wirkung- noch seltener. hier will jemand nicht gefallen und gefällt trotzdem - das produziert neid - klar. habe auch frauen selten so gut spielen sehen.....
Matthäuspassion: Die Volksbühne stibt, das Central lebt
das central lebt
macht eure letzten steuererklärungen
volksbühne stirbt
heute nacht hat jesus den bühnenboden zerschlagen
das publikum schrie aufhören
das publikum schrie weitermachen
wo seid ihr
hardy hard du langweiler
endlich theater
endlich zwischen den zeiten
endlich geschrei
Matthäuspassion: Castorf, König der Herzen
Frank Castorf hat das Theater geprägt, verändert, revolutioniert. Die Volksbühne wird noch in den Köpfen und in den Herzen der Menschen sein, wenn Sebastian Hartmann in ein paar Jahren im Schlund des Vergessens verschwunden ist. Ein Epigone mehr oder weniger.... wen interessiert das schon! "Who the fuck is Sebastian Hartmann"??
Matthäuspassion: Wahnsinn im Centraltheater
Gestern abend im Centraltheater, es war der absolute Wahnsinn! Worte, Farben, Bilder, Stimmen - alles in einer solchen Gewalt und manchmal so überzogen, das es berauschte, weh tat, aufrüttelte!!! So muss Theater sein! Weiter so, Herr Hartmann!
Matthäuspassion: durchaus achtbar
Ich habe wieder einmal feststellen können, dass sich Denkräume gerade dann öffnen, wenn die Reize extrem sind. Manch feinziselierte, ironische, kontextelegante Arbeit ist in ihrer Brillanz nur noch bewundernswert – der Widerstand des Zuschauers verstummt vor ihrer Unangreifbarkeit. Das hat andere Vorteile, die hier nicht zur Debatte stehen. Aber zu Leipzig und der Passion. Insbesondere der dritte Teil: Das bewegt sich einiges im Kopf: Was verbindet Jesus mit Nietzsche, der „mit dem Hammer philosophiert“. Das Paradiesbild: Adam und Eva im geschützten Raum des Wassers. Darin auch die verkapselte Frage nach dem Zivilisationssprung vom Alten zum Neuen Testament. Dann schließlich Judas als christlicher Fundamentalist, der den Erlöser aufmunitioniert, der daraufhin zu den Menschen (seiner Frau) geht und sie für die neue Lehre in Besitz nimmt. (Da muss man natürlich auch nach drei Stunden noch auf die genaue Spielweise zwischen Lüdicke und von Kuick und die Übertragung und Manipulation des Textes von Figur zu Figur achten.) Alles eingebettet in das Zitat der popkulturellen Verwertung der heiligen Schrift zum Beispiel bei Kinski.
Das ist doch durchaus achtbar.
Darüber hinaus macht es simpel Freude, auch alte Leipziger Bekannte wie Berndt Stübner und Barbara Trommer in großen Aufgaben und kraftvoller und präziser Spielweise zu erleben. Und Lüdicke, den ich nach seinem Karl-Marx-Städter Hasselbein bei Castorf viele Jahre nicht gesehen hatte, ist immer noch ein schönes Rätsel.
Hartmann-Start in Leipzig: aufgebläht, unkonkret, esoterisch
Superintendent Hartmann und sein Chef-Denker-und-Händler Bautz (schöner lautmalerischer Nachname übrigens) haben sich als Anfangslogan ihres Leipzigabenteuers bei den Einstürzenden Neubauten das Wortpaar "EndeNeu" geklaut - der Titel des 1996er Neubauten-Albums - eines der weniger guten Alben der Band. Das ist billig und traurig, weil es sich nur an Vergangenem abarbeitet, ohne einen eigenen Gedanken oder Impuls zu entwickeln.
Die einzige tiefere Erkenntnis, die Hausfilosof Paoli bis jetzt gewonnen hat, ist die, dass man sich jetzt in der Provinz befinde (er nennt das "Peripherie") und dass man die (also die Provinz) doch bitte gut behandeln soll. Das ist irgendwie nicht so interessant, wenn man z.B. wie ich oder Millionen andere auch sein ganzes Leben lang in der Provinz verbracht hat.
Die Inteligenzia des Centraltheaters wirkt ein wenig fahrig und schwampfig - alles ist unglaublich Konzept-huberisch aufgebläht, bleibt aber merkwürdig unkonkret und esoterisch. Die Taktik, auf Werbung und sogar Bekanntmachungen zu verzichten, wirkt auf mich nicht charmant, sondern arrogant.
Die besten, ausführlichsten und lesbarsten Texte auf der Centraltheater Website stammen komischerweise vom Ex-Spex-Chef Christoph Gurk, der wunderbar konkret über Musik schreibt, was früher nicht immer der Fall war.
Mir ist schon klar, dass das jetzt eigentlich alles nicht in diesen Thread gehört - aber man kann halt hier keine eigenen Fäden starten.
Nachtkritik ist übrigens super - wollt ich noch sagen.
Matthäuspassion: Nölige Kuschelnerds
@start up: Wohl vom Fach, was, früher da und nun nicht übernommen ans neue Haus? Jetzt sauer und miesepetrig daselbst (das ist: in dieser Stadt)? Was? Wie? Wohl nun selber Provinz, pardon, Peripherie? Und dann mit 'nem grünen Edding "Kommt ausm Knick theatermacher" aufs Plakat bei Mutter Nitzschner pinseln, weil man schlussendlich wieder mal wankend-lallig "wodkamutig" ist, und dann drei Tage später dieser Eintrag hier... Nee, zum Kotzen ist sowas! Und vollkommen unnötig! KEINER stellt 13 Jahre Stadttheater unter Engel in Frage, KEINER! Die Saurier habt IHR, IHR!!! ins Spiel gebracht, keine Sau hätte ohne euch als Stichwortgeber danach gefragt! Das ist die gottverdammte Wahrheit, und nu hört auf mit diesem beschissenen Beleidigttun! Wie maso wollt ihr denn leiden? Bis zur Selbstverstümmelung?
Aber betroffene Hunde bellen. Sehr gern und sehr laut. Und machen sich darob umso dümmlicher. Und was das Schlimme, das Allerschlimmste ist: Leute wie du heulen - ungefragt und kleinlich - die letzten 13 Jahre völlig ungefragt, unbedarft und unzulänglich auf Schrumpelware zusammen. Das ist traurig und bitter, denn die Dekonstruktivisten heißen dann und hier eben nicht Hartmann und Bautz, die Zerstörer dessen sind die nöligen Kuschelnerds, die hier jahrelang die Sessel vollgefurzt haben. Vor-auf-hinter-inmitten der Bühne. Nichts dagegen, aber manchmal MUSS gelüftet werden, das ist wie bei dir und mir zu Hause. Und ob frische Luft immer und überall zum verbesserten Wohnklima beiträgt, wird sich weisen. Hier wie dort. Aber irgendwann müssen die fleckigen Laken mal auf den Müll, ob's dir passt oder nicht!
Auch: ob und wie lange sich das (so wie jetzt hier neu) trägt, wie lange es gut tut - alles Frage der Zeit.
Aber eines ist so sicher wie geil: Leipzig wird endlich wieder öffentlich! Das gab's an diesem Ort so und in der Form noch nie. Und das gilt eben nicht nur für Konzis für lau, das war auch bei den ersten Premieren sicht- und spürbar. Hier passiert endlich mal wieder was, was vorher herbeigesehnt worden ist.
Insofern ist diese fachlich profund geschriebene Kritik deinerseits eindeutig verfrüht. Du willst nach 13 Tagen Centraltheater haben, wofür Engel 13 Jahre gearbeitet hat. Bist du noch bei Trost? Bist du vielleicht doch die beleidigte Kuh, die jetzt nicht mitspielen darf, und die im Vorfeld alles kaputt reden MUSS, um sonstwie klar zu kommen? Was? Wie? Es täte mir leid. Weil so billig wäre denn Theater in dieser Stadt niemals zu haben gewesen. Gott sei Dank. Deine Kritikpunkte sind alles oberflächliche Ankerzüge. Beleidigtsein aufgrund von Plakaten. Ogottogottogott. Dann noch rumwedeln mit Popwissen à la "Neubauten"; wer - (scheint's, außer dir) - braucht(e) diese musikalisch unzulängliche Hundeherde je?
Wie peinlich ist das denn? Herr Lehrer, ich weiß was, im Keller brennt Licht! Ich habe mich belesen, ich weiß was. Ich hab auch mal am Theater.
Lieber start up, du musst nicht mögen, was ist, was kommen wird. Aber du wirst akzeptieren müssen, dass es Menschen gibt, die jetzt ERSTMALS kommen (und öfter, häufiger), weil nämlich früher war's so schnarchig, da ham die sich fürs Wochenende lieber 'ne DVD aus der Videoecke gezogen. Jetzt gehen sie ins Theater, weil 5 Eus niemanden ausschließen, der guten Willens ist. Und die Standing Ovations, die gibt's jetzt immer im Rang, weil unten sitzen Schnarchnasen wie du oder die Presse, oben ist Party! Und das ist so schön, so gut und so wichtig für mich und Leipzig, das redest du mir und uns nicht kaputt! Kannste das mal annehmen? Ja?
Du Pop-Helmi, zum Schluss noch einer (von INXS): "You're part of the solution, part of the problem/ gonna have to dance with ONE..."
Kapiert? Ja? Danke!
Und nu geh deinen Weg und nöle hier nicht rum, wenn du nichts zu sagen hast, außer beleidigt zu tun. Weil das bringt dir am Ende gar nichts. Und wir wären allenfalls gelangweilt. Und wer will das schon.
Matthäuspassion: Party im Rang is' nich' mehr
Lieber Simon -

