Pionier der Vortrags-Performance

Berlin, 20. Oktober 2020. Rabih Mroué erhält den mit 15.000 Euro dotierten Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung 2020. Wie die kooperierenden Berliner KW Institute for Contemporary Art melden, wird Mroué für seinen "bedeutenden Beitrag zum Verständnis von zeitgenössischer künstlerischer Forschung" ausgezeichnet.

"Seine Werke stellen mit ihrer faktisch-fiktiven, interdisziplinären Methodik tradierte Vorstellungen von Wahrheit, Forschung und Fakten auf den Prüfstand", heißt es in der Jury-Begründung. "Mroué ist ein Pionier der Vortrags-Performance oder in seinen Worten des 'nicht-akademischen Vortrags', den er zu einem herausragenden Medium künstlerischer Forschungsvermittlung entwickelt hat. Sein Werk kann als Versuch verstanden werden, die umkämpften politisch-historischen Ereignisse der Bürgerkriege im Libanon 'wiederzubesetzen'. Durch Befragung der konfliktgeladenen Beziehung zwischen persönlicher Erinnerung und offizieller Geschichtsschreibung verbindet er künstlerische Erfindung mit einer genauen Erforschung kultureller, sozialer und politischer Realitäten."

Der Jury gehören Krist Gruijthuijsen (Direktor, KW Institute for Contemporary Art, Berlin), Anna Daučíková (Künstlerin, Prag und Gewinnerin des Schering Kunstpreises 2018), Isabel de Sena (Freie Kuratorin, Berlin), Elke Bippus (Professorin für Kunst und Kunstgeschichte, Zürcher Hochschule der Künste und Mitglied des Präsidiums der Gesellschaft für Künstlerische Forschung, Berlin) und Charlotte Klonk (Professorin für Kunst und neue Medien, Humboldt-Universität zu Berlin und Mitglied des Stiftungsrates der Schering Stiftung, Berlin) an.

Mroué,1967 in Beirut geboren, hat als Schauspieler, Regisseur und Dramaturg zahlreiche Stücke für internationale Bühnen geschrieben und inszeniert. Seit Ende der 1990er Jahre entwickelt er zudem Videoarbeiten, installative Werke und Zeichnungen, die international ausgestellt werden. Mroué ist Herausgeber der Zeitschrift The Drama Review/TDR (New York) sowie Mitbegründer des Beirut Art Center (BAC). Von 2012 bis 2015 war er Fellow des International Research Center Interweaving Performance Cultures an der Freien Universität Berlin. Während der Intendanz von Matthias Lilienthal war er als festangestellter Theaterregisseur an den Münchner Kammerspielen engagiert.

Der Preis für künstlerische Forschung ist aus dem Kunstpreis der Schering Stiftung hervorgegangen, der von 2005 bis 2018 alle zwei Jahre an internationale Künstler*innen vergeben wurde; die Neukonzeption erfolgte im Jahr 2019 in Zusammenarbeit mit der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Der Preis wird zum fünften Mal in Kooperation mit den KW Institute for Contemporary Art verliehen. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 15.000 Euro dotiert und mit einer Einzelausstellung in den KW verbunden.

(KW / geka)

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