Georg Kasch über die queere Initiative #actout und das gemeinsame Coming out von 185 Schauspieler*innen
Warum? Darum!
5. Februar 2021. So lange es das #Stanislawski-Dogma vom neutraler Schauspieler:innenkörper als "weißes Blatt" gibt, sind queere Initiativen wie "Actout" dringlich. Ein Kommentar zur Coming-out-Aktion von 185 Film- und Theaterschauspieler*innen.
Von Georg Kasch
Warum? Darum!
von Georg Kasch
Berlin, 5. Februar 2021. Warum tun sie das? Warum outen sich im Jahr 2021 gemeinsam 185 deutschsprachige Schauspieler:innen als lesbisch, schwul, bisexuell, queer, nicht-binär und trans*? Ist das wirklich nötig, 30 Jahre nach Rosa von Praunheims Zwangsouting von Hape Kerkeling, 20 Jahre nach dem Gesetz über die Eingetragene Lebenspartnerschaft, gut drei Jahre nach der Ehe für alle? In einer Zeit, in der sich in der freien Szene gefühlt jedes zweite Projekt als queer labelt, es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen lesbische und bisexuelle Tatort-Kommissar:innen gibt und auf Netflix kaum eine Serie ohne queeren Charakter?
Unbedingt!
Natürlich gibt es andere gesellschaftliche Bereiche, wo ein Coming out größere Erschütterungen auslösen würde, der Profifußball und das Management großer Konzerne zum Beispiel. Aber so liberal, wie sie gerne tut, ist insbesondere die Film- und Fernsehbranche nicht. Darauf weist das mit dem Massen-Coming-out lancierte #actout-Manifest hin. In ihm ist von Agent:innen, Caster:innen, Kolleg:innen, Produzent:innen, Redakteur:innen, Regisseur:innen die Rede, die queeren Schauspieler:innen nahelegen, dass, wenn "wir gewisse Facetten unserer Identität, nämlich unsere sexuelle sowie Geschlechtsidentität offenlegten, wir mit einem Mal bestimmte Figuren und Beziehungen nicht mehr darstellen könnten. Als wäre deren Sichtbarkeit unvereinbar mit unserer Fähigkeit, Rollen überzeugend und glaubhaft für das Publikum zu verkörpern."
Das Ideal des weißen Blattes
Dass die Branche da so erstaunlich konservativ tickt, hat etwas mit der Determiniertheit von Körpern zu tun. Wieder einmal hilft – wie schon beim Thema Cripping up – Carrie Sandahls Aufsatz "The Tyranny of the Neutral" weiter. Darin schreibt sie über den spätestens seit Konstantin Sergejewitsch Stanislawski propagierten neutralen Schauspieler:innen-Körper: Wie ein weißes Blatt soll er sein, weil schon kleinere Abweichungen von der Norm prompt die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Deshalb, so Stanislawski, müsse ein Schauspieler einen Körper besitzen, der nicht in besonderer Weise lesbar ist, bevor er zu spielen, zu verkörpern beginne.
Dabei hat Norm übrigens nichts mit Durchschnitt zu tun. Sondern immer noch damit, wie die Produzierenden von Film und Fernsehen sich vorstellen, dass die Mehrheit in Deutschland, Österreich und der Schweiz sich selbst gerne repräsentiert sieht. Analog denken viele Schauspielschulen immer noch, einen Markt bedienen zu müssen, statt ihn zu verändern.
Deshalb sind so viele Schauspieler:innen einerseits normschön, groß, schlank. Und andererseits klar als männlich, weiblich, heterosexuell lesbar. Anders als etwa viele Menschen mit Behinderung oder BIPoC haben queere Schauspieler:innen die Chance, als cis und hetero durchzugehen. Man nennt das "passing". Weil sie es theoretisch können, wird es praktisch so oft von ihnen verlangt. So wie queeren Flüchtenden bis heute immer wieder nahegelegt wird, sie könnten in ihrem Herkunftsland ihre sexuelle Identität doch einfach verschleiern.
