This Is Not A Game

4. Februar 2021. Verschwörungstheorien haben Konjunktur. Sie entstehen in Internetblasen und breiten sich rhizomartig aus. Was passiert, wenn sie schließlich die analoge Welt entern, war im Januar bei der Erstürmung des Kapitols in Washington zu erleben. Unter denen, die marodierend in den Sitz des Kongresses eindrangen und damit ins Zentrum der US-amerikanischen Demokratie, waren auch Anhänger der QAnon-Verschwörungstheorie. In seinem Video-Essay untersucht der Regisseur und Medienkünstler Arne Vogelgesang an Hand von QAnon Aspekte von Fiktionalisierung und Fragmentierung politischer Wirklichkeiten durch netzbasierte Kulturtechniken.

 

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QAnon oder kurz Q nennt sich eine wahrscheinlich US-amerikanische Person oder Gruppe, die seit 2017 Verschwörungstheorien mit rechtsextremem Hintergrund im Internet verbreitet. Zentral ist dabei die abstruse Behauptung, eine einflussreiche, weltweit agierende, satanistische Elite entführe Kinder, halte sie gefangen, foltere und ermorde sie, um aus ihrem Blut eine Verjüngungsdroge zu gewinnen. Der gerade abgewählte US-Präsident Donald J. Trump hat dieser Verschwörungstheorie zufolge diese satanische Elite und ihren angeblichen Deep State  bekämpft.

Seit der Verbreitung des QAnon-Mythos haben wiederholt Beobachter:innen darauf hingewiesen, dass es sich hierbei um eine Weiterentwicklung des Spielprinzips Larping zu einer Form handelt, die Parallelen zu Alternate Reality Games (ARG) aufweist. Diese relativ junge interaktive Erzählform hat einige interessante Eigenschaften, die dabei helfen können, Erfolg und Attraktivität von QAnon besser zu verstehen.

ARGs – eine hybride Kunstform, die performative, spielerische und netzspezifische Methoden verbindet – fesseln ihre Spielenden durch gemeinsames Recherchieren und Austauschen und benutzen dabei die individuellen Leben der jeweiligen Spieler:innen als eigentliche Spielplattform. So können sie in kurzer Zeit sehr aktive und mitunter erstaunlich dauerhafte Gemeinschaften organisieren.

Der Videoessay fasst unter diesem Aspekt Geschichte, Hintergründe und einige Spielaspekte des Phänomens "QAnon" im Kontext der jüngsten US-Politik zusammen und illustriert sie mit Videoquellen und Screenshots. Das Beispiel von QAnon kann auf diesem Weg auch dazu beitragen, das Phänomen der Fiktionalisierung und Fragmentierung politischer Wirklichkeiten insgesamt zu erhellen.

 

This Is Not A Game. Eine kurze Geschichte von Q als Mindfuck-Spiel
Ein Videoessay von Arne Vogelgesang

Entstanden im Rahmen des Themenschwerpunkts "Rechtsextreme (&) Gaming-Kulturen" von jugendschutz.net

Arne Vogelgesang
, geboren in Berlin (Ost) und am Max-Reinhardt-Seminar Wien zum Regisseur ausgebildet, ist Gründungsmitglied des Theaterlabels Internil. Unter diesem und eigenem Namen seit 2005 freie Theaterarbeit. Experimentiert mit verschiedenen Zusammensetzungen von dokumentarischem Material, neuen Medien und Performance. Inhaltliche Schwerpunkte: politische Radikalisierung, deviante Praktiken, Digitalisierung des Menschlichen. Außerdem freie Arbeit als Videokünstler, Vorträge und Workshops zur Ästhetik radikaler Internet-Propaganda, literarische Veröffentlichungen, kulturelle Bildung. 

vogelgesang.internil.net

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