Schluss mit Klatschen auf Balkonen!

Berlin, 3. Oktober 2021. Die Berliner Volksbühne um Neu-Intendant René Pollesch solidarisiert sich mit dem Streik des Berliner Krankenhaus- und Pflegepersonals und lädt zu einer Kundgebung vor dem Großen Haus für kommenden Dienstag um 11 Uhr mit ein. Das geht aus einem Tweet der Aktivistengruppe "Staub zu Glitzer" hervor, die seit Längerem mit Aktionen an der Volksbühne auftritt.

"Jetzt ist Schluss mit Klatschen auf Balkonen! Die streikenden Krankenhausbeschäftigten von Charité, Vivantes und Vivantes-Töchtern bekommen fetten Rückenwind", heißt es in dem Aufruf zur Kundgebung.

Die Pflege-Beschäftigten der Berliner Charité und Vivantes-Kliniken befinden sich seit dem 9. September 2021 im Arbeitskampf um bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal. Die Gewerkschaft Verdi fordert einen "Entlastungstarifvertrag", der "in drei Jahren bis zu 1200 zusätzliche Vollzeit-Pflegekräfte an der Charité, im größeren Vivantes-Konzern sogar 2800 Neubeschäftigte erforderlich machen würde", wie der Tagesspiegel schreibt. Ende September wurde Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck als "Moderator" im Tarifsstreit eingesetzt.

 

(Staub zu Glitzer / tagesspiegel.de / chr)

 

Das Bündnis Staub zu Glitzer trat erstmals 2017 mit der Volksbühnen-Besetzung während der kurzen Intendanz von Chris Dercon in Erscheinung und veranstaltete im Juli 2019 den Alternativen Volksbühnen-Gipfel.

Eine der Frontfrauen von "Staub zu Glitzer", Sarah Waterfeld, schrieb unlängst auf nachtkritik.de einen Essay zur Systemrelevanz der Kunst.

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Kommentare  
Volksbühne pro Pflegestreik: Danke!
Während sich andere Theater um den vermeintlich richtigen Umgang mit "Impfverweigerern" kümmern, richtet die Volksbühne ihren Blick auf das eigentliche Problem, ein seit Jahren bestehend, desolates und kaputt gespartes Gesundheitssystem und gibt den streikenden Pflegern eine ihn gebührende Bühne. Das zeugt von Weitblick, großer Dankbarkeit und wahrer Solidarität mit denjenigen, die von den fließenden Pandemiegeldern bisher nichts gesehen haben. Eine Änderung dieses katastrophalen Zustands, kann man sich auch nicht erimpfen, (Herr Tonndorf) ...., wie man gerade auf den Kinderstationen der Berliner Krankenhäuser sehen kann. Auf Grund von fehlenden Pflegekräften müssen die kleinen Patienten nach Brandenburg verlegt werden.
Volksbühne pro Pflegestreik: prekär
Der Zustand der immer stärker abgebauten Kinder(-Intensiv)-Stationen ist seit etwa einem Jahrzehnt bekannt. Einer der Gründe: Klinikprivatisierung PLUS Fallpauschalensystem. die Behandlung eines Kindes mit der gleichen Diagnose eines Erwachsenen, dauert im Durchschnitt vier Mal so lange, weil die oft schmerzhaften Untersuchungen/Therapien ganz anders als Maßnahme dem kleinen/jungen Menschen vermittelt werden müssen - über das Fallpauschalensystem gibt es bei der gleichen Diagnose aber unabhängig vom Patientenalter/seelisch-geistigen Entwicklungsstand das gleiche Geld für die Behandlung...
Seit Jahren gibt es immer weniger Entbindungsstationen auch, weil werdende Eltern Entbindungsstationen mit angeschlossener Neonatalischer Intensivbetreuungsmöglichkeit selbstverständlich bevorzugen.
Neuerdings müssen offenbar viele Frauen mit drohender Frühgeburt von KH abgewiesen werden - und wieder argumentiert man mit Personal- undoder Bettenmangel. Es fragt aber niemand, wieso es in letzter Zeit offenbar eine höhere als gewöhnliche Anzwahl von Frühgeburten als die zur Not verkraftbare gibt???
Das wird gewiss auch für Privatwirtschaftliche Kliniken ein schwerer Entschluss der abweisung sein: Eine neonatal intensivmedizinisch betreute Geburt bringt einer Klinik ca. 180 000 €, eine normale Geburt höchstens 2000-4000, eine Kaiserschnittgeburt (Anteil mittlerweile 40 %) ca. 8000...
Die Lage ist also nicht nur wegen der fehlenden Pflegekräfte prekär, sie ist kapitalistisch hochgejazzt bis zur Unmenschlichkeit.
Und zwar unter unser allen demokratischen Augen. Hier. Und Heute.
Volksbühne pro Pflegestreik: Dank
@2: Danke. Sehr wichtige Hinweise. Vielen Dank. Und Dank an nk, dass das möglich ist.
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