Schock mit Relevanz

20. Mai 2021. Der für sein provozierendes Polittheater bekannte kroatische Regisseur Oliver Frljić hat in Tschechien einen juristischen Sieg eingefahren. Wie die Süddeutsche Zeitung mitteilt, müssen sich zwei Theater aus Brno nicht beim Prager Kardinal Dominik Duka dafür entschuldigen, dass sie die Frljić-Inszenierungen "Verdammung" und "Unsere Gewalt und eure Gewalt" im Jahr 2018 zur Aufführung gebracht haben.

In "Verdammung" wurde unter anderem "Oralsex an einer Papststatue simuliert", in "Unsere Gewalt und eure Gewalt" sei ein Jesus-Darsteller vom Kreuz gestiegen, um eine Muslimin zu vergewaltigen. Wie der Oberste Gerichtshof jetzt auf eine Klage von Kardinal Duka hin entschied, habe es sich bei diesen Darstellungen nicht um "Diskriminierung von Christen" beziehungsweise "Eingriff in das Recht auf Glaubensfreiheit" gehandelt.

Mit Blick auf das hier geltend gemachte Recht auf freie Meinungsäußerung hätten alle Vorinstanzen korrekt geurteilt, dass "freie Meinungsäußerung" auch "schockierende und beunruhigende Gedanken" beinhalte. Die Dramen verhandelten "Themen von großer gesellschaftlicher Relevanz " und zeigten keine "beleidigende und unversöhnliche Handlung als Selbstzweck".

(Süddeutsche Zeitung / chr)

Hier sehen Sie Oliver Frljić im Video-Gespräch in unserer Reihe Künstlerpositionen.

Im Theaterbrief aus Polen werden die Auseinandersetzungen um Oliver Frljićs Inszenierung "Klątwa" ("Fluch") in Warschau 2017 aufgerollt.

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