In Anklam, um Anklam und um Anklam herum

14. August 2020. Dreieinhalb Jahrzehnte leitete er in Anklam das Theater: Wolfgang Bordel, der in diesem Jahr mit dem Kulturpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet wird, wie der NDR meldet.

Ausgebildeter Lokomotivschlosser und Triebfahrzeug-Elektriker, studierter Physiker und promovierter Philosoph, spielte Wolfgang Bordel bereits während der Lehrzeit am Arbeitertheater seiner Heimatstadt Halle. An der Universität Rostock leitete er ab 1972 das Studententheater, an der Humboldt-Universität gründete er gemeinsam mit anderen 1975 das Arbeiter- und Studententheater AST, das er bis in die frühen 1980er Jahre führte.

1983 trat Wolfgang Bordel als Intendant am Theater Anklam an. Dort bildete er, wie es bei der Wikipedia heißt, "das von staatlicher Seite gewünschte Gegengewicht zum rebellischen Regisseur und Oberspielleiter Frank Castorf, dessen Arbeiten vom Anklamer Publikum nicht angenommen wurden". 1984 wurde Castorfs Inszenierung von Bertolt Brechts "Trommeln in der Nacht" auf Druck der SED-Kreisleitung abgesetzt und der Regisseur nach einem Disziplinarverfahren 1985 fristlos entlassen. Bordel holte die Bevölkerung mit Komödien und derben Stücken zurück ins Theater: "Mir ist es egal, ob wir in Berlin rezensiert werden", lautete und lautet der Wikipedia zufolge sein Motto, "die Anklamer sollen es gut finden".

1993 wurde das Anklamer Theater zur Vorpommerschen Landesbühne, die Bordel bis 2019 leitete. Gemeinsam mit dem damaligen Kulturdezernenten in Hannover, Karl-Ernst Bungenstab, schaffte es Wolfgang Bordel, das Theater zu privatisieren und eine Kulturfabrik zu gründen. Entstanden sind aus dieser Gründung mit den Jahren unter anderem die Barther Boddenbühne, die Ostseebühne Zinnowitz und das Theaterzelt Chapeau Rouge in Heringsdorf. Die 2000 gegründete Theaterakademie Vorpommern leitet der heute 69-Jährige Bordel nach wie vor. Zudem inszeniert er im Anklamer Hafen und bei den Vineta-Festspielen.

Überreicht wird Wolfgang Bordel der mit 10.000 Euro dotierte Kulturpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern am 3. September in Schwerin von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Mit dem Landeskulturpreis werden seit 1994 die künstlerischen und kulturellen Leistungen einer Persönlichkeit oder einer Gruppe aus allen Bereichen von Kunst und Kultur gewürdigt.

(NDR / Wikipedia / eph)

 

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