14. April 2020

"Der Reisende" nach Ulrich Alexander Boschwitz

Weil die Theater nicht mehr spielen können, stellt nachtkritik.de einen digitalen Spielplan aus Mitschnitten von Inszenierungen zusammen: Noch bis 18 Uhr zeigen wir "Der Reisende" nach Ulrich Alexander Boschwitz, inszeniert von Kathrin Mädler. Premiere war am 1. November 2019 im Landestheater Schwaben in Memmingen.

20 NAC Stream Reisende Instagram

 

Zum Stück auf der Homepage des Landestheater Schwaben:

Die Ausgrabung dieses beeindruckenden Romans im Frühjahr 2018 war eine kleine Sensation: 1938 erzählt der junge Autor Ulrich Alexander Boschwitz – der von Auschwitz noch nicht wissen konnte – erschütternd hellsichtig die Leidensgeschichte des jüdischen Kaufmanns Otto Silbermann, der durch die nationalsozialistischen Novemberpogrome sein Zuhause, seine Familie und schließlich seine Identität verliert.

Der Geschäftsmann Otto Silbermann steht mitten in einem wohl geordneten Leben mit erfolgreichem Geschäft und einem Kreis von vertrauten Freunden und Bekannten. Da schlägt in Deutschland der Antisemitismus in brutale Hetze um. Es werde schon nicht so schlimm kommen, hofft Silbermann, noch während er sich in seiner eigenen Wohnung überfallen und von körperlicher Gewalt bedroht sieht. Für ihn beginnt damit eine Flucht-Odyssee durch Deutschland, in der er schmerzhaft erfahren muss, wie Geschäftspartner und Freunde, auf deren Menschlichkeit er baute, ihn verraten. Er muss seine Frau ziehen lassen, verliert sein Geschäft und schließlich sein gesamtes Vermögen. In Zügen der Reichsbahn durchquert er Deutschland in der Hoffnung einen Fluchtweg zu finden – doch die Grenzen sind bereits geschlossen und in den Nachbarstaaten ist niemand bereit die jüdischen Flüchtlinge aufzunehmen.

Der deutsch-jüdische Autor, der 1942 im Alter von 27 Jahren mit einem Flüchtlingsschiff im Meer unterging, zeichnet das beklemmende Bild einer Gesellschaft, die sich in rasender Geschwindigkeit ihrer Mitmenschlichkeit entledigt. Und er beschreibt eindringlich die demütigenden Erfahrungen von Flucht und Vertreibung. Am Landestheater Schwaben ist dieser bestürzend aktuelle Roman erstmals auf einer deutschen Bühne zu sehen.

 

Der Reisende
Nach dem Roman von Ulrich Alexander Boschwitz
Regie: Kathrin Mädler, Bühne und Kostüme: Mareike Delaquis-Porschka, Musik: Cico Beck, Dramaturgie: Anne Verena Freybott.
Mit: Klaus Philipp, Agnes Decker, David Lau, Tobias Loth, Franziska Roth, André Stuchlik.
Premiere am 1. November 2019
Dauer: 2 Stunden, keine Pause

www.landestheater-schwaben.de

 

Mehr zu Der Reisende? Unsere Nachtkritik von Christian Muggenthaler.

Mehr zum Landestheater Schwaben wiederum von Christian Muggenthaler

Unser digitaler Spielplan mit diversen Streaming- und Kulturangeboten online.

Unterstützen Sie uns mit einer Spende, damit wir weiterhin täglich Aufführungen streamen können.

14. April 2020

"Der Reisende" nach Ulrich Alexander Boschwitz

Weil die Theater nicht mehr spielen können, stellt nachtkritik.de einen digitalen Spielplan aus Mitschnitten von Inszenierungen zusammen: Noch bis 18 Uhr zeigen wir "Der Reisende" nach Ulrich Alexander Boschwitz, inszeniert von Kathrin Mädler. Premiere war am 1. November 2019 im Landestheater Schwaben in Memmingen.

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Zum Stück auf der Homepage des Landestheater Schwaben:

Die Ausgrabung dieses beeindruckenden Romans im Frühjahr 2018 war eine kleine Sensation: 1938 erzählt der junge Autor Ulrich Alexander Boschwitz – der von Auschwitz noch nicht wissen konnte – erschütternd hellsichtig die Leidensgeschichte des jüdischen Kaufmanns Otto Silbermann, der durch die nationalsozialistischen Novemberpogrome sein Zuhause, seine Familie und schließlich seine Identität verliert.

