"Mehr als Freizeit und Belustigung"

3. Dezember 2020. Über dreihundert Künstler*innen und Kultureinrichtungen demonstrieren in einem Offenen Brief an die österreichische Bundesregierung für die Stärkung des Stellenwerts der Kunst.

In dem Brief, der auf der Website der Interessenvertretung IG Kultur veröffentlicht ist, heißt es:

"Bis zum heutigen Tag wird Kunst und Kultur in den SARS-CoV-2-Verordnungen des Bundes unter 'Freizeit, Unterhaltung und Belustigung“ subsumiert. Damit werden Kulturveranstaltungen privaten Festen und Feiern gleichgesetzt. Dies wird dem besonderen Wesen von Kulturveranstaltungen nicht im Geringsten gerecht, denn Kultureinrichtungen sind viel mehr als Freizeiteinrichtungen oder Vergnügungsorte. Sie sind zugleich Bildungseinrichtungen und Orte der Kunstproduktion. In den Theatern, Museen, Literaturhäusern, Konzerthäusern, Kulturinitiativen, Ausstellungshäusern etc. wird Kunst, die nach unserer Verfassung (Art 17a, seit 1982) unter besonderem Schutz steht, produziert, präsentiert und vermittelt."

Die Initiative erhebt drei Forderungen an die Bundesregierung:

  • "Kunst und Kultur als systemrelevanten Teil der Gesellschaft anzuerkennen.
    Kunst und Kultur bei zukünftigen SARS-CoV-2 Verordnungen und Hilfsmaßnahmen als eigenständigen und unabhängigen Bereich zu behandeln.

  • Kunst und Kultur wird professionell betrieben und muss klar von jeglichen privaten Unternehmungen und Freizeitaktivitäten unterschieden werden.

  • Während und nach SARS-CoV-2 für langfristige Planungssicherheit zu sorgen und adäquate Budgets mit jährlicher Indexanpassung für den Kunst- und Kulturbereich zu garantieren.
    Die stärkere strukturelle Absicherung von Organisationen sowie die bessere soziale Absicherung von Künstler*innen und Kulturvermittler*innen sind unabdingbar für das Fortbestehen einer vielfältigen Kunst- und Kulturlandschaft in Österreich. Auch die Maßgabe von maximaler Auslastung und Besucher*innen-Zahlen um jeden Preis muss dringend überdacht und korrigiert werden."

Die Initiator*innen des Offenen Briefs kommen aus der Tiroler Kunstszene, zu den Unterstützer*innen zählen neben zahlreichen Institutionen-Vertreter*innen auch viele Prominente wie der Schauspieler Tobias Moretti, der Kabarettist Dirk Stermann oder die Autor*innen Marlene Streeruwitz und Robert Menasse.

In Deutschland war zuletzt die Sonderstellung der Kunst in Abhebung von anderen Freizeitaktivitäten im Infektionsschutzgesetz festgeschreiben worden.

(igkultur.at / chr)

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