Wählen Sie die Inszenierungen des Jahres!

15. Januar 2020. Dies ist die Vorschlagsliste mit 45 Inszenierungen, die von den nachtkritik.de-Korrespondent*innen und -Redakteur*innen als die wichtigsten der letzten zwölf Monate nominiert wurden.

Bis zum 21. Januar 2020 um 24 Uhr können Sie ihre Stimme(n) für 1 bis 10 Inszenierungen dieser Liste abgeben. Die zehn am häufigsten gewählten Produktionen werden gelobt und gepriesen und bilden die Auswahl des virtuellen nachtkritik-Theatertreffens 2020. Das Ergebnis veröffentlichen wir am 23. Januar 2020.

Folgend sind die Vorschläge für das nachtkritik-Theatertreffen 2020 gelistet, über das wir zum 13ten mal abstimmen lassen, aufgeteilt nach Regionen, in alphabetischer Reihenfolge.  Jede/r Korrespondent*in und jede/r Redakteur*in hatte eine Stimme. Nominiert werden konnten Produktionen, deren Premiere im Zeitraum vom 11. Januar 2019 bis 12. Januar 2020 lag. Durch einen Klick auf die einzelnen Kandidaten öffnet sich die jeweilige Begründung der/s Nominierenden sowie, wenn vorhanden, ein Link zur Nachtkritik:

 

Baden-Württemberg

{slider=1. Bambi oder eine Suche nach Motiven von Felix Salten
Regie: Charlotte Sprenger
Premiere am 1. März 2019 am Staatstheater Karlsruhe|closed}

Regisseurin und Ensemble standen ohne fertigen Text da - und improvisierten mit Licht, Rhythmus, Raum, Kostümen und Körpern. Heraus kam dadurch ein faszinierendes und in keiner Weise reduziertes Zufallsprodukt, ein Abend, der die Fragen des Lebens umspielt. (Steffen Becker)

Zur Nachtkritik

 

{slider=2. Italienische Nacht von Ödön von Horváth
Regie: Calixto Bieito
Premiere am 21. September 2019 am Schauspiel Stuttgart |closed}

Eine phänomenale, kraftvolle Horváth-Umsetzung, auch was das Bühnenbild und die Einbindung von (Marsch-)Musik angeht. Bieito hat den grandiosen Text, in dem Horváth die Blindheit der demokratischen Kräfte vor dem aufziehenden Nationalsozialismus aufs Korn nahm, sehr genau auf seine Doppelbödigkeiten, seinen Rhythmus und seine Leerstellen abgeklopft und entsprechend präzise in Szene gesetzt. Die Figuren, die in ihrer oft komisch verrenkten Sprache aneinander vorbeireden, werden nicht zu Karikaturen verkleinert, sondern auf der Bühne zeigen sich komplexe Charaktere. Ein darstellerisch großartiger Abend, sehr unterhaltsam, unheimlich aktuell auch ohne Aktualisierung. (Verena Großkreutz)

Zur Nachtkritik

 

{slider=3. Warten auf Godot von Samuel Beckett
Regie: Sandra Strunz
Premiere am 19. Oktober 2019 am Nationaltheater Mannheim|closed}

Regisseurin Sandra Strunz denkt Becketts Endzeit-Drama mit dem Mannheimer Ensemble konsequent in die zerfallende Spaßgesellschaft und in die Klimakrise weiter. Zugleich wird ihr radikal tragikomischer Zugriff den zeitlosen Figuren des Existenzialisten sehr gerecht. (Elisabeth Maier)

 

Bayern

{slider=4. Der Kaufmann von Venedig von William Shakespeare
Regie: Christian Stückl
Premiere am 27. Oktober 2019 am Volkstheater München|closed}

Volkstheater-Chef Christian Stückl versetzt Shakespeares Klassiker in die Drehtür-Welt heutiger Anzugträger und verdichtet das Stück zu einer packenden, konzentriert gespielten Anklage gegen den heute wieder grassierenden Antisemitismus. (Michael Stadler)

 

{slider=5. Die Räuberinnen nach Friedrich Schiller
Regie: Leonie Böhm
Premiere am 23. November 2019 an den Münchner Kammerspielen|closed}

Dieser kurze Abend ist für mich die überraschendste und erfrischendste Inszenierung des Jahres. Wenn Leonie Böhm und ihr rein weibliches Team ganz lässig vom Schiller-Text abheben und ihn von ihren persönlichen Orbits aus beschauen, ist nicht mehr viel übrig vom Original - und doch kommt viel Wesentliches auf die Bühne. Zu erleben, wie leichthändig hier vier grandiose (und grandios uneitle) Schauspielerinnen die Psyche ihrer Figuren aushebeln und sich und uns von allen Bösewicht-, Helden- und Weiblichkeitsklischees befreien, macht einen Riesenspaß. Und auf anarchische Weise Sinn macht das Ganze obendrein. (Sabine Leucht)

Zur Nachtkritik

 

{slider=6. Eine göttliche Komödie. Dante < > Pasolini von Federico Bellini
Regie: Antonio Latella
Premiere am 22. März 2019 am Münchner Residenztheater |closed}

Natürlich ist beim Zusammentreffen von Künstlerpersönlichkeiten wie Dante, Pasolini und Latella nichts Harmloses zu erwarten, dennoch schön zu erleben, dass ein Theaterabend so provoziert, verstört, zu intensiven Diskussion verführt und einen schließlich nachhaltig zum Nachdenken übers Theater bringt. Ein schöner Höhepunkt in der Schlussphase von Martin Kušejs Intendanz am Residenztheater. (Willibald Spatz)

Zur Nachtkritik

 

{slider=7. Kaspar von Peter Handke
Regie: Jan Philipp Gloger
Premiere am 30. November 2019 am Staatstheater Nürnberg|closed}

Eigentlich war die Produktion als aufgefrischtes Remake von Jan Philipp Glogers Jahre zurückliegender Mainzer Inszenierung gedacht, doch dann kam zu Probenbeginn die überraschende Nachricht vom Nobelpreis für Peter Handke und die heftig einsetzende Debatte um die politischen Irrläufe des Preisträgers. Schauspieldirektor Gloger schaffte mit seinem glänzenden Ensemble das Kunststück, diese aktuelle Wendung mit eigener Haltung derart überzeugend zu verarbeiten, dass der Nürnberger “Kaspar” von 2019 zum hinreißenden, so überzeitlichen wie pointiert aktuellen Gegenwartstheater gerät. Die Aufführung wird dem Autor durchaus gerecht, aber eben auch seinen Kritikern. (Dieter Stoll)