Danke, daß du auf meinen Post reagiert hast.

Ziemlich viele Unterstellungen, die du da raushaust - teilweise wirkst du recht verwirrt. Hast du seit der Matthäuspassionspremiere Wahrnehmungsstörungen? Dann mußt du vielleicht zum Arzt.
Ansonsten wollte ich dir wirklich nicht zu nahe treten, du scheinst ja ein richtig glühender (und angriffslustiger) Fan zu sein der oben im Rang so volle Kanne Party macht, während sich unten auf der Bühne der Tommy die Seele aus dem Leib brüllt. Tja, den Rang machen sie jetzt schon nicht mehr auf, damits im Parkett voller aussieht. Is ja okay, war schon immer so.
Aber Hartmann hat sich einfach im Vorfeld seiner feindlichen Übernahme sprüchetechnisch so weit aus dem Fenster gelehnt, daß jetzt natürlich auch ein wenig Echo zurückkommt. Den Prozess hast du natürlich nicht mitverfolgen können, weil DU damals in deiner WG oder was auch immer gesessen hast und auf das doofe reaktionäre Stadttheater geschimpft hast. Und dir zu großartig dazu warst die Shows anzuschauen.
Aber: Jetzt wird "Leipzig wieder öffentlich", womit wir wieder beim Thema schwurbelige Seminaristenthesen wären.
Schade übrigens, daß du die Neubauten nicht magst - Artaud hätte die nämlich sicher gut gefunden. (INXS natürlich nicht - obwohl die nicht wirklich schlecht sind).
Den "EndeNeu"-Spruch zu klauen hätten sich die Central-Vordenker in Berlin auf jeden Fall nicht getraut.
Und Party im Rang is - wie gesagt - nich mehr. Aber es läßt sich sicher auch im Parkett gut feiern.
Probiers einfach aus.
Ja und natürlich gehe ich meiner Wege, aber egal wo ich hinkomm Internet ist immer schon da. Und ein öffentliches Forum ist nunmal ein öffentliches Forum, da muß sich die Hartmann-Claque halt dran gewöhnen.
Du kannst ja noch meinen Post zur Publikumsbeschimpfung lesen, dann können wir eventuell weiterdiskutieren, aber nur wenn du mir keine halbgaren Unterstellungen machst.
Hartmann in Leipzig: Erweckungserlebnisse
Lieber act/stand up,
danke auch, dass DU auf meinen Post reagiert hast.
Auch für deinen 1. Absatz; aber du vermutest, dass "Fan" in meinem Pseudonym dieses Forums mit meiner Schreibe von gestern automatisch impliziert, ich sei ein "richtig glühender und angriffslustiger Fan" von eben vornehmlich Hartmann. Das ist nicht so. Ich bin ein glühender und angriffslustiger Fan des Mediums Theater. Will ich auch und unbedingt immer wieder sein! Meine erste besuchte Inszenierung hier in Leipzig im Schauspielhaus hieß übrigens "Die Stunde, da wir nichts voneinander wußten". Das war Engels erste. Damals war ich 18 und hatte die beste Deutschlehrerin, die’s gibt. Die hat dann auch zur LK-Kursfahrt nach Berlin klarmachen können, dass wir Wuttke als Ui am BE im dritten Rang sehen konnten. Noch zu Lebzeiten Müllers. Soviel zu meinen theatralischen Erweckungserlebnissen. Mir geht es nicht darum, das Alte schlecht- und - damit einhergehend - das Neue automatisch gutzureden.
Es ist nur so: Hier passiert etwas, das war noch nie so da. Es ist neu. Es ist zunächst aufregend. Ob es dauerhaft trägt, wissen wir beide jetzt noch nicht. Die FAZ kommt erst gar nicht zur ersten Premiere, vielleicht hat der Stadelmaier die Bazinger als "Ost-Außenhandelstante" nicht walten lassen mögen, egal, denn: darum geht es doch überhaupt nicht!
Insofern ist es auch eine böswillige Unterstellung deinerseits, mir vorzuwerfen, ich hätte von dem ganzen Vorabgeschrei nach der Hartmann-Positionierung deswegen nichts mitbekommen, weil ich in meinem WG-Sumpf mich gesuhlt und aufs Stadttheater geschimpft hätte. Bullshit! Zunächst bin ich kein Student und lebe auch in keiner WG. Ich habe (als gebürtiger Leipziger) allein in den letzten zwei Jahren 42 Theaterabende erlebt. (alle Leipzig; Berlin, Köln und Dresden EXklusive)! Okay, schöne Produktionen wie "Tanzen!" und "Ich bin meine eigene Frau!" und "Drei Mal Leben" habe ich mehrfach besucht. Immerhin.
Du wirst mir mithin nicht vorwerfen dürfen, ich sei der theoretisch verbildete Schnarchsack aus der dritten Reihe, der Professorenslang kolportiert, um parallel am Verschwörungsmythos zu arbeiten, ohne die jeweiligen Produktionen je gesehen zu haben. Zumal ich, s.o., nie vom Fache war und bin. Ich bin einfach seit Jahren der, der zu einer im Schnitt mit 100 € bezuschussten Theaterkarte (Thüringen: 119 €) seinen lächerlichen Bei- bzw. Zutrag von 5-25 € entrichtet.
Aber dass dich das "EndeNeu" so grämt, wundert mich schon. Was wäre denn so neu, sich ein griffiges Zitat aus dem popkulturellen Kontext zu – ja! – greifen? Was, bitteschön, ist daran so mokant, dass du glaubst, dass sich das die Berliner nicht getraut hätten? Wo liegt denn hier der Unterschied zum vorletzten Spielzeitmotto "Ein jeder gibt den Wert sich selbst"? Schiller kann, Neubauten darf nicht? Bitte? Ist doch albern! Und dann musste der Dillenberger immer besonders überartikuliert am Spind stehen und diesen Satz, R-rollend, von sich geben. "Ein jederrr gibt den Werrrt sich selbst!". Damit's der letzte Idiot in Reihe 5 im Rang kapiert. "Aaah, das Spielzeitmotto!"
Ist doch albern, oder? Sei mal ehrlich, soviel Rumwedelei mit dem gelben Reclam-Heft und die (auf die Bühne übertragenen, nachgerade schulischen) Unterstreichungen aus der Großvätergeneration braucht doch heutzutage keine Sau mehr. Und das braucht auch kein Theater mehr. Da reichte dann "Hörbuch". Wie dumm ist das eigentlich?
Wallenstein war immer voll und ausverkooft, Zusatztermine angesetzt, hurra. Seit wann aber, und du sprichst über den Zuschauerschwund unter Hartmann, seit wann bitte schön ist denn DAS ein Kriterium für Qualität gewesen, je? Nur weil's voll ist, muss es nicht gut sein; umgekehrt aber auch: nur weil keiner kommt, sind wir die Verkannten, deren Qualität niemand akzeptiert. (Und nun dreh diese Lesart um, und hast gleich vier Ansichten von einem Theater in Leipzig).
Lass sie jetzt machen, es dauert eben alles. Und sei nicht bitter, Try to be Mensch!
Hartmann in Leipzig: faul, aber nicht mundfaul
hallo simon
deine Offenheit ist super - ich muß natürlich hiermit alles zurücknehemen, was ich über dich gemutmaßt hatte.
Das von dir beklagte Spielzeitmotto "Ein jeder gibt den Wert sich selbst" war ja nun wirklich als Schiller-Zitat erkennbar, gerade dadurch, daß das dazugehörige Stück in derselben Spielzeit aufm Programm stand. Dass es trotzdem nicht besonders glorreich war ist mir auch klar. Zur "Unterstreichung" in der Aufführung kann ich nichts sagen, da ich Wallenstein nicht gesehen habe.
Am Motto der Centraltheatristen finde ich den selbstbespiegelnden Bezug einfach zu billig - das Alte ist vorbei, jetzt kommt das neue - was für eine langweilige Binse. Ich dacht, die wollen jetzt was über Gesellschaft machen, oder über Kapitalismus - oder so. Relevanz sieht jedenfalls anders aus.
Natürlich darf man klauen (soll man sogar) - aber dann halt gut. Wahrscheinlich sind da meine Ansprüche zu hoch.
Der Neubeginn am ehemaligen Schauspiel Leipzig entäuscht auf ganzer Linie, weil durch die Geheimnistuerei in der Vorbereitungszeit eine Erwartungshaltung aufgebaut wurde, die jetzt so tragisch verpufft, daß es einen geradezu verblüfft. Was haben Hartmann und Bautz eigentlich die ganze Zeit gemacht, außer Leute zu engagieren - mittlerweile glaube ich der Jungs waren einfach nur faul. Allerdings nicht mit dem Mund!

