"Entweder und", Regie: Hannah Biedermann (5+)

12. Mai 2020. Der Erwachsenenspielplan pausiert. Endlich einmal kommt das Kinder- und Jugendtheater auf nachtkritik.de zu seinem Recht. Das sind die Chancen der Krise. Drei Tage Kindertheater jeweils um 10 Uhr für 24 Stunden, anschließend, in der zweiten Hälfte der Woche, Jugendtheater ab jeweils 16 Uhr für 24 oder 48 Stunden. Am 12. Mai läuft hier ab 10 Uhr "Entweder und" vom Jungen Ensemble Stuttgart in Regie von Hannah Biedermann. Das "Kinderstück über das Größerwerden in einer rosablauen Welt" empfiehlt das Theater für Zuschauer*innen ab 5 Jahren.

 

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Das Junge Ensemble Stuttgart über "Entweder und":

Wer sich in einem Kaufhaus in die Spielwarenabteilung begibt und nicht farbenblind ist, muss sich nicht lange orientieren, um den Weg zu den Mädchen- oder Jungssachen zu finden. Zwei Schubladen scheint diese Welt für ihre Kinder bereitzuhalten. In der einen befinden sich Bälle, Autos und Bauklötzchen, in der anderen Barbies, Haarspangen und Pferdebücher.

Kaum eine Frage bestimmt unser Denken über einen Menschen so sehr, wie die nach dem Geschlecht. Nicht nur Spielsachen, Kleidung und Toilettenräume schreiben wir den Geschlechtern zu, sondern auch Vorlieben, Eigenschaften und Fähigkeiten. Wild sein, laut sein, raufen versus lieb sein, hübsch sein, Haare kämmen.

Wie behaupte ich mich also in dieser Welt voller Erwartungen? Wie finde ich heraus, was wirklich zu mir passt? Wähle ich das Typische oder das Untypische, das Vorgesehene oder das Abweichende? Wie gehe ich um, mit dem Eigenen und dem Anderen? Wie kann ich lernen, mutig zu sein und meinen eigenen Weg zu gehen?

Gemeinsam mit dem JES-Ensemble hat die Regisseurin Hannah Biedermann zu diesem Thema recherchiert und aus den Erkenntnissen eine Collage entwickelt. Entstanden ist ein Fest der Verwandlung, ein bunter Reigen von Bildern über Mädchen und Jungen, Männer und Frauen und über Andere und Anderes. Eine Einladung zum Irritieren und Amüsieren. Eine Einladung zur Uneindeutigkeit im Spiel mit dem Vorgegebenen.

 

Entweder und
Konzept und Inszenierung: Hannah Biedermann, Bühne und Kostüme: Mascha Mihoa Bischoff, Musik: Conni Trieder, Dramaturgie: Lucia Kramer, Regieassistenz: Anne Wittmiß, Theaterpädagogik: Silke Wilhelm.
Von und mit: Gerd Ritter, Sophia-Maria Schroth, Conni Trieder, Franziska Schmitz, Faris Yüzbaşioğlu.
Ab 5 Jahren
Dauer: 1 Stunde 10 Minuten

www.jes-stuttgart.de

 