 

{slider=8. Lulu von Frank Wedekind
Regie: Bastian Kraft
Premiere am 22. November 2019 am Residenztheater München |closed}

Bastian Krafts multimediale Wedekind-Bearbeitung mit einem fabelhaften Schauspielerinnentrio als dreifache Lulu ist ein raffiniertes, witziges und intelligentes Spiel mit Geschlechteridentitäten, Erwartungen und Täuschungen und ein Triumph der Maskenbildner. (Petra Hallmayer)

Zur Nachtkritik

 

{slider=9. Nirvanas Last von Damian Rebgetz
Regie: Damian Rebgetz
Premiere am 24. Oktober 2019 an den Münchner Kammerspielen|closed}

Rebgetz’ Performance macht aus Nirvanas tatsächlich letztem Konzert in München (letztes Konzert überhaupt, dazu eines der schlechtesten ihrer Bandgeschichte) einen queeren Heimatabend mit Schnauzbart, Showtreppe durchs Alpenidyll und bavarisierten Nirvana-Songs. Der Abend ist aber eigentlich eine Abrechnung mit einer mutlosen und binär denkenden Theater- und Kunstrezeption. Absolutes Nostalgie- und Lederjackenverbot, dafür diese tristschöne Gefühl einer Versöhnung, die gerade noch nicht zu spät kommt. (Maximilian Sippenauer)

Zur Nachtkritik

 

{slider=10. Oslo. Mission für den Frieden von J.T. Rogers
Regie: Klaus Kusenberg
Premiere am 21. September 2019 am Theater Regensburg|closed}

Das Stück zeigt, wie spannend und dramatisch (Zeit-)Geschichte sein kann. Zeigt die Vordiplomatie vor dem Friedensschluss zwischen Israel und der PLO im Jahr 1993 als atemberaubenden Bühnen-Krimi und zeigt, dass Frieden möglich ist, wenn man ihn wirklich will. Dazu ein Schauspiel von hoher Präzision und Präsenz, ein Meisterwerk von allen Beteiligten. (Christian Muggenthaler)

Zur Nachtkritik

 

{slider=11. Yung Faust nach Johann Wolfgang von Goethe
Regie: Leonie Böhm
Premiere am 23. Januar 2019 an den Münchner Kammerspielen|closed}

Leonie Böhm entrümpelt und lüftet mal eben kräftig durch im deutschen, sehr muffigen Studierzimmer und lässt frische, ach was, freshe Luft hinein. Sie packt die urheiligste unter den deutschen Tragödien an beiden Teilen, filetiert und kondensiert. Zurück bleibt reinste, schönste, spielerischste Assoziation über den verzweifelten Überdruss an einfach allem. (Anna Landefeld)

Zur Nachtkritik

 

Berlin

{slider=12. Der Menschenfeind von Molière
Regie: Anne Lenk
Premiere am 29. März 2019 am Deutschen Theater Berlin|closed}

Eine Klassiker-Inszenierung, die ihren Stoff ernst nimmt, historische Bezüge herstellt, ihn zugleich entschieden ins Heute holt dank der Gosch/Wiens-Übersetzung mit ihren wilden, hemmungslosen Versen. Anne Lenk verschiebt über weite Strecken den Fokus weg von Alceste hin zu Célimène: Wie Franziska Machens sich hier die Hauptrolle erspielt, lässig und hypnotisch zugleich, ist großartig. Ulrich Matthes verleiht seinem Alceste menschliche Tiefe – die Tragik, dass die beiden nicht aus ihrer Haut können oder wollen, grundiert den Abend schwarz. Auch die anderen spielen bei aller Drastik keine Knallchargen, sondern Menschen in Korsetten, unter denen es bebt. Ein Abend, der sich ebenso als Parabel auf Ludwigs Versailles lesen lässt wie aufs Heute, bei aller Komik findet er Menschen in all ihrer Zerrissenheit. Von solchen Abenden gibt's viel zu wenig! (Georg Kasch)

Zur Nachtkritik

 

{slider=13. Frauen der Unterwelt - Sieben hysterische Akte von Tine Rahel Völcker
Regie: Tine Rahel Völcker
Premiere am 7. Dezember 2019 im Ballhaus Ost Berlin|closed}

Das Stück gibt sieben weiblichen Opfern der NS-"Kranken"-Morde eine Bühne und eine Stimme, damit die irrenärztlichen Diagnosen nicht das letzte Wort sind, das über diese Frauen gesprochen wurde. Die Inszenierung ist kein Requiem, sie hat Wut und Witz und Energie. (Frauke Adrians)

Zur Nachtkritik

 

{slider=14. Glauben an die Möglichkeit der völligen Erneuerung der Welt von René Pollesch mit Fabian Hinrichs
Regie: René Pollesch, Co-Regie: Fabian Hinrichs
Premiere am 9. Oktober 2019 am Friedrichstadt-Palast Berlin|closed}

René Pollesch und Fabian Hinrichs sind in den weltgrößten Showpalast Berlins gezogen, um mit den Mitteln des Diskurstheaters der Revuekunst zu huldigen und sie zu unterwandern. Der gültige Nachfolger ihres Volksbühnen-Klassikers "Kill Your Darlings" – erzählerisch leicht wie selten, entspannt, entertaining, mit einem guten Schuss Selbstzitat und Fremdzitat. (Christian Rakow)

Zur Nachtkritik

 

{slider=15. Lear / Die Politiker von William Shakespeare und Wolfram Lotz
Regie: Sebastian Hartmann
Premiere am 30. August 2019
 am Deutschen Theater Berlin|closed}

Sebastian Hartmann ist mittlerweile so etwas wie der große Traumfänger des Theaters. Auch sein Berliner "Lear" wirkt wie halluziniert, wie ein Theater der Dämmerung, das den Träumenden im Saal und auf der Bühne anspült, was fernab von Plot und Dramaturgie schlummern mag. Plötzlich aber, in den letzten, unvergesslichen dreißig Minuten, herrscht Tageshelle. Dann nämlich sitzt die Schauspielerin Cordelia Wege alleine dort vorn und ratterspricht neunzig Wolfram Lotz'sche "Politiker"-Seiten über die Köpfe hinweg. Und es ist zum Verrücktwerden, so großartig. (Janis El-Bira)

Zur Nachtkritik

 