Melde dich doch mal bei Mutter Nitzschner - vielleicht kann sie uns zusammenbringen ...
Hartmann in Leipzig: bitte keine Befindlichkeiten!
lieber simon,
vielen dank für diesen kommentar, mein gott, es gibt sie, die sympathischen theatergänger in leipzig! einer mit dem man auch nach vorstellungen gerne ein bier trinken geht, anstatt start/act/nerv up gemäß
"die wollen jetzt was über Gesellschaft machen, oder über Kapitalismus - oder so." übellaunig seine eigene befindlichkeit bespiegeln. ich verstehe den aggressionsgehalt hier nicht wirklich - was will man denn nach 3 (!) wochen theater einem haus ernsthaft vorwerfen? ich lese hier immer nur von faulen, aufgeblähten selbstsüchtigen hartmann-zirkeln und erstaune. und jetzt zitierern sie auch noch! wie eklig! das macht seit dem ende der moderne doch sonst keiner - was wollt ihr denn bitte, startups dieser stadt? geheimnistuerei in der vorbereitungszeit? schweigezeit in der aktiven, einfach mal bitte klappe halten
Hartmann in Leipzig: Karre aus dem Dreck
@m.magdalena
Schön, daß dir das Grundkonzept des Centraltheaters und die ersten zwei Premieren sowie die Wiederaufnahme offensichtlich gefallen haben. Aber bitte verbiete mir doch aufgrund meiner anderen Haltung nicht den Mund. Das ist ein öffentliches Forum und wenn der Webmaster meine Beiträge durchläßt, solltest du das akzeptieren. Findest du Kommunikation nicht schön?

Abgesehen davon wollen natürlich jetzt ALLE etwas über Gesellschaft und Kapitalismus machen - klar spiegelt sich da eine gewisse persönliche Sehnsucht.
Und natürlich hoffe ich, daß Hartmann die Karre bis Weihnachten wenigstens halbwegs aussem Dreck bekommt.
Theater ist hart!!!

Kennst du eigentlich den Unterschied zwischen Zitat und Plagiat?