"Ich habe das Gefühl, da muss ich in erster Linie ein Geschlecht spielen"
Entsprechend berichtet im SZ-Magazin etwa Oska Melina Borcherding davon, wie er an der Schauspielschule als Frau wahrgenommen wurde, weil er sich noch nicht als nicht-binär geoutet hatte. Ständig hörte Borcherding: "Such deine weibliche Energie! Ich weiß bis heute nicht, was weibliche Energie ist, aber zufriedenstellen konnte ich, indem ich meinen Gang veränderte, Röcke trug, meine Stimme verstellte." Bis heute hat Borcherding mit Frauenrollen oft ein Problem: "Ich finde, dass da eine einseitige Vorstellung von weiblicher Performance verlangt wird. Ich habe das Gefühl, da muss ich in erster Linie ein Geschlecht spielen."
Queere und zugleich behinderte Schauspieler*innen haben übrigens ein ganz anderes Problem: Weil sie so deutlich als behindert gelesen werden, werden sie nicht als queer wahrgenommen. Darauf weist etwa Erwin Aljukic im SZ-Magazin hin. Menschen mit Behinderung wird selten genug überhaupt eine Sexualität zugestanden. Und nur wenige Menschen machen sich die Mühe, hinter der einen, sichtbaren Eigenschaft nach weiteren zu suchen. Was ähnlich auch für queere BIPoC-Schauspieler:innen gelten dürfte.
Die Welt draußen gegen die Welt in mir drinnen
Gerade weil queere Menschen aber dank des Passings so unsichtbar sein können, müssen sie ein Coming out haben, um sichtbar zu sein. Deshalb ist das Interview mit SZ-Magazin auch mit "Wir sind schon da" überschrieben. Damit davon überhaupt jemand Notiz nimmt und sich Gedanken über Gründe und Folgen macht, müssen es 185 sein (und eigentlich noch viel mehr – Potential ist da).
In seiner Solo-Performance "Versuch über das Sterben" (hier als Buch) berichtet der Theatermacher Boris Nikitin von der erstaunten Reaktion, wenn er anderen gegenüber zum ersten Mal seinen Partner erwähnt: "Das hätte ich nicht gedacht". – "Mir wird dann immer etwas schwindlig, weil die Welt draußen und die Welt in mir drinnen nicht synchron laufen. … Ich werde daran erinnert, dass meine Gefühle, mein Denken oder mein Begehren von außen nicht gesehen werden." Das Coming out unterbreche diese Logik des äußeren Körpers, der übers Innere nichts verrät: Die "sich veröffentlichenden Menschen" unterbrächen die Konditionierung der gesellschaftlich so mächtigen Erzählung. Sie erklären diese Konditionierung zu einer Fiktion. "Es ist ein Schritt ins Leere. Plötzlich wird etwas möglich."
In diesem Fall: eine andere Art von Theater und Film. "Es gibt weitaus mehr Geschichten und Perspektiven als nur die des heterosexuellen weißen Mittelstands, die angeschaut und gefeiert werden", heißt es im Manifest. "Diversität ist in Deutschland längst gesellschaftlich gelebte Realität. Dieser Fakt spiegelt sich aber noch zu wenig in unseren kulturellen Narrativen wider. Unsere Gesellschaft ist längst bereit. Die Zuschauer:innen sind bereit."
Das Private ist politisch
Deshalb ist dieses Coming out der 185 Schauspieler:innen kein privater Befreiungsschlag. "Wenn das alles so normal ist, warum leben die einfach nicht so vor sich hin und unterlassen es, sich mit aller Gewalt immer wieder ins Rampenlicht zu stellen?", ätzt ein User auf Twitter. Weil es eben immer noch keine Selbstverständlichkeit ist, wer wen liebt. Sondern erstaunlich oft noch ein Politikum.
Übrigens auch am Theater, sagt Eva Meckbach im Magazin-Interview: "Das Theater versucht, ein weltoffener Ort zu sein. Das spiegelt sich aber meist nicht in den Besetzungen wider, auch nicht in den Leitungsebenen. Wer arbeitet dort? Wer wird da wie bezahlt? Und wer kommt an diese Ressourcen nicht ran?" Oder: Welche Menschen-, welche Geschlechterbilder werden eigentlich gezeigt?
