Moritz Rinke: Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García - Ein Lanzarote-Bildungsroman mit Nazi-Deko
Wie Penélope Cruz, oder eben nicht
Von Cornelia Fiedler
21. August 2021. Eine Vater-Sohn-Geschichte fürs Herz, eine beliebte Urlaubsinsel als Schauplatz und ein paar NS-Verwicklungen, das klingt nach einem Erfolgsrezept. Dramatiker und Autor Moritz Rinke, hat nun, nach "Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel" aus dem Jahr 2010, einen neuen Roman verfasst, der all das vorbildlich mixt: "Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García".
An Görings Eichentisch
Die Insel ist das sturmumtoste, vulkanschroffe Lanzarote. Die Hauptfigur Pedro ist ein liebevoller Vater, Beruf Postbote, dem der Teufel Digitalisierung die Briefe klaut. In seinem Büro steht das Thema Nationalsozialismus quasi als elephant in the room, genauer: als schwerer, dunkler Empfangstisch aus Eichenholz. Angeblich war das Monstrum aus den 1940ern ein Geschenk des marokkanischen Sultans an Pedros Großvater. Seltsam nur, dass auf der Messing-Plakette, die Pedro eines Tages an der Unterseite entdeckt, eine Widmung von Hermann Göring prangt: "Viva la Unternehmen Feuerzauber", mit "deutschem Gruß" und allem Drum und Dran.
Während Pedro weiter mit seinem Post-Moped über die Insel knattert, um seine skurril gezeichneten Kund:innen von der FKK-Community bis zum grummeligen Nobelpreisträger José Saramago mit Reklame und Mahnungen zu versorgen, drängt sich immer vehementer die unbewältigte deutsch-spanische Vergangenheit in sein Bewusstsein: Ohne besagtes "Unternehmen Feuerzauber" wäre der Militärputsch des faschistischen Generals Franco 1936 wohl gescheitert. Denn unter diesem Wagner-inspirierten Label transportierte die deutsche Luftwaffe weit über zehntausend Putschisten und Fremdenlegionäre sowie Militärgerät aus Marokko nach Spanien. Das war entscheidend für den Sieg der Falangisten und damit für fast 40 Jahre Diktatur.
Monologe fürs Moped
Rinke hat "Der längste Tag..." als eine Art kanarischen Bildungsroman angelegt: Pedro ist nicht die hellste Kerze auf der Torte, er kennt weder Salvador Dalí noch Pablo Neruda und verachtet das Internet. Als seine schöne Frau und der knuffige, fußballverrückte Sohn ihn verlassen, muss er lernen zu googeln, seinen Blick zu weiten und um das zu kämpfen, was sein Leben ausmacht. Dabei hilft ihm – schon wieder was fürs Herz – der Geflüchtete Amado, der eines Tages in seiner Küche sitzt.
Bisweilen knarrt es gewaltig im Konstruktionsgebälk: Lange Exkurse über die Franco-Zeit müssen in Pedros Gedanken auf kurze Moped-Fahrten gepresst werden. Eine Fußball-Übertragung in der Kneipe muss binnen Minuten Amado und Pedros rassistischen Kumpel Tenaro zusammenschweißen. Und sobald Rinke eine Erklärung nötig scheint, setzen die Figuren, selbst Erstklässler Miguel, zu ermüdend langen Monologen an – als stünden sie plötzlich auf einer Bühne. Hohe Erzählkunst ist das nicht.
Maskuliner Blick
Bleibt die Figurenzeichnung. Pedro ist beileibe kein Macho. Er übernimmt jede Menge Care-Arbeit und soll eher den Typus so genannter "verunsicherter" Männlichkeit repräsentieren. Dennoch ist die ausschließlich maskuline Perspektive – Frauen sehen für ihn entweder aus wie Penélope Cruz, oder eben nicht – auf Dauer anstrengend und altbacken. Dass Rinkes Blick auf seinen latent weltfremden Inselbewohner ebenfalls etwas Paternalistisches hat, gleicht das zwar irgendwie aus, erhöht das Lesevergnügen aber nicht.
