Mitgründerin des Prinz Regent Theaters Bochum

Tübingen, 10. Juni 2020. Die Schauspielerin, Kabarettistin, Regisseurin, Autorin und Mitgründerin des Prinz Regent Theaters Bochum, Petra Afonin, ist am 9. Juni 2020, an ihrem 65. Geburtstag, in Tübingen verstorben. Das teilt das Umfeld der Künstlerin mit.

AfoninPetra HomepagePetra Afonin © afonin.deAfonin, 1955 in Stuttgart geboren, war Ensemblemitglied am Westfälischen Landestheater Castrop-Rauxel und bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen. Von 1979 bis 2007 lebte sie in Bochum, wo sie 1991 das Prinz Regent Theater mitgründete, für das sie 5 Jahre lang im Vorstand tätig war. 2007 zog sie nach Tübingen um und arbeitete dort eng mit dem Zimmertheater unter der Intendanz von Christian Schäfer und Axel Krauße zusammen.

Seit 1987 realisierte Afonin eigene Chanson-Abende und Theaterproduktionen, etwa das musikalische Kabarett "Cellulita – Die Königin der Nachtcremes". Ihr breites Repertoire ist auf ihrer Homepage afonin.de verzeichnet.

(afonin.de / chr)

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Petra Afonin: Abschied
„Das Leichte ist das Schwerste!“ sagte sie oft, wenn es darum ging, die unterschätzte Kunst der Unterhaltung zu verteidigen. Ihr Abgang jetzt war alles andere als leicht und trotzdem trifft er mich und uns mühlsteinschwer. Sie war ein Vollblut-Theatermensch, schrill und einfühlsam, ein künstlerischer Freigeist und doch dem Wort verpflichtet. Sie benutzte Worte wie „Mikrophondisziplin!“.Meist in exquisiter Garderobe gehörte sie in Tübingen zum Stadtbild. Ich glaube, sie war ein Geschenk für jede Stadt, in der sie gelebt hat. Sie bedankte sich einmal bei mir, dass sie am Zimmertheater eine neue Theaterfamilie gefunden hatte, obwohl sie nicht zum Ensemble gehörte. Das sei nicht selbstverständlich. In Wahrheit aber hatten wir zu danken, wir waren die Beschenkten. Oft im wahrsten Sinne des Wortes, durch kleine Aufmerksamkeiten, Grüße, Briefe, ToiToiToi‘s. Sie war achtsam, kollegial und eine große Kämpferin gegen Ungerechtigkeit. Für die Rechte von Frauen. Sie packte in ihren Programmen heikle Themen wie Demenz oder Missbrauch an. Weil sie es wichtig fand, sich zu äußern. Legendär ihre bissigen Kommentare zum Zeitgeschehen, aber auch zu Inszenierungen und Kollegen. EinSatzKritiken. Pointen, die wirklich auf dem Punkt waren. Dass sie jetzt, an ihrem Geburtstag, pünktlich zum Eintritt ins gesetzliche Rentenalter diese Welt verlassen hat, gehört dazu. Ihre Stimme wird fehlen. Ich habe sie noch gut im Ohr.
Nach durchzechten oder in letzter Zeit auch nur durchquatschten Nächten sagte sie gerne zum Abschied: „Es war einer dieser großen Abende!“. Auch wenn es vielleicht gar nicht stimmte. Sie feierte das Leben. Eines dieser großen, leidenschaftlichen Theaterleben, die es nicht mehr so oft gibt.
Liebe Petra, komm gut heim!
Petra Afonin: Ciao!
Petra war eine Treue. Auch wenn wir uns nur selten trafen in den letzten Jahren, kam sie nach den Vorstellungen oder Konzerten in die Garderobe und schenkte Liebe und Kritik.

Ich werde sie vermissen !
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