Klare Handlungsanweisungen

11. Februar 2021. Die Opéra national de Paris hat sich selbst einer ausführlichen Diversitäts-Studie unterzogen, wie die FAZ berichtet (hinter Paywall). Im Auftrag des Intendanten Alexander Neef führten die Politikberaterin und Schriftstellerin Constance Rivière und der Historiker Pap Ndiaye Gespräche mit rund 40 Mitarbeiter*innen sowie mit mehr als 50 auswärtigen Expert*innen. Die 66-seitige Auswertung wurde am Montag, den 8. Februar auf der Homepage der Opéra national veröffentlicht (hier ist sie auf französisch nachzulesen).

Die Beauftragung der Studie wurde im Sommer 2020 ausgelöst durch ein Manifest "über die Rassenfrage an der Pariser Nationaloper", das elf PoC Mitarbeiter*innen des Hauses schrieben und 300 der 1.500 Angestellten des Hauses zur Veröffentlichung unterzeichneten.

Palais Garnier600Das Palais Garnier, eine der Spielstätten der Pariser Oper © CC BY-SA 2.5

Die Studie, die nun die Themen des Manifests aufnimmt, hat drei große Kapitel. Im ersten geht es um den Umgang mit im postkolonialen Diskurs als problematisch eingeordneten kanonischen Werken und Praktiken in Ballett und Oper, die rassistische Rollenbilder perpetuieren. Im zweiten und dritten wird die Frage behandelt, wie die Mitarbeiterschaft eines Hauses wie der ONP diverser werden könnte – welche Rolle die allgemeine Einstellungspolitik dabei spielt, aber auch die Ausbildung (das Gros der Mitglieder des Balletts der ONP entstammt der hauseigenen Ballettschule).

Edgar Germain Hilaire Degas 005Edgar Degas: Ballettsaal der Oper in der Rue Le Peletier, 1872In 19 Punkten fassen Rivière und Ndiaye ihre wesentlichen Schlussfolgerungen zusammen. Das reicht von konkreten Forderungen wie "Blackface, Yellowface und Brownface werden in der ONP verboten" und "Die Haut wird im klassischen Ballett nicht mehr weiß angemalt" über die Aufforderung an die ONP, die Produktionen ihrer letzten fünf Spielzeiten auf "diskriminierende Praxis" hin zu analysieren. PoC Darsteller*innen sollten künftig in Vorbild-Rollen besetzt werden. Ein*e Diversitätsbeauftragte*r solle eingestellt werden. Und die Autor*innen fordern die ONP dazu auf, sich mit anderen Opernhäusern in Frankreich und international auszutauschen um best practice Beispiele für mehr Diversität im Theaterbetrieb zu sammeln.

(Opéra national de Paris / FAZ / sd)

 

Mehr dazu:

Über Rassismus im Ballett, am Beispiel der Pariser Oper, schreibt Dorion Weickmann in der Süddeutschen Zeitung (online 14.2.2021, 11:44 Uhr): Alles so schwanenweiß hier

 

 

 

 

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