{slider=16. Legende von Ronald M. Schernikau
Regie: Stefan Pucher
Premiere am 11. Dezember 2019 in der Volksbühne Berlin|closed}

Wie Stefan Pucher das sperrige Roman-Werk von Ronald M. Schernikau über die Unmöglichkeit von eigentlich allem, über die unmögliche Verbesserung der Welt sowieso, spielerisch und retrobunt in die Volksbühne holt, ist schon ein ganz eigener Beitrag zum Mauerfall-Jubiläum. Der Schokoladenfabrikanten-Sohn, der vergeblich versucht, das Erbe zu verprassen. Die Kommunistin, die Berlin-West zu bekehren versucht. Schauspieler*innen, die an der Rampe widerständige Momente in schönster Volksbühnen-Manier zelebrieren. Ost-West-Geschichtsbewältigung, die tief-grundiert ist und doch beschwingt und unernst aus der Reihe tanzt. (Simone Kaempf)

Zur Nachtkritik

 

{slider=17. (Life on earth can be sweet) Donna von René Pollesch
Regie: René Pollesch
Premiere am 15. Dezember 2019 im Deutschen Theater Berlin|closed}

René Pollesch, der Rembrandt unter den Postdramatikern, beweist mit diesem Abend (und in Zusammenarbeit mit den Altmeistern Martin Wuttke und Milan Peschel) auf das Wunderbarste, dass die Kunst noch jeden Diskurs kleinkriegt und deshalb wir die Hoffnung auf Errettung doch noch nicht aufgeben müssen. (Esther Slevogt)

Zur Nachtkritik

 

Bremen

{slider=18. Das schweigende Mädchen von Elfriede Jelinek
Regie: Marco Štorman
Premiere am 14. Juni 2019 am Theater Bremen|closed}

In einer beeindruckend zwischen Winz- und Großformat oszillierenden Bilderfolge senkt Marco Štorman uns hinein in Elfriede Jelineks Ringen um den NSU-Komplex. Eine mit großer Schauspieler*innen-Präsenz grundierte inszenierte praktische Theorie dramatischer Gegenwartsdiagnostik - die das eigene Scheitern ebenso dynamisch wie hochnotehrlich mitdenkt. (Tim Schomacker)

Zur Nachtkritik

 

Hamburg

{slider=19. A Family Outing – 20 Years on von Ursula Martinez
Regie: Mark Whitelaw
Deutschland-Premiere am 21. August 2019 beim Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel Hamburg
Koproduktion Perth Festival, Barbican und Sick! Festival|closed}

Der ehemaligen Forced-Entertainment-Performerin und Stand-Up-Comedian Ursula Martinez gelingt ein feinsinniges Spiel über Lebenswahrheit und Bühnenwirklichkeit, über Mütter und Töchter, über Tod und Vergänglichkeit – begleitet von dem herzhaften Lachen darüber, wie die Asche des verstorbenen Vaters im Staubsauger landete. Klug verbindet Martinez tiefe Menschlichkeit mit professioneller Unterhaltungskunst. (Katrin Ullmann)

 

{slider=20. Bluets basierend auf dem Buch von Maggie Nelson in einer Fassung von Katie Mitchell und Sybille Meier
Regie: Katie Mitchell
Premiere am 15. März 2019 am Deutschen Schauspielhaus Hamburg|closed}

Maggie Nelsons grandios collagiertes Protokoll "Bluets" erzählt in vielen Schattierungen von der Lust und dem Schmerz, am Leben zu sein. Katie Mitchell huldigt Nelsons brüchiger Form des Erzählens und bringt ihr Buch herrlich umstandslos auf die Bühne. Es geht um Poesie, um Schönheit und um das Leben selbst. Ein kleiner Abend, der berührt, belehrt und beglückt. (Shirin Sojitrawalla)

Zur Nachtkritik

 

{slider=21. Die Nacht der von Neil Young Getöteten von Navid Kermani
Regie: Sebastian Nübling
Premiere am 16. November 2019 am Thalia Theater Hamburg|closed}

Sebastian Nübling inszeniert ein szenisches Konzert um Navid Kermanis 2003 erschienenen Essay "Das Buch der von Neil Young Getöteten" – verrätselt, introspektiv, verloren. Postdramatisches Theater, das aus den Songs lebt, die selbst einen Kritiker berühren, der mit Neil Young eigentlich gar nichts anfangen kann. (Falk Schreiber)

Zur Nachtkritik

 

Hessen

{slider=22. Fúria (Wut) von Lia Rodrigues Companhia de Danças
Choreografie: Lia Rodrigues
Premiere im deutschsprachigen Raum 24. Januar 2019 am Mousonturm Frankfurt
Produktion von Théâtre National de Chaillot koproduziert von Lia Rodrigues Companhia de Danças, Centquatre Paris, MA scène-nationale Pays-de-Montbéliard, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main, Kunstenfestivaldesarts (Bruxelles), Teatro Municipal do Porto, Festival DDD, Theater Freiburg, Muffatwerk München|closed}

Bildmächtiger Reigen – das trifft’s im Fall von "Fúria" wortwörtlich. Wie in einer Prozession ziehen neun Tänzer*innen in steter Bewegung um die Bühne. Monumentale Tableaus schaffen sie mit ihren Körpern und Kostümen, Stoffen, Requisiten. Gewalt, Ekstase, Solidarität: "Fúria" ist ein ergreifender Bilderbogen über die menschliche Existenz und im Bolsonaro-Brasilien auch ein politisches Statement für Vielfalt und Freiheit. (Elena Philipp)

 

Niedersachsen

{slider=23. Es war einmal... das Leben von Marcin Cecko
Regie: Łukasz Twarkowski
Premiere am 23. Februar 2019 am Schauspiel Hannover|closed}

Dopaminfördernde Licht-, Film- und Soundüberforderung mit 120 beats per minute und mehr Ebenen als als die Haut Schichten hat, basierend auf einem französischen Zeichentrickklassiker. Radikal eigenartig und eigen. (Jan Fischer)

 

{slider=24. Platonowa nach Anton Tschechow
Regie: Stephan Kimmig
Premiere am 15. September 2019 am Schauspiel Hannover|closed}

Was oberflächlich nach einem bloßen Crossdressing-Spektakel aussah, führte in der wirklich (und gerade für Stephan Kimmig!) sehr überraschenden Inszenierung zur fundamentalen Auflösung aller geschlechtsspezifischen oder sonstwie diskriminierenden Rollen-Charakteristika; zu einem Stück Theater, das die aktuell prägenden Diskurse tatsächlich mal überwindet - sehr neu mit dem alten Tschechow. (Michael Laages)