Ps: Simon ist mir übrigens auch sympatisch.
Hartmann in Leipzig: Pseudo-links-Attitüde
das theater ist mit heiner müller tod.
(...)
diese pseudo-links-attitüde nervt mich schon bei der pds. warum sehe ich kein hochsubventioniertes theater, dass sich bewußt ist, dass kritik mehr ist als geschrei/propaganda/ne assistenz an der volksbühne.
Hartmanns Mattäuspassion: logische Fortsetzung, geiles Theater!
Hartmann hat mit der Matthäuspassion seine letzten Arbeiten in Magdeburg und Wien logisch fortgesetzt - und im positiven Sinne übertroffen. Großartiges, geiles Theater! Weiter so!
Matthäuspassion: Nachtkritik, Foren transparent machen!
ich möchte den machern von nachtkritik.de zum einen herzlich zu ihrer seite gratulieren, andererseits dringend dazu aufrufen, ihre foren transparenter zu machen! schreiberlinge wie "act up" oder diese ganzen verquasten kulturschöffen sind so dermaßen offensichtlich ferngesteuert, dass einen eigentlich nur noch interessiert, welche querulanten aus dem leipziger ex-ddr-kulturmob sich dahinter verbergen. ihre tendenziösen versuche einer meinungsbildung jedenfalls sich nicht interessant genug, um hier in dauerschleife zu erscheinen. sie halten die macher von nachtkritik und die (gerne auch kritischen, aber aufrichtigen) autoren in ihren foren zum narren! weiter nichts. also bitte: wie in jedem seriösen forum (siehe faz.net, spiegelonline.de) sollte jeder, der sich kund zu tun gedenkt, zunächst ordnungsgemäß anmelden, bevor er hier stimmungen streut, die nicht der tatsächlichen situation (in leipzig) entsprechen, sondern dem wunschdenken der möchtegern-brandstifter. nehmt ihnen einfach ihre ohnehin morschen streichölzer!!! der nachtkritik-seite und der allgemeinen qualität wäre dies angemessen.
Matthäuspassion: surreale Dekonstruktion
Habe gestern endlich die Passion im Triptychon sehen können und muss auch den schauspielerisch stärksten ersten Akt nach Bergmann sehr loben. Der Zweite war dann zu viel Lawinki, aber die lyrischen Verse und der Theaterraum wurden amüsant mit Berliner Schnauze und Rotkohl durchbrochen und ich erwartete vom dritten Akt nun surreale DEKONSTRUKTION, wie sie eines David Lynch in "Lost Highways" Hüttenszene würdig ist. Ich bekam sie! Diejenigen, denen die Hammerschläge und Wiederholungen zu ermüdend waren, die gingen. Jedoch blieben die meisten sitzen und schon fühlte ich mich an Auftritte der Einstürzenden Neubauten oder anderer Industrialmusiker zurückerinnert, bei denen Zerstörung zu Sound und das zu Inhalt wird. Daneben noch eine tiefgründige Neuinterpretation des ersten Evangeliums und für mich interessante, neue Einblicke in den Kinski Text! Die Generationsfrage wurde anscheinend für den mutigen, jungen Freigeist getroffen und gegen oft behäbiges Abotheater. Ich werde zukünftig wieder häufiger das "Stadt"-Theater besuchen und hoffe auch weiterhin auf Hartmanns Mut und musikalisch-visuellen Augenschmaus, der aber nicht wie im zu überdrehten "Brandt" den Inhalt aus den Augen verliert.
Eine Bitte an genervte Reinrufer: geht doch einfach, das ist eben Geschmackssache, aber sich überhaupt nicht einlassen wollen und nur kommen, um zu meckern, dass hatten wir ja bei Kinskis Erlösertext in den 70ern auch schon...
Matthäuspassion: nachprüfbare Fakten
die beiträge von act up sind wenigstens gut geschrieben (im gegensatz zu ihrem, lieber act down). brandstiftung geht doch nun wirklich anders - außerdem sind die enthaltenen fakten nachprüfbar und für alle zugänglich. offensichtlich wurde in leipzig viel geschirr zerschlagen. im gegensatz zu ihnen finde ich act ups auslassungen interessant und unterhaltsam - könnte mir vorstellen, daß es auch anderen so geht.
wenn sie wissen wie die derzeitige leipziger schauspielsituation aussieht, dann schreiben sie doch DARÜBER. slogans wie "nehmt ihnen einfach ihre morschen streichhölzer!!!" wirken so hilflos.
leute, die das centraltheater offensichtlich nicht so gut finden wie sie (und das auch noch begründen) als "querulanten aus dem leipziger ex-ddr-kulturmob" zu bezeichnen zeugt auch nicht gerade von sachlichkeit und respekt. und die aktuellen besucherzahlen in leipzig scheinen ja nun wirklich nicht so berauschend zu sein.
Matthäuspassion und Schockstrategie: toller Erfolg
Ich habe bislang die "Schockstrategie" und "Publikumsbeschimpfung" gesehen. Bei der ersten von beiden finde ich den Titel etwas unglücklich gewählt, weil er, genau im Sinne der Verächter von Hartmann & Co´s Theater, suggeriert, dass an diesem Abend draufgehauen und geschlachtet wird. Dabei ist das Stück von Jorinde Dröse ein sehr flottes und in sich kritisches Stück mit teilweise fast schon zu leisen Tönen. Insgesamt aber ein grossartiger Abend und ein toller Erfolg für das Theater Leipzig. Bin sehr gespannt auf das Leipziger "Ost-Debüt" vom jungen Altmeister Jürgen Kruse! Die Premiere ist offenbar schon ausverkauft, aber das sei dem Haus gegönnt. Ich freue mich auf die Zweite. - - - Und je mehr "Reinrufer" und "Störenfriede", die nach nicht mal vier Wochen schon wieder den Untergang des Abendlandes verkünden, umso grösser der Erfolg eines neuen Hauses. Bliebe alles beim Alten, gäbe es nicht nur genauso viele Kritiker - es wären sogar dieselben, die jetzt winseln, dass sie "ihr" Theater nicht wiedererkennen und mit Fingern darauf zeigen, dass nicht jede Vorstellung rappelvoll ist (was sie früher natürlich war, stimmts, liebe aufrichtige Schreikinder...?). Ansonsten finde ich den Beitrag von "act down" sehr bedenkenswert, auch wenn er hier selbst unter Pseudonym kommentiert hat! MfG, Roland B./Berlin
Matthäuspassion: Verschwörungstheoretiker, nennt Fakten!
Also mir schwillt bei diesem unsäglichen Geplapper wirklich der Kamm! Mein lieber "kein leipziger", wenn sie oder "act up" Zitat: "nachprüfbare" Fakten zum Anlaß für ihre Vorurteile nehmen, dann sollten sie diese Fakten vielleicht auch mal nennen! Nachtigall, ick hör dir trapsen... Die "Leipziger Volkszeitung" und "Die Welt" haben in der vorvergangenen Woche übereinstimmend von einer Auslastungszahl von knapp 60% geschrieben --- und das nach nicht einmal vier Wochen, mit einem im Aufbau befindlichen Repertoire. Ich erinnere mich an frühere Premieren in Leipzig (!), in die sich 90 oder hundert Zuschauer verloren. Hätten sie nicht im Sinn, hier vorsätzlich Lunten zu legen, dann würden sie selbst erst einmal Geduld, sprich Verstand walten lassen! Sie sollten sich vielleicht doch besser in den diversen Foren der Verschwörungstheoretiker tummeln, die ja auch massenhaft "nachprüfbare" Fakten zu den wahren Mördern Kennedys oder den Urhebern des 11. Septembers haben --- sie aber leider nie nennen. Aber auf diese Art und Weise kriegen sie auch ein ereignisloses Wochenende rum, stimmts... MunfreundlichenG, Roland B./Berlin
Matthäuspassion: Das Messen am Vorigen
@roland B.
also, mein Lieber, Premieren mit 90 oder 1oo Leuten haben nun in den vergangenen Jahren lediglich in der ehemaligen Neuen Szene stattgefunden. Und da paßten nun mal nicht mehr rein. Im ehemaligen Schauspielhaus ist das nie passiert, auch wenn Sie und Herr Hartmann es gern so hätten.
Was soll überhaupt immer diese Aufrechnung? Hartmann macht das in seinen Interviews auch dauernd. Wieso immer das Messen am vorigen? Das scheint ja gradezu eine Obsession zu sein. Macht doch einfach Euer Ding und seht zu, daß die Hütte voll ist. Nebenbei bemerkt: ich finde diese gegenseitigen Haßtiraden unerträglich. Wie schon mal gesagt. Aber es hört ja nicht auf....
Matthäuspassion: Hartmanns Rechtfertigungsdruck
Bezüglich Auslastungsdebatte:
Hartmann MUSS jetzt natürlich immer und überall die einzelnen Sitzplätze à poil auflisten, sein Rechtfertigungsdruck bezüglich der Zuschauerzahlen ist alles andere als menschenmöglich, und wäre es für jeden anderen. Zumal nur knapp sechs Wochen nach der ersten Premiere am Hause!
Die Stadt aber will halt offensichtlich "schnelle Erfolge" sehen, denn sie hat nicht zuletzt die hiesige, "konservative" Presse im Nacken, deren Vertreter nicht ganz ungern beim Bier mit den Polit-Strizzis aus der dritten Reihe einvernehmlich die Existenzberechtigung von Oper und Theater in der jetzigen, gültigen Form in Frage stellen. Und so reden und so schreiben sie dann auch, es ist - mit Verlaub - zum Kotzen!
Das andere sind die act/stand/nerv/klugscheiss ups and downs dieses Forums, die alles von einer anderen Seite anheizen, weil sie früher am Hause waren und jetzt verbittert sind, weil der Hartmann sie nicht übernommen hat. Und jetzt machen sie ihrem Unmut darüber hier Luft (dagegen sei nichts!), aber sie sollten langsam kapieren, und diese Lesart ihrer Äußerungen endlich mitdenken, dass sie damit eben AUCH!!! das (zukünftige?) Krematorium für die Existenz der Ganzheits-Institutionen wie Oper und Theater langsam aber gewaltig befeuern! Auch wenn sie nur zum Teil gegen die heutigen Zustände sind. Gegen "Ende.Neu.", bspw.
Aber diese persönlichen Befindlichkeiten MÜSSEN raus aus dieser Diskussion, wenn sie sinnstiftend sein will!
Lieber act/stand/nerv up, du zündelst im Rahmen deiner Äußerungen in diesem Forum gerade seit drei Wochen massiv an DEINER eigenen, künftigen Bühne! Wo willst'n du noch spielen, wenn's das Regietheater in DER Form hier nicht mehr gibt? Du weißt, dass du an dem Ast sägst, auf dem du ... usw ? Ja? Das weißt du, das ist dir bewusst? Echt? Dann ist ja gut! Wollte nur noch mal nachfragen...
Und wenn du dann weiterhin so weit das Maul aufreißen magst, ... gerne!

