Romeo und Julia, inszeniert von Jette Steckel

19. Juni 2020. Weil die Theater nur sehr vereinzelt Türen, Tore und Bühnen öffnen, stellt nachtkritik.de noch bis Juli einen digitalen Spielplan aus Mitschnitten von Inszenierungen zusammen: Ab 21. Juni 18 Uhr zeigen wir für 24 Stunden Shakespeares Die Tragödie von Romeo und Julia in einer Inszenierung von Jette Steckel, herausgekommen im September 2014 am Hamburger Thalia Theater.

Über die Produktion auf den Seiten des Thalia Theaters:

Zwei Liebende, die aus verfeindeten Familien stammen und deren Liebe am feindlichen Umfeld scheitern muss. Jette Steckel nähert sich der "größten Liebesgeschichte aller Zeiten" von drei Seiten: theatral, musikalisch mit Musik von Anja Plaschg ("Soap&Skin") und Anton Spielmann ("1000 Robota") – gesungen und gespielt von Friederike Bernhardt und Jan Plewka – und physisch mit einer "Massenbewegung" von 40 Hamburger Jugendlichen.

Der Handlungsrahmen klingt nach platter Kolportage: Zwei Liebende, die aus verfeindeten Familien stammen und durch schlimme Verhältnisse, böse Zufälle und fantastische Rettungsaktionen schon kurz nach der Hochzeitsnacht in den Selbstmord getrieben werden. Aber die Wirkung des Stücks ist bis heute grenzenlos. Was Shakespeare aus dem Stoff gemacht hat, ist so etwas wie die Keimzelle aller romantischen Liebesgeschichten, Muster und Maßstab in der Kunst und im Leben. Bis heute.

Die große, alles sprengende Liebe erweist sich in der Bereitschaft, für die Liebe zu sterben. Sie scheitert nicht am feindlichen Umfeld – sie braucht es. Es geht nicht um die gute Partie, sondern um die Liebe, die keine Chance hat und deshalb unbedingt ist. Diese Liebe ähnelt der mystischen Erfahrung des Göttlichen, dem Absoluten. Im Theater und in der Oper müssen die Liebenden sterben. Aber ihre Liebe währt ewig. – Im realen Leben ist das kaum möglich, dort stirbt statt der Liebenden die "amour fou".

 

Die Tragödie von Romeo und Julia
von William Shakespeare, übersetzt von Frank-Patrick Steckel
Regie: Jette Steckel; Bühne: Florian Lösche; Kostüme: Pauline Hüners; Musik-Komposition: Anja Plaschg (Soap&Skin), Anton Spielmann (1000 Robota); Dramaturgie: Carl Hegemann; Choreografie: Dorothea Ratzel; Live-Musik: Friederike Bernhardt, Jan Plewka,  Moritz Krämer.
Mit: Mirco Kreibich, Birte Schnöink, Karin Neuhäuser, Rafael Stachowiak, Julian Greis, Pascal Houdus, Stephan Bissmeier, Oda Thormeyer, Tilo Werner, Oliver Mallison.
Dauer: 3 Stunden 15 Minuten

https://www.thalia-theater.de

 

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Kommentare  
nachtkritikstream, Romeo und Julia: ungemein gespannt
von Jette Steckel also, Thalia Theater Hamburg. Da bin ich jetzt ungemein gespannt auf diese berühmteste und berührendste Liebestragödie des Welttheaters.
Die exzellenteste und lamentable Tragödie von Romeo und Julia, die gewiss unter einem unglücklichen Stern stehen (starcrossed lovers). O diese verfeindeten un-seligen Montagues und Capulets! und dieser schreckliche, streitsüchtige Tybald - den ich always Tier-Bold nenne! ein Cousin Julias, der zu allem und aller Unglück von Romeo getötet wird.
Nein, For never was a story of more woe/ Then this of Juliet and her
Romeo. Alle diese Geschichten von Liebenden, die durch widrige Umstände getrennt werden, gehen vielen zu Herzen (besonders den Herzen von Mädchen und jungen Frauen). Ein englischer Schriftsteller William Painter diente Dramatikern zur Zeit Elisabeth I. als Quelle, unter anderem auch William Shakespeare für Romeo und Julia. (Ob Shakespeare auch Painters Werk benutzte, ist unklar, aber wahrscheinlich. So übernahm er vermutlich von Painter den Namen Romeo anstelle von Brookes R o m e u s. (bei Brookes Gedicht wird das tragische Ende des Liebespaares als Bestrafung
des Himmels für ungezügelte Leidenschaft und Ungehorsam gegen Eltern und Ratgeber dargestellt.)) - Ich erwähne Painter nur, weil mein echter Name Peintner ist. Also . . .
nachtkritikstream, Romeo und Julia: Soap & Skin
Anders als in der Besetzungsliste behauptet, sind In dieser Aufzeichnung Anja Plaschg und Anton Spielmann nicht nur für die Kompositionen verantwortlich, sie sind auch die alter egos von Julia und Romeo und stehen live auf der Bühne - und zwar einfach umwerfend. Friederike Bernhard und Jan Plewka haben die Parts erst viel später kongenial übernommen.
nk-stream, Romeo und Julia: Autsch, Liebe!
Autsch, Liebe! Die meisten haben ein Liebes-Autsch erlebt
in den Jahren der Jugend (in den RomeoundJulia-Jahren).
Das ist vorgegeben: Romeo und Julia müssen sterben,
und wenn sie nicht in Wirklichkeit sterben, so sterben sie innerlich.
Ihre Seelen, das innere Selbst der Liebe (Julia: Doch willst du,
schwör` bei deinem edlen Selbst, dem Götterbild meiner Anbetung:
so will ich glauben. (der Mensch, altert er - verliert den Glauben
an die hohe Liebe für gewöhnlich)), stirbt, hört auf zu sein.
Der Mensch lebt weiter, wird alt, und ihre Jugendliebe ist gestorben.
Und Romeo und Julia sagen: War sie nicht süß unsere Jugendliebe damals,
als wir waren ein Liebespaar unter einem unglücklichen Stern, der
der unsere war? Und sie selbst leben weiter, ohne RomeoundJulia-Liebe
bis zu ihrem Ende. Wird dies Kostbare, das wir Liebe nennen, in der
Ewigkeit auferstehen, oder war dies alles nur ein Jugendliebe-Wahn?
(Wer vor der Zeit beginnt, der endigt früh. Wie alt, wie jung war Julia?
13-14 Jahr? Romeo etwas älter.) O diese Liebesschmerzen der Pupertät!
keiner will sich recht an sie erinnern, kann nicht sprechen darüber,
oder nur in größter gehemmter Verlegenheit.
Und abermals Julia:
Gut, schwöre nicht, obwohl ich dein mich freue,
Freu ich mich nicht des Bundes dieser Nacht-
(ahnt sie bereits etwas von dieser Star-Crossed-Love?)
Er ist zu rasch, zu unbedacht, zu plötzlich;
Gleicht allzusehr dem Blitz, der nicht mehr ist,
Noch eh`man sagen kann: es blitzt, - schlaf süß!
Des Sommers warmer Hauch kann diese Knospe
Der Lieb wohl zur schönen Blum entfalten,
Bis wir das nächstemal uns wiedersehn.
(wenn nicht im Diesseits (Naturwirklichkeit),
dann im Jenseits Blumen, Blumen
(die andere, göttliche Wirklichkeit) -
dem besseren Teil unserer Vorstellung)).
Leben ist Liebe, und kann nicht sterben, wie das Leben selbst.
Leben ist immer.
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