Spielen, Plätze reduzieren oder doch absagen?

9. März 2020. Gesundheitsminister Jens Spahn rät dazu, alle Großveranstaltungen ab tausend Besuchern abzusagen. Auf seinem Twitter-Account heißt es wortwörtlich: "Nach zahlreichen Gesprächen mit Verantwortlichen ermuntere ich ausdrücklich, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern bis auf Weiteres abzusagen." Betroffen von dieser Empfehlung wären auch Theater- und Opernhäuser mit mehr als 1000 Sitzen. Häuser mit diesem Fassungsvermögen müssten ihre Vorstellungen absagen beziehungsweise die Zuschauerzahlen reduzieren, wenn sie Spahns Empfehlung folgen wollen – wobei die Entscheidungshoheit darüber im Moment noch bei den lokalen Gesundheitsämtern liegt, zumindest solange der Bund dazu kein Notstandsgesetz erlassen hat.

Spielbetrieb in den Theatern und Orchestern weitestgehend regulär

In der Schweiz hatte der Bundesrat Ende Februar Großveranstaltungen mit über 1000 Teilnehmer*innen untersagt. Wie betroffene Theater in Deutschland nun mit der Situation umgehen, ist offen. Auf Nachfrage heißt es vom Deutschen Bühnenverein, dass man vorerst davon ausgehe, dass der Spielbetrieb in den Theatern und Orchestern weitestgehend regulär weitergehe. "Selbstverständlich haben wir unsere Mitgliedschaft über empfohlene Hygienemaßnahmen des Robert Koch-Instituts und Ansprechpartner wie die Landesgesundheitsministerien informiert, und darum gebeten, die bis dahin empfohlenen Maßnahmen in den jeweiligen Häusern umzusetzen und zu kommunizieren, um das Infektionsrisiko gering zu halten."

Der Berliner Kultur-Senator Klaus Lederer (Linke) hatte sich vergangene Woche dafür ausgesprochen, dass vorerst alle Leiter*innen von Kultureinrichtungen auf RKI-Grundlage selbständig entscheiden.

Der Deutsche Kulturrat appellierte nach Absage der Leipziger Buchmesse an Kulturstaatsministerin Monika Grütters, sich für eine Unterstützung der Kultur- und Kreativwirtschaft stark zu machen. Denn das Corona-Virus treffe den Kulturbereich hart, und es brauche Unterstützungsmaßnahmen nicht nur für die klassische Wirtschaft. Vom Bühnenverein heißt es: "Wenn sich großflächige Einnahmeausfälle, insbesondere für die Privattheater, abzeichneten, wären wir selbstverständlich dafür, betroffene Theater und Orchester durch den Bund zu unterstützen."

(sik)

Mehr zur Corona-Situation auch im nachtkritik-Newsletter von Anne Peter vom 28. Februar 2020

 

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Das Residenztheater München schreibt:

"Laut Kabinettsbeschluss der Bayerischen Staatsregierung vom heutigen 10. März 2020 dürfen vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 an den Bayerischen Staatstheatern vom 11. März 2020 bis 19. April 2020 keine Vorstellungen mehr stattfinden."

https://www.residenztheater.de/
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