Am Ende betrifft diese "Veröffentlichung", dieser "Schritt ins Leere" alle, die in Theater, Film und Fernsehen nicht oder ungenügend repräsentiert werden und die es – wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Behinderung, ihres Alters – nicht verstecken können. Die 185 Schauspieler:innen machen etwas sichtbar. Diese Sichtbarkeit wird bleiben. Jetzt muss sich nur noch die Branche ändern.
Georg Kasch, Jahrgang 1979, ist Redakteur von nachtkritik.de. Er studierte Neuere deutsche Literatur, Theaterwissenschaft und Kulturjournalismus in Berlin und München. In seiner Kolumne "Queer Royal" blickt er jenseits heteronormativer Grenzen auf Theater und Welt.
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Echte Hosenrollen – Warum Schauspielerinnen heute so oft Männerfiguren spielen (1/2020)
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Ich finde am bemerkenswertesten das SZ-Interview zu dieser Aktion, in dem Schauspieler Mehmet Ateşçi vom Burgtheater über seinen Start am Berliner Gorki Theater spricht und völlig offen beschreibt wie er dort angehalten wurde seine Biografie auszuschlachten bis hin zur Verzerrung. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass irgendjemand mir den Rücken stärkt oder dass man an meiner Person wirklich interessiert ist, sondern mehr an dem, was man aus meiner Seele rausschlagen kann." Ein wirklich beängstigendes Statement und eine Perspektive, die in den letzten Jahren die Medien in aller Begeisterung für das Gorki Theater nie interessiert hat! Leider wird das auch hier wieder nicht angesprochen.
Ich fand den besten Satz eines Intendanten in einer Leitungssitzung am DT, vor der versammelten Leitung, immer noch: Wenn sie schwul sind, dann sagen sie es einfach. Niemand hat hier ein Problem damit. - Den werde ich nie vergessen. Nie hat das Schweigen danach und das Warten auf eine Antwort mehr Druck ausgeübt.
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Vielen Dank! Der Autor hat korrigiert.
jnm für die Redaktion
Hier gehts grad einfach nicht um Sie und was Sie wollen. Es soll Ihnen nichts verdorben oder weggenommen werden. Sie dürfen sogar genau so gern (oder ungern) ins Theater gehen wie früher auch!
@1: Ja, total! Und erschreckend fand ich auch die Passage: "Die Homosexualität sollte bei mir, weil ich ja Türke bin, irritieren oder unerwünscht sein. In meiner Geschichte soll dann plötzlich mein Vater auftauchen, der ein Problem mit Homosexualität hat. Oder wenn in einer Szene die Hand meines Freundes über meine wischt, soll mir das unangenehm sein, weil niemand wissen soll, dass ich schwul bin."
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Wir moderieren die Debatte, dabei halten wir uns an nachlesbare Regeln.
Mit schönem Gruß
jnm für die Redaktion
Ich spreche nicht über Zuschauer im Allgemeinen, sondern spreche konkret Kommentator #5 an, der sich "Zuschauer" nennt und ja sehr betont "wie sch....egal" ihm alles ist und sich da scheinbar sehr echauffiert.
Wenn wir trotzdem allgemein reden wollen: Für mich richtet sich das Statement der 185 einfach weniger an Zuschauer*innen, denen irgendwas vorgeworfen oder abverlangt würde, als an die Macher*innen, Geldgeber*innen, Caster*innen mit mehr Phantasie an die Sache zu gehen. Ich kann daran nichts schlechtes finden.
