Im Chaos-Kontinuum

21. Februar 2020. Zum Ende der laufenden Spielzeit droht den Bühnen der Stadt Wuppertal offenbar die Insolvenz. Das berichtete der WDR. Hintergrund ist ein verwaltungsinterner Fehler: den Bühnen war ein höheres Budget zugeteilt worden als im Wirtschaftsplan eigentlich vorgesehen.

Insgesamt 1,2 Millionen Euro zu viel sind demnach für die Wuppertaler Bühnen verbucht worden – 750.000 Euro für die vergangene Spielzeit und 450.000 für die laufende. Laut Stadtkämmerer Johannes Slawig könnte die fehlerhafte Zuweisung durch Abstimmungsprobleme zwischen zwei verwaltungsinternen Planungssystemen verursacht worden sein. Die Staatsanwaltschaft schloss am gestrigen Donnerstag einen kriminellen Hintergrund bei dem Vorgang aus, so der WDR.

Ihr "Bekenntnis zur Zukunft des Dreispartentheaters" gaben die Stadtvertreter – Wuppertals Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Mucke, der Stadtkämmerer Johannes Slawig und Kulturdezernent Matthias Nocke – nach einer Gesamtbetriebsversammlung der Wuppertaler Bühnen und Sinfonieorchester GmbH per Pressemitteilung bekannt. Demnach sei die Liquidität des Unternehmens bis auf Weiteres gewährleistet und eine langfristige Lösung zur nachhaltigen Konsolidierung solle angestrebt werden. Woher das Geld zur Deckung der Verluste kommen soll, ist allerdings dem Stadtkämmerer Slawig selbst zufolge derzeit "noch völlig unklar", so der WDR.

Fortdauernde Finanzkrise

Neu ist die Finanzkrise der Bühnen Wuppertal nicht. 2013 wurde das bereits seit 2009 leerstehende Schauspielhaus in Elberfeld geschlossen, die vormalige Wirkungsstätte der Choreographin Pina Bausch. Zudem kürzte die verschuldete Kommune die Finanzmittel für das Schauspiel, das in eine kleinere, mit Spenden- und Sponsorengeldern finanzierte Spielstätte umzog, das Theater am Engelsgarten. 2016 wiederum wurde über einen bald nicht mehr finanzierbaren Spielbetrieb berichtet. Jährliche Verluste von 250.000 Euro, die laut WDR durch  Tarifsteigerungen zustande kommen, sind für die Wuppertaler Bühnen mittlerweile eingeplant.

Unterdessen nimmt die Stadt die Gründung des von Bund und Land bis 2027 mit finanzierten Pina Bausch Zentrums in Angriff. Rund um das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch klärte sich erst im Januar der jahrelange Rechtsstreit um die fristlose Kündigung der Intendantin Adolphe Binder im Jahr 2018. Die Beschwerde der Stadt Wuppertal gegen das Urteil wurde vom Bundesarbeitsgericht abgewiesen, die Kündigung Adolphe Binders erfolgte demnach zu Unrecht.

(WDR / eph)

 

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