Dann bin ich aber raus!
Dann nichts für ungut!
Dann "Ende.Alt", von mir aus. Auch ohne dich!

Würdest du das wollen?
Matthäuspassion: Lob der Schauspieler
Neben all dem Lob und der Kritik an Intendanz und Regie müssen aber auch mal die Schauspieler kommentiert werden: Der rätselhafte Peter René Lüdicke war am Samstag das Glanzlicht des Abends. Am berührendsten von allen: Emma Rönnebeck. Und Lawinky grinst beim Schlussapplaus frech die vereinzelten "War nicht gut!"-Rufe weg. ;-)
Auf keinen Fall vergessen darf man in dieser Aufzählung aber Henrike von Kuick - sie hat die schönste Stimme der Welt.
Matthäuspassion: Forum für Stimmungsmache missbraucht
Aha, aha, "act up" heißt jetzt "Iphigenie"! Also zum einen lege ich keinen Wert darauf, von Lunte legenden Hetzern in diesem Forum auch noch mit "mein Lieber" angesprochen zu werden. Wert lege ich zum anderen allerdings auf die Tatsache, dass ich dem Haus lediglich als Neu-Zuschauer verbunden bin und den Start, ja, als sehr gut gelungen empfunden habe. Ich will mich hier nicht selbst profilieren, aber ich will mit Vehemenz darauf hinweisen, dass dieses Forum gezielt zur Stimmungmache missbraucht wird, und zwar in Form von falschen Behauptungen, die hier so wahllos wie gezielt gestreut werden. Und "Iphigenie" kennt sich sogar in der Nebenspielstätte auf den Sitzplatz genau aus, hört, hört! Wir haben es hier offensichtlich mit einem derart intimen Kenner des (alten) Hauses zu tun, der fahrlässig rufmordet, während er von einer anderen Bühne des Landes schon wieder fleißig das Gute, das Edle, das Schöne rezitiert. Erkennungsmerkmal bei beiden Auftritten: fauliger Atem.
Matthäuspassion: groteske Unterstellungen
die bestuhlung der SKALA (oder der "neuen szene") war und ist nun wahrlich kein geheimnis, die gab's damlas sogar dick und fett der homepage zu entnehmen bzw. sind wir menschen (zumindest doch wohl einige) auch zur not noch des groben schätzens fähig.
es ist unglaublich, wer hier wem was unterstellt, langsam (nein: schon lange) wird's grotesk, traurig und elendig hilflos.
Matthäuspassion: ziemlich unsexy
anscheinend sind in dem forum wirklich mehr mitarbeiter des theaters leipzig als zuschauer im central. matthäuspassion war jedenfalls schlecht besucht. der abend war ziemlich peinlich und provinzielles stadttheater, daß auf dicke hose macht. eine mischung aus alt 68er brüll theater und esoterischem gewaber. ziemlich unsexy.
Matthäuspassion: Was ist Stadttheater?
Liebe Sandy!

Was ist Stadttheater?
Matthäuspassion: Vorstellung gut besucht
Liebe Sandy,

die letzte Vorstellung der Matthäuspassion war für Leipziger Theaterverhältnisse gut besucht, das Parkett größtenteils belegt. So war es leider in den letzten Jahren nicht so oft. Peinlich ist vielleicht deine pauschale Verurteilung.
Leipzig: Schreibt ausführlicher und guckt euch um!
@sandy

kannst du vielleicht etwas ausführlicher schreiben - das ist hier nämlich kein stimmzettel, auf dem einfach "gut" oder "schlecht" ankreuzt - es muß ja kein besinnungsaufsatz werden, aber etwas mehr information wäre schon gut

@agnes

könntest du deine beiträge vor dem absenden nochmal durchlesen - ich verstehe deinen nämlich nicht so richtig (wer meinst du unterstellt wem, das er die bestuhlung in der neuen szene nicht einschätzen kann?)

@ leipziger

hast du dich mal umgedreht im leipziger parkett und in den rang hochgeschaut? nein? wäre aber gut gewesen, dann hättest du sehen können, dass er geschlossen ist - das war in den letzten jahren nicht oft so, hat aber natürlich viele vorteile:
1. man spart schließpersonal
2. es sind platzausnutzungsquoten von bis zu 60% zu erreichen, wenn man die sitzplatzanzahl des ranges von der gesamtkapazität des großen saales abzieht - wenn man also definiert, daß das leipziger haus mit ca. 450 zuschauern zu 100% gefüllt ist.

@ roland b.

fass !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Matthäuspassion: ein Produkt des Aufbau Ost
ausser tam tam kommt wohl nicht mehr viel. der aufbau ost reproduziert, was in berlin seit 10 jahren als zumindest ästhetisch gescheitert gilt.
ich wünsche dem zukünftigen intendanten dass hartmann diesem haus nicht seine unabhängigkeit nimmt.
hat eigentlich jemand der neuen leitung gesagt, dass sie ein stadttheater übernimmt und keine aussenstelle des prater?
Matthäuspassion: Kein Garant für Theaterzugehörigkeit
@kein leipziger: klar könnte ich das, das würde an deren semantischer richtigkeit aber auch nichts ändern. der buchstabendreher war natürlich ein faux pas.
aussage war bzw. ist: nur weil jemand (namentlich Iphigenie) über die bestuhlung der nebenspielstätte informiert ist, ist das noch längst kein garant für seine/ihre theaterzugehörigkeit. das sind informationen von solch leidlicher spannungs- und belanglosigkeit; das sind informationen, die sich nun wirklich jeder, der einigermaßen lesen oder schätzen kann, selbst beschaffen kann.
diese gegenseitige bluthetze hier ist doch zum lachen.
Wo schreibt Simon sonst?
simon. wie du schreibst - les ich mit vergnügen.geht das sonst noch, irgendwo?
Simon: Schreibe nur hier
Liebe(r) "leipzigistsotollBLUBB-BLUBB",
unter dem Namen Simon, der mein eigentlich erster Vorname lt. Personalausweis, aber eben nicht Rufname ist, schreibe ich nur HIER, immer wieder mal gern, aber bestimmt nicht inflationär. Da sei der Inhalt der Einträge vor, nicht deren Form!
Wenn ich mich aufregen muss über bisherige Posts (von Kritikern oder ForumsbenutzerInnen) bspw.
Wenn ich das Gefühl habe, jemand redet am Ges(ch)ehenen vorbei, tut sich hervor, pranzt mit Insiderinformationen etc. pp. Dann will ich was sagen dürfen, und hier habe ich die Möglichkeit, hier wird sie mir dankbarerweise eingeräumt.
Wo ich sonst noch schreibe/ geschrieben habe gehört eben genau deswegen nicht hierher!
Sei einfach wachsam, ich komme dir schon noch irgendwo unter.
Und Dankeschön für Köpfchenkraulen!
Matthäuspassion: Pianist und Schauspieler toll!
Also ich fand ja gestern den auch schauspielenden Pianisten toll, und mindestens genauso eine ganze Reihe der Darsteller!
Warum diskutiert man über diese hier so wenig?
Macht nur der Regisseur Theater?
Hartmann Feature bei Foyer
Für alle, die sich immer gerne über ihn aufregen; für die, die ihn gern mögen - und für die, die mehr über ihn erfahren möchten: heute Abend wird ein Bericht über Sebastian Hartmann im "Foyer" (3sat) ausgestrahlt.
Matthäuspassion: 3sat nicht kompetent
@ sören