Zur Nachtkritik

 

Nordrhein-Westfalen

{slider=25. Boat Memory / Das Zeugnisvon Roberto Ciulli und Ensemble
Regie: Roberto Ciulli
Premiere am 13. Dezember 2019 am Theater an der Ruhr Mülheim |closed}

"Boat Memory / Das Zeugnis" ist ein intensiver, trauriger Abend, Requiem für die Toten und Anklage gegen eine europäische Außenpolitik, die wissentlich über Leichen geht. Roberto Ciulli stellt die Arbeit der Forensikerin Cristina Cattaneo, die seit 2013 mit ihrem Team die Toten aus dem Mittelmeer identifiziert, in den Mittelpunkt seiner Stückentwicklung. Eine ungeheuer eindrucksvolle leise, dennoch provokant politische Inszenierung, die die Verzweiflung nicht verbirgt, aus der sie entstanden ist. (Cornelia Fiedler)

Der Abend ist eher eine gemeinschaftliche Meditation als eine Bühnenerzählung. Roberto Ciullis Inszenierung geht weit über alle Inszenierungen von Flucht und Leid hinaus, die seit 2015 auf deutschsprachige Bühnen kamen. Bewusst undokumentarisch und stark poetisch verfremdet erschafft sie ein universelles wie existentielles Bild von Vergänglichkeit und Vergeblichkeit – und hält trotzdem die Kunst hoch als Verteidigerin der Menschlichkeit. (Dorothea Marcus)

Zur Nachtkritik

 

{slider=26. Coriolan von William Shakespeare
Regie: Tilmann Köhler
Premiere am 18. April 2019 am Schauspielhaus Düsseldorf|closed}

Alle sind sie Clowns: Volk, Volksvertreter, Aristokraten. Verfremdung wie aus dem Lehrbuch, nur lustiger. Und inmitten dieses Spaßes fliegen einem die aktuellen Assoziationen großartig um die Ohren. (Gerhard Preußer)

Zur Nachtkritik

{slider=27. Das Recht des Stärkeren von Dominik Busch
Regie: Florian Fiedler
Premiere am 7. März 2019 am Theater Oberhausen|closed}

Macht und Reichtum bedingen Ohnmacht und Armut. Um das zu verdeutlichen, hat Dominik Busch aus seiner politisch fundierten Recherche eine Figurenkonstellation entwickelt, in der Ausbeutung von Mensch und Natur beim weltweiten Ressourcenabbau mit den Handelswegen und ökonomischen Verflechtungen zusammengedacht wird. Die Verantwortung der Konsumenten am Ende der Wertschöpfungskette wird genauso mitbedacht wie die Probleme, all das medial und künstlerisch zu vermitteln. Florian Fiedler inszeniert die inneren Monologe und ausgespielten Dialoge in einer labyrinthischen Videoinstallation, beflimmert mit Erinnerungsbildern, Gedankensplittern und Szenen aus der Dokumentation der Protagonistin, einer TV-Journalistin, die als fragende und anklagende Wahrheitssucherin durch den Text wie einen Traum irrlichtert. Eine inhaltlich und ästhetisch multiperspektivisch schillernde Produktion. (Jens Fischer)

Zur Nachtkritik

 

{slider=28. Eines langen Tages Reise in die Nacht von Eugene O'Neill
Regie: Luk Perceval
Premiere am 15. November 2019 am Schauspiel Köln |closed}

Ein alter Text, Master-piece, nicht über den Haufen geworfen, aber doch neu gelesen. Mit einem einfachen Trick den Naturalismus beiseitegeschoben. Vier Solisten plus eine Assistentin, alle großartig. Sehr pessimistisch, sehr intensiv, sehr beeindruckend. (Martin Krumbholz)

Zur Nachtkritik

 

{slider=29. Hamlet von William Shakespeare
Regie: Johan Simons
Premiere am 15. Juni 2019 am Schauspielhaus Bochum|closed}

Unbefangen, informell, nahezu kinderleicht erzählt Johan Simons das Drama ohne Druck und Drang. Zeremoniell ist aufgehoben, es bleibt das Ritual in der Rahmung einer artifiziellen Installation. Die Inszenierung tanzt mit Irritation und Widersinn, Verrat und Verlust, Spaß und Spott, Narretei und Drolerie, Tod und Verzweiflung und gewinnt so Schönheit, Anmut und Befremden, graziöse Wucht, uneindeutige Zeichenhaftigkeit, Tiefe und Klarheit. (Andreas Wilink)

Zur Nachtkritik

 

{slider=30. Wer hat meinen Vater umgebracht nach Édouard Louis
Regie: Michael Letmathe
Premiere am 21. Dezember 2019 am Theater Münster|closed}

Ein Triumph des Purismus. Ein Klavier, ein, zwei Stühle, zwei Videowände, das ist schon alles. Mehr braucht es nicht, um von den tiefen Verwerfungen einer nordfranzösischen Arbeiterfamilie zu erzählen, die zugleich die Verwerfungen der französischen Gesellschaft sind. Michael Letmathe hat Édouard Louis’ zorniges Romanessay in einen zutiefst berührenden Monolog verwandelt. Wenn Joachim Foerster am Ende mit den Worten von Louis’ Vater die Notwendigkeit einer Revolution in den Raum stellt, ruft er nicht zu Gewalt gegen die Mächtigen auf, sondern zu Empathie mit den Machtlosen. (Sascha Westphal)

 

 

Rheinland-Pfalz

{slider=31. Blackbird von David Harrower
Regie: Manfred Langner
Premiere am 4. September 2019 am Theater Trier, Koproduktion mit der Landesbühne Rheinland-Pfalz|closed}

Basierend auf Tatsachen (ein in England stationierter GI brennt 2003 mit einer 12-Jährigen durch) und uraufgeführt 2005, liefert “Blackbird” knapp fünfzehn Jahre später einen unaufgeregten Beitrag zur MeToo-Debatte. Die Inszenierung von Manfred Langner verweigert, wie David Harrowers Stück, eine eindeutige Schuldzuweisung und macht damit einmal mehr klar, dass das Licht der Wahrheit bei derartigen Vorkommnissen wohl niemals bis in den letzten Winkel fallen wird. Die Inszenierung wird zum bemerkenswert verdichteten Kammerspiel über emotionale (Selbst-)Zerfleischung. (Rainer Nolden)

 