Es sind die Fundstücke aus der Geschichte, ebenso wie Amados Schilderungen über die Selbstorganisation von Migrant:innen in Melilla, die nach der Lektüre in Erinnerung bleiben. Das Familiendrama und die Versuche Pedros, mal was Verrücktes zu machen, verlieren sich dagegen bald wieder im Wüstenstaub der Sahara, der die Insel bei Ostwind überzieht. Als Strandlektüre, die einer oft aufs Urlaubsparadies reduzierten Insel ihre Geschichte zurückgibt, ist "Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García" sicher vielen Lanzarote-Krimis vorzuziehen. Wer unterm Sonnenschirm mehr Spaß an einem gänzlich unpädagogischen Lanzarote-Beziehungs-Thriller haben möchte, sollte es mit Juli Zehs "Nullzeit" versuchen.
Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García
von Moritz Rinke
Roman, Kiepenheuer & Witsch, 448 Seiten, 24 Euro
www.kiwi-verlag.de
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Aber nun zum vorgeblichen Roman: Auch hier treffen wir die immer gleichen Versatzstücke aus dem prosaischen Werk des Autors Rinke. Besonders enervierend: seine irritierende Vorliebe für die Gladiatorenbeschäftigung "Fußball". Rinke scheint ein geradezu neurotisches Verhältnis zu dieser Freizeitbeschäftigung zu haben, was den Lesegenuss m.E. auch nicht erhöht. Wie überhaupt hier allzu offensichtlich Persönliches des Autors wegweisend war: seine eigene, ihn wohl überwältigende Vaterschaft sowie sein eigenes Urlaubsziel Lanzarote seit Urzeiten. Was uns diese Individualisierungen über den Zustand der Welt sagen wollen, ist mir nicht klar. Rinke sollte bei den "kurzen Formen" bleiben.
(Anm. Redaktion: Zu Ihrer Eingangsfrage: Hier handelt es sich um eine auf nachtkritik.de regelmäßig vorkommende Schreibweise; mehr dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Gender-Doppelpunkt. Zur verzögerten Freischaltung des Kommentars: An Wochenenden können wir nicht immer die zeitnahe Veröffentlichung garantieren, weil Redakteur:innen nach Dienstschluss mitunter den Rechner zuklappen. Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow / Redaktion)
es ist nun gar nicht meine Art, auf Kritikerinnen und Kritiker zu antworten, aber bitte überprüfen Sie doch für weitere Rezensionen die handwerkliche Herangehensweise, mit der Sie Texte beurteilen. Das würde dieses doch sehr tolle Forum von Nachtkritik verdienen. Und dann würden auch nicht so irritierende Leserbriefe folgen, die wiederum etwas von einem Roman behaupten, von dem sie keine Zeile gelesen haben. Diese Form von Kritik (Ihr recht ideologischer Blick mal außer Acht gelassen) wird der Arbeit von Autorinnen und Autoren nicht gerecht.
Nehmen Sie es bitte als konstruktiv gemeinte Entgegnung (müssen Schriftsteller ja auch mal äußern dürfen.)
Mit schönen Grüßen
Moritz Rinke
ich finde es großartig, wenn Autoren auf Kritik reagieren, denn sie sind - anders als mancher Literaturwissenschaftler sehen mag - immer noch eine herausgehobene Instanz in Bezug auf ihre Texte. Und ein Dialog mit den Kritikern kann da für die Leser sehr fruchtbar und lehrreich sein. Nun würde mich aber tatsächlich konkret interessieren, worin Sie die Mängel in der handwerklichen Herangehensweise von Frau Fiedler sehen. Dies ist nämlich aus Ihrer Antwort nicht zu entnehmen, und so bleibt der Vorwurf etwas pauschal.
Dank für Ihre Replik. Nun sitzen wir da mit unseren Pauschalitäten, die ja vielleicht überhaupt das Problem solcher Foren sind.
Gerne lasse ich Ihnen - um aus dem Pauschalieren herauszukommen - ein Buch zukommen. Bitte sehen Sie es mir nach, dass ich hier nicht öffentlich einen Roman mit einer Rezension abgleiche. Ihre Nachricht bitte an: Frau Claudia Barczewski, Kiepenheuer & Witsch Verlag: cbarczewski (at) kiwi-verlag.de.
Wir freuen uns auf Sie. Es ist allerdings, dies als Vorwarnung, kein Urlaubs- oder Bildungsroman.
Zunächst: ich habe das Buch tatsächlich nicht im Urlaub gelesen, sondern erst auf dem Rückflug damit begonnen und vor knapp 2 Wochen die Lektüre bereits beendet. Musste, wollte erstmal alles sacken lassen.
