nachtkritik.de launcht Plattform für Streamingprogramm
Digitales Festspielhaus
Bonn / Berlin, 27. Oktober 2021. Die Redaktion von nachtkritik.de bereitet den Launch der neuen Plattform nachtkritik.plus vor, die am 17. November 2021 zusätzlich zur bestehenden Seite online geht. Mit dem neuen Portal baut das größte überregionale Theaterfeuilleton im Netz sein Angebot weiter aus.
Das Streaming-Programm wird auf nachtkritik.plus verstetigt, die Plattform zu einem Digitalen Festspielhaus ausgebaut: Hier werden Livestreams, Inszenierungsmitschnitte und Formate an der Schnittstelle zu den digitalen Künsten gezeigt und diskutiert. Auch die Interaktions- und Partizipationsmöglichkeiten für Zuschauer:innen werden erweitert.
Für Onlinekonferenzen, Panels und multimedial aufbereitete Dokumentationen ist die Plattform ebenfalls offen. Als regelmäßige neue Formate geplant sind unter anderem das Gesprächsformat "Gegenprobe – das Theatertrio", bei dem (in Kooperation mit dem Literaturforum im Brecht-Haus) – verschiedene Inszenierungen in Auszügen gezeigt und diskutiert werden, ein historischer Stream und thematische Specials. Kontinuierlich werden Kinder- und Jugendtheaterarbeiten gestreamt und von diskursiven Formaten flankiert. Das Programm des Digitalen Festspielhauses wird von der zwölfköpfigen nachtkritik.de-Redaktion kuratiert.
Eröffnet und vorgestellt wird nachtkritik.plus am 17. November 2021 um 18 Uhr mit einem Talk zum postpandemischen Streamen: Esther Slevogt, Redakteurin von nachtkritik.de und Projektleiterin von nachtkritik.plus, Sarah Reimann, Dramaturgin am Berliner HAU, Christian Holtzhauer, Schauspielintendant am Nationaltheater Mannheim, Arne Vogelgesang, Medienkünstler und Regisseur, sowie nachtkritik.de-Redakteurin Elena Philipp als Moderatorin diskutieren über Theater im Netz – nach und unabhängig von der Corona-Pandemie. Im Anschluss gibt es einen Überraschungs-Stream. Am 19. November wird das Kinder- und Jugendprogramm eröffnet. Die berühmte Aufzeichnung von Bertolt Brechts und Erich Engels 1949 entstandener Inszenierung "Mutter Courage" ist am 23. November 2021 der Pilot für die Reihe der historischen Streams. Das vollständige Programm wird in Kürze bekannt gegeben.
Bis zum Frühsommer 2022 wird nachtkritik.plus in Kooperation mit der Dortmunder Akademie für Theater und Digitalität stetig weiter ausgebaut. So sollen eine Community-Plattform für die Entwicklung und kritische Reflexion neuer Technologien und ein dynamisches Archiv entstehen, das Erfahrungen und wegweisende Arbeiten dokumentiert.
Ein weiteres zentrales Tool von nachtkritik.plus wird dann auch ein digitaler Spielplan sein, über den Akteur:innen – Stadttheater, Produktionshäuser, freie Künstler:innen etc. – ihre digitalen Angebote selbst ankündigen können. Informationen beispielsweise zu Streams von Aufführungen, filmischen Theaterarbeiten, diskursiven digitalen Formaten können dann direkt von den Theatermacher:innen eingepflegt werden.
nachtkritik.plus wird gefördert von der Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien im Rahmen des Programms NEUSTART KULTUR.
Pressekontakt: kristina.wydra@local-international.de
(Kristina Wydra / nachtkritik.de)
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Werter Tobias,
es ist sicherlich richtig, die Transformationen, die eine solche Plattform mit sich bringt, kritisch zu begleiten und zu überprüfen. Ihre Stoßrichtung "Marketing" legt aber nahe, dass Sie ihr Urteil bereits gefasst haben, bevor das Unternehmen überhaupt losgeht. nachtkritik.plus wird ein weiteres Schaufenster für Inhalte des Theaters sein (so wie jede Form von Berichterstattung ein Schaufenster bildet). Im Kern ist es auf Intensivierung des kritischen Feedbacks angelegt. Es geht darum, die Kritik, die sich bei uns bis dato nur im Distanzmedium des Textes realisierte, näher an Kunstwerke heranzuführen, also Thesen/Lesarten/Einschätzungen am sichtbaren Gegenstand überprüfbar zu machen. Auf den Austausch zwischen Publikum/Kritik und Kunstwerk zielen die diversen Formate, die hier angedacht sind. Ob und wie das die Form der Kritik verändert, ist eine der Fragen, die mit dieser Plattform untersucht werden.
Herzliche Grüße
Christian Rakow / Redaktion
Der Kern der Kritik bleibt bestehen: das ist vergleichbar mit Stiftung Warentest plus Online-Shop oder mit Netflix, das gleichzeitig die Kritiken für seine eigenen Filme und Serien schreibt.
Dieser grundsätzliche und unauflösliche Interessenskonflikt ist meiner Meinung nach auch nicht damit abgetan, dass das "eine der Frage [ist], die mit dieser Plattform untersucht werden". Die Antwort auf den Hinweis zu einem Interessenskonflikt ist im Kern allen Ernstes: Es soll untersucht werden, ob das eigene kommerzielle Interesse die journalistische Unabhängigkeit gefährdet? Die Antwort wirkt auf mich wie Realsatire.