{slider=32. Krabat nach dem Roman von Otfried Preußler
Regie: Markolf Naujoks
Premiere am 8. Oktober 2019 am Staatstheater Mainz|closed}

Preußlers Jugendbuch über die Verführungsmacht des Autoritären ist leider wieder erschreckend aktuell. In Mainz kommt der Stoff ganz wuchtig, bildgewaltig und musikalisch auf die Bühne, fesselnd für Jung und Alt. (Alexander Jürgs)

 

Saarland

{slider=33. Werwolf von Rebekka Kricheldorf
Regie: Bettina Bruinier
Premiere am 30. März 2019 am Saarländischen Staatstheater|closed}

Ich oute mich als Rebekka Kricheldorf Fan, mag ihren Sprachwitz und die satirischen Phantasieblüten, die ihre Genderanalysen hervorbringen. Bettina Bruinier hat mit ihrer Inszenierung genau den richtigen Ton dafür getroffen: Die Lust am Blutrünstigen auf die Spitze getrieben, ohne klamaukig zu werden, die Figuren böse überzeichnet und gleichzeitig doch voller Empathie, Bettina Bruinier schenkte uns eine intelligente, popkulturelle Komödie mit gesellschaftlichem Tiefgang. Wenn das nicht hohe Kunst ist... (Reingart Sauppe)

Zur Nachtkritik

 

Sachsen

{slider=34. Atlas von Thomas Köck
Regie: Philipp Preuss
Premiere am 27. Januar 2019 am Schauspiel Leipzig|closed}

Thomas Köck legt das merkwürdige Gebilde von Zeit(-ge-)schichten unters Brennglas, wo vietnamesisch-deutsche Lebenslinien verhandelt werden. Regisseur Philipp Preuss übt sich in Zurückhaltung, zeigt Gespinst statt Bombast und holt den Leipziger Stadtraum als Projektionsfläche mit in die Inszenierung. (Tobias Prüwer)

Zur Nachtkritik

 

{slider=35.Schuld und Sühne nach Fjodor M. Dostojewski unter Verwendung der "Rede zum unmöglichen Theater" von Wolfram Lotz
Regie: Sebastian Hartmann
Premiere am 31. Mai 2019 am Staatsschauspiel Dresden|closed}

Sebastian Hartmanns "Schuld und Sühne" ist eine große, pathetische, gänzlich unironische Suche nach der menschlichen Schuld. Es ist kein Schau-Spiel und kein Regie-Theater, sondern ein Gesamtkunstwerk aus Texten, Musik, Film und Performance - ein Dostojewski-Kondensat, eine Schuld-und-Sühne-Maschine. Mit einer live auf der Bühne entstehenden Wandzeichnung von Tilo Baumgärtel, der Musik von Samuel Wiese sowie Wolfram Lotz‘ "Rede zum unmöglichen Theater" gelingt Hartmann Theater von einem anderen Stern. (Matthias Schmidt)

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{slider=36. Süßer Vogel Jugend von Tennessee Williams
Regie: Claudia Bauer
Premiere am 6. April 2019 am Schauspiel Leipzig|closed}

Die Inszenierung ist ein bisschen so, als würde eine Schneekugel aus den 50er-Jahren aufgeschüttelt, der man zusehen darf, wie alles wieder an den gewohnten Platz zurückfällt. Mit einem Faible für Holzhammertheater wird man reich beschenkt. Dazu gibt es eine Alexander-Gauland-artig anlegte Stimme, die in all dem Geschrei angenehm ruhig und scheinbar vernünftig ertönt. Und damit ist man beim politischen Moment der Inszenierung. Wer den Fünfzigerjahre-Mief heute aufschüttelt, sollte sich bewusst sein, damit eine groteske Farce aufzuführen. Gute, intelligente Unterhaltung. (Jürgen Reuss)

Zur Nachtkritik

 

{slider=37. Woyzeck von Georg Büchner unter Verwendung von Motiven aus Heiner Müllers "Die Wunde Woyzeck" und Fiston Mwanza Mujilas "Tram 83"
Regie: Jan-Christoph Gockel
Premiere am 19. Oktober 2019 am Staatsschauspiel Dresden|closed}

Einem scheinbar ausgereizten Klassiker gewinnt Jan-Christoph Gockel eine neue, verallgemeinernde Dimension ab, indem er Woyzeck als Prototypen der Geschundenen und Erbärmlichen in aller Welt zelebriert, am Ende paradoxerweise in einem Totentanz fast zu einer Apotheose führt. Wie schon beim genialen "Untertan" lässt er den Protagonisten als Puppe auftreten. Ein brillantes Ensemble setzt die Überhöhungen und Verfremdungen gekonnt um. (Michael Bartsch)

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Österreich

{slider=38. Das große Heft nach dem Roman von Ágota Kristóf
Regie: Sara Ostertag
Premiere am 3. Dezember 2019 am Kosmos Theater Wien|closed}

Aus der harten Geschichte von elternlosen Zwillingsbuben, die in der Hölle des Kriegs eigene Überlebensstrategien entwickeln, ist hier ein Gesamtkunstwerk entstanden, das vor Schönheit, Grausamkeit und Lebenslust geradezu explodiert. Besonders großartig: das Stück ist von Frauen gemacht, aber ganz und gar nicht das, was man von einer "weiblichen Perspektive" erwartet. Inmitten einer rauschhaften Symphonie aus Tanz, Livemusik, altmeisterlich mit Disneybildern bemalten nackten Körpern, die in brutalen Farbbombenkämpfen zu Jackson Pollock-Leibern verschmieren, entwickelt der Text seine entsetzliche Faszination und es erhebt sich wie ein Moloch die Frage: Was ist der Mensch? Für mich die wichtigste Produktion des Jahres - und an Tiefe, Schönheit und Kraft der Produktion desselben Stoffs von Ulrich Rasche, die voriges Jahr zum Theatertreffen eingeladen war, weit überlegen. (Gabi Hift)

Ein Zwillingskinderpaar drillt sich selbst zur Bewältigung der Schrecknisse im Krieg, bis hin zur ultimativen Prüfung: der Trennung. Zwischen Düsternis und Disney findet das durchwegs weibliche Leading Team in Sara Ostertags Inszenierung einen höchst eigenwilligen Zugang zu dem kargen Roman von Ágota Kristóf. Optisch, akustisch, spielerisch und tänzerisch fügen sich viele Ebenen zu einem modernen Gesamtkunstwerk. (Martin Thomas Pesl)

