"Der Boxer" vom Thalia Theater Hamburg

3. Juni 2020. Weil die Theater nicht mehr spielen können, stellt nachtkritik.de einen digitalen Spielplan aus Mitschnitten von Inszenierungen zusammen: Vom 6. Juni 18 Uhr bis 7. Juni zeigen wir für 24 Stunden "Der Boxer" in der Regie von Ewelina Marciniak nach dem Roman von Szczepan Twardoch. Lesen lässt sich die Geschichte um den jüdischen Boxer Jakub Shapiro, der in einem mafiösen Umfeld im Warschau der 30er Jahre, kurz vor dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht, um den sozialen Aufstieg kämpft, als Warnung vor dem wachsenden Nationalismus in Polen und Europa heute.

In ihrer nachtkritik schreibt Katrin Ullmann: "Ewelina Marciniak erzählt den Roman aus der Perspektive der Frauen, die Shapiros Leben teilen. Diese Perspektive verleiht der Inszenierung einen zutiefst menschlichen Blick, der geleitet wird von der Sehnsucht nach Halt in unruhigen Zeiten, nach Orientierung im anschwellenden Chaos."

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Über die Inszenierung heißt es auf der Webseite des Thalia Theater Hamburg:

Im Warschau der 30er Jahre kämpft der jüdische Boxer Jakub Shapiro mit der Kraft und Geschicklichkeit seines Körpers darum, dem Elend seiner Herkunft zu entkommen. Er arbeitet für den Paten Jan Kaplica, der über Warschau herrscht wie Al Capone über Chicago. Der Großganove kontrolliert die Bordelle, treibt Schutzgeld ein und genießt das Leben in dicken Autos und dunklen Bars. Shapiro begleitet Kaplica und erledigt für dessen Imperium die Drecksarbeit. Bald werden die mafiösen Geschäfte und das süße Leben überschattet vom Kampf gegen die polnischen Nationalisten, die in der Stadt die Macht übernehmen wollen. „Der Boxer“ zeichnet ein eindringliches Bild der Stadt Warschau – kurz bevor die deutsche Wehrmacht einmarschiert.

Die junge, mehrfach ausgezeichnete polnische Regisseurin Ewelina Marciniak bringt den Roman von Szczepan Twardoch, Star der polnischen Gegenwartsliteratur, auf die Bühne. Sie erzählt die Geschichte aus der Sicht der drei Frauen, die Shapiros Leben teilen, allen voran seine Geliebte Ryfka, eine Bordellbesitzerin. Man kann 'Der Boxer“'als Warnung lesen vor dem wachsenden Nationalismus in Polen und Europa heute. Aber auch als Ballade Noire über das Böse, das jeden in dieser Geschichte infiziert: Nationalisten, Kommunisten, Boxer, Gangster, Politiker und auch jene Angehörige der Mittelklasse, die sich durch die Deportation ihrer jüdischen Nachbarn bereichern. Wenn Gewalt so attraktiv ist, dass sie uns betört, so Marciniak, können wir sie dann bekämpfen, über sie schreiben, ein Stück über sie anschauen – und von ihrer Verführung verschont bleiben?"
 

Der Boxer
Nach dem Roman von Szczepan Twardoch, Bearbeitung Jarosław Murawski, aus dem Polnischen von Olaf Kühl
Regie: Ewelina Marciniak, Bühne: Miroslav Kaczmarek, Kostüme: Julia Kornacka, Dramaturgie: Susanne Meister, Jarosław Murawski, Musik: Jan Duszyński, Choreographie: Dominika Knapik
Mit: Sebastian Zimmler (Jakub Shapiro), Toini Ruhnke (Anna Ziembińska / Radziwilek), Rosa Thormeyer (Ryfka Kij), Anna Blomeier (Emilia Shapiro), Oliver Mallison (Kaplica), Rafael Stachowiak (Andrzej Ziembinski / Kazimierz Bobiński), Tarik Sanli, Goya Brunnert (Mosche Bernstein; alternierend), Live-Musik: Anita Wälti (Trompete)
Premiere am 14. September 2020
Dauer: 2 Stunden

www.thalia-theater.de

 

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