"Wir sind noch einmal davongekommen" von der Theaterakademie August Everding

3. Juli 2020. Seit die Theater coronabedingt geschlossen haben, hat nachtkritik.de nicht nur einen digitalen Spielplan zusammengestellt. Es wurden auch die vielen digitalen Hervorbringungen der Theater im deutschsprachigen Raum gesichtet. Was hier besonders auffiel, was wir wegweisend oder anderweitig bemerkenswert fanden, zeigen wir nun vom 3. Juli 2020 ab 18 Uhr bis 7. Juli 2020 18 Uhr noch einmal gebündelt und von Künstler*innengesprächen gerahmt in einem Netztheater Special.

Am 3. Juli 2020 von 18 bis 24 Uhr läuft bei uns ein Mitschnitt der Livestream-Produktion "Wir sind noch einmal davongekommen" frei nach Thornton Wilder – in einer Inszenierung von Marcel Kohler, Ensemblemitglied am Deutschen Theater Berlin. Ursprünglich sollte der Abend die Abschlussinszenierung eines Schauspieljahrgangs bilden, stattdessen spielten die Schauspieler*innen isoliert voneinander in ihren Wohnungen.

 

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Die Ankündigung auf der Homepage des Theaterakademie August Everding:

"Die Welt im Krisenmodus. Die Menschheit in selbstzerstörerischer Ohnmacht. Von allen Seiten Bedrohung durch Kriege, durch die Klimakatastrophe, durch Pandemien. Der Weltuntergang, das unausweichliche Ende naht. Oder vielleicht doch nicht? Werden wir noch einmal davonkommen?

1942 schreibt der US-Amerikaner Thornton Wilder mit "Wir sind noch einmal davongekommen" ein Stück über die von Katastrophen geplagte Menschheit und den Kampf des ständigen Neuanfangs. 2020 plante der Abschlussjahrgang Schauspiel der Theaterakademie August Everding unter der Regie von Marcel Kohler, diesen brandaktuellen Stoff neu zu erforschen. Jedoch mussten aufgrund der Corona-Krise die Proben und die Bühnenvorstellungen der Produktion vorerst leider abgesagt werden.

Stattdessen fand die Premiere am 16. April online statt. Das Team erarbeitete unter Einbeziehung dieser theatralen Ausnahmesituation Wilders Stück über Videokonferenzen. Die Produktion wird am 23. und 24. Mai nochmals live in den einzelnen Wohnungen der Schauspieler*innen gespielt und kann über den YouTube-Kanal der Theaterakademie gestreamt werden.

Wie gestaltet sich ein Theaterabend, der ohne physischen Kontakt allein in Isolation entstanden ist? Welchen Einfluss hat die aktuelle Krisensituation auf ein Stück, in dem die Figuren von einer Krise in die nächste gestoßen werden? Wo vereinen sich theatrale Fiktion und Realität? Und inwieweit profitiert der Stoff vielleicht sogar von dieser ganz speziellen und neuartigen Form des Theatermachens?"

Empfohlen ab 14 Jahren

Der Dramaturg der Produktion, Peter Sampel, reflektiert die Probenzeit in diesem Text.

 

Trailer der Arbeit

 

 

Wir sind noch einmal davon gekommen
nach Thornton Wilder
Inszenierung und Bühne: Marcel Kohler; Kostüm: Natalie Soroko; Dramaturgie: Peter Sampel; Digitale Konzeption und Videodesign: Thilo David Heins; Streaming-Operator: Stefan Arndt; Akustische Regie: Nils Strunk; Sounddesign und Liveton-Mischung: Georgios Maragkoudakis; Licht: David Jäkel; Regieassistenz und Abendspielleitung: Benjamin Kohler; Regiehospitanz: Marie Fuchs.
Mit: Fabio Savoldelli, Tamara Romera Ginés, Sandra Julia Reils, Steffen Recks, Luiza Monteiro, Sebastian Kremkow, Oscar Bloch, Aydin Aydin, Berit Vander.
Dauer: 1 Stunde 15 Minuten, keine Pause

www.theaterakademie.de

 

Hier das ganze Programm des Netztheater Specials.