Der Geschäftsmann Otto Silbermann steht mitten in einem wohl geordneten Leben mit erfolgreichem Geschäft und einem Kreis von vertrauten Freunden und Bekannten. Da schlägt in Deutschland der Antisemitismus in brutale Hetze um. Es werde schon nicht so schlimm kommen, hofft Silbermann, noch während er sich in seiner eigenen Wohnung überfallen und von körperlicher Gewalt bedroht sieht. Für ihn beginnt damit eine Flucht-Odyssee durch Deutschland, in der er schmerzhaft erfahren muss, wie Geschäftspartner und Freunde, auf deren Menschlichkeit er baute, ihn verraten. Er muss seine Frau ziehen lassen, verliert sein Geschäft und schließlich sein gesamtes Vermögen. In Zügen der Reichsbahn durchquert er Deutschland in der Hoffnung einen Fluchtweg zu finden – doch die Grenzen sind bereits geschlossen und in den Nachbarstaaten ist niemand bereit die jüdischen Flüchtlinge aufzunehmen.

Der deutsch-jüdische Autor, der 1942 im Alter von 27 Jahren mit einem Flüchtlingsschiff im Meer unterging, zeichnet das beklemmende Bild einer Gesellschaft, die sich in rasender Geschwindigkeit ihrer Mitmenschlichkeit entledigt. Und er beschreibt eindringlich die demütigenden Erfahrungen von Flucht und Vertreibung. Am Landestheater Schwaben ist dieser bestürzend aktuelle Roman erstmals auf einer deutschen Bühne zu sehen.

 

Der Reisende
Nach dem Roman von Ulrich Alexander Boschwitz
Regie: Kathrin Mädler, Bühne und Kostüme: Mareike Delaquis-Porschka, Musik: Cico Beck, Dramaturgie: Anne Verena Freybott.
Mit: Klaus Philipp, Agnes Decker, David Lau, Tobias Loth, Franziska Roth, André Stuchlik.
Premiere am 1. November 2019
Dauer: 2 Stunden, keine Pause

www.landestheater-schwaben.de

 

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Mehr zum Landestheater Schwaben wiederum von Christian Muggenthaler

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Kommentare  
nk-Stream, Der Reisende: sachlich-konkret
Ein Theaterabend war heute für mich nicht geplant und bevor ich mich ins Private nach einem kurzen Besuch eines Reisenden zurückziehe: Wie bemerkenswert! (seltsam, war es nicht?), sehr geehrte Frau Mädler! Ich gratuliere zu dieser Textwahl, zu dieser herausragend genauen und schlüssigen Dramaturgie, diesem überaus genauen Sprechen, auch dem Chorischen, das hervorragend einstudiert ist, also m ü h e l o s auf den Punkt gesprochen scheint! - Und zu diesem großartigen Bühnenbild, das an Amish Kapoors Skulptur "Leviathan" erinnert und für mich persönlich schon deshalb den Text und die ganze Inszenierung verkörpert: Wenn ich mir vortelle, wie ich den Ton wegstellte und nur die SchauspielerInnen und ihr Sprechen wie ihre Bewegungen und Stellungswechsel in dieser aufblasbaren Staats-Landschaft beobachtete -
Und es ist übrigens auch dem Chat anzumerken, dass wir es hier mit einem disziplinierten und sinn-vollen Textumgang zu tun haben: Die Fragen sind sachlich konkret, die Antworten beziehen sich auf Konkretes. Die Bewunderungs-Kommentare sind ehrlicher und sparsamer und es ist wohl ein Publikum, dem vor allem an der Sache Vorstellung gelegen ist und nicht am Promi-Status der Regie oder des Theaters: Etwas, das mir sehr viel Hoffnung gibt für ein Theater, wie ich es mag und vor langer Zeit verlassen habe, als ich es nicht mehr für sich selbst bereit fand an zu vielen Orten im deutschsprachigen Raum - Vielen Dank! (an die Stream/Aufzeichnungs-Präsentierer: Vergesst nicht die Stühle hochzustellen und das Popkorn vom letzten Stream-Chat einzusammeln! Tschüss.)
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