Vorläufiges Urteil im Burgtheater-Finanzskandal
Mildes Maß
29. Januar 2020. Zwei Jahre bedingt, d.h. auf Bewährung, beträgt voraussichtlich das Strafmaß für Silvia Stantejsky, die ehemalige kaufmännische Geschäftsführerin des Burgtheaters. Das noch nicht rechtskräftige Urteil erging vorgestern am Wiener Landesgericht für Strafsachen, wie Der Standard meldet.
Verantworten musste sich Silvia Stantejsky wegen der Vorwürfe Untreue, Veruntreuung und Bilanzfälschung. Am Burgtheater war es, einem Bericht des österreichischen Rechnungshofes zufolge, zu Misswirtschaft auf allen Kontrollebenen gekommen. Ermittlungen gegen den 2014 entlassenen damaligen Burgdirektor Matthias Hartmann und den 2014 zurückgetretenen Holding-Chef Georg Springer wurden 2018 eingestellt. Stantejsky hatte als einzige im November 2015 ein Geständnis abgelegt.
Fallen gelassen wurde der Vorwurf der Bilanzfälschung, schuldig gesprochen wurde Silvia Stantejsky in den Anklagepunkten Untreue und Veruntreuung. Als Milderungsgründe nannte der Richter Christoph Zonics-Kral dem Standard zufolge "Unbescholtenheit, Teilgeständigkeit, die lange Verfahrensdauer sowie eine psychische Erkrankung Stantejskys, die von einem Gutachter als Burnout diagnostiziert wurde".
Bis zuletzt habe die Pensionistin behauptet, sie habe sich "'nie bereichern', sondern stets nur Budgetlöcher im Burgtheater stopfen wollen", so Der Standard. "Außerdem habe sie private Auslagen für das Theater getätigt, diese aber nicht als Spesen abgerechnet, sondern erst später auf diesem Weg 'zurückgeholt'. Belegen konnte Stantejsky diese Argumentation vor Gericht nicht, sogar ihre Anwältin hielt nochmals fest, dass Stantejsky irgendwann nicht mehr habe unterscheiden können, welche Gelder privat und welche beruflicher Natur waren."
Neben der Bewährungsstrafe soll Silvia Stantejsky der Burgtheater GmbH 320.000 Euro Schadensgutmachung zahlen.
Das Verfahren wegen des Finanzskandals an der Burg, in dem seit 2013 ermittelt wurde, zog forensische Rechnungshof- und Wirtschaftsprüfberichte sowie einen parlamentarischen Unterausschuss nach sich.
(Der Standard / eph)
Mehr zum Thema: In einer Presseschau verfolgten wir den Prozessverlauf.
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"Claus Peymann, der von 1986 bis 1999 Direktor des Burgtheaters war, kommentiert auf Anfrage der ZEIT dieses Urteil mit den Worten: "Eine ganz miese Nummer. Das schwächste Glied wird bestraft. Alle anderen decken sich gegenseitig. Deprimierend, wie sehr das dem Wiener Schema entspricht."
Peymann erfreut seine 60+ Fangruppen mit seiner verbalen Diarrhö. Aber die Verurteilung einer kaufmännischen Direktorin als Bauernopfer zu bezeichnen ist Quatsch. Abgesehen davon sollte er das Urteil und dessen Begründung lesen, bevor er Interviews zu diesem Thema gibt