Kommentator*in 5 hat nicht davon gesprochen, wie egal alles ist, sondern davon, dass ihm/ihr die sexuellen Identitäten der Schauspieler*innen für das Theater, das Kommentator*in 5 gern schauen möchte, nicht so wichtig ist. Vielleicht interessiert sie/ihn da etwas, das Sie nicht gleichermaßen an Theater interessiert. Hier spitzen Sie zu, ohne dass es nötig ist. Es mag ja sein, dass das Statement sich nicht an diejenigen richtet, die sich als Zuschauer*innen verstehen. Was ich im Übrigen gar nicht verstehe, wo doch Zuschauer*innen eine sehr kraftvolle Stimme sind, die Film und Theater sich wünschen können. Deren Unterstützung ohne Grund von sich zu weisen, würde ich mir nochmal gut überlegen ... Wenn Interview und Statement aber in SZ (einem klassischen Blatt liberalbürgerlichen Meinungsgeschäfts) und nicht z.B. in der "Theatertechnischen Rundschau" (der ich hier nicht zunahe treten will, sondern damit etwas sagen will) veröffentlicht werden, dann möchte es doch hoffentlich schon etwas nicht nur Branchenbezogenes erreichen? Nun geht es um die Frage, was? Und nun kommen Sie und andere Teilnehmer*innen an der Diskussion und sagen, dass es um mehr Sichtbarkeit für nicht normative Lebensläufe und Geschichten in TV und Theater geht. Aber handelt davon nicht jedes gute Theaterstück? (Als würde die Bezugsgröße hier der billigste TV Unsinn sein, was doch aber Quark wäre. Ich habe übrigens nebenbei schon die dollsten, emotionalsten,realistischsten unnormativsten Lebensläufe gerade dort gesehen.) Aber setzen wir mal nun voraus, dass es also zu wenige nicht normativen Geschichten in TV und Theater gibt, dann habe ich eine Frage: Wer anderes soll das denn aber lösen als die Künstler*innen und ihre Verbündeten (Produzent*innen, Drehbuchschreiber*innen, Caster*innen) selbst? Nehmen Sie sich einfach die Kraft, wenn Sie sie haben, denn es war doch schon immer so: Künstler*innen haben gemacht, was Sie für richtig halten. Gut so! Ich kriege einfach das Gefühl nicht los, hier gehts um ganz was anderes, nämlich in Wirklichkeit um eine Elitendiskussion.
Zweitens: Ich könnte mir vorstellen, wenn ich RegisseurIn wäre, dass ich große Schwierigkeiten hätte, eine/n Tatotzkommissar oder eine/n SchauspielerIn, die Film-Prominenz erlangt hat durch seine/ihre sehr gute Film-Arbeit, in einem Theaterproduktionsteam zu beschäftigen. Ich täte da denken, dass das Ganze interpretatorisch, also so im Ganzen, beschädigt würde dadurch. Und auch die anderen Produktionsensemble-Mitglieder dann beschädigt würden durch die Prominenz. Weil sich das Publikum doch darauf konzentrieren muss. So nach dis Motto: mal sehn, ob die/der dis hier auf der Bühne auch so toll kann, und dann auf alle anderen gar nicht mehr so richtig achten kann, oder auch nur auf die Geschichte... Außer natürlich ich habe ein komplettes auchFilm-Promi-Team - dann ist es wieder gerecht auf alle Figuren verteilt -
auch an Sie die Bitte, das Interview wirklich zu lesen (und @0808: wenn man hier so ausführlich in die Diskussion einsteigt wie Sie, dann kann man ja vielleicht auch einmal investieren und sich den Artikel online kaufen). Es geht nicht, darum, was Sie, Eliza, als Zuschauer an Darstellern auf der Bühne stört (ohne dass Ihnen je jemand absprechen würde, dass sie etwas stören darf), sondern Darsteller formulieren, wie sie auf Grund ihrer Sexualität nicht nur am Darstellen, sondern auch in ihrem privaten leben gehindert und behindert werden. So lange niemand bereit ist, sich konkret mit den Erlebnissen und den Forderungen der Darsteller auseinanderzusetzen, bleibt das hier sehr konkret eine diskriminierende Debatte, den es geht darum, erst einmal zuzuhören und dann zu reagieren - und nicht auf Grund irgendwelcher allgemeiner Eindrücke, konkrete Eindrücke und Forderungen Anderer zu ignorieren und kleinzureden.
