Zoom verleiht Flügel!

von Gabi Hift

Wien, 12. Februar 2021. "Guten Abend! Wir glauben nicht daran, dass es jemals wieder Live Theater geben wird." So begrüßt die Moderatorin Pia Hierzegger ihre schaudernden Gäste zur Zoom-Session. "Deshalb haben wir ins Theater Fernsehstudios eingebaut. Und einmal im Monat hüpfen wir aus unseren Pyjamas und machen für Sie eine Show."

Intendanzstart durch Corona blockiert

Was für ein Galgenhumor. Gäbe es bei der "Theater Heute"– Jahresumfrage die Kategorie "Ärmstes Pechvogeltheater des Jahres", dann hätte das Wiener Volkstheater die besten Karten. Hier steht ein doppelter Neustart an: der neue Intendant Kay Voges will sich mit seiner Truppe endlich dem Wiener Publikum vorstellen. Und hinter verschlossenen Türen wartet ein generalsaniertes Haus. Alle freuten sich auf ein rauschendes Eröffnungsfest, das es nun niemals geben wird. Über dem verschlossenen Eingang steht seit Wochen "Zu lang zu lang zu lang". Aufs allgemeine Streaming Karussell wollte Kay Voges, der große Zampano des Digitalen, bisher nicht aufspringen – justament nicht.

Recherche Show 3 560 NikolausOstermann uVor der Kamera: Pia Hierzegger regt sich als Moderatorin nie unnötig auf, auch nicht über die Leichen im Keller von Red Bull © Nikolaus Ostermann

Aber nun gibt es doch eine gestreamte Premiere, nicht von der großen Bühne, sondern von der "Recherche Show", dem Stück, das für die Außenbezirke-Tournee geplant war. Das Volkstheater in den Bezirken ist etwas, was es so wahrscheinlich nur in Wien gibt: 1954 von der Arbeiterkammer gegründet werden jährlich vier Produktionen auf Tournee geschickt, aber nicht in umliegende Städte und Dörfer, wo die Menschen sonst nicht zu einem Theater kämen, sondern in Volkshochschulen und Arbeiterheime mitten in Wien. Es gehört zum alten Roten Wien und hat ein ganz spezielles Publikum, das sich als Gastgeber sieht: Die Schauspieler*innen kommen quasi zu den Leuten nach Hause. Sie werden geehrt und geliebt und sollen aber auch das spielen, was den Leuten gefällt: Theater, das von ihnen handelt, von "normalen Leuten", rührend soll es sein, klassenbewusst, und auf keinen Fall kopflastig oder experimentell.

Mit dem elitären Bürgerschreckgetue der Kinder aus reichem Haus wollte man hier nichts zu tun haben. Wer hier programmiert, stand immer vor dem Paradox, dass die Stücke inhaltlich fortschrittlich sein mussten und formal konservativ. Dieses Publikum schrumpft schon seit langem, ebenso wie die Sozialdemokratie als Ganze. Der mit Jahresbeginn angetretene "Bezirk"-Leiter Calle Fuhr will sich nun auf die Suche nach einem neuen Publikum machen und sich mit dem alten anfreunden. Dass das erste Projekt nun durchs Internet kommt, ist wahrscheinlich nicht ideal.

Das liegt daran, dass hier ein ganz neues Format probiert wird: die Kooperation mit dem Magazin "Dossier", einem unabhängigen investigativen Journal, dessen neuste Ausgabe heute erscheint und parallel dazu durch die "Recherche Show" präsentiert wird. Diesmal geht es um die Story von Red Bull und um den Mann, der es erfunden hat: Österreichs reichsten Mann, den Multimilliardär Dietrich Mateschitz.