Meiner Meinung nach verliert nachtkritik damit leider grundsätzlich die Befähigung, unabhängige Kritik zu üben. Schade.
Und Christian Rakows Hinweis auf ein vorgefasstes Urteil bei Tobias wirkt in meiner Einschätzung ebenfalls deplaziert. Warum soll es notwendig sein, den Start der Plattform abzuwarten, um auf ein schwerwiegendes, grundsätzliches, und strukturelles Problem hinzuweisen in der Gleichzeitigkeit von Content-Bereitstellung und Content-Kritik? Ich halte das für einen berechtigten und ganz entscheidenden Kritikpunkt, der die Unabhängigkeit der Kritik und die journalistische Integrität in meiner Einschätzung komplett aushebelt.
Die Reaktion von Herrn Rackow ist sehr enttäuschend, weil die von mir erhoffte, in diesem Thema kritische Sensibilität gegenüber journalistischer Integrität offenbar anders gewichtet wird. Meine Meinung ist nicht vorgefasst gewesen, sondern es war Ausdruck einer Sorge. Insofern danke ich auch Maria, die meinen Punkt richtig dargestellt hat.
Dass es vermutlich unwahrscheinlich ist, dass eine Inszenierung, die von Nachtkritik negativ besprochen wurde, dann auf Nachtkritik.plus im Stream läuft, erscheint mir plausibel, aber dass im Umkehrschluss Inszenierungen, die für die neue Website zur Verfügung gestellt werden nun eine positive Berichterstattung erwarten könnten, leuchtet mir nicht ein. Es ist ja nirgendwo die Rede davon, dass Nachtkritik.plus als Premierenportal fungieren will -- und Besprechungen von Premieren sind doch das kritische Brot und Butter der Nachtkritik.
Aus meiner Sicht gibt es aber innerhalb der geäußerten Vorbehalte ein paar grundsätzliche Missverständnisse.
Sowohl der Vergleich mit der Stiftung Warentest und mehr noch der mit Netflix hinkt gewaltig.
Erstens geht es – soweit ich das lese – nirgends um ein Verkaufsangebot. Nach dieser Logik müsste nachtkritik an den Einnahmen des gut besprochenen und dann gestreamten und damit besser verkauften Stückes beteiligt werden.
Zweitens produziert nachtkritik die Stücke meines Wissens nach auch noch nicht selbst – das wäre beim Netflix-Vergleich so.
Von welchem oder wessen "kommerziellen Interesse" wird hier also gesprochen?
Und selbst der Hinweis, dass nachtkritik vermutlich keine negativ besprochenen Arbeiten streamen wird, ist pure Spekulation. Im Text steht eindeutig, dass es um mehr Möglichkeiten der Diskussion, um diskursive Formate geht. Für mich schimmert hier leider der häufig recht eindimensionale, eifersüchtige Blick unseres eigenen produzierenden Gewerbes durch, für das es meist nur hit or miss gibt. Ich erlebe die Kolleg*innen von nachtkritik sein Jahren um ein vielfaches diskursiver, reflektierter und vielschichtiger als das sich primär an der diskurshoheitlichen Speerspitze wähnende Theater selbst, dass aber an Austausch eher weniger interessiert ist. Der Intendant hat diffuse Ängste vor dem Abo, deshalb wird die non-konforme Inszenierung der jungen Regisseurin, die er selbst scheiße findet, schnellstmöglich abgesetzt, wohingegen seiner eigene Arbeit selbstverständlich über jeden Zweifel erhaben ist. Aus der Sozialisierung mit dieser autoritären Denke heraus speist sich meiner Meinung nach der Vorwurf, die nachtkritik würde hier irgendeiner eigenen Agenda folgen. "Realsatire"? "Verliert grundsätzlich die Befähigung"? Geht’s bitte ne Nummer kleiner? Oder glaubt hier jemand ernsthaft, die nachtkritik lässt sich kommentarlos von Sebastian Hartmann dann sechsstellige Beträge spenden, wenn seine Inszenierung gut besprochen und dann auch noch gestreamt wird? Ich verstehe es wirklich nicht – sofern es tatsächlich um den Vorwurf der Kommerzialisierung geht, und nicht nur um die (durchaus nachvollziehbare) nagende Angst, dass die eigenen Sachen wieder nicht gut genug wegkommen.
Wir – die Branche – bekommen hier einen saftigen Gang in Richtung Zukunftsfähigkeit des Theaters auf dem Silbertablett serviert: Digitales Festspielhaus, Community-Plattform, digitaler Spielplan, der selbst gepflegt werden kann! Ich meine, HALLO?! Und das Erste, was kommt, ist „journalistischer Interessenkonflikt“ anhand von absurden Vergleichen?
Sorry, ich werde wieder wütend beim Schreiben, aber es ist einfach so ein Armutszeugnis. Die nachtkritik macht UNSERE Arbeit. Die Arbeit, die WIR – bzw. unsere Institutionen – nicht hinbekommen. Nicht mal, seit die Pandemie uns quasi ins Problembewusstsein zwingt. Seit (mindestens) anderthalb Jahren verpennen die meisten Theater das Nachdenken über eine möglicherweise andere, zeitgemäße Sicht auf Vermittlung, Kommunikation, Vernetzung, Präsentation, damit tatsächlich das künstlerische Schaffen und der Austausch darüber in den Fokus rücken können, und nicht an Abo, Auslastung und Abistoff geklebt wird, wie wir uns das von der Kommunalpolitik diktieren lassen.
Ich bin sehr gespannt und wünsche einen guten Start!