Beängstigend gegenwärtig

30. November 2020. Am gestrigen Sonntag sind die Hamburger Theaterpreise "Rolf Mares" verliehen worden.

In der Kategorie Beste Regie/Dramaturgie gewannen Clemens Mädge (Dramaturgie) und Kathrin Mayr (Regie) für ihre Arbeit "Fabian oder der Gang vor die Hunde" im monsun.theater. "Clemens Mädges Kunstgriff, den Spielverlauf der Handlung mittels eines Glücksrades dem Zufall zu überlassen und Kathrin Mayrs atemloser Regie ist es zu verdanken, dass Erich Kästners satirischer Roman Fabian und seine implizite Warnung vor dem politischen wie sozialen Müßiggang und Verfall schier beängstigend vergegenwärtigt wird", heißt es in der Begründung der Jury, bestehend aus der Vorsitzenden Inge Volk (ehemalige Pressesprecherin Hamburger Kulturbehörde, Journalistin, Dramaturgin, Organisatorin des Theatertreffens deutschsprachiger Schauspielstudierender), Jan Peter Gehrckens (freier Journalist), Patrick Giese (Redakteur Mitglieder-Magazin inkultur), Christian Hanke (freier Journalist), Gunter Mieruch (Theaterlehrer und freier Regisseur), Maike Schäfer (freie Autorin, Kulturorganisatorin) und, als beratendes Mitglied, Elke Westphal (Referentin für Privattheater in der Hamburger Kulturbehörde).

Fabian 600 monsuntheater"Fabian oder der Gang vor die Hunde" am monsun.theater © G2 Baraniak

In der Kategorie Herausragendes Bühnenbild wurde Zita Schnábel für Ihre Bühne zu Kafkas "Das Schloss" (Regie: Viktor Bodó) am Deutschen Schauspielhaus geehrt.

Außerdem wurden sechs Darsteller*innenpreise vergeben: an Ute Hannig für die Rolle der Ora in "Eine Frau flieht vor einer Nachricht" am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, an Sebastian Zimmler als Jakub Zapiro in Ewelina Marciniaks (bereits mit dem "Faust"-Preis ausgezeichneter) Inszenierung "Der Boxer" am Thalia Theater, an Maria Hartmann für ihre Rolle als Fran in "Dinge, die ich sicher weiß" am Ernst Deutsch Theater, an Barbara Auer und Johannes von Bülow in "Heilig Abend" am St. Pauli Theater, an Stephan Benson und Christian Nickel in "Bruder Norman" im Polittbüro und an Freja Sandkamm als Violetta in Verdis "La Traviata" am Opernloft.

Der Sonderpreis ging "an alle Theater Hamburgs, die in der schwierigen Zeit der Schließung ihren Zuschauer*innen digitale Beiträge zur Verfügung gestellt haben".

Der 2006 ins Leben gerufene Hamburger Theaterpreis "Rolf Mares" ist mit 1000 Euro pro Preisträger*in dotiert. Namensgeber ist der 2002 verstorbene Rolf Mares, zuletzt Vorsitzender des Kulturausschusses der Hamburger Bürgerschaft und davor Verwaltungsdirektor an verschiedenen Hamburger Bühnen, ab 1964 erstmals am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, ab 1966 am Thalia Theater, an der Staatsoper. 1988 gründete er die Komödie im Winterhuder Fährhaus.

(Hamburger Theaterpreis / sd)

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