Das Imperium des Dietrich Mateschitz

Die Talkshow ist kollektiv von den Schauspieler*innen des Grazer Theater im Bahnhof unter der Regie von Ed. Hauswirth entwickelt worden, zusammen mit Mitwirkenden aus dem Volkstheater. Zu Hintergrundfragen wird der Redakteur von "Dossier", Georg Eckelsberger, aus seinem Wohnzimmer zugeschaltet. Das Studio ist im gemütlichen Trashstil eingerichtet: rote Kunstleder Couch, Lamettavorhang, Plastikefeu. Die vier Schauspieler*innen diskutieren recht entspannt über die Ergebnisse der Recherche. Martina Zinner ist die Poetische, die ihre Gefühle zu Red Bull in Gedichte verwandelt, die sie mit leicht tragischem Tremolo vorträgt. Rupert Lehofer gibt den Depp, den es mit patriotischem Stolz erfüllt, dass sein Landsmann Dietrich Mateschitz es vom Zahnpastavertreter zum Multimilliardär gebracht hat. Julia Franz Richter ist die blutjunge Radikale, deren Lieblingsthema Männerbünde sind.

Das komische Zentrum ist Pia Hierzegger als Moderatorin, der es einzig darum zu gehen scheint, sich nie unnötig aufzuregen. Übereifrige Kollegen bringt sie mit einem Basiliskenblick zur Raison. Ihr leicht grantiger, lakonischer Humor gibt den Ton der ganzen Chose vor. Und das wäre ungeheuer lustig, wenn sie denn auf diese unaufgeregte Art über die schrecklichsten Dinge spräche.

Nur hat "Dossier" in Dietrich Mateschitz' Keller offenbar keine ordentlichen Leichen gefunden. Die paar unschönen Geschichten, die man erfährt, waren längst bekannt: Red Bull verleiht nicht wirklich Flügel, es ist vielmehr das Ergebnis einer genialen Marketingstrategie.

Recherche Show 1 560 NikolausOstermann uMit Faible für TV-Trash: Thomas Pfeffer und Martina Zinner im Studio © Nikolaus Ostermann

Weil es mit Träumen vom Fliegen wirbt, sponsert es allerlei Extremsportevents, bei denen dann immer wieder Menschen verunglücken. Red Bull ist – Überraschung!- nicht besonders gesund. Es enthält soviel Koffein wie eine Tasse Filterkaffee und sehr viel Zucker. Mischt man es mit Wodka (ein "Flügerl") kann man viel mehr Alkohol trinken ohne einzuschlafen, und der ist nun wirklich schädlich. An die hundert Todesfälle beim Sport sind über die Jahrzehnte mit Red Bull Konsum in Verbindung gebracht worden. Vor Gericht ist davon nur ein einziger Fall gelandet und der wurde eingestellt.

Bleibt das zweite Riesenbaby von Mateschitz: der Privatsender "Servus TV". Gegründet allein von seinem Geld, weshalb er damit machen kann, was er will. Allerdings kann man "Servus TV" außer einer unseligen Neigung zur Blasmusik und seiner Heimatliebe, die man ja nicht mögen muss, bis zum Jahr 2020 kaum etwas vorwerfen.

Meine kleinen Sünden auf "Servus TV"

Dass Matthias Hartmann nach seiner unrühmlichen Entlassung vom Burgtheater 2014 bei "Servus TV" als Programmleiter Kultur anheuerte, übergeht die Volkstheatertruppe mit noblem Schweigen. Lustig wird es, als Julia Franz Richter, die Kampflustigste in der Runde, von den anderen geoutet wird: Sie hat in der Serie "Trakehnerblut" von "Servus TV" mitgespielt. Ihre Versuche, das herunterzuspielen (kleine Rolle, lang her) wirken total authentisch, erst recht die vor Peinlichkeit fast erstickte Stimme, mit der sie die Zahl der Drehtage nennen muss: Es waren 50! Und wie sie dann gegen Pia Hierzegger zurückschießt: "Wenn mein Freund mir in allen Filmen Rollen schreiben würde, dann würd' ich auch nicht in solchen Serien mitspielen." (Hierzeggers Freund ist Joseph Hader.) Die beiden glänzen in der Disziplin des sich gegenseitig mit privatem, wenig schmeichelhaftem Material Bewerfens. Von solchem 'Die eigene Haltung in Frage stellen' hätte die Aufführung ruhig mehr vertragen.