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{slider=39. Tanz von Florentina Holzinger
Konzept, Choreografie: Florentina Holzinger
Premiere am 3. Oktober 2019 im Tanzquartier Wien|closed}

Tanz-Parforce durch die Ballettgeschichte, voller Liebe, voller Wut. Blut fließt. (Theresa Luise Gindlstrasser)

Was Fragen nach Geschlecht, Macht- und Ausbeutungsstrukturen nicht nur, aber eben auch in der Kunst betrifft, zeigt die Choreografin und Tänzerin Florentina Holzinger dem Theater schon seit längerem, wie's geht: So souverän und mit schlafwandlerischer Sicherheit, so klug, unverkrampft und lustig wie sie und ihr Frauenensemble bringen das derzeit nur wenige auf die Bühne. (Andrea Heinz)

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{slider=40. Wie geht es weiter – die gelähmte Zivilgesellschaft von Martin Gruber und aktionstheater ensemble
Regie: Martin Gruber
Premiere am 4. Juni 2019 im Theater Kosmos Bregenz|closed}

Zugegeben: die Aufführungen des aktionstheater ensembles sind einander ähnlich. Positiv formuliert: sie haben einen eigenständigen, unverwechselbaren Stil. So gesehen mag die Nominierung einer (von zwei) Inszenierungen im Jahr 2019 willkürlich erscheinen. Im Grunde wäre Österreichs interessanteste freie Gruppe mit jedem Stück ein Kandidat für das nachtkritik.de-Theatertreffen, wegen der bühnenwirksamen Choreographien, der musikalisch komponierten Texte und der hochprofessionellen Schauspielkunst. (Thomas Rothschild)

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Schweiz

{slider=41. Die grosse Gereiztheit nach "Der Zauberberg" von Thomas Mann
Regie: Karin Henkel und Ensemble, unter der finalen Leitung von Maximilian Enderle (Regie) und Viola Hasselberg (Dramaturgie)
Premiere am 15. Mai 2019 am Schauspielhaus Zürich|closed}

Mit der Inszenierung von Thomas Manns "Der Zauberberg" zeigen Karin Henkel und – bedingt durch eine Erkrankung der Regisseurin – Maximilian Enderle, dass die immer wieder gescholtenen Roman-Adaptionen dann ihre Berechtigung finden, wenn das Theater voll aus seinen künstlerischen Mitteln schöpft, statt nur schlicht zu erzählen. So inszeniert "Die große Gereiztheit" im perfekt genutzten Schiffbau die psychischen und physischen Versehrtheiten des Fin de Siècle nicht zuletzt mittels kluger wie facettenreicher Anspielungen auf das Theater zur Zeit von Manns Roman und vergegenwärtigt damit die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg auf beklemmende Art und Weise. (Kai Bremer)

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{slider=42. Die Toten nach James Joyce mit Texten aus "Ulysses" und "Finnegans Wake"
Regie: Barbara Frey
Premiere am 16. Mai 2019 am Schauspielhaus Zürich|closed}

Joyce’ "Dubliners"-Texte als scharf konturierte Sprach-, Musik- und Körper-Skulptur: insgesamt eine Studie über die Melancholie, als Condition humaine. Am Ende des Tages ist es vielleicht das beste, ein Liedlein zu pfeifen. Ein trauriges Walzerlied. (Andreas Klaeui)

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{slider=43. Greta Klassenzimmerstück von Lucien Haug und Suna Gürler
Regie: Suna Gürler
Premiere am 5. November 2019 am Schauspielhaus Zürich|closed}

Ein furioses, unbequemens und intelligentes Stück zum Thema 'Klima und Wandel'. Umwerfend gespielt von drei jungen Halbprofis. Ist fürs Klassenzimmer konzipiert, reißt aber auch diskussionsmüde Teenie-Eltern vom Sessel. (Kaa Linder)

 

{slider=44. Schneewittchen Beauty Queen nach dem Märchen der Gebrüder Grimm
Regie: Nicolas Stemann
Premiere am 10. November 2019 am Schauspielhaus Zürich|closed}

Schneewittchen. Die Inszenierung muss zum Theatertreffen, einfach auch, weil dann endlich mal ein Weihnachtsmärchen dort war. Das verrückteste, das die Theaterwelt je gesehen, aber deswegen auch: Das beste Weihnachtsmärchen ever. Warum nicht mal an die zukünftigen Zuschauer denken? (Valeria Heintges)

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{slider=45. Yerma von Federico Garcia Lorca
Regie: Mateja Koležnik
Premiere am 11. April 2019 am Theater Basel|closed}
Myriam Schröders Yerma erträgt in diesem Abend ihren Stubenkäfig, in dem die Stille rauscht, mit gestrafftem Rücken. Denn Mateja Kolezniks Inszenierung von der sinnlichen Unverträglichkeit zweier von Traditionen zusammengeschweisster Eheleute ist ein Triumph hochdisziplinierten und subtilen Kammerspiels, wo das erstklassige Ensemble zur völligen Bewegungsfreiheit in der Figurenverkörperung gelangt ist. (Claude Bühler)

Zur Nachtkritik

 

Zur Abstimmung.

 

Kommentare  
Nachtkritik-Theatertreffen: Henker
Warum ist Mateja Kolezniks „Der Henker“ aus Wien nicht nominiert. Sie gehört zu den starken Frauen mit künstlerisch eigenen Handschriften und der Henker ist viel politischer? Wie kommt diese Auswahl generell zustande? Das Format ist toll, als Gegenstimme, ich möchte es aber verstehen können?

(Lieber Gruyere, Guido,
das Nominierungs-Prozedere wird im Einleitungstext oben erklärt. Wir nehmen keinen Einfluss darauf, welche Inszenierungen die jeweiligen Autor*innen vorschlagen oder auch nicht. Mit besten Grüßen: die Redaktion / jeb)
Nachtkritik-Theatertreffen: Abstimmungsliste
In eurer Abstimmungsliste herrscht aber ordentliche Unordnung, da stimmen die Zahlen von Seite 1 nicht mit der Seite 2 überein. Also ist für mich leider auch fraglich ob das Ergebnis dann auch korrekt gezählt wird.

(Anm. Liebe Jana, die erste Liste ist nach Regionen geordnet, die zweite alphabetisch nach den Stücktiteln. Daher die Abweichung. Das war in den vorherigen Jahren auch schon so. Herzliche Grüße aus der Redaktion, Christian Rakow)
Nachtkritik-Theatertreffen: 2 Korrespondent*innen
Und was geschieht, wenn 2 Korrespondent*innen die gleiche Inszenierung nominieren?