Kommentare  
Netztheater Special, Wir sind noch...: Frage an die Künstler
Hallo,

vielen Dank erstmal für die bombastische Produktion, dessen Premiere ich live geschaut habe!

Mich würde interssieren, wie ihr die ganze Geschichte technisch gelöst habt und welcher "Tools" ihr euch da bedient habt.

LG,

André
Netztheater Special, Wir sind noch...: Danke
Toller, toller Abend (jetzt grade im Moment). So schnell, so witzig, so schlagfertig, so geile Musik, so feine Spieler, so fetter Enthusiasmus.
Und vor allem: so viel Verständnis für das Medium - von ALLEN. Super Team.
Danke.
Netztheater Special, Wir sind noch...: Künstlergespräch?
Kann man das Künstlergespräch mit Marcel Kohler und Nils Strunk nicht nachschauen?
Wenn man auf den Pfeil klickt, kommt "privates Video" als Meldung. :(

(Lieber Jean-Luc, Danke für die Nachfrage. Es stimmt, eine Dokumentation des Live-Gesprächs war nicht geplant. Wir erkundigen uns bei Marcel Kohler und Nils Strunk, ob wir die Aufzeichnung des Gesprächs an diesem Netztheater Special-Wochenende noch einmal auf Youtube freischalten können. Info folgt. D. Red.)
Netztheater Special, Wir sind noch...: Stummfilm-Stil
Mich hat das an alte Stummfilme erinnert - Eingeblendeter Text, fremd gesprochene Stimmen, übertriebene Schminke, Bildteilungen, Vorang-artige Blenden. Und dann natürlich an die allgegenwärtigen Selfies Winkewinkewinke - Ja, ich sah den Enthusiasmus. Ja, ich sah die sehr tolle Beherrschung des Sozial-Media-Mediums, ja, ich sah den weit fortgeschrittenen Probenstatus der SchauspielerInnen-Truppe, die zu der Live-Leistung über diese neue SPARTE - danke, Christian Rakow, dass Sie diesen Begriff eingeführt haben in diese Diskussion!!! - ich sah trotzdem kein Sprechtheater. Ich sah eine sehr gute Werbung für diese DarstellerInnen, die die Einladung zu einem Bühnen-Vorsprechen allesamt verdienen. Und eine sehr gute Werbung für diese Regie-Potenziale und junge hervorragend medial herangebildete Theaterkunst-Techniker! Ich habe das nicht geschlossen durchgehalten zu schauen, verlor gänzlich das Interesse am Text und langweilte mich trotz der Abwechslung in der Bildschirm-Aufteilung am Multi-Guckkästchen-Bildschirm, der - das der für mich einzige erzeugte Theater-Moment!- unterbrochen wurde durch den "Stein-Wurf", der über das Hilfsmittel Stange - ein Objekttheater-Hilfsmittel also - von einem Guckkasten in den nächsten transportiert wurde... Mich langweilen auch diese sattsam bekannten Etagen-Zimmer-Einblicks-Bühnenbilder in den allermeisten Fällen, trotzdem spüre ich bei aller künstlichen Bildteilung, dass in EINEM Bild gemeinsam agiert wird. Hier spüre ich, dass mir eine künstliche Bild-Vereinheitlichung vorgegaukelt wird mit Witz, technischer Beherrschung und - großer Angst, in einem künftigen Theater unterzugehen, wenn man das jetzt nicht so mitmacht und prominent plaziert. Deshalb auch hier Dank an nk: Sie haben diesen jungen, begabten, sichtbar bestens herangebildeten Theaterleuten mit Ihrer bisher erarbeiteten größeren Reichweite wirklich geholfen! Das nenn ich solidarisch innerhalb des Theaterbetriebes handeln. Es würde mich sehr freuen, diese jungen Leute demnächst in dem einen oder anderen Ensemble an unseren Theatern oder in eigener Truppengründung wiedererkennen zu können...
nk-Stream, Wir sind noch einmal ...: Künstlergespräch
Vielen Dank für das Künstlergespräch! :) Schön, dass es klappte :)
LG
Jean-Luc
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