Es war nicht mein erster Text von ihm.
Seit ich 1994 seine erste (? - für mich war es seinerzeit jedenfalls meine erste Lektüre überhaupt von ihm) Rezension im Berliner Tagesspiegel über die Inszenierung von "Kriemhilds Rache" am DT (Regie: Thomas Langhoff) gelesen hatte, war Herr Rinke für mich fortan über viele Jahre Pflichtlektüre. Endlich hatte mal jemand eine Rezension geschrieben, bei deren Lektüre ich nicht beinahe eingeschlafen wäre.
Ich habe mir das Stück einige Zeit später dann auch mal angesehen und fand die Eindrücke aus der Rezension bestätigt.
In den späteren Jahren bin ich dann auch zu Aufführungen seiner Stücke durchs Land gepilgert. "Männer und Frauen" (UA 1998 in H), "Der Mann, der noch keiner Frau Blöße entdeckte" (1999, Premiere in MS), "Republik Vineta" (2000, UA in HH) und irgendwann war ich auch mal in MD, wo eine der ganz wenigen Inszenierungen hierzulande von "Der graue Engel" gezeigt wurde. Für Worms 2002 (?) hatte ich schon Karten, musste die aber berufsbedingt aus Zeitgründen wieder abgeben, sonst wäre ich auch dorthin gefahren.
Selbstredend habe ich mir auch die Inszenierungen seiner Stücke in B angeschaut und 2010 seinen Roman "Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel" gelesen.
Danach war so ein wenig die Luft raus. Ich hatte genug von Katastrophen und Apokalypsen am Ende. Die Berliner Inszenierungen der letzten Stücke habe ich dann schon sausen lassen, weiß also nicht, wie die ausgehen, aber ich habe mich einfach gescheut. Immer dieses "Untergangsszenario" am Ende, wo alles in der Erde versinkt und so - ich war es müde.
Mir kam Moritz Rinke in seinen Texten irgendwann vor, wie ein kleiner Junge, der den ganzen Tag über mit allergrößter Hingabe und Liebe die schönste Sandburg am ganzen Strand baut und wenn die Eltern dann rufen: "Moritz, jetzt ist aber Schluß. Wir gehen nach Hause" - dann wird/ wurde das schöne Werk wieder zerstört. Ich habe mich immer gefragt, ob die Stücke und auch der 1. Roman nicht doch ein anderes Ende hätten haben können? Mir ist aber auch keins eingefallen. Wäre eigentlich interessant, wenn die Stücke alle nochmal mit einem alternativen Ende aufgeführt würden, gewissermaßen als "Remix", wie so mancher Song.
Seit ich dann im Mai 2021 den Termin zur VÖ dieses Romans erfahren hatte, war ich einfach nur noch gespannt auf "Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García".
Meine Erwartungshaltung war irgendwas zwischen "mittelhoch und mittelniedrig". Ich war einfach gespannt.
Gespannt darauf, wie ein Text von Moritz Rinke klingt, der zum ersten Mal nicht in Deutschland spielt - und da ist es mir übrigens nachträglich völlig "wumpe", ob Lanzarote seit vielen Jahren sein eigenes Urlaubsziel ist, wie weiter oben erwähnt. Ich finde es eher gut, wenn ein Autor über einen Ort schreibt, an dem er sich auskennt. Ich käme ja auch nicht auf die Idee, eine Geschichte über ein Dorf in China zu schreiben, nur weil ich mich da jetzt eventuell via google-maps von daheim dort umschauen könnte. Nur mal so...
Zurück zum aktuellen Roman: schon auf den ersten 50 Seiten ertappte ich mich bei dem Gedanken, dass dieser Postbote Pedro mir so gar nicht "spanisch" vorkam. Mag eine eigene gedankliche "Klischeefalle" sein, aber ich habe da jemand kennengelernt, der im Grunde genommen seinen Beruf verfehlt hat, obwohl er ihn leidenschaftlich gerne ausübt. Anders gesagt: Pedro kam mir irgendwie so deutsch vor. Sein Sohn Miguel und dessen Mutter Carlota eher nicht.