Recherche Show 2 560 NikolausOstermann uWie man einen Flügerl mixt: Pia Hierzegger, Martina Zinner und Julia Franz Richter nehmen sich "Red Bull" vor © Nikolaus Ostermann
Das aktuell wirklich Kontroverse an "Servus TV" wurde dagegen weggelassen: Seit Herbst läuft die Sendung "Corona Quartett", ein Pflichttermin für Coronaleugner. In dieses Wespennest wollte Calle Fuhr beim ersten Zusammentreffen mit seinem zukünftigen Publikum in den Bezirken wohl lieber nicht stechen.

Es bleibt ein zwiespältiger Eindruck: eine sympathische Truppe, eine lässiger Ton, eine Wienerisch ironische Variante des Volksbühnenstils, man fühlt sich wohl auf dem Sofa, würde auch bei der nächsten Sendung gern wieder einschalten – nur sollten sie dann doch bitte ein echtes Thema haben.

Beim Abspann läuft der Song "Mach es heiß, das Eisen, mach es heiß". Dann sieht man noch kurz Kay Voges mit einem Sektglas in den Raum kommen und gratulieren. Zoom war irrtümlich noch an. Da wird’s einem ganz sehnsüchtig ums Herz.

 

Die Recherche-Show
von Kreation Kollektiv
Basierend auf einer Recherche von DOSSIER
Regie: Ed. Hauswirth, Bühne: Michael Sieberock-Serafimowitsch, Kostüme: Mona Ulrich, Zuspieler und Animationen: Anna Bertsch, Marvin Kanas, Dramaturgie: Calle Fuhr, Jennifer Weiss.
Mit: Pia Hierzegger, Rupert Lehofer, Julia Franz Richter, Martina Zinner, Georg Eckelsberger sowie Thomas Pfeffer (Live Musik), Max Hammel (Live-Bildregie), Georg Vogler (Live Kamera), Mauritius Luczynski (Engineering).
Premiere am 12. Februar 2021 online
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause

www.volkstheater.at

 

Kritikenrundschau

"Die Show verhandelt Neues, Altes, Verschwiegenes und Vergessenes aus der Red-Bull-Story", schreibt Margarete Affenzeller im Standard (14.2.2021). Regisseur Ed. Hauswirth lege Maß an handelsüblichen Showformaten – mit zugkräftiger Moderatorin, Gästecouch und Keyboardmusik. Dossier-Journalist Georg Eckelsberger ist für den Red-Bull-Faktencheck zugeschaltet und Anker dafür, dieser Show auch Dokumentarisches zu unterstellen. "Dabei kommt nichts Überraschendes, aber doch Bemerkenswertes aufs Tapet. Fazit: "Den stärksten Eindruck in dieser, an die Trashtheaterzeiten der 1990er erinnernden, eine ironisch-sarkastische Aufklärerrolle einnehmenden Show hinterlässt aber die Erzählung darüber, wie der Servus TV-Senderchef Ferdinand Wegscheider auf Rechercheversuche von Dossier reagiert hat Vorschläge für nachfolgende Recherche-Show-Folgen gab es prompt aus dem Chat: Glock, Novomatic, Georg Blümel."

"Seinen Start als Direktor des Wiener Volkstheaters hat sich Kay Voges sicher anders vorgestellt. Ganz unpassend ist es aber nicht, dass der Meister des Digitalen im Theater seine erste Premiere aus Wien nun streamt", so Martin Thomas Pesl in Fazit auf DLF Kultur (14.2.2021). Die Dossier-Komplexität erreiche "Die Recherche-Show" zwar nicht, doch schaffe sie auf dem Weg der Satire, einen Eindruck von der ambivalenten Rolle des Konzerns in Österreich und der Welt zu vermitteln. "Vor allem die coronabedingte Verlegung der Live-Show ins Netz wird dem Format gerecht: Was aussieht wie eine Fernsehshow und klingt wie eine Fernsehshow, darf ruhig eine Fernsehshow sein."

"Die Produktion, mit der der neue Volkstheater-Intendant Kay Voges sein erstes Zeichen sendet, fällt unter das, was man mit viel Wohlwollen 'charmant missglückt' nennen könnte", findet Katrin Nussmayr in der Presse (14.2.2020). Was als "investigatives Theater" über den Red Bull-Konzert angekündigt worden sei, entpuppe sich als "eine verblödelt-trashige Talkshow, die inhaltlich völlig zahnlos blieb".  

