Spitzen-Tanz

27. Mai 2020. Der Choreograf Raimund Hoghe wird mit dem Deutschen Tanzpreis 2020 ausgezeichnet. Weitere Ehrungen erhalten die Choreograf*innen Antje Pfundtner und Rafael Hillebrandt sowie der Tänzer Friedemann Vogel. Das gab der Dachverband Tanz Deutschland heute in einer Presseaussendung bekannt.

Die Schönheit des Tanzes mit dem Weltgeschehen verbinden

Raimund Hoghe gehöre seit langem international zu den wichtigsten Choreograf*innen des Tanztheaters, heißt es in der Pressemitteilung zum Deutschen Tanzpreis 2020.

RaimundHoghe Momentos of Young People 280 RosaFrank uRaimund Hoghe (vorn) © Rosa Frank

In Wuppertal geboren, schrieb der auch als Tänzer, Filmemacher, Journalist und Buchautor tätige Hoghe zunächst Porträts für Die Zeit. Von 1980-89 arbeitete er als Dramaturg für das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, über das er auch zwei Bücher schrieb. Seit 1989 entwickelt er von Düsseldorf aus eigene Theaterarbeiten für Tänzer*innen und Schauspieler*innen. 1994 realisierte er mit "Meinwärts" ein Solo, in dem er erstmals selbst auftragt; es folgten "Chambre séparée" (1997) und "Another Dream" (2000) als Trilogie über das vergangene Jahrhundert. 2001 erhielt Raimund Hoghe den "Deutschen Produzentenpreis für Choreografie“ und 2006 den "Prix de la critique Francaise“ für "Swan Lake, 4 Acts" in der Kategorie "Beste ausländische Produktion". 2019 ernannte ihn der französische Kulturminister zum "Officier de l’ordre des Arts et des Lettres".

Er wolle die Schönheit des Tanzes, der Tänzer und der Musik mit dem verbinden, was aktuell in der Welt passiere, sagte der Choreograph laut Westdeutscher Zeitung bei der Vorstellung der Preisträger*innen in einer Online-Pressekonferenz. Raimund Hoghe hat sich in den vergangenen Jahren in seinen Arbeiten u.a. auch mit dem Schicksal von Geflüchteten auseinandergesetzt.

Drei Ehrungen für Herausragendes

Eine Ehrung des Deutschen Tanzpreises für herausragende künstlerische Entwicklungen im Tanz erhält der Berliner Tänzer und Choreograf Raphael Hillebrand. Raphael Hillebrand nutze seine zeitgenössischen Ausbildung und seinen künstlerischen Background im urbanen Tanz, um seine Vision eines Hip-Hop Tanztheaters zu verwirklichen, auch im Cross-over mit Ballett und zeitgenössischem Tanz.

Für herausragende Impulse im zeitgenössischen Tanz wird Antje Pfundtner geehrt. Die Hamburger Choreografin greife in ihren Produktionen, die sie in den letzten Jahren auch mit Blick auf ein sehr junges Publikum erarbeite, die Themen der Gesellschaft auf und setze mit ihrem Kollektiv „Antje Pfundtner in Gesellschaft“ auch auf eine gesellschaftlich-gemeinschaftliche Arbeitsweise.
Als herausragender Interpret erhält der Tänzer Friedemann Vogel eine Ehrung. Nur wenige männliche Balletttänzer seiner Generation hätten eine derart konstante künstlerische Karriere vorzuweisen und könnten auf eine vergleichbare internationale Laufbahn blicken wie Friedemann Vogel. Seit über 20 Jahren ist er Mitglied des Stuttgarter Balletts und mittlerweile ein Weltstar, so der Dachverband Tanz Deutschland.

Dotiert ist der Hauptpreis an Raimund Hoghe mit 20.000 Euro. Antje Pfundtner und Rafael Hillebrandt sowie der Tänzer Friedemann Vogel erhalten ein Preisgeld von je 5.000 Euro.

Die Tanzlandschaft im Blick

Mit dem Deutschen Tanzpreis werden seit 1983 herausragende Persönlichkeiten des Tanzes in Deutschland geehrt, "ganz gleich, ob sie auf oder hinter der Bühne, in Pädagogik, Publizistik, Wissenschaft oder anderen Bereichen des Tanzschaffens wirksam waren und sind", wie es in der Pressemitteilung heißt. Zudem werden Interpret*innen, Ensembles und Projekte in der Tanzlandschaft für zukunftsorientierte Initiativen, modellhafte Konzepte oder außergewöhnliche Produktionen ausgezeichnet.

Mitglieder der Jury für den Deutschen Tanzpreis 2020 waren Nik Haffner, Künstlerischer Leiter des Hochschulübergreifenden Zentrums Tanz, Berlin; Nina Hümpel, Kuratorin DANCE Festival München und Herausgeberin tanznetz.de; Kathleen McNurney, Künstlerische Leiterin, Tanz Luzern; Tim Plegge, Ballettdirektor, Staatstheater Wiesbaden; Brit Rodemund, Tänzerin; Patrick Primavesi, Professor für Tanz- und Theaterwissenschaft, Universität Leipzig; Gisela Peters-Rohse, Tanzpädagogin; Helena Waldmann, Freie Choreografin und Vorsitzende der Jury.

Verliehen werden soll der Deutsche Tanzpreis am 17. Oktober 2020 im Aalto-Theater Essen.

(Dachverband Tanz Deutschland / WZ / Die Zeit / eph)

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