Ansonsten habe ich in diesem Buch ein paar "Wiedergänger" entdeckt. Amado erinnerte mich - auch in seiner Sprache - irgendwie an den Helmbrecht aus "Der Mann, der noch keiner Frau Blöße entdeckte", nur dass der Kontext des Helmbrecht und seine Hautfarbe sich inzwischen geändert haben.
Dann begegnet man diesmal Johanna Wendland (geb. Kück, wenn ich mich recht erinnere) persönlich. Vor 11 Jahren in "Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel", las man sie ja nur postalisch (die berühmten Salatpakete an ihren Galeristen-Sohn in B) oder telefonisch.
Zwiegespalten war ich dann über die Entdeckung, dass der alte Thuja-Holztisch im Postamt gar kein solcher ist, sondern eigentlich deutsche Eiche. Da setzt irgendwie bei mir so der Reflex ein: "Ohne Nazis geht es wohl gar nicht..." Ich hatte mich schon so gefreut, literarisch mal raus aus Deutschland zu sein, aber klar: Franco, Göring & Co. - da war ja leider mal was.
Letztendlich ist das, was man da als Leser nachträglich über die Operation "Feuerzauber" erfährt zwar nicht uninteressant - mich hat es aber von der eigentlichen Handlung ein Stück weit abgelenkt.
Ich stimme abschließend Herrn Rinke insofern zu, dass es sich hier nicht um einen Bildungsroman handelt. Jedenfalls keinen im klassischen Sinne, wenn man an "Wilhelm Meister" oder "Der grüne Heinrich" denkt.
Man mag Moritz Rinke auch gerne "ankreiden", dass er sprachlich diesmal sehr dialoglastig ist - ja, meine Güte. Da kommt eben der Theaterautor durch, der sein Personal zum Sprechen bringt und als Leser finde ich das ganz gut, wenn die Figuren auch mal was zu sagen kriegen und ich nicht nur die auktoriale Stimme des Autors zu lesen bekomme. Wenn ein Autor sich Figuren ausdenkt, können die ruhig mal was sprechen, sonst wird der Autor quasi zur "Zensurbehörde" in eigener Sache und die Figuren selber würden konturlos bleiben.
Ohne zuviel zu "spoilern", wie das ja jetzt neuerdings heißt, verrate ich nicht zuviel, dass ich das Buch am Schluß immerhin "nur" mit einem Wermutstropfen zugeklappt habe. Einem kleinen. ;-).
Wer daran zweifelt, dass sich tatsächlich der Autor Moritz Rinke hier persönlich eingeschaltet hat, ist natürlich von Hause aus ein sehr kritischer Geist. Ihnen braucht man dann auch nicht zu erzählen, dass im Himmel Jahrmarkt wäre.
Zudem haben Sie ein ganz starkes Kriterium für literarische Qualität ins Feld geführt - es ist schade, dass MRR nicht mehr lebt. Er hätte Sie dafür gelobt und als ich noch Germanistik studiert habe, gab es dieses Kriterium noch gar nicht. Ist eben länger her.
Der Wiederverkaufswert eines neu erschienenen Buches ist natürlich ein schlagendes Kriterium für dessen literarische Qualität. Da muss man erstmal drauf kommen.
Kleiner Tipp: erkundigen Sie sich einfach mal, was ein Neuwagen noch so wert ist, wenn man mit dem nach dem Kauf vom Hof des Händlers und einmal ums Karree gefahren ist...
Wenn ich das jetzt alles richtig verstanden habe, kreiden Sie Moritz Rinke vor allem an, dass er in seinem 2. Roman keine Liebesgeschichte mit seiner Lektorin verarbeitet hat. Teufel auch. Wirklich mies von ihm. Na, vielleicht holt er es in ein paar Jahren im 3. Roman nach - oder es hat bislang zwischen den beiden einfach gar nicht gefunkt...
Ach, Sie haben ja selber erwähnt, dass er vor gar nicht so langer Zeit Vater geworden ist und somit in festen Händen. Demnach hätte dieser 2. Roman ja nie veröffentlicht werden dürfen, weil da ja keine Liebesgeschichte zur Lektorin vorkommt. In der Tat ein Fauxpas. So wird natürlich ein Schuh draus.
Hätten Sie wohl bitte freundlicherweise die Güte, mir so ein paar "2. Romantitel" von Autoren zu nennen, in denen die über ihre Liebesbeziehungen zu ihren Lektorinnen geschrieben haben? Mir ist noch kein solcher untergekommen, aber MRR und Sie scheinen ja einige zu kennen. Das interessiert mich jetzt. Wie gesagt: ich habe mal Germanistik studier und bin ganz baff, ob Ihrer Aussage.