spricht nicht gerade für die theaterkompetenz von 3sat, daß sie auf diesen scharlatan reinfallen.

geht eigentlich in leipzig überhaupt noch jemand ins theater?
Hartmanns Matthäuspassion: Stimmung nach 8 Wochen
Wo kommt um Gottes Willen diese Gehässigkeit her, Act up? Werden Sie doch erst einmal bekannt mit Hartmanns Arbeiten. Man kann doch nun wirklich nicht nach gerade mal 8 Wochen hier solch eine Stimmung machen.
Hartmanns Matthäuspassion: Mit der Hetze aufhören
Ich war zuletzt mehrfach im Theater und es war mindestens genauso besucht, wie in den Jahren zuvor. Nur das Publikum ist jetzt ein anderes.

@ act up
Es wäre schön, wenn die Hetze aufhören würde.
Hartmanna Matthäuspasion: Ratlosigkeit bei Beitrag 65
Ich habe vor kurzem eine Theaterarbeit gesehen, in Leipzig... wohlgemerkt, die unter anderem darin mündete, dass die Hauptfigur, ein alter Mann, der Bürger Hermann Hesse, auf der Bühne herzhaft ausgelacht wurde. Das war irritierend, irgendwie - aber schlicht auch reinigend. Nun... kann man Hesse unter Umständen mögen, ist also gewillt, das Lachen zu bedenken, zu interpretieren.
Beitrag 65 gegenüber bleibt nur Ratlosigkeit.
Hartmanns Matthäuspassion: Porträt spricht für 3sat
Ich finde, es spricht FÜR den Sender 3sat, dass er gerade polarisierende Themen/Menschen zeigt. 2009 soll ja sogar eine Hartmann-Inszenierung übertragen werden.
(Vielleicht, weil so auch die Leute gucken können, die ins volle Theater nicht mehr reinpassen.)
Seriösität dieses Forums
Ich empfehle vor allem den "Don Juan" von Jürgen Kruse. Großes Theater, weil es Theater komplett runterrockt! - Was Äußerungen wie die von jenem "act up" betrifft, stehen sie für das grundsätzliche Problem dieser Foren. Jeder kann jeden diffamieren, weil es keinen Log-in-Bereich gibt, sondern man unter jedem Namen hier eintragen kann. Total kontraproduktiv, weil damit der Stimmmungsmache Tür und Tor offen steht, ohne daß ein Name dahintersteht. "act up" ist entweder eine verflossene und gekränkte Liebe von Hartmann oder ein/e Schauspieler/in, die es bei ihm nicht weit geschafft hat. Fest steht, liebe Redaktion, daß Sie die Handhabung dieses Forums zum Vorteil der eigenen Seriösität übersenken müssen. Andernfalls setzen Sie sich irgendwann dem Vorwurf aus, gerade dadurch auf Ihre Seite zu locken, daß hier Diffamierungen, Beleidigungen, Schönschreibungen und Selbstbeschreibungen in jeder Weise möglich ist. R. Großenheinrich
Hartmanns Matthäuspassion: Hesse lesen!
Hut ab!

ICH habe vor langer Zeit in einem dicken, alten Märchenbuch eine Geschichte gelesen, in der am Ende die Hauptfigur, ein Kaiser mit einem Fimmel für kostbare Oberbekleidung, von irgendeinem dahergelaufenen Rotzbalg bösartigst ausgelacht wurde, weil trotz der großartigen Ankündigungen des Hofes die neue Garderobe des Kaisers nichts anderes war als eine gigantische, viel zu teuer bezahlte Luftnummer.

Das war natürlich für alle Anwesenden sehr irritierend aber zuguterletzt AUCH irgendwie reinigend ...

(H. Hesse kam in dieser Story leider nicht vor, aber als ausgewiesener Großesoteriker paßt der natürlich hervoragend zu unserem frischgebackenen 3sat-Sebi.)

@ leipziger:

Wenn sie Harmonie wollen, dann lesen Sie doch einfach Hermann Hesse.
Hartmanns Matthäuspassion: gekränkte Liebe
Mir gefällt die Vorstellung sehr, dass "act up !" eine gekränkte Liebe von Herrn Hartmann ist. *lol*
Boykottiert Nachtkritik!
finde die einschätzung von herrn großheinrich sehr richtig. nur leider reagiert bei der nachtkritik keiner darauf, wie der nächste wortschwall von herrn r., genannt "act up", zeigt. warum, liebe nachtkritik-leute, stellt ihr posts wie nr. 71 online? die haben nicht einmal mehr ansatzweise mit einer irgendwie gearteten theaterdiskussion zu tun. ich werde mich hiermit von ihren seiten verabschieden und rufe zum BOYKOTT von nachtkritik auf, solange hier jeder vollspacken mit `ner delle in der bimmel resthirnonanie betreiben kann. was das soll, versteht kein mensch, zumindest keiner, der über theater diskutieren will.
Matthäuspassion: Identitätenraten
Hallo Marshall M. (= Eminem?), es scheint, Du kennst die Identität des Querulanten "Act up". Wer ist denn "Herr R."?
Vorzüge des offenen, anonymen Forums
@ Ralf Großenheinrich; @ Marshall M., auch ich mag ernsthafte Diskussionen. Und die gibt es ja hier auch in (sicher ausbaufähigen) Ansätzen (Lux-Rede, Goerden-Debatten). Aber hat dieses offene, anonyme Forum nicht auch seine Vorzüge? Das Intendanten-Dramolett (zur Peymann-Nachricht) gehört doch zum Witzigsten und Espritvollsten, das man seit langem über den Theaterbetrieb lesen konnte. Und überhaupt dieser "Sebastian Hartmann"-Avatar: eine wirkliche Entdeckung. "They said this day would never come" - und doch zeigt sich jetzt, dass auch das Web 2.0 jenseits der stets peinlichen Flamings echte Perlen besitzt.
Kommentare: Identität offenlegen, wenigstens der Redaktion
@ Forumsfalter: ihre/deine meinung zum forum in seiner jetzigen form ist sicher nachvollziehbar und diskutabel. sie offenbart aber auch das ganze problem, von dem ich (und auch andere) hier bereits geschrieben haben: womit ist sichergestellt, dass der "avatar", den sie/du hier zu höherem berufen siehst, nicht eben du selbst bist? wäre es nicht gerade im interesse seiner sicher steilen autorenkarriere bis hin nach klagenfurt (titel: lieber schizophren als janz alleen), wenn zumindest der redaktion seine kontaktdaten - sprich: sein richtiger name - vorläge. jeder, der hier schreibt, egal ob gut oder böse, soll dies tun. aber immer eigenverantwortlich und auch verantwortlich gegenüber denen, die hier mitunter tendenziös, willentlich und feige diffamiert werden, ob sie nun goerden, castorf, hartmann, kriegenburg, schlingensief oder sonstwie heißen.
Kommentare: rein ästhetisch wahrnehmen
@ Marshall M.: Ich teile Ihre Bedenken, und kann einstweilen nur wenige Vorschläge zur Güte machen. Dass es für die Gültigkeit einer Aussage, einen Index braucht, also neben Ort und Zeit auch eine Autorstelle, ist klar. In diesem Sinne ist das Forum auf Nachtkritik, so wie es jetzt aussieht, nicht wahrheitsfähig. (Und entsprechend unseriös ist es, wenn man - wie in Berlin geschehen - Forumskommentare als ernst zu nehmende Diskussionsbeiträge behandelt und sie dann Nachtkritik unterschiebt, als stecke in Aussagen wie "Ulli Matthes weint so schön" die Redaktionsmeinung!)
Wenn man dem Forum etwas abgewinnen kann, dann vielleicht zweierlei: 1) Es gilt der Eindruck der großen Zahlen. Wie viel Aktivität produziert zum Beispiel ein Regisseur im Forum etc.? (Wohlgemerkt: nicht WAS besagt das inhaltlich; Pro-Stimmen z.B. werden in vielen Fällen ja anscheinend von den örtlichen Dramaturgien und Pressestellen lanciert.) Der Einzelfall gilt nichts, so lange die Verantwortlichkeit verschleiert ist. Aber die Masse ist interessant; deshalb funktionieren auf Nachtkritik ja auch Umfagen wie "Wer fehlt beim Theatertreffen?" (Bösch) so gut.
2) Man kann das Forum rein ästhetisch wahrnehmen, und dann stößt man eben auf Wortgewaltiges und Verspieltes etc. Und ich fürchte, diese Kunststücke würden nicht produziert, wenn der Avatar wieder an seine bürgerliche Rolle rückgebunden wäre. (Ich glaube übrigens, dass jemand wie "Sebastian Hartmann" aus dem Umfeld des Künstlers selbst stammt und entsprechend schnell verstummen würden, wenn wir wüssten, wer es ist.) Deshalb habe ich geschrieben: Der Stellenwert dieses Forums muss klar werden. Für mich ist es ein primär ästhetischer und, leider, kein inhaltlicher, diskursfähiger Raum.
Ich wäre im übrigen sehr interessiert, welche Hoffnungen sich von Seiten der Redaktion mit diesem Forum verbinden. Nicht zuletzt müssen die Redakteure und ihre Autoren hier ja auch regelmäßig so einiges einstecken. Da möchte man schon wissen, wieso sie sich das antun. Vielleicht genau deshalb, weil gelegentlich ein "Intendanten-Dramolett" dabei abfallen kann?
Matthäuspassion: aus der Kneipe schnell zu nachtkritik
Entschuldigen Sie bitte, lieber Forumsfalter, aber der Marshall M. hätte da wohl ganz recht: wenn nämlich der "Herr R." aka act up in Kneipen vorab tönt, er müsse "jetzt mal eben noch bei nachtkritik was posten": spätestens und genau dann wird's albern für die hiesigen, die Leipziger.
Monsieur ist dem Hause (Leipzig, das ist) wohl bekannt, offensichtlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sein wahrer Name in diesem Forum erscheint. "R" als Beginn des Nachnamens ist zumindest schonmal nicht falsch. Aber mit dem Buchstaben gibt's einige, insofern ist das hinreichend anonym.
Wünschen wir MR "X" doch demnächst ein bisschen Frieden, nicht zuletzt im Umgang mit zweifelhaften Substanzen und seiner Vergangenheit!
Matthäuspassion: Leipzig, freue dich!
Als Durchreisender, was ich in der Vorstellung gestern abend gesehen habe:
Spannendes Theater, intelligentes Theater. Theater, das packt und spekuliert. Theater, das sinnlich ist.
Alle Möglichkeiten ausschöpft. Einen Thomas Lawinky der auf anstrengende Art Spass am Theater macht.
Überhaupt euer Theater. Ein Theater, das um (s)ein Publikum kämpft, das um seinen Platz in eurer Stadt kämpft!
Hey Leipzig, Du solltest dich über dein neues Haus einfach mal freuen - und dir das nicht kaputt schreiben lassen.