(Liebe*r Pixel,
dann wird das auch so angegeben. Siehe zum Beispiel die Nominierung "Tanz" aus Wien. Beste Grüße aus der Redaktion: jeb)
Nachtkritik-Theatertreffen: Basel
Koleznik wurde nominiert. Womöglich mit der besseren Inszenierung in Basel.
Nachtkritik-Theatertreffen: Unterrepräsentiert
Eine etwas genauere Antwort kann man Guido Gruyere schon geben. Da die überwiegende Zahl der Kritiker Inszenierungen aus ihrer Region vorschlagen und da es sehr viel weniger Korrespondenten in Österreich (das nicht nur aus Wien besteht) und in der Schweiz gibt als in Deutschland, sind diese Länder in der Liste unterrepräsentiert. Bei nur drei Nominierungen aus Österreich (gegenüber je sechs aus Berlin und aus Nordrhein-Westfalen) kann eine Koleznik, so bedauerlich das sein mag, dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit unterliegen. Eine Rolle könnte auch spielen, dass die Nachtkritiker zögern, Inszenierungen der großen, gut ausgestatteten Bühnen zu benennen. Sie werden vom offiziellen Theatertreffen bevorzugt, das muss man nicht unbedingt doppeln. Aber das ist Spekulation, ich kenne die Überlegungen der Kolleg*innen nicht. Fest steht: es gibt mit Sicherheit mehr als 45 Inszenierungen, die eine Nominierung verdienten (ich könnte ohne Mühe mehrere aufzählen). Es ist wenig zweckdienlich, wenn jetzt jede und jeder seine übersehenen Favoriten nachschiebt.
Nachtkritik-Theatertreffen: Prinzip klarer
Vielen Dank für den Hinweis. Das macht das Prinzip klarer.
nachtkritik-Theatertreffen: nochmal Österreich
Zu: Und was geschieht, wenn 2 Korrespondent*innen die gleiche Inszenierung nominieren?

(Liebe*r Pixel,
dann wird das auch so angegeben. Siehe zum Beispiel die Nominierung "Tanz" aus Wien. Beste Grüße aus der Redaktion: jeb)

Wo wird angegeben, wie oft eine Inszenierung "nominiert" wurde bzw. von wem? Wenn man auf die Inszenierungen klickt, kommt die dazugehörige Nachtkritik. Oder verstehe ich es nur nicht, wie's geht. Wäre wirklich interessant zu wissen, welche Nachtkritiker*innen welche Inszenierung "gelobt und gepriesen" bzw. nominiert haben oder zumindest wie viele. Schließlich wurde mit den Nominierungen für Österreich eine neue Intendanz, ein Neustart in Wien "abgewählt". Ohne den Stimmen (Anzahl und/oder Namen) derer, ist's ein bisschen …, wie ich finde. "Wir wählen das Burgtheater samt und sonders ab, zur Gänze, aber wir sagen nicht, wer..."

(Liebe Besucherin, die Namen der Autor*innen, die die Arbeit nominiert haben, steht auf der Liste oben in Klammern hinter dem Begründungstext, bevor es den Link zur Nachtkritik gibt. Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow / Redaktion)
nachtkritik-Theatertreffen: was aus Hessen fehlt
Frührer schrieb man immer das Theatertreffen schafft sich ab. Jetzt könnte man schreiben das nk-Theatertreffen schafft sich ab. Wie ersnt kann ich eine List nehmen, auf der nur eine INszenierung aus Hessen ist und die ist auch noch eine internationale Tanzproduktion. Interessieren sich die nk-Korrespondenten in Hessen vielleicht gar nciht füt Theater? Kein Schauspiel Frankfurt, keines der drei Staatstheater. von Gießen Marburg ganz zu schweigen. Dabei gab es Großartiges zu sehen: "Siddharta" etwa in Frankfurt von Lisa Nielebock, der "Brand" von Vontobel auch da, der überwältigend tolle "Tyll" von Thilo Nest in Wiesbaden und auch der "Törless" aus Mainz (ist RP aber trotzdem) fehlt. Finde ich sehr arm.
nachtkritik-Theatertreffen: nie gehört, nicht gesehen
Theater Kosmos Bregenz? Nie gehört. Vielleicht verpasst. Aber was bringt die Nominierung, wenn 99,9% der Leser eine Produktion dieses Theaters nicht gesehen haben, aber darüber abstimmen sollen (Top10). Ich nehme an, dass auch die meisten Nachtkritikautoren die Produktion nicht gesehen haben. Dass in dieser Liste die zwei schönen (und schmerzlichen) Inszenierungen von Anna Bergmann („Passion“ und „Circle) nicht aufgelistet sind, kann man entweder so deuten, dass der individuelle Geschmack der (lokalen) Kritiker diese nicht mochten, oder aber dass sie sowieso damit rechnen, dass eine davon zum TT 20 eingeladen wird. Eine Einladung wäre das Beste, was passieren kann!
Die Relevanz dieser Liste ist die gleiche, wie die Relevanz der Nominierungen des Faustpreises. Leider.
nachtkritik-Theatertreffen: Abstimmung nicht möglich
Leider ist mir eine Wahl nicht möglich. Am unteren Ende steht in grau "Sie haben bereits abgestimmt." Habe ich aber nicht, zumindest nicht in diesem Jahr? Auch über Iphone (andere IP-Adresse) geht es nicht.
Wie kann ich das lösen?