Die "Recherche Show" gewährt aus Sicht von Petra Paterno von der Wiener Zeitung (16.2.2021) "auf ironisch überzogene Weise wenig überraschend Einblicke in die dunkle Seite der Konzernwelt." Am spannendsten fand die Kritikerin den "Exkurs in das konzerneigene Medienunternehmen 'Servus TV' und dessen bedenklich rechtspopulistische Positionierung."

 

Kommentare  
Recherche-Show, Wien: herablassend
"die Sozialdemokratie als Ganze schrumpft" ? Wie bitte? Wien hat die größte SPÖ-Quote überhaupt und ist fast bei der absoluten Mehrheit angelangt. "rührend soll es sein": was für eine herablassende Arroganz. (...). Gabi Hift weiß nicht, dass der sg. "einfache Mann" aufgeklärter, toleranter, großzügiger ist als jeder einzelner TheaterdramaturgIn der gesamten Stadttheaterlandschaft im deutschsprachigen Raum. (...)

(Anm. Redaktion. Aus diesem Kommentar wurden Unterstellungen und persönliche Anwürfe entfernt. Bitte beachten Sie die Kommentarregeln: https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12&Itemid=102#kommentarkodex)
Leserkritiken: Recherche-Show, Wien
Pia Hierzegger führt als Moderatorin auf ihrer roten Couch durch eine TV-Show: Einspieler, Expertengespräche, Small-Talk und Anekdoten reihen sich aneinander und parodieren die Infotainment-Angebote.
Viel Neues oder Aufregendes wird nicht präsentiert, stattdessen charmant und stets leicht ironisch geplaudert.

Der witzigste Moment war der Schlagabtausch zwischen Hierzegger und Richter über ihre TV-Rollen, den Gabi Hift geschildert hat. Mehr in diesem Stil hätte dem kurzen Abend gut getan.

Komplette Kritik: https://daskulturblog.com/2021/02/14/die-recherche-show-volkstheater-wien-kritik/
Recherche-Show, Wien: Missverstanden
1/2 Werte*r “nell”,
Sie haben in meinen Text das Gegenteil von dem, was ich sagen wollte hineingelesen. Und Sie behaupten ich hätte keine Ahnung, wovon ich rede, weder von den Wiener Wahlergebnissen noch davon, was für eine Art Theater sich das Stammpublikum vom Volkstheater in den Bezirken wünscht. Sie sind überzeugt, dass ich es für primitiv oder engstirnig halte (wie offenbar Sie es tun), wenn jemand sich vom Theater wünscht, dass es “rührend” sein soll. Das ist alles falsch.

Ich wollte den Nicht-Wiener*innen unter den Leser*innen kurz erzählen, was das “Volkstheater in den Außenbezirken” für ein besonderes Format ist und was es für eine Geschichte hat, weil es so etwas meines Wissens nirgendwo sonst gibt. Ich kenne es von vor langer Zeit, als noch alle Vorstellungen voll waren und es noch von der Arbeiterkammer bezahlt wurde. Ich war zwischen 86 und 1991 am VT als Schauspielerin engagiert und war bei mehreren Außenbezirksproduktionen dabei. Nach fast jeder Vorstellung gab es ein Publikumsgespräch, in dem die Zuschauer*innen offen und begeistert mit uns drüber gesprochen haben, was sie sich vom Theater wünschen. Diese Gespräche waren von einer ganz anderen Haltung geprägt als es Publikumsgespräche sonst sind.

Hier haben sich die Abonennt*innen als unsere Gastgeber gefühlt, haben oft was zu essen für uns vorbereitet, und sie hatten sehr bestimmte Vorstellungen davon, welche Art von Theater sie sehen wollten. Sie waren überzeugt, dass wir uns freuen würden, etwas zu finden, was sie interessieren und berühren würde - und so war es auch. Das fand ich großartig. Kann sein, dass das jetzt alles anders ist, der "Kern" der treuen Abonnent*innen von damals ist aber vielleicht noch dabei. Ein bisschen was davon wollte ich in der Kritik unterbringen, weil ich als Wienerin auch irgendwie stolz darauf bin, dass es „bei uns“ sowas gibt (obwohl es natürlich nicht mein Verdienst ist).