Matthäuspassion: destruktive Arroganz
Danke, Wolfgang, für deinen Beitrag. Durchreisende wie Du, sahen wir die Aufführung am vergangenen Samstag, waren beeindruckt. Das Interesse geweckt, lesen wir die obigen Beiträge erstmals heute (25.02.09) und ... stören uns an so viel destruktiver Arroganz. Hey Leipzig ...
Matthäuspassion: Vertreibung des Theaters aus dem Theater?
Traurig, dass das Centraltheater seine Aufführung von "Matthäuspassion" im März kurzfristig zugunsten eines Konzerts absetzt. Ist das die neue Art der Spielplangestaltung: Vertreibung des Theaters aus dem Theater? Damit die Quote stimmt?
Matthäuspassion: eine Frage der Auslastung
Wenn halt keiner zur Matthäuspassion kommt... ?!
Matthäuspassion: Schlaflose Dünnbrettbohrer
O, meines Wissens ist die nach mir benannte Matthäuspassion sehr wohl gut besucht! Ich bin für das Haus, sowieso froh, dass die Provinzmafiosis in der Stadt ihre Dauerheuchelei über angeblich schlechte Zuschauerzahlen langsam aber sicher einstellen. Angesicht der Vorstellungen und Konzerte, die ich bislang gesehen habe, wäre es langsam aber sicher auch peinlich geworden. Ich glaube, der Ausfall der Matthäuspassion hat eher was mit dem Hype zu tun, der gerade um Soap and Skin gemacht wird. Da müssen sich die Heuchler in der Stadt jetzt dann aber auch mal entscheiden: Wollen die kritisieren, dass angeblich wenige ins Theater gehen? Oder wollen sie kritisieren, dass eine angeblich schlecht besuchte Vorstellung für ein mit Sicherheit rappelvolles Konzert verschoben wird? Da haben jetzt einige Dünnbrettbohrer und Dauernörgler sich mal eine schlaflose Nacht. Die sei ihnen herzlich gegönnt!
Matthäuspassion: Hinweis von oben
Hat was mit Auslastung und noch anderen Gründen zu tun. Das Stück kommt übrigens zu gegebener Zeit zurück.
Matthäuspassion: Nachfrage von unten
Was sind denn die "anderen Gründe"? Und wann kommt die "Matthäuspassion" zurück? Im April, so scheint es, nicht.
Matthäuspassion: Schwanger
Eine Schauspielerin, die im ersten und zweiten Teil spielt, ist schwanger. Vielleicht ist das der andere Grund.
Matthäuspassion: tragisch spärlich besetzt
Andere Gründe = andere Umstände, möglicherweise? Denn Frau Wege erwartet den nächsten Nachwuchs.
Nichtsdestotrotz ist die Inszenierung tatsächlich nicht gut besucht, da beißt die Maus (auch wenn sie Loddar heißt) keinen Faden ab. Was schade ist - ich selber war dreimal drin, fand sie von mal zu mal besser und fand die spärlich besetzten Stuhlreihen tragisch.
Matthäuspassion: der gesunde Menschenverstand
Aber Leute, Leute, lieber Herr Halbwisser, jetzt seid doch mal ehrlich und denkt an folgendes: Die nach mir benannte Passion in Leipzig ist die erste und deshalb "älteste" Inszenierung in der neuen Intendanzzeit. Die läuft, zumindest ungefähr, inzwischen zum 20. oder 25. Mal. In welchem Stadttheater ist denn diese Vorstellung noch voll? Oder auch nur gut gefüllt? Ich will mich hier ja nicht zum Propagandisten machen, aber zuerst einmal denke ich, dass eine Inszenierung nicht zu schlecht sein kann, wenn sie so oft ins Programm nehmen kann, und dann ist es doch logisch, dass das Publikum, das sich eine solche, ja wirklich nicht einfache Inszenierung über 4 Stunden gibt, irgendwann abgegrast ist. Das versteht sich doch von selbst. Es kann doch wohl nicht sein, dass irgendwelche Biedermenschen, die gerne mal Brandstifter sein wollen, sich angesichts so einer Inszenierung auf nichts anderes beziehen können als auf die schlechte Besucherzahl in Vorstellung 17, 18 oder 2020! Ich meine, sie können es ja gerne mit heiligem Ernst tun, den Untergang ihres Leipziger Abendlandes beschwören usw. Aber muss man sie dabei ernst nehmen? Ich war vorgestern Abend in der x-ten Vorstellung von "Benjamin Button" im Kino. Im Saal: 4 Leute. Ist also der Film so schlecht? Oder hat er nicht einfach sein Publikum in Leipzig gehabt. Und wenn dem so ist. spricht das dann nicht eher für als gegen den Film, dass man ihn immer noch zeigt, obwohl der Saal irgendwann nur noch spärlich besetzt ist. An diesem Gerede über Besucherzahlen stimmt doch was nicht. Da fehlt was: der gesunde Menschenverstand.
Matthäuspassion: Ein Hauptdarsteller hat sich verletzt
Nach meinem Kenntnisstand hat sich ein Hauptdarsteller verletzt und muss operiert werden.
Matthäuspassion ... ist nicht Loddar-Matthäuspassion
So weit ich mich erinnere, wurde die Version von Alan Platel... hier auf Nachtkritik als "Lothar-Matthäuspassion" bezeichnet. Fand ich sehr plausibel, wurde ja dann in Leipzig auch stürmisch gefeiert. Höchst wahrscheinlich aus Trotz. Denn so wie ich die Leipziger kenne, wollen die politisch korrekte (Pseudo)Harmonie - und kein Theater im Theater.
In diesem Sinne, Loddar... hat Hartmanns Arbeit deinen Namen nicht verdient.
Matthäuspassion: Hermetik in Leipzig
Was um alles in der Welt hat Platels "Pietié" mit Lothar Matthäus zu tun. Leipzig scheint da in einen zunehmend hermetischen Diskurs zu geraten. Kann uns hier draußen mal jemand aufklären?
Matthäuspassion / Pitié: Leipziger Vergleich
Dank für die Suchfunktion:
Unterhalb der Nachtkritik-Besprechung von "pietié" war damals zu lesen: "Formloses Aneinanderreihen mittelmäßiger Einfälle, Kitsch und Kunstgewerbe" bemängelt dagegen Stefan Keim in der Tageszeitung Die Welt (4.9.) an Alain Platels Bach-Abend, den er eher als "Lothar-Matthäus-Passion" empfand.

Den (doch immerhin möglichen) Vergleich zur örtlichen "Passion" machten die Leipziger bei Platels "euro-scene" Gastspiel... sie quiekten und trampelten, als wollten sie im Stile einer Montagsdemonstration "ihr Theater" wiederhaben, in das sie seit 1990 zunehmend kaum noch gekommen waren.
Matthäuspassion / Pitié: Und das Ergebnis des Vergleichs?
Danke für die Suche per Suchfunktion. Da hatte Stefan Keim wohl nicht seinen besten Tag. Denn dass "Pitié" überaus sportif war, kann man doch nun nicht behaupten.

Aber entschuldigen Sie die nochmalige Nachfrage: Wie fiel der Vergleich nun aus? Waren die Leipziger von Platel ehrlich begeistert, oder war es, wie Sie meinen, Trotz und ein Zeichen gegen Hartmann? Und welche Gründe haben Sie für letztere Annahme?
Matthäuspassion / Pitié: Platel-Begeisterung gegen Hartmann
Er hatte wohl einen sehr guten Tag. Aber darüber werden wir hier nicht einig. Ist ja auch nicht das Thema.

Zu Ihrer Frage. Die Leipziger Theater-Gänger sind nach meiner Beobachtung vor allem event-Theater-Gänger; man ist insbesondere Platel in Liebe zugetan, bevorzugt EHER das Bekannte, klar Nachvollziehbare. Sobald etwas etwas "fremder" daherkommt, etwas Beunruhigung verbreitet... wird aus Akklamation schnell Liebesentzug.
Bei meinem euro-scene Besuch war ich umgeben von scheinbar eher ermüdeten, unter- und/oder überfordert wirkenden Zuschauern, die nach dem Schlussgong los schrien, als gelte es das Haus (zurück) zu erobern. Ich gehe nicht soo oft ins Theater - und war wirklich überrascht von dieser Huldigung. Zu ehrlicher Begeisterung kann ich demnach nichts sagen, mir erschien die Begeisterung (wie sie vorformulieren) "ein Zeichen gegen Hartmann" zu sein.
Matthäuspassion / Pitié: Platel kein billiges Gegenangebot
Danke für die Erläuterung.
Ich kenne Hartmann-Inszenierungen, habe in ihnen eine reizvolle und sehr eigene Ästhetik erlebt, kann mir aber auch vorstellen, dass sich diese Ästhetik nicht unmittelbar mitteilt. Da müsste in einem neuen Umfeld wie Leipzig durchaus Aufklärungsarbeit stattfinden (sprich Workshops, Publikumsgespräche, Volkshochschul- und Univernetzung etc.). Passiert vermutlich schon?
Aber Platel ist doch mit seinen religiösen Entrückungen von "vsprs" und "Pitié" auch alles andere als leicht konsumierbar. Da verstehe ich nicht, dass Platel jetzt als billiges Gegenangebot dasteht.
Matthäuspassion: Theater und Publikum müssen sich öffnen
Finde Hartmanns künstlerisches Wirken auch sehr gut und freue mich, dass er hier in Leipzig ist. Vor allem die Matthäuspassion ist ein faszinierendes Werk. Die Bürger der Stadt sind allerdings ein schwieriges Theaterpublikum. Diesem müsste man meiner Ansicht nach von Seiten des Theaters aus etwas behutsamer und demütiger entgegen treten. Leider war man da anfangs eher ein wenig überheblich. Hinzu kommt, dass es in Leipzig nunmal nur ein staatlich finanziertes Theater gibt und dass die Bürger nicht wie in Berlin wählen können, ob sie lieber z.B. in die Volksbühne oder in ein anderes (vielleicht konservativeres) Haus gehen möchten. Ich hoffe, dass sich das Ganze einpendeln wird und Haus und Publikum zueinander finden. Beide Seiten müssen sich dafür mehr aufschliessen.
Matthäuspassion in Leipzig: abgespielt?
und wann kommt das stück mal wieder? oder ist das schon abgespielt???
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