(Anm. Dieser Fall ist verschiedentlich aufgetreten. Es klappt dann, wenn man den Cache des Browsers leert. Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow / Redaktion)
nachtkritik-Theatertreffen: Crux des Verfahrens
Liebe Himmlische Marotten, das Theater Kosmos war, im Rahmen des Bregenzer Frühlings, der Spielort, es hat kein eigenes Ensemble. Gespielt hat das aktionstheater ensemble, das wiederum keinen eigenen Spielort hat. Das gibt es in der gegenwärtigen Theaterlandschaft, es zu ignorieren bedeutete eine Vorwegnahme des Ergebnisses. Das Gleiche gilt, wenn die Kritiker nur nominieren, wovon sie vermuten, dass die Leser und die übrigen Kritiker es gesehen haben. Das ist die Crux des Verfahrens, aber alles andere liefe darauf hinaus, dass sich die Nominierungen bereits an jene anbiedern, die sie bestätigen oder ablehnen sollen. Im übrigen: warten wir's ab. In den vergangenen Jahren haben es schon manche Inszenierungen auf die Liste geschafft, von denen man annahm, dass sie niemand gesehen hat. Alle kennen Helene Fischer oder Andrea Berg. Na fast alle. Sind sie relevant?
nachtkritik-Theatertreffen: Wiener Offenlegung
Das freut mich, dass Leserinnen da draußen, auch himmlische, mal über unsere Motive als Kritiker*innen spekulieren! Hier also mein Motiv: ich möchte, dass die ganze Welt, also: Sie, erfährt , was ich in dieser Spielzeit am Großartigsten fand. Das ist mein Lohn, Geld gibt’s nämlich keins, wir schreiben diese Nominierungstextchen rein für die Ehre. (Bis vor zwei Jahren gabs nicht einmal die, da waren die Lobtexte anonym, inzwischen hat die Redaktion aber bemerkt, dass es doch eine Gratifikation für uns geben muss! Danke!) Vielleicht denken andere, bessere als ich, strategisch und wollen Off-produktionen mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Bei mir spielt das keine Rolle. Wenn Sie jetzt fragen:„Gab‘s denn wirklich nichts in der ganzen Wiener Saison, das dieser Hift noch besser gefallen hätte?“ (ich habe natürlich nicht alles gesehen, „Der Henker“ zB leider noch nicht),"- oder dieser Heinz, dieser Gindlstrasser, diesem Pesl?" - dann können Sie ja nachlesen, was wir übers Jahr so geschrieben haben - einfach unsere Namen oben ins Suchfeld eingeben! Wir täten uns freuen!
Was am Wiener Ergebnis aber wirklich sensationell ist: es sind zwei- NUR zwei- Wiener Produktionen nominiert. Und BEIDE doppelt! Sonst gibt es in der ganzen Liste nur noch eine Dopplung. Und auch ich habe mich zwischen „Das große Heft“ und „Tanz“ nur schwer entscheiden können, beide großartig, danach kam für mich lange nichts. Wir vier Wiener Schreiber*innen waren uns also unabgesprochen verblüffend einig. Wären wir Jurorinnen beim „echten“ TT gewesen, hätten wir gar keine zweite Runde gebraucht. Und das fühlt sich jetzt tatsächlich ganz schön relevant an - wofür? na ja- ähm... sub specie aeternitatis? Finden Sie nicht?
nachtkritik-Theatertreffen: Preis für Sieger
Wirklich schade finde ich aber, dass es keinen Preis mehr für die Gewinner gibt. Früher gabs da ja verschiedene Formate, einmal beim Theatertreffen, dann auch mal am Ort der Gewinnerproduktion - und jetzt gar nichts mehr. Ich fände es schon schön, wenn das Siegerstück allen Nutzer*innen von nachtkritik irgendwie präsentiert würde, denn natürlich kennen wir alle, Schreiber- genau wie Leserinnen, das allermeiste nicht, weil jede an ihrem Ort sitzt, nk aber im ganzen deutschsprach-widen web präsent ist - das ist ja gerade der Witz an dem Format,der Austausch zwischen Verstreuten. Aber es wäre eben schön, wenn in dem Fall alle die Gewinnerproduktion kennen lernen würden, von Lübeck bis runter nach Genf. Wäre da nicht doch noch was zu machen, hochverehrte Redaktion?
nachtkritik-Theatertreffen: hessisches Theatertief
zu #8
Lieber hesslich,
Dass das Schauspielhaus Frankfurt nicht mehr zur ersten Liga des deutschen Sprechtheaters gehört, ist leider Fakt. Der Vorgänger des jetzigen Intendanten am Frankfurter Schauspiel leitet inzwischen das Berliner Ensemble und seither gehört dieses Haus ebenfalls nicht mehr zur erste Liga. Da haben die Redaktionsmitglieder von nachtkritik in beiden Fällen nun mal Recht.Das hessische Theatertief breitet sich also aus. Eine sehr bedrohliche Entwicklung. Vielleicht bekommen wir ja demnächst einen Hintergrundbericht über die offensichtliche Malaise....
nachtkritik-Theatertreffen: Wer ist Helene Fischer?
#12
Liebe Frau Hift, Ihre Nominierungen in die Nähe von "Werken für die Ewigkeit" zu bringen, ist jetzt vermutlich schon etwas kühn, ohne diese tatsächlich gesehen zu haben. Ich kann Sie aber dahingehend beruhigen, dass Herr Rothschild Ihnen ja beigesprungen ist und eben diese Auswahl als relevant bezeichnet hat, indem er Relevanz nicht mit dem prominenten Standort und der Anzahl der zu verkaufenden Karten in Verbindung bringen möchte oder schlimmer, mit einer Form von "Massentauglichkeit" und "Massennachfrage". Jetzt bleibt natürlich die Frage, ob das Burgtheater tatsächlich ein Ort der Massentauglichkeit ist. Das kämpft ja eher mit dem Gegenteil, wie man lesen darf. Denn, um in Ihrer Formulierung zu bleiben, Herr Rotschild, wäre dann ja das Burgtheater Helene Fischer, nur wer wäre Andrea Berg? Das Volkstheater ja eher nicht, in Bezug auf nachgefragte Karten... (wie man auch lesen darf.)
nachtkritik-Theatertreffen: Abstimmung nicht möglich
Trotz Browser-Cache leeren bleibt es dabei, dass unten steht, ich hätte bereits abgestimmt, was für dieses Jahr definitiv (noch) nicht der Fall ist.
nachtkritik-Theatertreffen: Abstimmung
Genau! man kann gar nicht abstimmen, es heißt immer "Sie haben bereits abgestimmt", was definitiv nicht so ist.... was soll das denn geben ...!?
nachtkritik-Theatertreffen: Abstimmung nicht möglich
Hab Cache mehrmals geleert, leider erscheint dennoch weiterhin die Info, ich hätte schon abgestimmt... Man muss schon sehr geduldig sein, um an dieser Abstimmung teilzunehmen... Lösungsvorschlag? Danke!
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jnm / für die Redaktion
nachtkritik-Theatertreffen: Kampnagel
Mehr Geld für die Freie Szene - jetzt!
nk-tt 20: Gutes Ranking
Ich finde sehr gut, dass es dieses "Ranking" jedes Jahr gibt. Wer drauf ist und wer nicht, darüber kann man wie immer herrlich streiten, aber das bezwecken solche Listen ja auch.
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