SOS und Spendenkampagne

10. März 2021. Das Montagscafé am Staatsschauspiel Dresden blickt aufgrund einer ausstehenden Förderentscheidung des sächsischen Sozialministeriums in eine ungewisse Zukunft. Das teilt das Staatsschauspiel Dresden per Presseaussendung mit.

Das Montagscafé ist ein wöchentliches Angebot des Theaters an die transkulturelle Stadtgesellschaft. Im Schnitt 150 Menschen treffen sich hier nach Angaben des Staatsschauspiels jeden Montag, vernetzen und unterstützen einander und nehmen an den oft partizipativen kulturellen Angeboten des Cafés teil.

2015 gründete die damalige Bürgerbühnen-Chefin Miriam Tscholl das Montagscafé in Reaktion auf einen Brief der damaligen sächsischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kultur, Dr. Eva-Maria Stange, an städtische Kultureinrichtungen. Darin bat Stange die Institutionen, auf die Entwicklungen der Flüchtlingskrise zu reagieren. 2016 wurde das Montagscafé für den "Sonderpreis zur kulturellen Teilhabe geflüchteter Menschen" der Kulturstaatsministerin nominiert. Für die Etablierung des Montagscafés als Treffpunkt für Geflüchtete und Dresdner*innen wurde Miriam Tscholl 2017 vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck geehrt.

Montagscafe 560Das Montagscafé vor der Pandemie © Klaus Gigga

Seit 2017 wird es von Wanja Saatkamp geleitet, die in der Pandemie regelmäßige Online-Treffen durchführt, um das Montagscafé als soziales Netz weiterhin präsent zu halten. Nun geht es darum, ob das Montagscafé zusammen mit dem Theater wiedereröffnen kann – ein Förderantrag ans sächsische Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt (SMS) ist nicht rechtzeitig bewilligt worden.

Im Januar 2021 lief eine dreijährige Förderung vom SMS aus, über die das Montagscafé Mitarbeiter*innen-Honorar und Projektmittel bestritten hatte. Bereits im Sommer 2020 beantragte Wanja Saatkamp im Programm "Integrative Maßnahmen" ein neues Projekt für drei Jahre, erzählt sie auf telefonische Nachfrage. Eine Antwort vom Ministerium bekam sie erst Mitte Dezember 2020 – mit der Mitteilung, dass der Antrag in der ersten Runde nicht bewilligt worden sei, aber auf einer Warteliste stünde und noch einmal geprüft werde. Auf Nachhaken bei der zuständigen Ministerin Petra Köpping, die auch schon bei Veranstaltungen des Montagscafés zugegen war, erhielt der Intendant des Staatsschauspiels Joachim Klement eine Antwort, die nicht viel Hoffnung auf eine Folgeförderung macht. Auch zahlreiche andere Integrations-Projekte in Sachsen erhielten mit der Begründung "fehlende Haushaltsmittel" eine Ablehnung ihrer Förderanträge; das Sozialministerium machte die lange Ablehnungs-Liste auf eine parlamentarische Anfrage der "Linken"-Abgeordneten Juliane Nagel hin verfügbar.

Das Staatsschauspiel Dresden hat jetzt zunächst eine Spendenkampagne gestartet, um das Montagscafé nach Ende des Lockdowns wieder eröffnen zu können. Außerdem hatte es in seinem Antrag für den kommenden Doppelhaushalt an das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) bereits zwei Projektstellen für das Montagscafé beantragt. Doch selbst wenn diese Stellen bewilligt werden, fehlt dem Montagscafé ohne die SMS-Förderung jegliches Budget.

(Staatsschauspiel Dresden / sd)

Mehr zum Montagscafé: Theater-Initiativen für Geflüchtete – eine Rundreise durch die ostdeutsche Theaterlandschaft im Spätherbst 2018.

 

 