Abschließend möchte ich Sie zitieren:
"Meine Erfahrung ist: Die Bücher mit viel Dialog sind meistens die oberflächlicheren."
Dazu meine abschließende Frage: Würden Sie die extrem dialoglastigen Texte von Platon, z.B. "Symposion", "Phaidon" etc. auch als "oberflächlich" bezeichnen? Das "Symposion" gilt immerhin nach wie vor als eines der wichtigsten Werke der Weltliteratur und der Philosophie.
Im Neuland Internet kann ein jeder behaupten, er sei z.B. BP Steinmeier. Soll ich das also immer glauben, wenn ich es in den Kommentarspalten der Social-Media-Kanäle lese? Nein, ich zumindest tu das nicht. Wenn Sie das tun, rate ich: Obacht!
Es ist schade dass Sie meinen Verweis auf das MRR-Zitat nicht einordnen konnten. Es verlangt eine gewisse Transferleistung, das gebe ich zu. Da MRR diesen von mir zitierten Vergleich gebracht hat, sehe ich mich in keiner Verpflichtung, Ihnen die Mühe einer literarischen Recherche abzunehmen. Mit Verlaub, aber ich bin nicht Ihr Lakai. Bitte suchen Sie selbständig nach Erkenntnis!
Was den von Ihnen implizit negierten "Beweis" beim Wiederverkaufswert angeht und Ihre Fehlinterpretation, aus dem Wiederverkauf eines 14 Tage zuvor neu erschienenen Buches für einen Bruchteil des Einkaufswertes (hier z.B. minus Zweidrittel des Neupreises) könne man einen / keinen literarischen Wert ableiten, ist eine rhetorische Unterstellung Ihrerseits, denn ich habe damit nicht auf den literarischen Wert rekurriert (bitte noch einmal genau nachlesen! Danke!), möchte aber dem neuen Rinke-Werk einen höheren literarischen Wert dennoch gänzlich absprechen. Und was Platon betrifft: Geht's nicht noch höher und irrwitziger? Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich, lieber Outpost. ich sprach hier von Romanen in Dialogform. Ist "Symposion" ein Roman? Die Übernahme dramatischer Dialoge in den Roman macht keinen Roman, sondern bestenfalls eine Art drehbuchartiges Drama, finde ich.
Ein aktuelleres Beispiel: Das neue Buch von Sahra Wagenknecht ("Die Selbstgerechten") bekommt man zwar allmählich gebraucht günstiger, aber immer noch relativ hochpreisig. Kein Vergleich zum Rinke-Werk! Auch dies kein Beweis für irgendetwas Literarisches, sondern eher für Interesse der Leserschaft. Und machen Sie sich mal den Spaß: Recherchieren Sie die Verfügbarkeit von Rinkes 1. Roman: Massen an Büchern, beginnend bei 1 Euro steht das Buch bereits in den Bücherschränken der Großstädte. Glauben Sie mir, Outpost, daraus kann man etwas ableiten - wenn auch keine literarische Qualität. Aber das habe ich ja auch nirgendwo behauptet.
Auch wenn es Sie ganz offensichtlich schmerzt, aber ich bin mir sicher, dass der Rinke-Roman kein wichtiges Werk der Weltliteratur und der Philosophie werden wird. Ich fürchte sogar auf Kassengift.
Beim Gebrauch von Zitaten in eigenen Texten halte ich es nicht für eine unterwürfige Lakaienarbeit, LeserInnen einen gedanklichen Anschluss durch die eigene Erzählstruktur irgendwie mitzuliefern, oder gar sinnvoll empathisch ein Ausbleiben gar als pädagogisches Konzept "kümmere dich gefälligst selbst um Erkenntnis und hangle Dich an meinen Wissensbrocken entlang da heran" anzuwenden.
Nun muss Empathie nichts Sinnvolles sein! aber, wenn ich Text verkaufen möchte - gleich ob Sachtext oder Literatur, dann sollte einem doch die Empathie mit einer unbekannten Leserschaft die Feder führen... Was auch für Theater und Publikum gilt. Das hat es aber schon lange vergessen- es kennt nur noch Blasenempathie für bekanntes Publikum und richtet sivh danach aus. Für Schreiber, Textverkäufer und LeserInnen gilt dies ebenfalls schon lange. Man muss sich also als Kritik-Veröffentlicher entscheiden, ob man gegenüber unbekannter Allgemeinheit unemphatische Haltungen durch Reichweitenerzielung verbreiten möchte oder empathische...