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Kommentare  
nk-Stream JES: endlich
Wie toll, dass ich es nun endlich sehen kann. Ich bin ein grosser Fan von Hannah Biedermann, die ohnehin auf nachtkritik besprochen gehört. Jetzt kann ich dieses viel gelobte Stück endlich sehen, da ich es nie nach Stuttgart geschafft habe, und es ja leider schon bei Augenblick mal! schmerzlicher Weise ausgelassen wurde...
nk-Stream JES: WOW
Ich habe es direkt um 10 Uhr mit meinem Sohn (5 Jahre) geschaut und muss hier einfach meine Begeisterung loswerden. Ich liebe Theater, aber selten sehe ich KJT welches mich umhaut. Dieses Stück hätte ich nur zu gerne live gesehen, am besten mit 200 Kindern.
Performativ politisches Theater at his best!
nk-Stream JES: aufgesetzt
Immer weiter so amerikanisiert diese Spiele.
Kann es auch mal was anderes sein? andere Spiele, europäische?
1O Minuten geschaut - das wird nichts mehr bei weiteren kurzen
Probe-Stückchen-Anschauen. Man schon hat anderes gesehen als Vergleich,
nicht so aufgesetzt und unfrei.
Beurteilung: durchschnittlich.
nk-Stream JES: gewundert
#3: Hätte es Ihr Sohn auch gern live gesehen und war er genauso begeistert wie Sie? Ich fand das Stück auch gut, aber mich wunderte, das so viele + statt 5jährige da gesessen und geklatscht usw. haben...
nk-Stream JES: Mein Sohn mochte es auch
#4 er hat sehr viel und stark reagiert und sich positioniert. Insgesamt war er mehr mit mir im Austausch als im Theater, dafür aber auch manchmal ganz abgelenkt. Theater am Bildschirm ist eben schwierig.
Ich fand es total "geeignet" "passend" für Kinder ab 5 Jahren: denn das Thema umgibt sie ab der Kita und da gilt es Normdenken aufzubrechen, erst garnicht zu lernen. Die Ästhetik fand ich total assoziativ, offen, sprunghaft, so wie Kinder spielen...
nk-Stream JES: unfrei?
#3 Ich weiß nicht ob ich sie richtig verstehe. Aber ich habe es jetzt gesehen und bin immer noch Fan von Frau Biedermanns Ästhetik. Ich empfinde gerade hier wird deutlich, wie mit Spielweisen gespielt wird, performatives Sein wie man ist, neben übertriebenen karikiertem Spiel steht...abgesehen davon erschließt sich über das Schauen in Gänze eine kluge Dramaturgie nicht nur der Erzählung sondern von Einsatz der Mittel.
nk-Stream JES: sprunghaft
#6: Ich fand das auch zum Leben für ab 5jährige passend und die sprunghafte, Kinderspiel auch sehr ähnliche Ästhetik hat auch mir gefallen... Meine Frage zielte darauf ab, dass es scheinbar Älteren und Eltern besser gefällt als jungen Kindern, wenn die mehrheitlich im Theater sitzen. Ich denke auch nicht, dass die Kinder das Thema erst im Kita-Alter umgibt (wenn ich an all die niedlichen wohlsortierten Babykleidchen und Jeans'chen denke, die sich die Säuglinge ja nicht selbst anziehen usw.) und dass Kinder von selbst gar nicht dieses von hnen beschriebene Normdenken haben! - sondern ihre Umgebung das hat. Und dass es deshalb bei ihrer Umgebung aufgebrochen werden müsste. Und die Umgebung schaut das deshalb noch lieber und gewinnbringender als die Kita-Kinder, es ist aus meiner Sicht also eher ein - gutes - +Theater über die von Älteren zu ändernden Vorbehalte darüber wie ab 5jährige zu sein haben? Es ist also vielleicht ein sehr gutes Stück für Jugendliche und Erwachsene, die vorgeführt sehen, wo und wie man mit ihnen einst diskriminierend umgegangen ist und wo sie selbst mit Kindern unbewusst so umgehen, dass das eigentlich ihre Fantasie und ihre Eigenständigkeit missachtend ist. Insofern ist das sehr relevantes Theater. Nur m.E. nicht unbedingt für 5jährige, sondern für Leute, die sich erinnern undoder erinnern wollen, wie es war, als sie z.B. 5 Jahre alt waren...
Ich finde es aber in jedem Fall großartig, dass auf dem Sender hier Theater, das als Kinder- und Jugendtheater firmiert, weithin gezeigt wird! Vielen vielen Dank dafür!
nk-Stream JES: Erfahrung mit Livesichtung
#7 Als Beobachtung einer Person, die das Stück vor einem Jahr live mit 200 Kitakindern gesehen hat. Der Saal tobte, die Kinder riefen lautstark rein, lachten (natürlich an anderen Stellen als die Erwachsenen), widersprachen, unterstützten, sangen mit,...es war eine völlig andere Stimmung als in der Aufnahme. Aber klar, es ist auch GLEICHZEITIG ein Stück für Eltern und Erzieher*innen. Das Tolle ist, jede*r schaut es aus seiner/ihrer Sicht und Lebenserfahrung!
nk-Stream JES: unterschiedliches Lachen
#8: Danke für den Kurzbericht von der Livesichtung aus Stuttgart - er beruhigt mich sehr. Wieso lachten Ihrer Meinung nach die Kinder "natürlich" an anderen Stellen als die Erwachsenen? Haben sie ein Beispiel dafür in Erinnerung?
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