Dass ich behaupte, das Publikum wollte es außer gesellschaftskritisch und aus der eigenen Lebenswirklichkeit gegriffen auch “rührend” haben, hat Sie, nell, total in Rage gebracht. Dass muss daran liegen, dass Sie denken, sich rühren zu lassen sei irgendwie dumm und primitiv. Ich denke das nämlich nicht, ganz im Gegenteil. Mich muss Theater an-,be- oder aufrühren, sonst ist es nichts für mich. Ich will gern auch was zum Denken haben, aber immer über den Umweg der Gefühle, die es bei mir ausgelöst hat. Die Mischung: gesellschaftskritisch und berührend ist genau das, was ich mir wünsche. Wenn ich das irgendwie herabwürdigen wollte, dann müsste ich arrogant auf mich selbst herunterschauen- da wäre es dann schon psychologisch recht übel um mich bestellt.

Dieser Abscheu vor Gefühlstheater, und damit verbunden vor “richtigen” Geschichten, kommt vom Brecht’schen Ausspruch “Glotzt nicht so romantisch!”, den ich für wunderbar dialektisch halte und oft für schrecklich missverstanden- aber das führt hier zu weit.
Recherche-Show, Wien: Mutig
2/2 Was Wien und die Sozialdemokratie betrifft: Ich bin mit einer absoluten Mehrheit der SPÖ aufgewachsen, das "rote Wien" schien für die Ewigkeit zu sein. Dann,1991, ging die absolute Mehrheit verloren. Die SPÖ ist tatsächlich immer noch die stärkste Partei in Wien (2020: 41%) und Wien ist immer noch eine rote Enklave. Die Sozialdemokratie schrumpft hier weniger als fast überall anders, da haben Sie Recht, was aber mehr und mehr verschwindet, ist, nach meinem Empfinden, die Alltagskultur, das familiäre Gefühl, das es früher in den Kreisen der "alten Sozis" gab. Und auch das Gefühl einer Bewegung, dieses „Mit uns zieht die neue Zeit“.

Ich kann das nicht statistisch beweisen, seit 30 Jahren bin ich nur noch auf Besuch in Wien und manchmal ist es auch immer noch zu spüren. Was sich aber mit Sicherheit verändert hat, ist das Verhältnis von Arbeiterinstitutionen zur Kultur. Die bedrohte Situation des Volkstheaters in den Bezirken kommt ganz direkt von da. Es war 1954 eine Gründung der Arbeiterkammer und war auch von ihr finanziert, in der stolzen Absicht, der dominanten Hochkultur eine andere Art Theater speziell für die Arbeiterschaft entgegenzusetzen. 2000 hat die Arbeiterkammer es fallengelassen, mit der Begründung, sie habe immer weniger Mitgliedsbeiträge zur Verfügung und wolle sich "im Zuge einer Imagekorrektur in Zukunft mehr in ihren Kernbereichen ... engagieren und sich von als nicht mehr zeitgemäß empfundenen Kulturaktivitäten, wie sie das "Volkstheater in den Außenbezirken" ... schon lange darstellt, trennen." (https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/mehr-kultur/219931-Mehr-Geld-fuer-Brot-als-fuer-Spiele.html?em_cnt_page=1)

Seitdem hat das VT selbst Finanzierung und Organisation der Außenbezirke Tournee übernommen und Doris Weiner hat sie mit enormer Anstrengung am Leben erhalten. Dass Kay Voges und der neue Leiter der Bezirke Calle Fuhr jetzt nicht das Handtuch geschmissen haben, sondern sich hineinstürzen und herausfinden wollen, wie man neue Zuschauer*innen für dieses außergewöhnliche Format finden kann, ohne die Unterstützung der alten sozialdemokratischen Institutionen, das finde ich sehr mutig und ehrenwert. Und ich wünsche ihnen viel Glück!

Das wollte ich mit dem kleinen Absatz sagen in meiner Kritik und jetzt hoffe ich sehr, dass ich nicht noch einmal so missverstanden werde, nachdem ich alles für Sie und für mich erschöpfend! - aufs Fünffache ausgewalzt, belegt und beglaubigt habe.
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