Ein Zitat von MRR anzubringen, OHNE offensichtlich auch nur die geringste Ahnung davon zu haben, welche Titel der Zitierte seinerzeit damit meinte – ganz schlechte Leistung! So eine Minderleistung in Sachen Zitation fliegt jedem/r Germanistik- oder Publizistik-Studierenden in einer Hausarbeit um die Ohren und jede/r Literaturredakteur/in wird sich anschließend Fragen der Leserschaft stellen müssen. Das ist nur konsequent.
Wenn ich was zitiere und dann nicht liefern kann, zitiere ich so was erst gar nicht. Zitate ohne bekannten Zusammenhang sind das Zitieren nicht wert.
Das gehört für mich in die Abteilung „Mit fremden Federn schmücken“ und ist in meinen Augen einfach nur letztklassig.
Insofern: von wegen „Lakai“ – schwingen Sie sich künftig lieber nicht auf ein hohes Ross, das Sie gar nicht reiten können!
Zu Ihrem geliebten „Identitätsdiebstahl“ im Internet. Gegen Ihre „Obacht“ ist nichts einzuwenden. Die ist schon vernünftig. Ihr Misstrauen hingegen in diesem Fall leicht wiederlegbar.
Zur Erinnerung: Das Portal, auf dem wir uns hier austauschen, ist kein „Social Media“ im herkömmlichen Sinne, sondern ein „Forum“. Sie sind ja jemand, der es gerne genau zu nehmen scheint. Daher weise ich Sie korrekterweise darauf hin.
Ebenso weise ich Sie darauf hin, dass jede Identität im Internet ausfindig gemacht werden kann. Sogar Ihre und meine. Macht zwar etwas Mühe, aber ist kein Ding der Unmöglichkeit. Nicht zuletzt ist jeder (versuchte) Identitätsdiebstahl justiziabel – und mal ehrlich: die Mühe lohnt sich nur, wenn sie sich wirklich „lohnt“ – garantiert aber nicht für einen Eintrag in diesem Forum.
Zur Sache:
1. gibt es die von dem für Sie für „vermeintlich“ gehaltenen Moritz Rinke genannte Person unter der genannten Email-Adresse
2. gehe ich davon aus, dass sie als Pressereferentin des betreffenden Verlags ihren Job kann und auch verfolgt, was hier auf nachtkritik so läuft und über ein Buch aus ihrem Haus geschrieben wird,
3. woraus folgt: die Nennung ihrer Email-Adresse hier im Forum war zwischen den beiden Personen abgestimmt. Ansonsten hätte die Pressereferentin längst Grund genug gehabt, sich an die Redaktion von nachtkritik zu wenden, um diesen Eintrag löschen zu lassen.
Ich an ihrer Stelle würde jedenfalls so handeln. Ich kenne mich selber mit Pressearbeit seit über 30 Jahren aus.
Abschließend: ich lese Texte von Moritz Rinke seit 27 Jahren und habe ein sehr feines Gespür für seinen „Sound“. Legen Sie mir 2, von mir aus auch 5, Texte ohne Autorennamen vor und ich sage Ihnen nach der Lektüre, welcher Text von Rinke ist und welcher nicht.
Zu Ihrem persönlichen „Fetisch“ Wiederverkaufswert. Wir reden über Rinke – Sie kommen mir mit Frau Wagenknecht. Das eine ist ein Roman, das andere ein Sachbuch. Mithin: da haben wir wieder den berühmten Vergleich von Äpfeln und Birnen. Von wegen, ich würde da „implizit“ was „negieren“. Da geht es um reine Wiederverkaufswerte und wenn Sie selber schon mal was verkauft haben, werden Sie selber wissen, dass solche Buchtitel immer wieder „Kurs-Schwankungen“ unterworfen sind. Ganz wie an der Börse irgendwelche Aktien. Daraus auch nur irgendein literarisches Kriterium abzuleiten, ist schlicht Nonsens!