„KÖPFEN SAGEN UNS WIE WIR ZU DENKEN UND ZU FÜHLEN HABEN WOFÜR WIR UNS SCHÄMEN MÜSSEN WOVOR WIR ANGST HABEN SOLLEN:
DU SOLLST NICHT LIEBEN
DU SOLLST NICHT DU SELBST SEIN
DU SOLLST ANGST HABEN
DU SOLLST DICH NICHT FREI FÜHLEN
DU SOLLST DICH SCHÄMEN FÜR DAS WAS DU BIST
DU SOLLST DEINEN KÖRPER HASSEN
DU SOLLST UNS GOLDENE SCHLÖSSER BAUEN
DU SOLLST NIE WIDERSPRECHEN
DU SOLLST NICHT DENKEN
DU SOLLST DICH VERSTECKEN
DU SOLLST NICHT SEIN DER DU BIST
DU SOLLST NICHT SEIN DER DU BIST
DU SOLLST NICHT FREI SEIN
DU SOLLST IMMER EINSAM SEIN
DU SOLLST DEIN BEGEHREN NIE AUSLEBEN
DU SOLLST NACHTS ALLEIN IM BETT LIEGEN UND DICH VOR SEHNSUCHT UND VERLANGEN VERZEHREN UND WEINEN JA WEINEN JA WEIN EINFACH WEIN“
(geklaut aus „SMALL TOWN BOY“ von Falk Richter)
es sollte doch in all den auseinandersetzungendarum gehen, fragen und mögliche antworten bzw. schlussfolgerungen mehrdimensional zu betrachten... wenn die auseinandersetzung sich ausschließlich darum dreht, dass die sexuelle orientierung von spielrInnen zur ausgrenzung und assimilierungen führt, sollte man die augen weit offen halten für die aufkommende neue mode, in der die jeweilige sexuelle orientierung (die grundsätzlich ziemlich intim und privat ist- wie übrigens auch die poltischen überzeugungen) oder auch der so genannte migrationsvorder- oder hintergrund gezielt instrumentalisiert wird für die jeweilige vermarktung eines theaters o. ä. um ein bestimmtest image zu erzeugen, der mindestens ebenso gefährdend ist für die künstlerische auseindersetzunge wie die ausgrenzung/ stigmatisierung ... denn diese neue tendenz suggeriert erfolgreich der allgemeinheit (natürlich ohne das je konkret wörtlich zu bennen!), dass menschen mit diverser sexueller orientierung und/ oder kultureller prägung sogar manchmal einfach auch nur grundsätzlich frauen im vergleich zu (ich kann es nicht mehr hören!!! alten weißen) männern eine höhere ethik besitzen und daher die einzigen sind, die einen demokratischeren systhemwandel einführen werden...
die realität jedoch zeigt uns das gegenteil... ich verzichte hier auf beispiele... wenn ein im grunde zufälliger anteil meiner identität instrumentalisiert und vermarktet wird, dann verhält es sich genauso wie damals mit obama als päsidenten der usa- der mann war in seinen außenpolitischen entscheidungen weißer und älter als alle alten weißen männlichen vorgänger und angela merkels ruf als "Mama" täuscht doch nur davon weg, dass sie politisch betrachtet eine patriarchalere haltung und entscheidungsform pflegt, als schröder und kohl...
wenn also ein eigentich zufälliges merkmal plötzlich als eine bewusstgewählte haltung oder fähigkeit betrachtet wird, dann sollte man sich doch noch mal fragen, wieso solch manipulativen strategien mittlerweile nicht erkannt und auch so benannt werden... es sollre uns doch mittlerweile endlich mal klar sien, dass es nicht um fragen nach ethnie, gender/ sex etc. pp. gehen darf, wenn es um systhemkritik geht... unsere fragen müssen sich doch langsam darum kreisen, wie unsere strukturen der macht und derjenigen menschen, die die machtpositionen bekleiden umgedacht werden können...
wie heißt es doch so schön: wenn du jemanden wirklich kennen lernen willst, wissen willst, wer er/ sie ist, dann gib ihm macht.
Leider auch meine Erfahrung: freie Selbstbedienung der Stückentwickler*innen und Regie-Teams am Privatleben der Schauspieler*innen.