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Kommentare  
Montagscafé Dresden: Solidarisch?
Das sind sehr schlechte Nachrichten und völlig unverständlich. Ich verstehe allerdings nicht, dass das Theater seine Gelder nicht intern anders verteilt und somit der Wichtigkeit der Initiative entspricht. Es ist offenbar nur ein kleiner Abzweig, der anderweitig finanziert ist oder eingeht. Dass ein Staatstheater einen Spendenaufruf macht, stößt mir sehr auf. Gerade in der momentanen Situation, wo freie Initiativen in ihrer Existenz bedroht sind! Das Theater könnte und sollte Geld dafür zur Verfügung stellen, auch wenn dafür dann anderes eingespart werden muss. Das wäre solidarisch. Schade, dass es ein Extra ist, dass an externen Geldern hängt.
Montagscafé Dresden: Unverständlich
#1
Liebe Frau Wiesner,
wie recht Sie haben!! Die richtige Pressemitteilung des STAATSSCHAUSPIEL DRESDEN hätte lauten müssen: "Staatsschauspiel Dresden finanziert 'Montagscafe' ab sofort komplett und sichert damit die Existenz."
Montagscafé Dresden: Selbstverständlich solidarisch!
Liebe Beate Wiesner und lieber Thorsten Weckherlin!
Das Staatsschauspiel Dresden ist sehr engagiert und auf vielen verschiedenen Ebenen an der Unterstützung des Montagscafés beteiligt, seit fast sechs Jahren schon. Allerdings möchte ich kurz klarstellen, dass der Förderverein des Staatsschauspiels, dem ich angehöre, Träger des Montagscafés ist und als solcher Projektanträge stellt. Es ist unser Verein, der die notwendigen Eigenmittel bereitstellt und eben diese aus Spenden der Dresdner Zivilgesellschaft heraus generiert. Insofern ist das Montagscafé sogar ein sehr gelungenes Beispiel dafür, wie Kooperation zwischen einer engagierten lokalen Zivilgesellschaft und einer staatlichen Kulturinstitution aussehen kann und (Mittel-effiziente) Synergien gebildet werden können.
Die beantragten Mittel beim genannten Förderprogramm können - rein rechtlich gesehen - ausschließlich von gemeinnützigen Vereinen mit sozial-integrativen Projektvorhaben beantragt werden. Die Unterstützung unseres Projekts durch Mittel des Sozialministeriums fanden und finden wir daher nur folgerichtig.

Herzliche Grüße aus Dresden,
Jens Zander
Montagscafé Dresden: Höchstpeinlich
Ich stimme Ihnen zu. Höchstpeinliches Jammern auf hohem Niveau. Das sollte ein reiches Haus in einer AFD-Hochburg doch selber zahlen können, Herr Klement.
Montagscafe Dresden: Kenntnislos
Ich habe mich als Präsident des Fördervereins des Staatsschauspiel Dresden das erste mal hier in eine Diskussion auf diesem Forum beteiligt und bin erschrocken in welch polemisierenden Ton hier unwissend von den lokalen Begebenheiten kommentiert und in Unkenntnis der Situation bewertet wird. Ein reiches Haus in einer AFD Hochburg ist nun wirklich die unterste Schublade, die ich hier nicht erwartet hätte. Kommen Sie mal her und schauen Sie sich den „Reichtum“ an. Dieses Haus lebt von größtem Engagement der Mitarbeiter und des Ensembles die mit ihren privaten Kräften gegen Rechte Stimmungen kämpfen. In welchem Forum bin ich gelandet, wenn hier sich schon die Theaterschaffenden mit Missgunst und verachten aus reiner Selbstdarstellungslust gegenseitig niedermachen.Ich kämpfe für Solidarität und die Förderung einer empathischen solidarischen Gesellschaft und dies gilt auch für unseren Förderverein. Dir hier geposteten Kommentare geben nur eine überhebliche unwissende Meinung preis, die eine Situation vor Ort überhaupt nicht kennt. Das Staatsschauspiel hat sich wie kein anderer Player in Dresden als einer der ersten öffentlichen Institutitionen zum Kampf gegen Rechts und für eine pluralistische Gesellschaft ausgesprochen und dies schon unter der Leitung von Winfried Schulz. Wie hässlich und hochnäsig sind diese Kommentare für all diejenigen zu lesen die über Jahre in dieser schwierigen Stadt für ein pluralistische Gesellschaft ehrenamtlich oder über ihre normal Arbeitszeit am Staatsschauspiel kämpfen. Dies Haus und unser Förderverein wird einen Weg finden die selbst gestellten Aufgaben der Integration nicht auf Grund fehlender Förderung einzustellen. Jedoch haben wir ein strukturelles Problem, wenn dies dann aus Kulturmitteln finanziert werden soll, die dann den Kulturschaffenden fehlen. Bislang kamen die Mittel aus dem Sozialministerium und aus der Zivilgesellschaft wo sie auch hin gehören. Liebe Leser, es ist wirklich erforderlich das unser Projekt Unterstützung erfährt und ich bitte um Unterstützung aus der Theatergemeinde. Es geht nicht um das Staatschauspiel oder unseren Förderverein sondern um diese Menschen... https://youtu.be/J7Yvi7lB1Dc
Montagscafe Dresden: Herr Zander hat recht!
Lieber Herr Zander, Sie haben Recht. Punkt. Sich erst einmal über die vor Ort-Verhälnisse zu informieren und dann öffentlich zu reagieren, wäre schon eine produktivere Reihenfolge. So herum sollte es sein und ab da kann man ja immer noch unterschiedlicher Meinung sein. Also bitte nicht verzeifeln, sondern durchhalten und vor allem dranbleiben! Das Montagscafé wird gebraucht und das wissen auch die Verantworlichen im Staatsschauspiel DD. Und daß sie die Politik hier nicht aus der Verantwortung lassen ist völlig richtig!
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