Seit gestern ist der deutsche Buchhandel komplett überfordert mit der Lieferung von Titeln des neuen Literaturnobelpreisträgers in deutscher Sprache. Weil den hierzulande bislang niemand auf dem Schirm hatte. Ich auch nicht. Was meinen Sie, wie dessen Kurs sich in den nächsten Wochen entwickeln wird – und spätestens nach Weihnachten wieder sinkt???
Fazit: der von Ihnen angeführte Wiederverkaufswert ist kein „Beweis“, sondern allein Ihr persönlicher Fetisch, weil der mal so gar nichts bedeutet. Massengeschmack ist bekanntlich kein Ausweis von literarischer Qualität.
Abschließend: nein, Platons „Symposion“ war kein Roman, aber das lag und liegt schlicht daran, dass es das Genre Roman damals schlicht noch gar nicht gab. Fakt ist: es ist dialogisch geschrieben – und genau auf diesen von Ihnen hier unter #6-Eintrag wollte ich damit eingehen, zumal Sie darin selber nicht von Romanen sprechen, sondern von „Büchern“.
Von daher: wat wolln’se?
Da müssen Sie sich schon an Ihren eigenen Zitaten messen lassen und können kaum sagen, dass ich nicht auf Sie eingegangen bin.
In diesem Sinne: wenn ich den Roman von Moritz Rinke in meinem Eintrag #5 hier nicht in Bausch und Bogen zerrissen habe, dann ganz einfach aus dem Grund, weil das Buch dafür nicht schlecht genug war. Sicher ist es nicht „Der große literarische Wurf“, aber so schlecht, wie Sie es hier machen, ist es eben auch nicht, wenn man sich mit dem Werk des Autors auskennt. Dann kann man das einordnen und im Gegensatz zu Ihnen habe ich genau das getan während Sie nur mit persönlichen Befindlichkeiten und irgendwelchen absurden, sich ständig wechselnden Wert-Statistiken um die Ecke kommen.
Ich weiß daher auch nicht so recht, wieso Sie „fürchten“, dass Moritz Rinkes neuer Roman „Kassengift“ wird. Haben Sie irgendwelche „Aktien“ daran? Irgendeine Wette laufen – und sind nun enttäuscht? Klingt für mich so.
Klingt aber irgendwie auch nach „enttäuschter Liebe“.
Ganz ehrlich: kann Ihnen persönlich doch eigentlich völlig egal sein. Mich wird das jedenfalls nicht schmerzen, wie Sie vermuten.
Ich vertschüsse mich jetzt hier aus dem Forum. Sie haben hier das 1. Wort gehabt – ich überlasse Ihnen gerne das letzte. Es wird mich eh nicht mehr interessieren, weil Sie ja leider zum literarischen Teil hier so gar nichts beizutragen haben.
Das schreiben Sie dann mehr für sich oder andere. Ich reise jetzt weiter mit Frau Menasse nach „Dunkelblum“. Soll wirklich hervorragend sein…
P.S.: Mir wird das hier auch allmählich zu persönlich mit Vorhaltungen und Unterstellungen - wir kommen da gänzlich vom Thema ab.
(...)
Ich bin entsetzt, über den Ton, den Sie hier vom 1. Moment angeschlagen haben, @AstraHolsten.
Menschen wie Sie bezeichnen wir in Wien schon mal als Dodl - mehr als goschert sind Sie nicht.
Ich hole mir den neuen Roman vom Rinke nach meiner Rükkehr aus Südfrankreich und bin sehr gespannt auf das vermeintliche Missvergnügen.
Kopfschüttelnde Grüße von einer Buchhändlerin in Pension
Evaanna
Lese den Roman im Übrigen grade mit Vergnügen...
Nichts für ungut und mit freundlichen Grüßen. Thomas Bockelmann
(...)
(Anm. Redaktion. Noch einmal zur Klarstellung: nachtkritik.de überprüft bei bekannten Namen des Theaterbetriebs, ob der Kommentar authentisch ist. So auch bei Moritz Rinke. Zum zweiten: Von der IP-Adresse von "AstraHolsten" ist in der Nacht unter anderem Pseudonym ein weiterer, in Teilen hämischer Kommentar gegen das Rinke-Buch eingegangen. Der Verdacht eines Privatfeldzugs liegt nahe. Wir verzichten auf weitere Veröffentlichungen. Christian Rakow / Redaktion)