Augenblicke, die verweilen

28. September 2021. Zentrale Momente festhalten, in ein, zwei Bildern zeigen, was wesentlich ist an einer Inszenierung, und so das flüchtige Ereignis Aufführung bewahren: Das ist Anliegen und Auftrag der Theaterfotografie. Wie nähert man sich mit der Kamera einer Inszenierung? Worauf achtet man, wann drückt man auf den Auslöser? Darüber sprechen Susanne Burkhardt und Elena Philipp im Theaterpodcast #39 mit den Fotografinnen Barbara Braun und Ruth Walz.

 

 

Ruth Walz begleitet das Theater seit einem halben Jahrhundert. Mit Regisseur:innen wie Peter Stein, Klaus Michael Grüber, Ruth Berghaus, Luc Bondy, Andrea Breth oder Robert Wilson tritt sie künstlerisch in einen Dialog, dokumentiert die Proben und die Inszenierungen in all ihren Stadien: "Wenn aus einer Aufführung zwei, drei Fotos übrig sind, die ein bisschen genauer erzählen, was das Besondere daran ist, dann bin ich froh", sagt sie über ihre Bilder. Sie gewähren Zugang zu einer außergewöhnlichen Theater-Ära: An Peter Steins Schaubühne, am Halleschen Ufer und dann am Lehniner Platz in Berlin, war Ruth Walz von 1976 bis 1990 fest angestellte Hausfotografin.

Schaubuehne PeterStein Orestie Film 00015a RuthWalz u"Die Orestie des Aischylos", Schaubühne Berlin 1980, Regie: Peter Stein. Fotos: Ruth Walz. Auf dem Bild Elke Petri als Kassandra und der Chor der Ältesten von Argos © Ruth Walz

Die revolutionäre Schaubühnen-Ästhetik, Schauspieler:innen wie Edith Clever, Jutta Lampe oder Otto Sander und die Inszenierungen, die nach monatelangen Proben in aller Welt aufgeführt wurden, kannte man in Übersee nur durch ihre Bilder. Noch immer folgt Ruth Walz freiberuflich als Fotografin den Regisseur:innen, mit denen sie lange arbeitet – Peter Sellars, Jossi Wieler, Krzysztof Warlikowski oder Pierre Audi . "Ich liebe meinen Beruf heute noch", sagt Walz. "In der Sekunde, in der ich im verdunkelten Zuschauerraum stehe, wachsen mir Kräfte zu." Am 7. Oktober eröffnet im Museum für Fotografie in Berlin eine Einzelausstellung mit ihren Werken.

Barbara Braun ist 35 Jahre jünger als Ruth Walz. Kurz vor der Jahrtausendwende hat sie mit der Konzert- und dann mit der Theaterfotografie begonnen. Zwölf Jahre lang war sie Produktionsfotografin am Berliner Ensemble unter Claus Peymann. Und als freie Pressefotografin ist sie schon mal bei täglich drei, vier Theaterproben im Einsatz. Dann bewegt sie sich mit dem Geschehen auf der Bühne mit, durch die leeren Sitzreihen, aber nur selten auf der Bühne, dem Ort der Schauspieler:innen. Ökonomisch wird der Beruf zunehmend prekär – in den Zeitungen werden kaum noch Bilder freier Fotograf:innen abgedruckt, die Sichtbarkeit für Nachwuchstalente fehlt. "Theaterfotografie kann man wirklich nur machen, wenn man das Theater liebt", sagt Barbara Braun.

Worin Theaterfotografie der Wildtierpirsch ähnelt und warum die Arbeit mit Peter Stein an Aischylos' "Orestie" für sie ein "Geschenk für mein Leben" war und "Theater pur", erzählen Barbara Braun und Ruth Walz im Theaterpodcast #39.

 

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